Arbeit und Struktur
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Wolfgang Herrndorf, 1965 in Hamburg geboren und 2013 in Berlin gestorben, hat Malerei studiert. 2002 erschien sein Debütroman In Plüschgewittern, 2007 der Erzählband Diesseits des Van-Allen-Gürtels, 2010 und 2011 folgten die Romane Tschick und Sand, 2013 posthum das Tagebuch Arbeit und Struktur und 2014 der Fragment gebliebene Roman Bilder deiner großen Liebe.
Beiträge
Vermutlich ist der größte Fehler, den wir im Leben machen können, dass wir das Leben für gegeben nehmen; die Leute, die um ihren bevorstehenden Tod wissen, sagen oft, dass sie erst auf den letzten Metern so richtig gelebt haben, und Herrndorfs Buch über seine letzten Tage ist so schrecklich ehrlich und weckt in mir den Drang, mein Leben schonungslos zu leben, so wir es mir passt und nicht wie andere es von mir erwarten; die Tage nicht blind anzunehmen, sondern Erinnerungen zu schaffen - auch wenn mir noch ungewiss viele Jahre in diesem Leben vergönnt sind. Es braucht solche Bücher, immer wieder und wieder. Weil wir aufwachen müssen aus dieser Blindheit, immer und immer wieder.
2. Lesen Januar 2022 Nachtrag zur 2016-Review: Hat mich beim 2. Mal lesen irgendwie noch mehr getroffen, obschon ich mich an so viel erinnerte und wusste, welche Episoden kommen. Nichtsdestotrotz geleitet Herrndorfs schwarzer Humor/sein Sarkasmus, seine ganze Art einen durch die Blogeinträge. Einige seiner Lieblingsbücher und -autoren habe ich nochmal notiert für etwaige Lektüren in der Zukunft. So erschreckend, dass er seinen Freitod schon 2010 mit einem Plan und Vorsatz versah. Das Lesen ist schmerzhaft, kein bisschen heilsam. Die Arbeit an seinen Romanen und das Geleit seiner Freund:innen und anderer Autor:innen sind wohl die positiven Aspekte dieser sehr persönlichen Memoir. "Da sitzt etwas und ruft: Du stirbst." (S. 120) - und man erfährt nicht nur von Herrndorfs Krebserkrankung, er ist mit einer unglaublichen Anzahl anderer Krebspatient:innen befreundet oder steht mit ihnen in Kontakt, ihre Tode sind auch immer vermerkt. Hatte wohl komplette Amnesie, was den "Wedding"-Teil des Buches anging. Nachdem ich nun selbst dort wohnte, sind mir die Orte, die er erwähnt noch viel vertrauter. Nordufer/Hohenzollernkanal, Plötzensee, Leopoldplatz, Seestraße. Alles so bekannt. Immer noch geschmunzelt über das "diskrete Gemüse", über seine ironische Auflistung der Alternativtitel für "Sand", überrascht von so vielen Dokus über Freitod und Sterbehilfe, die er sich anschaut, immer gefreut an seiner Begeisterung für das Berliner Grün. Ach, du fehlst Herrndorf. Wird Zeit, den Dorotheenstädtischen Friedhof wieder einmal zu besuchen... 1. Lesen Mai 2016 Frühjahr 2010 - Diagnose Glioblastom, bösartiger Hirntumor. August 2013 - Suizid des Autors am Hohenzollernkanal. Und dazwischen dieses Blog, das es seit 2013 in Buchform gibt. Diese tagebuchartigen Einträge bringen uns nahe an Herrndorfs Leben heran. Es beginnt mit Besuchen der Psychatrie, der Charité. Generelles Berlinsetting löste bei mir sofort Begeisterung aus, alles bekannte Orte rund um die Torstraße und Berlin-Mitte. Angst, Panik, Anfälle, Hoffnung, Gedanken über das Ableben, möglichen Freitod bekommen wir gebündelt, manchmal knapp und pragmatisch, gern poetisch aufgeladen mit. Der Ton wechselt zwischen lakonischem Feststellen und tragikomischen Schwanken, was die Zukunft bringen mag, ob es sich lohnt, daran zu glauben. Für LeserInnen [klassischer Literatur] wird die Lesesozialisation Herrndorfs sehr spannend sein. Ich habe nun eine ganze Liste an Werken und Autoren, die ich unbedingt kennenlernen möchte. Er spricht auch über eher 'unbekanntes' in der Literatur, wie die Lyrik Günter Eichs, die Aufzeichnungen des Frühromantikers Wackenroder oder den mittelalterlichen Alexanderroman des Pfaffen Lamprecht - alles Werke, die ich vor kaum einem Jahr selber las. "Mein Leben ist zu kurz, ich lese nur noch Bücher, die wirklich gut sind." (S. 137) Bis zu den Einträgen 2012 [sehr geprägt durch die Arbeit an "Sand"] hegt man immer wieder leise Hoffnung, bis dann der Umschwung kommt. Es folgen weitere Operationen, um dem Tumor entgegen zu treten. Die Fotos Herrndorfs im Buch spielen einem fast Normalität vor. Ich war überrascht, wie viel Humor einem in diesem Sterbetagebuch begegnet, wie viel Herrndorf sich traut, aufzuschreiben, wie er sich und sein Hirn als "diskretes Gemüse" (S. 146) betitelt. Viel 'spoilern' kann man bei diesem Buch nicht, ihr wisst doch, worauf es hinausläuft. Irgendetwas am Ende hat mich leider wieder auf Distanz gebracht, obschon der Rest mich mit großer Begeisterung zurückließ. Unbedingte Leseempfehlung! (:
Als ich den Eintrag las in dem Herrndorf seine Begegnung an der Fussgängerampel beschrieb fand ich es einerseits richtig witzig aber dann auch wieder echt traurig und sehr ergreifend! Ich bewundere den Mut von Herrndorf die Welt an den letzten drei Jahren seines Lebens so ungefiltert teilhaben zu lassen!
Die letzten drei Jahre des Lebens von Wolfgang Herrndorf. Rührend, ehrlich, tragisch, aber auch Stellen, die mich zum schmunzeln gebracht haben.
Interlektuell nicht ganz einfach
Mich hat dieses Buch zwischenzeitlich wirklich an meine Grenzen gebracht. Ich habe es oft als extrem verwirrend, mit unfassbar vielen Informationen, welche für mich auch nicht immer einen Sinnvollen Zusammenhang hatten, empfunden. Das hat mich zumeist unzufrieden zurück gelassen. Außerdem denke ich leider, dass ich nicht genug Bildung habe um alle Gedankengänge von dem Autor verfolgen zu können. Einerseits war das Verwirrende sehr störend für mich, andererseits denke ich, ist es auch ein Großteil dessen, was das Buch ausmacht, denn es spiegelt das Wesen und das Sein des Autors zu diesen Zeitpunkten wieder. Zwischenzeitlich war das Buch aber auch sehr amüsant, hatte schöne Denkanstöße und tolle Anekdoten. Alles in allem ein ganz gutes Buch, nur für mich intellektuell glaube ich ein Stück zu hoch…
Interessante Gedanken - wird gegen Ende schwächer. Mag am Tod liegen
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Autorenbeschreibung
Wolfgang Herrndorf, 1965 in Hamburg geboren und 2013 in Berlin gestorben, hat Malerei studiert. 2002 erschien sein Debütroman In Plüschgewittern, 2007 der Erzählband Diesseits des Van-Allen-Gürtels, 2010 und 2011 folgten die Romane Tschick und Sand, 2013 posthum das Tagebuch Arbeit und Struktur und 2014 der Fragment gebliebene Roman Bilder deiner großen Liebe.
Beiträge
Vermutlich ist der größte Fehler, den wir im Leben machen können, dass wir das Leben für gegeben nehmen; die Leute, die um ihren bevorstehenden Tod wissen, sagen oft, dass sie erst auf den letzten Metern so richtig gelebt haben, und Herrndorfs Buch über seine letzten Tage ist so schrecklich ehrlich und weckt in mir den Drang, mein Leben schonungslos zu leben, so wir es mir passt und nicht wie andere es von mir erwarten; die Tage nicht blind anzunehmen, sondern Erinnerungen zu schaffen - auch wenn mir noch ungewiss viele Jahre in diesem Leben vergönnt sind. Es braucht solche Bücher, immer wieder und wieder. Weil wir aufwachen müssen aus dieser Blindheit, immer und immer wieder.
2. Lesen Januar 2022 Nachtrag zur 2016-Review: Hat mich beim 2. Mal lesen irgendwie noch mehr getroffen, obschon ich mich an so viel erinnerte und wusste, welche Episoden kommen. Nichtsdestotrotz geleitet Herrndorfs schwarzer Humor/sein Sarkasmus, seine ganze Art einen durch die Blogeinträge. Einige seiner Lieblingsbücher und -autoren habe ich nochmal notiert für etwaige Lektüren in der Zukunft. So erschreckend, dass er seinen Freitod schon 2010 mit einem Plan und Vorsatz versah. Das Lesen ist schmerzhaft, kein bisschen heilsam. Die Arbeit an seinen Romanen und das Geleit seiner Freund:innen und anderer Autor:innen sind wohl die positiven Aspekte dieser sehr persönlichen Memoir. "Da sitzt etwas und ruft: Du stirbst." (S. 120) - und man erfährt nicht nur von Herrndorfs Krebserkrankung, er ist mit einer unglaublichen Anzahl anderer Krebspatient:innen befreundet oder steht mit ihnen in Kontakt, ihre Tode sind auch immer vermerkt. Hatte wohl komplette Amnesie, was den "Wedding"-Teil des Buches anging. Nachdem ich nun selbst dort wohnte, sind mir die Orte, die er erwähnt noch viel vertrauter. Nordufer/Hohenzollernkanal, Plötzensee, Leopoldplatz, Seestraße. Alles so bekannt. Immer noch geschmunzelt über das "diskrete Gemüse", über seine ironische Auflistung der Alternativtitel für "Sand", überrascht von so vielen Dokus über Freitod und Sterbehilfe, die er sich anschaut, immer gefreut an seiner Begeisterung für das Berliner Grün. Ach, du fehlst Herrndorf. Wird Zeit, den Dorotheenstädtischen Friedhof wieder einmal zu besuchen... 1. Lesen Mai 2016 Frühjahr 2010 - Diagnose Glioblastom, bösartiger Hirntumor. August 2013 - Suizid des Autors am Hohenzollernkanal. Und dazwischen dieses Blog, das es seit 2013 in Buchform gibt. Diese tagebuchartigen Einträge bringen uns nahe an Herrndorfs Leben heran. Es beginnt mit Besuchen der Psychatrie, der Charité. Generelles Berlinsetting löste bei mir sofort Begeisterung aus, alles bekannte Orte rund um die Torstraße und Berlin-Mitte. Angst, Panik, Anfälle, Hoffnung, Gedanken über das Ableben, möglichen Freitod bekommen wir gebündelt, manchmal knapp und pragmatisch, gern poetisch aufgeladen mit. Der Ton wechselt zwischen lakonischem Feststellen und tragikomischen Schwanken, was die Zukunft bringen mag, ob es sich lohnt, daran zu glauben. Für LeserInnen [klassischer Literatur] wird die Lesesozialisation Herrndorfs sehr spannend sein. Ich habe nun eine ganze Liste an Werken und Autoren, die ich unbedingt kennenlernen möchte. Er spricht auch über eher 'unbekanntes' in der Literatur, wie die Lyrik Günter Eichs, die Aufzeichnungen des Frühromantikers Wackenroder oder den mittelalterlichen Alexanderroman des Pfaffen Lamprecht - alles Werke, die ich vor kaum einem Jahr selber las. "Mein Leben ist zu kurz, ich lese nur noch Bücher, die wirklich gut sind." (S. 137) Bis zu den Einträgen 2012 [sehr geprägt durch die Arbeit an "Sand"] hegt man immer wieder leise Hoffnung, bis dann der Umschwung kommt. Es folgen weitere Operationen, um dem Tumor entgegen zu treten. Die Fotos Herrndorfs im Buch spielen einem fast Normalität vor. Ich war überrascht, wie viel Humor einem in diesem Sterbetagebuch begegnet, wie viel Herrndorf sich traut, aufzuschreiben, wie er sich und sein Hirn als "diskretes Gemüse" (S. 146) betitelt. Viel 'spoilern' kann man bei diesem Buch nicht, ihr wisst doch, worauf es hinausläuft. Irgendetwas am Ende hat mich leider wieder auf Distanz gebracht, obschon der Rest mich mit großer Begeisterung zurückließ. Unbedingte Leseempfehlung! (:
Als ich den Eintrag las in dem Herrndorf seine Begegnung an der Fussgängerampel beschrieb fand ich es einerseits richtig witzig aber dann auch wieder echt traurig und sehr ergreifend! Ich bewundere den Mut von Herrndorf die Welt an den letzten drei Jahren seines Lebens so ungefiltert teilhaben zu lassen!
Die letzten drei Jahre des Lebens von Wolfgang Herrndorf. Rührend, ehrlich, tragisch, aber auch Stellen, die mich zum schmunzeln gebracht haben.
Interlektuell nicht ganz einfach
Mich hat dieses Buch zwischenzeitlich wirklich an meine Grenzen gebracht. Ich habe es oft als extrem verwirrend, mit unfassbar vielen Informationen, welche für mich auch nicht immer einen Sinnvollen Zusammenhang hatten, empfunden. Das hat mich zumeist unzufrieden zurück gelassen. Außerdem denke ich leider, dass ich nicht genug Bildung habe um alle Gedankengänge von dem Autor verfolgen zu können. Einerseits war das Verwirrende sehr störend für mich, andererseits denke ich, ist es auch ein Großteil dessen, was das Buch ausmacht, denn es spiegelt das Wesen und das Sein des Autors zu diesen Zeitpunkten wieder. Zwischenzeitlich war das Buch aber auch sehr amüsant, hatte schöne Denkanstöße und tolle Anekdoten. Alles in allem ein ganz gutes Buch, nur für mich intellektuell glaube ich ein Stück zu hoch…
Interessante Gedanken - wird gegen Ende schwächer. Mag am Tod liegen