Wovon wir träumen

Wovon wir träumen

Taschenbuch
4.016

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Beschreibung

Nur eins kann ich mir nicht aussuchen: Tochter sein

Eine junge Frau steht auf einem Berg in Shaoxing. Sie ist gekommen, um ihre Großmutter zu beerdigen. Die Frage, wo sie selbst hingehört, schiebt sie beiseite. Vielleicht ist sie überall ein bisschen zu Hause oder nirgendwo ganz. Ihre Mutter hat China vor Jahren verlassen, weil sie in Deutschland ein anderes Leben wollte. Die Träume der jungen Frau ähneln denen ihrer Mutter. Und doch träumt sie anders, weil die Orte verschwimmen und sie die Geister der Familie nicht loswird.
Subtil, mutig und mit feinem Gefühl für die Sprache erzählt Lin Hierse in »Wovon wir träumen« von einer Beziehung zwischen Mutter und Tochter und den Fragen nach Identität, Nähe und Abgrenzung. Auf den Spuren der deutsch-chinesischen Geschichte findet sie eine Form, Migration nicht als Trauma zu begreifen, sondern als Traum. 

»Extrem berührend und unaufdringlich nah: ein Roman wie eine innige Umarmung.« Fatma Aydemir

Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
N/A
Format
Taschenbuch
Seitenzahl
240
Preis
12.40 €

Autorenbeschreibung

Lin Hierse ist Schriftstellerin und Journalistin. Ihre Texte und Kolumnen erscheinen unter anderem in der taz, bei Zeit Online und in Literaturzeitschriften. Nach ihrem hochgelobten Debüt „Wovon wir träumen“ (Piper 2022) ist „Das Verschwinden der Welt“ ihr zweiter Roman. Lin Hierse lebt und arbeitet in Berlin.

Beiträge

8
Alle
5

"Vom ersten Moment an, war ich eine Tochter und ich werde noch immer eine sein, wenn ich gehe!" Ein wirklich unerwartet Highlight. Ich habe sehr viel über die chinesische Kultur gelernt aber vor allem darüber, wie es ist nicht zu wissen ob man nun chinesisch oder deutsch ist. Über den Zwiespalt nirgendwo so richtig dazu zu gehören. Und wie wichtig es dann ist geliebt zu werden. Denn zumindest als Tochter ist man zu 100% genau so wie man sein sollte.

5

Und es ist wieder soweit, ein weiterer autofiktionaler Roman reiht sich in die Belletristik ein und gibt uns einen Einblick in eine Geschichte, wie so viele andere sie auch erlebt haben. Was bedeutet es Tochter zu sein? Wo stehe ich in meiner Kultur? Und wie spüre ich meine Migration? Viele fragen, die sich unsere Erzählerin stellt und die sie durch Träume, in denen sie ihren Verwandten sieht oder durch Erinnerungen, beantwortet. Nach dem Roman “Wo auch immer ihr seid” von Pham, war ich ganz schön angefixt von autofiktionaler Literatur – ein wunderbarer Grad zwischen Erzählung und Autobiographie. Da kam mir der Debütroman von Lin Hierse ganz recht und ich denke, ich wurde nicht enttäuscht. Zwischen den beiden Büchern möchte ich auch keine weiteren Vergleiche ziehen, da sie meiner Meinung nach das Thema, bzw. Themen sehr unterschiedlich angehen und hier dreht es sich noch um ein weiteres Thema, dass im anderen kaum vorkommt – die “Mutter-Tochter”- Beziehung. Aber nun kommen wir mal ganz zu “Wovon wir träumen”, indem es um eine junge Frau geht, die durch den Besuch der Beerdigung ihrer Oma (A’bu hier genannt) zurück nach China geht, wo sie ihre Verwandtschaft trifft. Dieses Ereignis stößt eine Kette von Gedanken an, die sich in Träumen und Erinnerungen lösen. Oft wird das Thema “Mutter-Tochter” angegangen und auf verschiedenen Ebenen versucht die Erzählerin sich ihrer Mutter und deren Beziehung anzunähern, während sie sich die Frage rund um ihre Identität stellt. Es klingt vielleicht nun kompliziert, wenn ich schreibe, dass wir über Träume und Erinnerungen uns hier bewegen, aber die Autorin schreibt in einem leichten Ton und es fühlt sich wie ein zaghaftes Antasten an. Schritt für Schritt erkundet man die Geschehnisse, das Innenleben und die Gedanken der Erzählerin, wie auch von anderen Familienmitgliedern und es bildet sich ein zart geknüpftes Mosaik. Im Grunde war es für mich kein Buch, dass ich in einem Stück durchlesen konnte. An einigen Stellen nähert sie sich schmerzhaft ihren Erkenntnissen und man spürt den Kampf, den sie führt um damit zurecht zu kommen und abzuschließen. Diese sorgfältige Erzählerstimme, die zaghaften Annäherungen und einfach das Leben in seinen Facetten – machen das Buch besonders. Sehr zum empfehlen!

3

Ein ganz ruhiges Buch, das sich gut anfühlt. Lin Hierse hat einen ganz besonderen Schreibstil, sehr poetisch aber nicht schwer oder aufdringlich, leicht und flüssig aber nicht flach. Ich hab mich weder in ihr, noch im Verhältnis zu ihrer Mutter wieder gefunden. Aber das schränkte mein Lesevergnügen nicht ein. Es war interessant zu sehen wie andere das Leben und Beziehungen wahr nehmen und mit Situationen umgehen, auch wenn es absolut gegensätzlich zu meinem Sein und Handeln ist. Die Momente in China fand ich besonders schön, die Traditionen, das Leben, die Familienverhältnisse. Auch wenn ich das Buch wirklich sehr gemocht habe, muss ich sagen stellenweise hat es sich leider doch sehr gezogen und teils auch wiederholt. Die Länge von 237 Seiten war gut, 100 Seiten mehr und es hätte mich extrem gelangweilt. Dadurch, dass wir hier viele kurze Einblicke in das Leben den Autorin bekommen und nicht eine zusammenhängende Geschichte haben, hatte ich nie den Drang weiter lesen zu müssen, das Buch nicht aus der Hand legen zu wollen… Es ist einfach ein ruhiges Buch mit vielen Emotionen, Stellen die einen zu Nachdenken bringen und das verpackt in wunderschönen Worten.

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5

Schöne Sprache, gute Beschreibung von Gefühlen und inneren Lebenswelten.

S.81 Ich habe niemanden davon erzählt. Weil ich 100 Wege kenne, Menschen zu zeigen, dass ich, ohne sie sein kann und sie sich meinetwegen keine Umstände oder Sorgen machen müssen – aber nicht weiß, wie ich jemanden sagen soll, dass ich ihn brauche, ohne dabei selbst verloren zu gehen .

5

Ich habe Lin Hierse einmal auf einer Lesung gesehen und war sehr eingenommen von ihrer ruhigen, sanften Stimme. Doch es nicht nur die Stimme, es ist auch ihre durch und durch poetische Sprache, die einen Weg direkt in die Seele findet. 'Wovon wir träumen' beginnt mit einer Beerdigung, jedoch wird dadurch keine bedrückende Stimmung erzeugt. Stattdessen hat sich das Lesen für mich eher angefühlt wie ein vorsichtiges Vortasten, oder wie ein verträumtes Zuschauen, wenn ein*e Künstler*in ein Bild erschafft. Zentrale Thermen im Buch sind die Beziehung der Protagonistin zu ihrer Mutter und zu ihrer Herkunft. Zusammengefasst klingt das fast schon banal, dabei sind es zwei prägende Aspekte der Identität. Mich hat das Buch sehr berührt, nicht nur wegen eigener Betroffenheit in manchen Dingen. Kann das Buch sehr empfehlen!

5

Es gibt kaum ein Buch, mit dem ich mich so gut identifizieren kann. Ich erkenne mich in Lin und ihrer Mutter wieder, und auch meine Mutter sehe ich in ihrer Mutter. Meine Mutter hat mich oft davor gewarnt, nicht zu viel von mir preiszugeben vor Fremden, im Sommer keine kalten Sachen zu essen, und vieles mehr. Da Lins Mutter wie ich von China nach Deutschland gekommen ist, haben wir uns schnell angepasst, indem wir zum Beispiel nur funktionale Kleidung tragen und nicht zu viel von uns selbst erzählen, weil es sich nicht lohnt – auch, weil niemand danach fragt oder sich dafür interessiert. Besonders schön finde ich, dass die Mutter einen Namen ausgesucht hat, der sowohl im Chinesischen als auch im Deutschen funktioniert. Mein Name wird oft falsch ausgesprochen, aber ich lebe trotzdem weiter mit meinem chinesischen Namen hier, anstatt einen westlichen Namen zu verwenden, weil er meine Identität repräsentiert. Mein Name bedeutet auch „Jade“, was eine schöne Bedeutung hat, die meine Eltern mir mitgeben wollten. Dennoch habe ich ähnliche Schwierigkeiten wie die Autorin; nach sieben Jahren in Deutschland fühle ich mich nicht mehr als eine „richtige“ Chinesin. Das führt zu einer Art Identitätskrise, und ich frage mich, wer ich bin, was mich ausmacht und wohin ich gehöre.

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