1979

1979

Taschenbuch
3.98
Ich Werde Hier Sein Im Sonnenschein Und Im SchattenTodImperiumPartyszene

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Beschreibung

Westliche Dekadenz und islamischer Fundamentalismus: "1979" - Christian Krachts gefeierte Selbstauslöschungsphantasie. Es gab einige Militärkontrollen, denn seit September herrschte Kriegsrecht, was ja eigentlich nichts zu bedeuten hatte in diesen Ländern, sagte Christopher. Wir wurden weitergewunken, einmal sah ich einen Arm, eine weiße Bandage darum und eine Taschenlampe, die uns ins Gesicht schien, dann ging es weiter. Die Luft war staubig, ab und zu roch es im Wagen nach Mais. Wir hatten nur zwei Kassetten dabei, wir hörten erst Blondie, dann Devo, dann wieder Blondie. - Iran am Vorabend der islamischen Revolution. Ein junger Innenarchitekt und sein kranker Freund Christopher reisen als Angehörige einer internationalen Partyszene durch das Land. In Teheran werden die Panzer des Schahs aufgefahren. Zwischen Drogenexzessen, Schönheit und Gewalt erfaßt den Ich-Erzähler der Taumel von etwas Neuem. Eine Welt ohne Zentrum, in der auf einmal alles möglich erscheint. Doch bald wird klar, daß man in einer durch Schönheit und Leid zweigeteilten Welt nicht ewig als Tourist herumreisen kann. Im besetzten Tibet, wohin es den Ich-Erzähler nach dem Tod seines Gefährten verschlägt, wird er von chinesischen Soldaten verhaftet. Dort holen sie ihn ein: die Realitäten der von Machtinteressen und politischer Gewalt beherrschten Welt. Er wird verhört und nach China gebracht, zur Umerziehung in ein Arbeitslager.
Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
Zeitgenössische Romane
Format
Taschenbuch
Seitenzahl
192
Preis
10.20 €

Beiträge

5
Alle
4

Ein namenloser Ich-Erzähler treibt sich kurz vor der iranischen Revolution mit seinem Ex-Freund in Teheran herum. Sie vertreiben ihre Zeit damit, sich gegenseitig zu verachten und sich auf dekadenten Partys zu langweilen. In der zweiten Hälfte verschlägt es den Erzähler dann noch nach Tibet und China. "1979" wirkt zunächst wie ein klassischer Entwicklungsroman, ist aber eher so etwas wie eine Parodie auf dieses Genre. Die Entwicklung, die die Figur durchmacht, ist wohl kaum als Vorbild zu verstehen. Der Erzählstil ist äußerst nüchtern, der Ich-Erzähler kommentiert kaum, konzentriert sich lieber auf die Beschreibung von Möbelstücken oder Kleidung, wodurch bspw. auch Folterszenen äußerst lakonisch beschrieben werden und dadurch fast schwarzhumorig wirken. Dem Leser bleibt es damit selbst überlassen, das Geschehen für sich einzuordnen. Wer mit diesem Stil etwas anfangen kann, dem empfehle ich diesen kurzen Roman von Christian Kracht sehr.

3

Hat mich jetzt nicht vom Hocker gehauen....

4

Noch nicht sicher, was das war. Aber hat getroffen. Definitiv. Dieser Schluss.

5

Ein Meisterwerk der neuen deutschen Literatur, auf das man sich einlassen muss.

1979 ist, ebenso wie jedes andere Werk von Christian Kracht, zuallererst ein literarisches Experiment. Die Frage, die diesem Experiment zugrunde liegt, ist: Was passiert, wenn man um seinen Protagonisten herum alles zusammenbrechen lässt, es dem Protagonisten aber schlicht egal ist? Diese Frage ist Kracht-typisch in eine Erzählung über eine Reise verpackt, in der Studien über den Hedonismus und den Kapitalismus mitschwingen. Krachts Worte sind auch hier so bedacht gewählt wie immer, sodass 1979 es schafft, auf 192 Seiten in einem minimalistischen Stil mehr zu erzählen, mehr einzigartige, lustige, aber auch traurige Bilder im Kopf des Lesers zu erzeugen, als viele andere Erzählungen, die deutlich länger sind. Sicherlich kein Buch für jede oder jeden, aber nach wie vor eines der spannendsten Werke der neuen, wenn nicht sogar der gesamten deutschen Literatur.

4

Der Ich-Erzähler dieses Buches ist ein "krachtianischer" Charakter, wie er im Buche steht (einem Buch von Christian Kracht natürlich). Er macht eigentlich nichts selber, lässt sich treiben und die Dinge geschehen. Dennoch fühlte ich mich in die Erzählung hineingesogen. Ich wurde angetrieben von der ständigen Frage nach dem Warum. Diese eine Frage stellt sich der Held nämlich nicht. Er akzeptiert in buddhistischer Weise die Geschehnisse um sich herum und arrangiert sich. Der Schlusssatz gibt dem Ganzen dann noch einen extra Dreh, der mich so schnell nicht mehr loslassen wird. Nun frage ich mich nämlich nur noch mehr.

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