Blondes Herz
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Bernardine Evaristo, geboren 1959, wuchs als viertes von acht Kindern in London auf. Sie ist Professorin für Kreatives Schreiben an der Brunel University London und Präsidentin der Royal Society of Literature. Sie gewann als erste Schwarze Autorin den Booker-Preis für ihren Bestsellerroman Mädchen, Frau etc. (2021). Außerdem bei Tropen erschienen: Manifesto. Warum ich niemals aufgebe (2022), Mr. Loverman (2023) und Zuleika (2024).
Beiträge
Was wäre, wenn nicht Europa über die Welt hergefallen und sie kolonialisiert hätte? Wenn stattdessen der schwarze Kontinent geografisch sowie wirtschaftlich die Herrschaft übernommen hätte? Und was, wenn die negriden Menschen sich zur beherrschenden Gattung aufgeschwungen, ja die Mongoliden und die Europiden gar mit den Neo-Primaten lediglich der Gruppe der Menschlichen zugeordnet hätten; sich selbst aber als alleinige Vertreter der Menschen betrachtet hätten? Wenn die Negriden sich das Recht heraus genommen hätten, die Küsten Europas zu bereisen und Europiden einzufangen, um sie zu versklaven? Genau diese Sicht gibt das vorliegende Buch; und meiner Meinung nach hat die Autorin es eindrucksvoll geschafft eine Umkehr in Worte und Bilder zu fassen, die auf der einen Seite die Grausamkeit des Umgangs mit Menschen als Sache zeigt, und auf der anderen Seite die Ignoranz der Herrschenden, sich überlegen fühlenden Menschen gegenüber den Gefühlen aber auch der Kultur und der Religion der vermeintlich Unterlegenen. Ja, es gibt bereits zahlreiche Bücher und Filme, welche den grausamen Umgang mit versklavten Afrikanern aufzeigen; Roots, Twelve Years a Slave, Amistad, Beloved oder JAMES um nur einige zu nennen. Doch wie anfangs gesagt, hier ist es zur Umkehr gekommen. Dem Europäer wird - unterbewusst oder bewusst - um ein weiteres klar, wie unmenschlich das Verhalten gegenüberr den verschleppten Menschen war. Eingepfercht zu hunderten in Sklavenschiffen, der Mannschaft ausgeliefert, wie Vieh begutachtet und in Besitz genommen; jegliche Menschenrechte abgesprochen. Wie Zuchtvieh und Arbeitstiere gehalten - grausamste Strafen bei Widerspruch oder gar Flucht. Gleichzeitig ließ es mich auf eine jüngere deutsche und europäische Geschichte schauen; denn auch Bücher und Filme über den unsäglichen Umgang mit Andersdenkenden oder Juden in der NS-Zeit weisen entsprechende Gräueltaten auf. Und auch der Rückblick auf die weitere europäische Geschichte - Griechenland, Römisches Reich, Leibeigenschaft im Mittelalter - zeigen auf, dass das Thema Sklaverei und Überheblichkeit der Menschen ein wichtiges Thema ist. Und hier hat die Autorin nun die allen bekannte Versklavung der schwarzen Menschen aus Afrika aufgenommen und umgekehrt. Dabei ist es ihr gelungen, auch alle Facetten der Folgen mit umzukehren. So gibt es durchaus freie Waisse - die aber als verarmte Tagelöhner ihr Dasein fristen - Halbschwaarze - Kinder von Waisen Sklavinrn und ihren Herren. Die weißen Sklaven erhalten von ihren Herren afrikanische Namen, die sie kaum aussprechen können und haben sich eine Kauderwelsch-Sprache angeeignet, die leicht dümmlich wirkt (hier lohnt zum Vergleich mal der Blick in JAMES von P. Everett). Außerdem haben sie eine laute Religion entwickelt, hinter der sie ihre eigentlichen christlichen Messen verbergen. Wird durch Afrikaner die Zivilisation der Europiden betrachtet, so kommt es ihnen fremd und primitiv vor - der Leser erkennt allerdings normale Gebräuche des Mittelalters; wobei die Autorin dem Afrikaner im entsprechenden Abschnitt tatsächlich unmenschliche Verhalten der „primitiven Bewohner“ zeigt - nämlich denen rund um die Hexenverfolgung (Folter, Hexenprobe und Hinrichtungen). Das Buch ist in drei Abschnitte aufgeteilt. Teil 1 beschreibt den Fluchtversuch der Haussklavin Doris - einer Bauerstochter aus England; hierbei erfährt der Leser über Zeitsprünge auch etwas über die Herkunft von der Doris. Teil 2 enthält das Essay eines bedeutenden Sklavenhalters, in welchem er genau auseinandersetzt, warum die Negriden Menschen über die Menschlichen herrschen und was deren Unterlegenheit ausmacht. Teil 3 beschreibt dann zum einen das Leben der Sklaven auf einer Zuckerrohrplantage sowie die Schrecken der Gefangennahme und Verschiffung der Sklaven. Und was zunächst wie eine Satire beginnt, wandelt sich zu einem erschreckendem Blick in die Abgründe der Menschheit. Ein Buch was, leicht gelesen, einen schweren Eindruck hinterlässt. Für mich mit 5/5 eine klare Empfehlung für Alle, die sich mit dem Thema noch einmal anders auseinandersetzen möchten.
Interessante Neuinterpretation/Umkehr des Sklavenhandels, die mich jedoch sprachlich/stilistisch nur bedingt fesseln konnte und emotional nicht ins Herz traf.
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Autorenbeschreibung
Bernardine Evaristo, geboren 1959, wuchs als viertes von acht Kindern in London auf. Sie ist Professorin für Kreatives Schreiben an der Brunel University London und Präsidentin der Royal Society of Literature. Sie gewann als erste Schwarze Autorin den Booker-Preis für ihren Bestsellerroman Mädchen, Frau etc. (2021). Außerdem bei Tropen erschienen: Manifesto. Warum ich niemals aufgebe (2022), Mr. Loverman (2023) und Zuleika (2024).
Beiträge
Was wäre, wenn nicht Europa über die Welt hergefallen und sie kolonialisiert hätte? Wenn stattdessen der schwarze Kontinent geografisch sowie wirtschaftlich die Herrschaft übernommen hätte? Und was, wenn die negriden Menschen sich zur beherrschenden Gattung aufgeschwungen, ja die Mongoliden und die Europiden gar mit den Neo-Primaten lediglich der Gruppe der Menschlichen zugeordnet hätten; sich selbst aber als alleinige Vertreter der Menschen betrachtet hätten? Wenn die Negriden sich das Recht heraus genommen hätten, die Küsten Europas zu bereisen und Europiden einzufangen, um sie zu versklaven? Genau diese Sicht gibt das vorliegende Buch; und meiner Meinung nach hat die Autorin es eindrucksvoll geschafft eine Umkehr in Worte und Bilder zu fassen, die auf der einen Seite die Grausamkeit des Umgangs mit Menschen als Sache zeigt, und auf der anderen Seite die Ignoranz der Herrschenden, sich überlegen fühlenden Menschen gegenüber den Gefühlen aber auch der Kultur und der Religion der vermeintlich Unterlegenen. Ja, es gibt bereits zahlreiche Bücher und Filme, welche den grausamen Umgang mit versklavten Afrikanern aufzeigen; Roots, Twelve Years a Slave, Amistad, Beloved oder JAMES um nur einige zu nennen. Doch wie anfangs gesagt, hier ist es zur Umkehr gekommen. Dem Europäer wird - unterbewusst oder bewusst - um ein weiteres klar, wie unmenschlich das Verhalten gegenüberr den verschleppten Menschen war. Eingepfercht zu hunderten in Sklavenschiffen, der Mannschaft ausgeliefert, wie Vieh begutachtet und in Besitz genommen; jegliche Menschenrechte abgesprochen. Wie Zuchtvieh und Arbeitstiere gehalten - grausamste Strafen bei Widerspruch oder gar Flucht. Gleichzeitig ließ es mich auf eine jüngere deutsche und europäische Geschichte schauen; denn auch Bücher und Filme über den unsäglichen Umgang mit Andersdenkenden oder Juden in der NS-Zeit weisen entsprechende Gräueltaten auf. Und auch der Rückblick auf die weitere europäische Geschichte - Griechenland, Römisches Reich, Leibeigenschaft im Mittelalter - zeigen auf, dass das Thema Sklaverei und Überheblichkeit der Menschen ein wichtiges Thema ist. Und hier hat die Autorin nun die allen bekannte Versklavung der schwarzen Menschen aus Afrika aufgenommen und umgekehrt. Dabei ist es ihr gelungen, auch alle Facetten der Folgen mit umzukehren. So gibt es durchaus freie Waisse - die aber als verarmte Tagelöhner ihr Dasein fristen - Halbschwaarze - Kinder von Waisen Sklavinrn und ihren Herren. Die weißen Sklaven erhalten von ihren Herren afrikanische Namen, die sie kaum aussprechen können und haben sich eine Kauderwelsch-Sprache angeeignet, die leicht dümmlich wirkt (hier lohnt zum Vergleich mal der Blick in JAMES von P. Everett). Außerdem haben sie eine laute Religion entwickelt, hinter der sie ihre eigentlichen christlichen Messen verbergen. Wird durch Afrikaner die Zivilisation der Europiden betrachtet, so kommt es ihnen fremd und primitiv vor - der Leser erkennt allerdings normale Gebräuche des Mittelalters; wobei die Autorin dem Afrikaner im entsprechenden Abschnitt tatsächlich unmenschliche Verhalten der „primitiven Bewohner“ zeigt - nämlich denen rund um die Hexenverfolgung (Folter, Hexenprobe und Hinrichtungen). Das Buch ist in drei Abschnitte aufgeteilt. Teil 1 beschreibt den Fluchtversuch der Haussklavin Doris - einer Bauerstochter aus England; hierbei erfährt der Leser über Zeitsprünge auch etwas über die Herkunft von der Doris. Teil 2 enthält das Essay eines bedeutenden Sklavenhalters, in welchem er genau auseinandersetzt, warum die Negriden Menschen über die Menschlichen herrschen und was deren Unterlegenheit ausmacht. Teil 3 beschreibt dann zum einen das Leben der Sklaven auf einer Zuckerrohrplantage sowie die Schrecken der Gefangennahme und Verschiffung der Sklaven. Und was zunächst wie eine Satire beginnt, wandelt sich zu einem erschreckendem Blick in die Abgründe der Menschheit. Ein Buch was, leicht gelesen, einen schweren Eindruck hinterlässt. Für mich mit 5/5 eine klare Empfehlung für Alle, die sich mit dem Thema noch einmal anders auseinandersetzen möchten.