Die Verlobten

3,5 Sterne Dieser 2. Band war eine echte Überraschung für mich! Nachdem der erste Teil den Beginn der Trennung und Irren und Wirrungen der Brautleute Lucia und Renzo schilderte, geht die Geschichte hier zwar weiter, aber der Autor widmet sich hier der Beschreibung des Pest Ausbruchs von 1630 in Mailand. Und zwar so detailiert, dass ich einfach nur begeistert war! In dem Abschnitt, der nicht unerheblich in seinem Umfang war, wird der Ausbruch der Seuche, die viel zu späte und unzureichende Reaktion der politschen Machthaber dieser Zeit, die Verleugnung einiger Experten, dass es sich hier überhaupt um die Pest handelt berichtet. Sehr unheimlich, wenn man sich dagegen die heutigen Zustände in der Corona Pandemie anschaut und doch erschreckender Maßen sehr viele Parallelen erkennt! Jedenfalls hat Manzoni alles so toll beschrieben, dass man den Eindruck hatte, er sei dabei gewesen! Ich bin nur so durch die Seiten geflogen! Auch hat man hier den Eindruck, dass die Auswirkungen (selbst treten sie natürlich nicht auf) der 4 apokalyptischen Reiter (Kriegsausbruch, Blut und Tod durch Krieg, Hungersnot und Seuche/Krankheit) nacheinander auftreten. Nur in einer etwas anderen Reihenfolge. Die politischen Wirrungen, die dem Krieg voraus gingen fand ich persönlich nicht so spannend wie die Schilderung der Hungersnot in Band 1 oder den des Pest Ausbruchs. Leider zeichnet sich der Roman aber auch durch eine totale schwarz-weiß Zeichnung der handelnden Charaktere aus. Oder richtige Bösewichte, wie der Adlige, der nur "der Unbenannte" genannt wird, zeigt plötzlich Reue, verrichtet EINE gute Tat und wird sofort als "Heiliger" bezeichnet! Es gibt nur Gut oder Böse. Das fand ich sehr einseitig!