Unter Freunden

Unter Freunden

Taschenbuch
4.03
CharakterErzählungsbandKibbuzUrlaubslektüre

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Beschreibung

Zvi Provisor, der mürrische Gärtner des Kibbuz Jikhat, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Gemeinschaft mit Katastrophenmeldungen zu versorgen: die Erkrankung des norwegischen Königs, der Brand in einem spanischen Waisenhaus, ein Vulkanausbruch in Chile. Abgelenkt von seiner täglichen Dosis Pessimismus, entgeht ihm, dass die Witwe Luna Blank nur ihm zuliebe ihr gutes Sommerkleid trägt. Er, der keine Berührungen zulassen kann, muss erkennen, dass die ungewohnte weibliche Präsenz seine ihm heilige Alltagsroutine ins Wanken bringt. Amos Oz, der Meister der Zwischentöne, knüpft in Unter Freunden an seinen Bestsellererfolg Eine Geschichte von Liebe und Finsternis an und kehrt zu der Zeit zurück, die ihn am meisten inspiriert hat: seine Kibbuz-Jahre. »Diese Geschichten erzählen von den elementaren Kräften menschlicher Existenz. Von Einsamkeit. Von Liebe. Von Verlust. Von Tod. Von Sehnsucht. Von Verzicht und Verlangen. Also von den grundlegenden Dingen, die jeden betreffen.« Amos Oz
Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
Zeitgenössische Romane
Format
Taschenbuch
Seitenzahl
215
Preis
9.30 €

Autorenbeschreibung

Amos Oz wurde am 4. Mai 1939 in Jerusalem geboren und starb am 28. Dezember 2018 in Tel Aviv. 1954 trat er dem Kibbuz Chulda bei und nahm den Namen Oz an, der auf Hebräisch Kraft, Stärke bedeutet. Amos Oz war Mitbegründer und herausragender Vertreter der seit 1977 bestehenden Friedensbewegung Schalom achschaw (Peace now) und befürwortete eine Zwei-Staaten-Bildung im israelisch-palästinensichen Konflikt. Sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 1992, dem Goethe-Preis der Stadt Frankfurt am Main 2005 und dem Siegfried Lenz Preis 2014. Sein bekanntestes Werk Eine Geschichte von Liebe und Finsternis wurde in alle Weltsprachen übersetzt und 2016 als Film adaptiert.

Beiträge

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Alle
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Einfühlsam, leise und überraschend aktuell. „Unter Freunden“ von Amos Oz wirft einen faszinierenden Blick hinter die Kulissen des Kibbuzlebens.

Ich war ehrlich gesagt ziemlich neugierig, als ich zu „Unter Freunden“ von Amos Oz gegriffen habe. Das Leben im Kibbuz – davon hatte ich zwar schon mal gehört, aber so richtig vorstellen konnte ich mir das nicht. Was erwartet einen in so einer Gemeinschaft, in der alles geteilt wird und das Individuum hinter dem Kollektiv zurücktritt? Und wie fühlt sich das an, wenn man selbst Teil davon ist – zumindest als Leser? Der Einstieg ins Buch fiel mir zunächst nicht ganz leicht. Die ersten Seiten plätschern eher ruhig dahin, man muss sich ein bisschen auf die Atmosphäre und die vielen Figuren einlassen. Aber genau das macht auch den Reiz aus. Nach und nach zieht einen diese Welt immer mehr in ihren Bann. Die Geschichten der Bewohner – mal traurig, mal hoffnungsvoll, oft voller leiser Zwischentöne – verweben sich zu einem stimmigen Bild des Lebens im Kibbuz der 1950er Jahre. Was mich besonders beeindruckt hat, ist, wie aktuell viele Themen immer noch sind. Die Konflikte zwischen den Generationen, die Suche nach dem eigenen Platz, das Ringen um Zugehörigkeit, aber auch die unterschwelligen Spannungen mit den arabischen Nachbarn. All das wirkt, als könnte es genauso heute passieren. Und es passiert ja auch. Gerade in einer Zeit, in der Gemeinschaft und Zusammenhalt oft auf dem Prüfstand stehen, regt „Unter Freunden“ zum Nachdenken an: Wie viel Individualität verträgt eine Gemeinschaft? Und wie viel Nähe ist zu viel? Amos Oz schreibt sehr ruhig, fast schon zärtlich über seine Figuren. Man spürt, wie sehr er sie mag – auch wenn sie Fehler machen, auch wenn sie manchmal an ihren Idealen scheitern. Besonders mochte ich, wie die Geschichten der einzelnen Bewohner sich immer wieder kreuzen, wie kleine Mosaiksteine, die am Ende ein großes Ganzes ergeben. Es ist kein Buch, das mit großen Dramen aufwartet, sondern eines, das in den kleinen Momenten seine ganze Kraft entfaltet. Was habe ich für mich mitgenommen? Ich glaube, ich habe ein besseres Verständnis dafür bekommen, wie komplex das Zusammenleben in einer solchen Gemeinschaft sein kann. Und ich habe mich gefragt, ob ich selbst in so einem Experiment hätte leben wollen – zumindest für eine Zeit. und meine Antwort wäre Nein. „Unter Freunden“ hat mich nachdenklich gemacht, aber auch dankbar für die kleinen Freiheiten, die wir oft als selbstverständlich hinnehmen. Insgesamt gebe ich dem Buch 4 Sterne. Es ist kein Pageturner im klassischen Sinn, aber ein leises, kluges und berührendes Buch, das lange nachhallt. Wer sich auf die ruhige Erzählweise einlässt, wird mit vielen Denkanstößen und einem ganz besonderen Blick auf das Leben belohnt. Es ist definitiv nichts für Leser die eine betriebene Story brauchen. Es ist eher das Leben als Buch.

4

Amos Oz hat selbst in einem Kibbuz gelebt und in dieser Kurzgeschichtensammlung vermittelt er uns einen Eindruck davon, wie das Leben in einem Kibbuz in den 50er Jahren aussah. Es handelt sich dabei um einen fiktiven Kibbuz, also nicht um Erinnerungen des Autoren. Die einzelnen Geschichten haben jeweils eine andere Hauptperson, die jedoch in den weiteren Geschichten wieder als Nebenfigur auftauchen kann. Es geht dabei weniger um die Konflikte des noch jungen Staates Israel, obwohl natürlich am Rande durchaus auch Kriegsereignisse und beispielsweise das zerstörte Palästinenserdorf nahe des Kibbuz erwähnt werden, sondern um die ganz individuellen Menschen im Kibbuz, ihre verschiedenen Hintergründe, ihre Probleme, ihre Ansichten. Deutlich wird dabei, dass es im Kibbuz zwei Fraktionen gibt: einmal die Gründergeneration, die die Regeln des Kibbuz streng auslegt und marxistisch geprägt ist. Sie bestehen beispielsweise darauf, dass die Kinder im Kinderhaus schlafen und nicht bei ihren Eltern, und möchten durchsetzen, dass junge Leute, die studieren möchten, zuerst 3 Jahre im Kibbuz arbeiten sollen. Andererseits die meist Jüngeren, die diese Regeln auflockern möchten. Wir erfahren nicht, wie sich der Kibbuz weiter entwickelt, überhaupt können die offenen Enden der jeweiligen Geschichten gerade am Anfang ein wenig befremden, doch man gewöhnt sich daran, wenn man erkennt, dass das Buch ein Panorama des Lebens in einem Kibbuz darstellt und nicht eine abgeschlossene Geschichte. Oz’ von Mirjam Pressler wunderbar übersetzte Sprache ist klar, ruhig, sehr angenehm zu lesen bzw. in diesem Fall zu hören. Dazu trägt auch der ebenso ruhige Sprechstil Christian Brückners bei, der das Hörbuch zu einer runden Sache macht. Ich kann dieses Buch, ob nun in Hörform oder als Printexemplar, auch jenen empfehlen, die sich wie ich selbst bisher nicht an Amos Oz gewagt haben, ich halte es für ein gutes Werk, um den Schriftsteller kennenzulernen. Und natürlich erfährt der Leser einiges über die Siedlungsform Kibbuz. Mal sehen, ob ich mich als Nächstes an “Judas” wage :-)

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