Sand
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Wolfgang Herrndorf, 1965 in Hamburg geboren und 2013 in Berlin gestorben, hat Malerei studiert. 2002 erschien sein Debütroman "In Plüschgewittern", 2007 der Erzählband "Diesseits des Van-Allen-Gürtels", 2010 und 2011 folgten die Romane "Tschick" und "Sand", 2013 posthum das Tagebuch "Arbeit und Struktur" und 2014 der Fragment gebliebene Roman "Bilder deiner großen Liebe".
Beiträge
Sand, das ist eigentlich schon eine recht treffende Beschreibung. Denn diese Geschichte, ist wie eben jene feinkörnige, lockere Substanz aus verwittertem Stein. Du willst sie greifen und doch rieselt sie dir durch die Finger, nicht zu packen. Trotzdem bleibt sie in kleinsten Teilen an fast allem haften, das sie berührt. Nach einer gefühlten Ewigkeit taucht immer mal wieder ein Körnchen irgendwo auf und weckt Erinnerungen an das, was war. Manchmal ist das recht angenehm, ein wohliges Gefühl in das du dich gern hinein bettest und voller Genuss verweilst. Dann wieder ist es störend und rau. Es scheuert und nervt unsäglich und wenn du denkst, dass du es dann endlich los bist, dass es doch gar nicht so schlimm war, dann, ja dann knirscht auf einmal so ein kleines Biest zwischen deinen Zähnen und frustriert lässt du den Dingen ihren Lauf. Herrndorfs Prosa war definitiv mein wohliges Gefühl und ich mag es einfach, wie er seine Geschichten erzählt. Schonungslos, ohne viel Schnickschnack und immer mit diesem ganz eigenen Sog, der hier anfangs zwar etwas fehlte, später aber dafür umso gewaltiger war. Die Geschichte an sich war verwirrend. Und frustrierend. Aber auch spannend und irgendwie etwas tragikomisch. Sie bot weder Halt noch festen Boden unter den Füßen und du kannst nur dabei zusehen, wie du hilflos Stück für Stück in ihr versinkst. Treibsand. Alles ist im Fluss und ständig passiert etwas Unvorhergesehenes und meist auch ziemlich Unwahrscheinliches. Beständigkeit bietet die Tatsache, dass vermutlich alles schief geht, was schief gehen kann. Und du wühlst dich durch diesen Berg aus Sand, siebst die einzelnen Körnchen teils mühsam auseinander, suchst nach dem, was da irgendwo verborgen liegt… und am Ende? Tja, am Ende war’s eigentlich alles umsonst. Auch wenn es sich vielleicht nicht so anhört, aber ich fand dieses Buch ziemlich gut. Ich empfehle es allen, die verworrene Geschichten mögen und vor allem aushalten und außerdem damit umgehen können, wenn die letzte Seite eines Buches eher Frust als Happy End mit sich bringt.

Wenn ein Buch, das sich hauptsächlich um einen von Amnesie betroffenen Mann dreht, dich als Leserin verwirrt zurücklässt ... Ist das dann gut? Dieses Werk von Herrndorf hat mich in einem furchtbaren Zwiespalt zurückgelassen. Der Beginn war verwirrend und [für mich] nichtssagend, deswegen begann ich das Buch seit es sich in meinem Besitz befindet [September 2013] bereits ca. 4-5mal. Mein letzter Versuch war im April 2015, nun zum Ende des Jahres 2015 gelang es mir. Gedankt sei besonders Annika [Anni K. Mars] und Lisa [lcamilleee] für ihre Herrndorf-Begeisterung. Ich fand das Buch nicht schlecht - auf gar keinen Fall, aber ich fürchte, mir ist vieles entgangen. Wir verfolgen definitiv mehr als drei der hauptsächlichen Erzählstränge, die wichtigsten sind aber zu Beginn die des Polizisten Polidorio, die des Amnesie-Betroffenen und der platinblonden Helen Gliesner. Was für verrückt-abstruse Figuren, die mit noch seltsameren Zeitgenossen interagieren. Spannungsaufbau steht im Vordergrund, mittendrin zeigen sich aber unglaublich viele Längen, die es manchmal schwierig machen, 100%ige Aufmerksamkeit zu geben. Einige Dialoge erschlossen sich mir absolut nicht [z.B. Der Amnesische mit einer drogensüchtigen Prostituierten, die ihn mit so viel Fäkalsprache bedenkt, dass es mir wirklich zuwider war]. Teilweise reflektiert der Erzähler selbst das Geschehen und wie unglaubwürdig es gerade wirkt, aber durchaus wahr sein muss - das amüsierte mich über weite Strecken des Romans und gab dem Buch einen ganz eigenen Humor. Mit einer überschaulicher Regelmäßigkeit von knapp 40-50 Seiten bekommt die amnesische Hauptfigur aufs Maul und irgendwie habe ich ab der Hälfte des Romanes schon die Seiten gezählt, bis es wieder passieren muss. Der arme Mann. Die Zusammenführung der Erzählstränge kam für mich nicht übermäßig überraschend, war aber recht kreativ. Und ich danke Herrndorf für seine Unhappy-Endings. Das gab den nachdenklich-melancholischen Touch am Ende. Habe ich bereits erwähnt, dass diese Geschichte zu 99% in der Wüste spielt? Sand, Sand, noch mehr Sand. Leichen im Sand, Fata Morganen, schießwütige Verrückte, Schnapsbrennereien und Sand. Irgendwann rieselte es mir bereits entgegen. Und natürlich Temperaturen von 40°. Eine besondere Winterlektüre zur Weihnachtszeit. ;) Wort- und Sprachspiele innerhalb des Romanes wussten besonderes Interesse bei mir zu wecken. An einer Stelle findet die Hauptfigur ein Lexikon von A-M und im Folgesatz wird eine Szene hauptsächlich mit atmosphärischem Vokabular beschrieben, das mit M beginnt [Millimeterdünne Mondsichel, Minarette, Männer, Mitternacht]. Solche kleinen Momente gefielen mir besonders. Es ist definitiv kein einfaches Buch, ich brauchte lange, um den richtigen Zugang zu finden, umso mehr ich jedoch gerade reflektiere, umso besser wird es für mich. Gerade was Humor und Sprachspiele und das Aufdecken verschiedenster Handlungsmotive angeht. Viel Potential, aber ebenfalls noch einige Schwächen.
Ein ganz wundervoll geschriebenes Buch einer verschlungenen Geschichte mit viel Witz und ebenso viel Tragik, einer hohen Zahl an glücklichen und oft weniger glücklichen Zufällen und dadurch einer großen Menge an Leichen im Sand. Noch als ich nur zur Hälfte im Buch war, habe ich mir alle anderen Bücher Wolfgang Herrndorfs bestellt. Der Schreibstil! Hach, ich könnte ins Schwärmen kommen. Wenn mir Sätze gut gefallen, lese ich sie oft noch einmal...und hier habe ich oft Sätze zurückgespult. Viele Ausdrücke scheinen einfach perfekt und dabei doch nicht blasiert. Hinzu kommen die wundervoll gezeichneten Charaktere, die beste und erschreckend glaubwürdige Darstellung von Verwirrung, die ich bisher gelesen habe. Aber nicht nur der Stil machen das Lesen zu einem Erlebnis, sondern auch die verstrickten Handlungsstränge und der (meistens boshafte) Zufall, der unserem (Anti?)Helden das Leben schwer macht und wahrscheinlich der konstanteste Charakter im Buch ist. Eine kleine Auswahl meiner Lieblingszitate: "Eine Zehn-Watt-Birne über dem Tisch verbreitete Dunkelheit." (227) "Vier ratlose Männer in einem Sportwagen voller Essensreste" (363) "Im Hotel gab es eine Reservierung für einen Mann namens Herrlichkoffer. Herrlichkoffer, das ist deutsch und heißt so viel wie Herrlichkoffer." (421)
Beschreibung
Autorenbeschreibung
Wolfgang Herrndorf, 1965 in Hamburg geboren und 2013 in Berlin gestorben, hat Malerei studiert. 2002 erschien sein Debütroman "In Plüschgewittern", 2007 der Erzählband "Diesseits des Van-Allen-Gürtels", 2010 und 2011 folgten die Romane "Tschick" und "Sand", 2013 posthum das Tagebuch "Arbeit und Struktur" und 2014 der Fragment gebliebene Roman "Bilder deiner großen Liebe".
Beiträge
Sand, das ist eigentlich schon eine recht treffende Beschreibung. Denn diese Geschichte, ist wie eben jene feinkörnige, lockere Substanz aus verwittertem Stein. Du willst sie greifen und doch rieselt sie dir durch die Finger, nicht zu packen. Trotzdem bleibt sie in kleinsten Teilen an fast allem haften, das sie berührt. Nach einer gefühlten Ewigkeit taucht immer mal wieder ein Körnchen irgendwo auf und weckt Erinnerungen an das, was war. Manchmal ist das recht angenehm, ein wohliges Gefühl in das du dich gern hinein bettest und voller Genuss verweilst. Dann wieder ist es störend und rau. Es scheuert und nervt unsäglich und wenn du denkst, dass du es dann endlich los bist, dass es doch gar nicht so schlimm war, dann, ja dann knirscht auf einmal so ein kleines Biest zwischen deinen Zähnen und frustriert lässt du den Dingen ihren Lauf. Herrndorfs Prosa war definitiv mein wohliges Gefühl und ich mag es einfach, wie er seine Geschichten erzählt. Schonungslos, ohne viel Schnickschnack und immer mit diesem ganz eigenen Sog, der hier anfangs zwar etwas fehlte, später aber dafür umso gewaltiger war. Die Geschichte an sich war verwirrend. Und frustrierend. Aber auch spannend und irgendwie etwas tragikomisch. Sie bot weder Halt noch festen Boden unter den Füßen und du kannst nur dabei zusehen, wie du hilflos Stück für Stück in ihr versinkst. Treibsand. Alles ist im Fluss und ständig passiert etwas Unvorhergesehenes und meist auch ziemlich Unwahrscheinliches. Beständigkeit bietet die Tatsache, dass vermutlich alles schief geht, was schief gehen kann. Und du wühlst dich durch diesen Berg aus Sand, siebst die einzelnen Körnchen teils mühsam auseinander, suchst nach dem, was da irgendwo verborgen liegt… und am Ende? Tja, am Ende war’s eigentlich alles umsonst. Auch wenn es sich vielleicht nicht so anhört, aber ich fand dieses Buch ziemlich gut. Ich empfehle es allen, die verworrene Geschichten mögen und vor allem aushalten und außerdem damit umgehen können, wenn die letzte Seite eines Buches eher Frust als Happy End mit sich bringt.

Wenn ein Buch, das sich hauptsächlich um einen von Amnesie betroffenen Mann dreht, dich als Leserin verwirrt zurücklässt ... Ist das dann gut? Dieses Werk von Herrndorf hat mich in einem furchtbaren Zwiespalt zurückgelassen. Der Beginn war verwirrend und [für mich] nichtssagend, deswegen begann ich das Buch seit es sich in meinem Besitz befindet [September 2013] bereits ca. 4-5mal. Mein letzter Versuch war im April 2015, nun zum Ende des Jahres 2015 gelang es mir. Gedankt sei besonders Annika [Anni K. Mars] und Lisa [lcamilleee] für ihre Herrndorf-Begeisterung. Ich fand das Buch nicht schlecht - auf gar keinen Fall, aber ich fürchte, mir ist vieles entgangen. Wir verfolgen definitiv mehr als drei der hauptsächlichen Erzählstränge, die wichtigsten sind aber zu Beginn die des Polizisten Polidorio, die des Amnesie-Betroffenen und der platinblonden Helen Gliesner. Was für verrückt-abstruse Figuren, die mit noch seltsameren Zeitgenossen interagieren. Spannungsaufbau steht im Vordergrund, mittendrin zeigen sich aber unglaublich viele Längen, die es manchmal schwierig machen, 100%ige Aufmerksamkeit zu geben. Einige Dialoge erschlossen sich mir absolut nicht [z.B. Der Amnesische mit einer drogensüchtigen Prostituierten, die ihn mit so viel Fäkalsprache bedenkt, dass es mir wirklich zuwider war]. Teilweise reflektiert der Erzähler selbst das Geschehen und wie unglaubwürdig es gerade wirkt, aber durchaus wahr sein muss - das amüsierte mich über weite Strecken des Romans und gab dem Buch einen ganz eigenen Humor. Mit einer überschaulicher Regelmäßigkeit von knapp 40-50 Seiten bekommt die amnesische Hauptfigur aufs Maul und irgendwie habe ich ab der Hälfte des Romanes schon die Seiten gezählt, bis es wieder passieren muss. Der arme Mann. Die Zusammenführung der Erzählstränge kam für mich nicht übermäßig überraschend, war aber recht kreativ. Und ich danke Herrndorf für seine Unhappy-Endings. Das gab den nachdenklich-melancholischen Touch am Ende. Habe ich bereits erwähnt, dass diese Geschichte zu 99% in der Wüste spielt? Sand, Sand, noch mehr Sand. Leichen im Sand, Fata Morganen, schießwütige Verrückte, Schnapsbrennereien und Sand. Irgendwann rieselte es mir bereits entgegen. Und natürlich Temperaturen von 40°. Eine besondere Winterlektüre zur Weihnachtszeit. ;) Wort- und Sprachspiele innerhalb des Romanes wussten besonderes Interesse bei mir zu wecken. An einer Stelle findet die Hauptfigur ein Lexikon von A-M und im Folgesatz wird eine Szene hauptsächlich mit atmosphärischem Vokabular beschrieben, das mit M beginnt [Millimeterdünne Mondsichel, Minarette, Männer, Mitternacht]. Solche kleinen Momente gefielen mir besonders. Es ist definitiv kein einfaches Buch, ich brauchte lange, um den richtigen Zugang zu finden, umso mehr ich jedoch gerade reflektiere, umso besser wird es für mich. Gerade was Humor und Sprachspiele und das Aufdecken verschiedenster Handlungsmotive angeht. Viel Potential, aber ebenfalls noch einige Schwächen.
Ein ganz wundervoll geschriebenes Buch einer verschlungenen Geschichte mit viel Witz und ebenso viel Tragik, einer hohen Zahl an glücklichen und oft weniger glücklichen Zufällen und dadurch einer großen Menge an Leichen im Sand. Noch als ich nur zur Hälfte im Buch war, habe ich mir alle anderen Bücher Wolfgang Herrndorfs bestellt. Der Schreibstil! Hach, ich könnte ins Schwärmen kommen. Wenn mir Sätze gut gefallen, lese ich sie oft noch einmal...und hier habe ich oft Sätze zurückgespult. Viele Ausdrücke scheinen einfach perfekt und dabei doch nicht blasiert. Hinzu kommen die wundervoll gezeichneten Charaktere, die beste und erschreckend glaubwürdige Darstellung von Verwirrung, die ich bisher gelesen habe. Aber nicht nur der Stil machen das Lesen zu einem Erlebnis, sondern auch die verstrickten Handlungsstränge und der (meistens boshafte) Zufall, der unserem (Anti?)Helden das Leben schwer macht und wahrscheinlich der konstanteste Charakter im Buch ist. Eine kleine Auswahl meiner Lieblingszitate: "Eine Zehn-Watt-Birne über dem Tisch verbreitete Dunkelheit." (227) "Vier ratlose Männer in einem Sportwagen voller Essensreste" (363) "Im Hotel gab es eine Reservierung für einen Mann namens Herrlichkoffer. Herrlichkoffer, das ist deutsch und heißt so viel wie Herrlichkoffer." (421)