Vater und ich
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
DILEK GÜNGÖR, geboren 1972 in Schwäbisch Gmünd, ist Journalistin und Schriftstellerin. Ihre gesammelten Zeitungskolumnen erschienen in den Bänden »Unter uns« und »Ganz schön deutsch«. 2007 veröffentlichte sie ihren ersten Roman »Das Geheimnis meiner türkischen Großmutter«. 2019 erschien ihr zweiter Roman »Ich bin Özlem« im Verbrecher Verlag. Die Autorin lebt und schreibt in Berlin.
Beiträge
"Überall fehlen mir die Worte, in deiner Sprache, in meiner Sprache und mit dir sowieso." Wo ist die einstige Vertrautheit hin, die Gemeinsamkeiten und die Unbeschwertheit im Umgang miteinander? Kann man sich trotz Distanziertheit und fehlender Worte nah sein? Ipek verbringt ein verlängertes Wochenende bei ihrem Vater, als ihre Mutter verreist ist. Sie hofft, die Sprachlosigkeit, die sich seit ihrer Jugend zwischen ihnen aufgebaut hat, zu beenden. Sie führt gedankliche Gespräche mit ihrem Vater, aber sie schaffen es nicht, die Sprachlosigkeit zu überwinden. Aber muss es das auch? Braucht es das für Vertrautheit? Ein kleiner, liebevoller Roman über eine besondere Vater-Tochter-Beziehung, den ich sehr gerne gelesen habe.
Ein dünnes Buch, dass sich nach mehr anfühlt.
Eine Tochter besucht ihren Vater, während die Mutter abwesend auf Wellnessreise mit Freundinnen ist. Die Mutter ist ansonsten der Motor, der die Gespräche am laufen hält. Der Vater wäre natürlich auch alleine zurecht gekommen, aber nun ist die Tochter eben da. Die beiden schweigen sich vor allem an, schleichen den Alltag händelnd irgendwie umeinander herum, versuchen Nähe zu finden ohne dabei anzuecken. Früher gab es sie, eine wortlose, verspielte Nähe zwischen Vater und Tochter. Ein Miteinander, das sich unverkrampft und nach Geborgenheit anfühlte. Die Tochter trauert über den Verlust dieser Nähe und sucht nach einem Ansatz, neue Nähe zu schaffen. Wie kann dies gelingen? Im Reden? Im Schweigen? Ist die Mutter wirklich der einzige Kitt, der eine Verbindung möglich macht? Dass es nur knapp 100 Seiten waren, fühlte sich für mich überhaupt nicht so an. Die Ich-Erzählerin blättert wichtige Teile ihrer Biografie -raus aus der Provinz und rein in die Großstadt- auf. Außerdem erzählt sie noch wichtige Punkte der Migrationsgeschichte ihrer Eltern. Hinter allem wabbert eine gewisse Unvereinbarkeit der Lebenswelten und Ansichten. Die Tochter fühlt sich nicht gesehen und verstanden, in dem, wer sie jetzt ist; vor allem vom Vater, aber auch dem alten Umfeld. Und da sind so einige Dinge, die die Tochter am Vater einfach nicht verstehen kann. „Vater und ich“ ist ein Buch, dass unglaublich kompakt und auf den Punkt ein erstaunlich weites Feld aufmacht. Ich finde mich in nur zu Vertrautem wieder und stehe gleichzeitig sehr Fremdem gegenüber. Für mich ein eindrückliches Leseerlebnis
Einfühlsame & bewegende Beschreibung für eine Beziehung voller Sprachlosigkeit.
„Lieber schweige ich und gräme mich darüber, statt Worte aufzusagen, die man eben sagt, wenn man etwas sagt. Lieber nehme ich in Kauf, dass du verlegen wirst, beschämt, deinen Versuch bereust, als dass ich etwas tue, was sich für mich nicht echt anfühlt.“ (Seite 82) Dieser Roman ist so klug und dicht geschrieben, das hat wirklich großen Spaß gemacht. Zunächst dachte ich, ich könnte ihn zügig auslesen, aber das Thema ist literarisch so tiefgründig und fantastisch bearbeitet, dass ich oft in der Geschichte verweilte und ganz bewusst Pausen eingelegt habe, damit die Worte in mir arbeiten und nachklingen können. „Ich fühle mich selbst so, als wäre ich sieben. Nicht nur in diesem Moment mit den Märchen auf dem Schoß, immer, wenn ich hier bin. Für mich sind wir aus dem Dreieck Mutter, Vater, Kind, nie herausgekommen, sind, wenn wir zusammen sind, nicht drei Erwachsene an einem Tisch. Wenn wir uns sehen, ganz egal, ob Mama dabei ist oder nicht, stellt sich das einzige Gefühl ein, dass es für mich zwischen Eltern und Kindern gibt: ihr seid groß und ich bin klein. Du bist der Papa und ich das Kind.“ (Seite 37)
Ein kleiner Snack für zwischendurch, der es in sich hat! Dilek Güngör geht in "Vater und ich" der Frage der Kommunikation nach, in diesem Fall zwischen Tochter und Vater. "Wann haben wir aufgehört, miteinander zu sprechen?" fragt sich Ipek, die mit ihrem Vater in der Kindheit ein enges Verhältnis hatte, welches sich im Jugendalter nicht fortsetzte, sondern immer mehr von Wortlosigkeit geprägt war. Die Mutter, die mit ihrer Redseligkeit als Bindeglied zwischen den beiden fungiert, fährt auf einen Wellnessurlaub mit Freundinnen. Ipek sieht dies als Chance, drei Tage lang mit ihrem Vater alleine zu sein und den Zugang zu ihm wiederzufinden, die Verbindung zwischen ihnen wiederzuentdecken. Dilek Güngör bildet mit unglaublicher Feinfühligkeit und Beobachtungsgabe die konkreten Gesprächssituationen zwischen Vater und Tochter ab, die lauernde Unsicherheit zwischen mühsam ausgetauschten Floskeln, die Zweifel im Ungesagten, die gefühlte Fremdheit, der sich Ipek zu stellen versucht. Im Laufe der Erzählung spürt Ipek immer mehr, worin eigentlich das Besondere, das Vertraute in ihrer Beziehung zum Vater liegt und die erfüllende Erkenntnis schleicht sich ganz sanft und hoffnungsvoll ein, was mich am Ende ganz gerührt zurückließ. Ich habe mich oft in Ipek wiedergefunden, wie sie Dinge hinterfragt und totdenkt, wie sie eigentlich viel mehr fragen und sagen will, es aber irgendwie nicht kann. Von außen gesehen wollte ich die beiden schütteln und aufrütteln, tatsächlich aber musste ich mir eingestehen, dass ich und wohl jeder solche Situationen kennt mit Menschen, die wir lieben, denen wir uns dennoch nicht mit Haut und Haaren öffnen können. Ein tröstliches Buch voller Erkenntnis. Vielen Dank, liebe Dilek Güngör!
Netter Buchsnack für zwischendurch.
📌 "Überall fehlen mir die Worte, in deiner Sprache, in meiner Sprache und mit dir sowieso." (S. 31) Ipek lebt als Journalistin in Berlin. Als ihre Mutter verreist kommt sie nach Hause, um Zeit mit ihrem Vater zu verbringen. Doch der Umgang ist gehemmt und die Worte fehlen, dabei hatten sie in ihrer Kindheit ein inniges Verhältnis miteinander. Wann gingen die Worte verloren? Und was bedarf es, wieder offen miteinander reden zu können? Und sind Taten und Gesten nicht auch eine Form der Zuneigung und Kommunikation? Die verhaltenen Annäherungsversuche zwischen Tochter und Vater waren fix zu lesen, irgendwie rührend und mitunter auch nervig. Die große Begeisterung kann ich nicht nachvollziehen

„Sie spricht oft für dich, sie füllt mit ihrer Stimme den raum, aus dem du dich zurückziehst. Kommt dir das gelegen? Mir ja, mit ihr spreche ich wie von selbdt, gedankenlos. Drum frage ich sie, wenn ich dich fragen will, sie spricht für dich, und sie spricht üb er dich, als wärst du erst sieb en, schüchtern, scheu und unbeholfen.“ . Da die Mutter mit ihren Freundinnen auf Wellnessurlaub ist, fährt Ipek über ein verlängertes Wochenende zu ihrem Vater Haydar nach Hause. Ipek möchte gerne wieder wie früher mit ihrem Vater sprechen. Unbeschwert lachen. Die Sprachlosigkeit überwinden. Das nicht gesagte sagen. Die Nähe, die irgendwann zwischen ihnen verloren ging, wiederherstellen und fühlen. Mit gemischten Gefühlen trifft sie auf ihren einstigen Vertrauten, ihren Spielkameraden. . Wie nähert man sich dem eigenen Vater (wieder) an? Wie stellt man eine Bindung wieder her, die einst verloren ging? Wie findet man den Draht zum Vater wieder, wenn doch die Mutter alles für ihn „übersetzt“ und fast als Katalysator zwischen den beiden wirkt? Wie überwindet man die Kluft, die zwischen den Generationen liegt? . Ein kurzer Happen war dieses Buch leider nur … kommt es aber dennoch sehr leise und zart daher. In kurzen Erinnerungsfetzen erzählt Güngör von der Annäherung einer Tochter an ihren Vater. Die webt das erlebte Wochende in Ipeks Kindheitserinnerungen ein, an die wenigen Informationen, die Ipek über ihren Vater hat, der in den 70er Jahren aus der Türkei nach Deutschland floh. Ipek, die bei den einzelnen Versuchen der Annäherung immer wieder an ihre Grenzen stößt. Mit Charme, auf leisen Sohlen und etwas Humor fällt man als Leser*in in die Geschichte, die kaum viel Handlung hat, aber stark von den kleinen Gesten lebt. . Das Buch war 2021 auf der Longlist des Deutschen Buchpreises und ich finde, es war dort zurecht. Mit einer feineren Klinge kann man die gefühlte Distanz bzw. das Herumgeschleiche umeinander nicht sezieren und auf den Punkt bringen. . Leseempfehlung!
Ipek verbringt ein verlängertes Wochenende bei ihrem Vater; die Mutter ist mit Freundinnen im Kurzurlaub in einem Wellness-Hotel. Zwischen Vater und Tochter scheint die Nähe abhanden gekommen und Schweigen hat sich ausgebreitet. Wann hat es begonnen, fragt Ipek sich und wer ist für die fehlenden Worte verantwortlich? Auf „Vater und ich“ der Autorin und Journalistin Dilek Güngör wurde ich durch die Longlist des Deutschen Buchpreises aufmerksam und es zog mich sofort an. Der gesamte Text ist eine direkte Ansprache an den Vater im Präsens und wirkt dadurch unmittelbar und sehr persönlich. Der Autorin gelingt es dabei perfekt, die Sprachlosigkeit zwischen Vater und Tochter einzufangen und obwohl die Prämisse hier eine völlig andere ist, fühlte es sich doch (unangenehm) bekannt an. Ipeks Vater kam mit 21 Jahren als „Gastarbeiter“ nach Deutschland. Mit vierzehn war er von zuhause weggelaufen, lernte das Polsterhandwerk und musste schließlich zum Militärdienst. Ipek ist schon vor Jahren aus der schwäbischen Heimat nach Berlin gezogen – im Gegensatz zu ihren Freundinnen, die immer noch vor Ort leben und handfeste Berufe haben (Lehrerin, Physiotherapeutin, Bankangestellte). Ipek hingegen ist Journalistin und führt die interessantesten, komplexesten Interviews – nur mit dem eigenen Vater will das nicht mehr funktionieren: „Überall fehlen mir die Worte, in deiner Sprache, in meiner Sprache und mit dir sowieso.“ (Ende Kapitel 7) Früher machten sie Scherze miteinander, sahen gemeinsam Filme, aber heute gelingt ein ausführliches Gespräch nur noch, wenn andere dabei sind; die Mutter zum Beispiel, die gerne und viel redet oder Doktor Funke, der sich seine Möbel stets von Ipeks Vater aufbereiten lässt. Doch es gibt auch Lichtblicke. Beim gemeinsamen Kochen oder beim Polstern von Möbeln ist das Schweigen nicht mehr unangenehm, sondern wie ein stilles Ineinandergreifen von Zahnrädern. Und obwohl sie sonst immer ohne Ansprache miteinander reden, nennen sich die beiden am Ende kızım und baba, Tochter und Vater - und Ipek zieht ein wunderbares Fazit „Wir sind, wie wir sind.“ Einziges Manko des Romans? Viel zu kurz!
Ein schmaler Roman, der trotzdem viele Gefühle bereithält. Gemächlich und voller Bildhaftigkeit erzählt Dilek Güngör von Ipek, die ihren Vater besuchen fährt als die Mutter Urlaub in einem Wellnesshotel macht. Die Beziehung zwischen Ipek und ihrem Vater ist geprägt durch Stille, die beiden sprechen nur das Nötigste miteinander. Nicht, weil sie sich nicht mögen, sondern weil es schon seit Ipeks Jugend so ist. Bewegend und auch durchaus zwischendurch Szenen zum schmunzeln. Dilek Güngör hat ein Talent, ihre Figuren zum Leben zu erwecken.

Ein eindrucksvoller kleiner Roman über die Sprachlosigkeit zwischen Vater und Tochter und die Entfremdung, die das Erwachsenwerden mit sich bringen kann. Zentrale Themen sind Scham, Klassenwechsel und die Herausforderungen von Migration. Mich hat das Buch sehr berührt. Ausdrückliche Empfehlung!
Ipek nähert sich in ihrer Heimat ihrem Vater an.
Aus der Ich-Perspektive wird die Beziehung von Ipek zu ihrem Vater beschrieben. Der familiäre Hintergrund wird eingeflochten und entfaltet.
Beschreibung
Autorenbeschreibung
DILEK GÜNGÖR, geboren 1972 in Schwäbisch Gmünd, ist Journalistin und Schriftstellerin. Ihre gesammelten Zeitungskolumnen erschienen in den Bänden »Unter uns« und »Ganz schön deutsch«. 2007 veröffentlichte sie ihren ersten Roman »Das Geheimnis meiner türkischen Großmutter«. 2019 erschien ihr zweiter Roman »Ich bin Özlem« im Verbrecher Verlag. Die Autorin lebt und schreibt in Berlin.
Beiträge
"Überall fehlen mir die Worte, in deiner Sprache, in meiner Sprache und mit dir sowieso." Wo ist die einstige Vertrautheit hin, die Gemeinsamkeiten und die Unbeschwertheit im Umgang miteinander? Kann man sich trotz Distanziertheit und fehlender Worte nah sein? Ipek verbringt ein verlängertes Wochenende bei ihrem Vater, als ihre Mutter verreist ist. Sie hofft, die Sprachlosigkeit, die sich seit ihrer Jugend zwischen ihnen aufgebaut hat, zu beenden. Sie führt gedankliche Gespräche mit ihrem Vater, aber sie schaffen es nicht, die Sprachlosigkeit zu überwinden. Aber muss es das auch? Braucht es das für Vertrautheit? Ein kleiner, liebevoller Roman über eine besondere Vater-Tochter-Beziehung, den ich sehr gerne gelesen habe.
Ein dünnes Buch, dass sich nach mehr anfühlt.
Eine Tochter besucht ihren Vater, während die Mutter abwesend auf Wellnessreise mit Freundinnen ist. Die Mutter ist ansonsten der Motor, der die Gespräche am laufen hält. Der Vater wäre natürlich auch alleine zurecht gekommen, aber nun ist die Tochter eben da. Die beiden schweigen sich vor allem an, schleichen den Alltag händelnd irgendwie umeinander herum, versuchen Nähe zu finden ohne dabei anzuecken. Früher gab es sie, eine wortlose, verspielte Nähe zwischen Vater und Tochter. Ein Miteinander, das sich unverkrampft und nach Geborgenheit anfühlte. Die Tochter trauert über den Verlust dieser Nähe und sucht nach einem Ansatz, neue Nähe zu schaffen. Wie kann dies gelingen? Im Reden? Im Schweigen? Ist die Mutter wirklich der einzige Kitt, der eine Verbindung möglich macht? Dass es nur knapp 100 Seiten waren, fühlte sich für mich überhaupt nicht so an. Die Ich-Erzählerin blättert wichtige Teile ihrer Biografie -raus aus der Provinz und rein in die Großstadt- auf. Außerdem erzählt sie noch wichtige Punkte der Migrationsgeschichte ihrer Eltern. Hinter allem wabbert eine gewisse Unvereinbarkeit der Lebenswelten und Ansichten. Die Tochter fühlt sich nicht gesehen und verstanden, in dem, wer sie jetzt ist; vor allem vom Vater, aber auch dem alten Umfeld. Und da sind so einige Dinge, die die Tochter am Vater einfach nicht verstehen kann. „Vater und ich“ ist ein Buch, dass unglaublich kompakt und auf den Punkt ein erstaunlich weites Feld aufmacht. Ich finde mich in nur zu Vertrautem wieder und stehe gleichzeitig sehr Fremdem gegenüber. Für mich ein eindrückliches Leseerlebnis
Einfühlsame & bewegende Beschreibung für eine Beziehung voller Sprachlosigkeit.
„Lieber schweige ich und gräme mich darüber, statt Worte aufzusagen, die man eben sagt, wenn man etwas sagt. Lieber nehme ich in Kauf, dass du verlegen wirst, beschämt, deinen Versuch bereust, als dass ich etwas tue, was sich für mich nicht echt anfühlt.“ (Seite 82) Dieser Roman ist so klug und dicht geschrieben, das hat wirklich großen Spaß gemacht. Zunächst dachte ich, ich könnte ihn zügig auslesen, aber das Thema ist literarisch so tiefgründig und fantastisch bearbeitet, dass ich oft in der Geschichte verweilte und ganz bewusst Pausen eingelegt habe, damit die Worte in mir arbeiten und nachklingen können. „Ich fühle mich selbst so, als wäre ich sieben. Nicht nur in diesem Moment mit den Märchen auf dem Schoß, immer, wenn ich hier bin. Für mich sind wir aus dem Dreieck Mutter, Vater, Kind, nie herausgekommen, sind, wenn wir zusammen sind, nicht drei Erwachsene an einem Tisch. Wenn wir uns sehen, ganz egal, ob Mama dabei ist oder nicht, stellt sich das einzige Gefühl ein, dass es für mich zwischen Eltern und Kindern gibt: ihr seid groß und ich bin klein. Du bist der Papa und ich das Kind.“ (Seite 37)
Ein kleiner Snack für zwischendurch, der es in sich hat! Dilek Güngör geht in "Vater und ich" der Frage der Kommunikation nach, in diesem Fall zwischen Tochter und Vater. "Wann haben wir aufgehört, miteinander zu sprechen?" fragt sich Ipek, die mit ihrem Vater in der Kindheit ein enges Verhältnis hatte, welches sich im Jugendalter nicht fortsetzte, sondern immer mehr von Wortlosigkeit geprägt war. Die Mutter, die mit ihrer Redseligkeit als Bindeglied zwischen den beiden fungiert, fährt auf einen Wellnessurlaub mit Freundinnen. Ipek sieht dies als Chance, drei Tage lang mit ihrem Vater alleine zu sein und den Zugang zu ihm wiederzufinden, die Verbindung zwischen ihnen wiederzuentdecken. Dilek Güngör bildet mit unglaublicher Feinfühligkeit und Beobachtungsgabe die konkreten Gesprächssituationen zwischen Vater und Tochter ab, die lauernde Unsicherheit zwischen mühsam ausgetauschten Floskeln, die Zweifel im Ungesagten, die gefühlte Fremdheit, der sich Ipek zu stellen versucht. Im Laufe der Erzählung spürt Ipek immer mehr, worin eigentlich das Besondere, das Vertraute in ihrer Beziehung zum Vater liegt und die erfüllende Erkenntnis schleicht sich ganz sanft und hoffnungsvoll ein, was mich am Ende ganz gerührt zurückließ. Ich habe mich oft in Ipek wiedergefunden, wie sie Dinge hinterfragt und totdenkt, wie sie eigentlich viel mehr fragen und sagen will, es aber irgendwie nicht kann. Von außen gesehen wollte ich die beiden schütteln und aufrütteln, tatsächlich aber musste ich mir eingestehen, dass ich und wohl jeder solche Situationen kennt mit Menschen, die wir lieben, denen wir uns dennoch nicht mit Haut und Haaren öffnen können. Ein tröstliches Buch voller Erkenntnis. Vielen Dank, liebe Dilek Güngör!
Netter Buchsnack für zwischendurch.
📌 "Überall fehlen mir die Worte, in deiner Sprache, in meiner Sprache und mit dir sowieso." (S. 31) Ipek lebt als Journalistin in Berlin. Als ihre Mutter verreist kommt sie nach Hause, um Zeit mit ihrem Vater zu verbringen. Doch der Umgang ist gehemmt und die Worte fehlen, dabei hatten sie in ihrer Kindheit ein inniges Verhältnis miteinander. Wann gingen die Worte verloren? Und was bedarf es, wieder offen miteinander reden zu können? Und sind Taten und Gesten nicht auch eine Form der Zuneigung und Kommunikation? Die verhaltenen Annäherungsversuche zwischen Tochter und Vater waren fix zu lesen, irgendwie rührend und mitunter auch nervig. Die große Begeisterung kann ich nicht nachvollziehen

„Sie spricht oft für dich, sie füllt mit ihrer Stimme den raum, aus dem du dich zurückziehst. Kommt dir das gelegen? Mir ja, mit ihr spreche ich wie von selbdt, gedankenlos. Drum frage ich sie, wenn ich dich fragen will, sie spricht für dich, und sie spricht üb er dich, als wärst du erst sieb en, schüchtern, scheu und unbeholfen.“ . Da die Mutter mit ihren Freundinnen auf Wellnessurlaub ist, fährt Ipek über ein verlängertes Wochenende zu ihrem Vater Haydar nach Hause. Ipek möchte gerne wieder wie früher mit ihrem Vater sprechen. Unbeschwert lachen. Die Sprachlosigkeit überwinden. Das nicht gesagte sagen. Die Nähe, die irgendwann zwischen ihnen verloren ging, wiederherstellen und fühlen. Mit gemischten Gefühlen trifft sie auf ihren einstigen Vertrauten, ihren Spielkameraden. . Wie nähert man sich dem eigenen Vater (wieder) an? Wie stellt man eine Bindung wieder her, die einst verloren ging? Wie findet man den Draht zum Vater wieder, wenn doch die Mutter alles für ihn „übersetzt“ und fast als Katalysator zwischen den beiden wirkt? Wie überwindet man die Kluft, die zwischen den Generationen liegt? . Ein kurzer Happen war dieses Buch leider nur … kommt es aber dennoch sehr leise und zart daher. In kurzen Erinnerungsfetzen erzählt Güngör von der Annäherung einer Tochter an ihren Vater. Die webt das erlebte Wochende in Ipeks Kindheitserinnerungen ein, an die wenigen Informationen, die Ipek über ihren Vater hat, der in den 70er Jahren aus der Türkei nach Deutschland floh. Ipek, die bei den einzelnen Versuchen der Annäherung immer wieder an ihre Grenzen stößt. Mit Charme, auf leisen Sohlen und etwas Humor fällt man als Leser*in in die Geschichte, die kaum viel Handlung hat, aber stark von den kleinen Gesten lebt. . Das Buch war 2021 auf der Longlist des Deutschen Buchpreises und ich finde, es war dort zurecht. Mit einer feineren Klinge kann man die gefühlte Distanz bzw. das Herumgeschleiche umeinander nicht sezieren und auf den Punkt bringen. . Leseempfehlung!
Ipek verbringt ein verlängertes Wochenende bei ihrem Vater; die Mutter ist mit Freundinnen im Kurzurlaub in einem Wellness-Hotel. Zwischen Vater und Tochter scheint die Nähe abhanden gekommen und Schweigen hat sich ausgebreitet. Wann hat es begonnen, fragt Ipek sich und wer ist für die fehlenden Worte verantwortlich? Auf „Vater und ich“ der Autorin und Journalistin Dilek Güngör wurde ich durch die Longlist des Deutschen Buchpreises aufmerksam und es zog mich sofort an. Der gesamte Text ist eine direkte Ansprache an den Vater im Präsens und wirkt dadurch unmittelbar und sehr persönlich. Der Autorin gelingt es dabei perfekt, die Sprachlosigkeit zwischen Vater und Tochter einzufangen und obwohl die Prämisse hier eine völlig andere ist, fühlte es sich doch (unangenehm) bekannt an. Ipeks Vater kam mit 21 Jahren als „Gastarbeiter“ nach Deutschland. Mit vierzehn war er von zuhause weggelaufen, lernte das Polsterhandwerk und musste schließlich zum Militärdienst. Ipek ist schon vor Jahren aus der schwäbischen Heimat nach Berlin gezogen – im Gegensatz zu ihren Freundinnen, die immer noch vor Ort leben und handfeste Berufe haben (Lehrerin, Physiotherapeutin, Bankangestellte). Ipek hingegen ist Journalistin und führt die interessantesten, komplexesten Interviews – nur mit dem eigenen Vater will das nicht mehr funktionieren: „Überall fehlen mir die Worte, in deiner Sprache, in meiner Sprache und mit dir sowieso.“ (Ende Kapitel 7) Früher machten sie Scherze miteinander, sahen gemeinsam Filme, aber heute gelingt ein ausführliches Gespräch nur noch, wenn andere dabei sind; die Mutter zum Beispiel, die gerne und viel redet oder Doktor Funke, der sich seine Möbel stets von Ipeks Vater aufbereiten lässt. Doch es gibt auch Lichtblicke. Beim gemeinsamen Kochen oder beim Polstern von Möbeln ist das Schweigen nicht mehr unangenehm, sondern wie ein stilles Ineinandergreifen von Zahnrädern. Und obwohl sie sonst immer ohne Ansprache miteinander reden, nennen sich die beiden am Ende kızım und baba, Tochter und Vater - und Ipek zieht ein wunderbares Fazit „Wir sind, wie wir sind.“ Einziges Manko des Romans? Viel zu kurz!
Ein schmaler Roman, der trotzdem viele Gefühle bereithält. Gemächlich und voller Bildhaftigkeit erzählt Dilek Güngör von Ipek, die ihren Vater besuchen fährt als die Mutter Urlaub in einem Wellnesshotel macht. Die Beziehung zwischen Ipek und ihrem Vater ist geprägt durch Stille, die beiden sprechen nur das Nötigste miteinander. Nicht, weil sie sich nicht mögen, sondern weil es schon seit Ipeks Jugend so ist. Bewegend und auch durchaus zwischendurch Szenen zum schmunzeln. Dilek Güngör hat ein Talent, ihre Figuren zum Leben zu erwecken.

Ein eindrucksvoller kleiner Roman über die Sprachlosigkeit zwischen Vater und Tochter und die Entfremdung, die das Erwachsenwerden mit sich bringen kann. Zentrale Themen sind Scham, Klassenwechsel und die Herausforderungen von Migration. Mich hat das Buch sehr berührt. Ausdrückliche Empfehlung!
Ipek nähert sich in ihrer Heimat ihrem Vater an.
Aus der Ich-Perspektive wird die Beziehung von Ipek zu ihrem Vater beschrieben. Der familiäre Hintergrund wird eingeflochten und entfaltet.