Und Nietzsche weinte

Und Nietzsche weinte

Taschenbuch
4.149
Das Besondere TaschenbuchHistorischer RomanMénageàtroisArzt

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Beschreibung

Eine Ménage à trois zwischen Lou Andreas Salomé, Nietzsche und der Psychoanalyse

Das Wien des Fin de siècle: Die selbstbewusste junge Russin Lou Andreas Salomé drängt den angesehenen Arzt Josef Breuer, dem suizidgefährdeten Friedrich Nietzsche zu helfen und ihn von seiner zerstörerischen Obsession für sie zu kurieren. Breuer willigt ein und unterzieht Nietzsche einer neuartigen Heilungsmethode, deren Ausgang jedoch für beide unerwartet ist.

Ausstattung: sechs s/w-Fotos
Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
Zeitgenössische Romane
Format
Taschenbuch
Seitenzahl
448
Preis
13.40 €

Autorenbeschreibung

Irvin D. Yalom wurde 1931 als Sohn russischer Einwanderer in Washington, D.C. geboren. Er gilt als einer der einflussreichsten Psychoanalytiker in den USA und ist vielfach ausgezeichnet. Seine Fachbücher gelten als Klassiker. Seine Romane wurden international zu Bestsellern und zeigen, dass die Psychoanalyse Stoff für die schönsten und aufregendsten Geschichten bietet, wenn man sie nur zu erzählen weiß.

Beiträge

10
Alle
5

Recht anspruchsvoll, nichts für nebenbei - aber klasse mit viel Fachwissen. Wird definitiv nochmal gelesen.

3

»Bedeutung! […] Vielleicht gingen wir von vornherein darin fehl, dass wir die Bedeutung […] außer acht ließen. […] Mag sein, das Entscheidende ist gar nicht das erste veranlassende Ereignis des Symptoms! […] Vielleicht sind Symptome die Übermittler von Bedeutungen und verschwinden erst, wenn ihre Botschaft erfasst wurde!«

————— Leseerfahrung: ⭐️⭐️⭐️ In einem Song: Lot to learn — Luke Christopher In einem Wort: unverbesserlich Inhaltliches: Josef Breuer, ein angesehener Wiener Arzt und Mentorenfigur für Sigmund Freud, wird während seines Venedig-Urlaubs im Jahr 1882 von einer jungen Russin (Lou Salomé) konsultiert, welche ihren Philosophenvater Friedrich Nietzsche in suizidaler Gefahr zu wissen glaubt. Breuer wird konfrontiert mit einem jungen Nietzsche, der seine verflossene Liebe in aggressiven, para-suizidalen Briefen unter Druck setzt: »Beunruhigt euch nicht zu sehr über die Ausbrüche meines ›Größenwahns‹ oder meiner ›verletzten Eitelkeit‹ und wenn ich selbst aus irgendeinem Affekte mir zufällig einmal das Leben nehmen sollte, so würde auch da nicht allzu viel zu betrauern sein« (S.42), und weiter »wie Sie sind. [R]eich an der Ausnützung der Gewährenden, unwissend — aber scharfsinnig, ohne Geschmack, aber naiv in diesem Mangel, ehrlich und geradezu im einzelnen, aus Trotz zumeist; im Ganzen, was die Gesamthaltung der Seele betrifft, unehrlich, ohne jedes Feingefühl für Nehmen und Geben, ohne Gemüt und unfähig der Liebe, im Affekt immer krankhaft und dem Irrsinn nahe, ohne Dankbarkeit, ohne Scham gegen den Wohltäter, insbesondere unzuverlässig, nicht ›brav‹, grob in Ehrendingen … ein Gehirn mit einem Ansatz von Seele, Charakter der Katze — des Raubtiers, das sich als Haustier stellt, das Ende als Reminiszenz an den Umgang mit edlen Menschen« (S.282) und jegliche Form seiner Leidenschaft und seines seelischen Schmerzes mit seinem Intellekt im Keim erstickt und seine Leiden mit unerbittlicher Beharrlichkeit auf körperlicher Ebene festmacht. Nietzsche lässt sich von Breuer unter dem falschen Vorwand, seine Migräne behandeln zu wollen, in ein Wiener Sanatorium einweisen und unterrichtet den eifernden Mann im Anschluss an die alltäglichen ärztlichen Visiten in seiner Philosophie. Gegenüber stehen sich nun ein Josef Breuer, der zensurlos von seinen tiefsten Ängsten berichtet und sich erhofft, dadurch seinen sturen Patienten für seine eigenen Leiden aufweichen zu können und ein Post-Schopenhauer-Nietzsche, der mit allen Mitteln um die Oberhand kämpft und Territorien eigener innerpsychischer Dynamiken meidet, als wüte die dort Pest. Persönliches: Yalom setzt uns in seinem Roman einen unverbesserlichen, erschreckend eloquenten und in hochtrabenden, aber zusammenhangslosen und weltfremden Aphorismen faselnden Nietzsche vor die Nase, der sich in den Achtzigern des vorletzten Jahrhunderts mit ebenjenem überlegenen Intellekt durch Europa philosophierte, dahinschleichend in den weichen Satingewändern eines »›posthumen Philosophen‹ eine[s] Philosophen, für den die Welt nicht reif [war]« (S.15) — und es bereitet riesige Freude, ihn dabei zu beobachten. Denn wenn Nietzsche davon spricht, dass »der Lehrer hart sein [muss und] die Menschen […] harte Lehren [brauchen, da] das Leben hart [ist] und auch das Sterben« (S.102) und ein jeder sich entscheiden muss, »wie er dem Tod begegnen will: Ob er mit anderen sprechen will, letzten Rat erteilen will, die Dinge aussprechen will, welche er sich für das Ende aufgespart hat, sich von den anderen verabschieden will, allein sein will, weinen will, sich gegen den Tod auflehnen will, ihn verfluchen will, ihn dankbar annehmen will« (S.104) und dann noch anhängt, dass »Wirkliche Freiheit [nur] an der Sonne der Wahrheit auf[blüht]« (S.103), dann fühle ich mich plötzlich, als wäre mir eins der großen Geheimnisse des Seins offenbart worden: »Stirb zur rechten Zeit! […] Wer zur rechten Zeit lebt, wer vollbringend lebt, für den verliert der Tod seinen Schrecken. Wer nie zur rechten Zeit lebt, wird nie zur rechten Zeit sterben können« (S.358). Doch von Nietzsches puritanischen Monologen abgesehen fühlte sich diese verwirrende Nietzsche-Breuer-Salomé-Pappenheim-Konstellation für mich sehr gekünstelt an und ich schaffte es nicht, diesem feinsinnigen und intellektuell überlegenen Nietzsche abzukaufen, dass er einem so billigen Trick zum Opfer fällt. Nichtsdestotrotz ließ mich Yaloms Roman sehr besänftigt zurück, denn während ein Breuer, der im Irrgarten menschlicher Triebe vom Weg abkam »wieder [weiß], was [er] an [seiner Frau hat], weil [er] einen Vorgeschmack dessen [bekam], was es hieße, sie zu verlieren« (S.400), verlässt der unverbesserliche Nietzsche die Bühne im Frieden »Ewiger Wiederkehr« und weiß diese Annahme auf zwei metaphysischen Grundsätzen bestätigt: »dass die Zeit unendlich sei, und dass die Energie […] endlich sei. Gehe man von einer unendlichen Spanne verstrichener Zeit, dann folge hieraus, […] dass alle möglichen Zustände bereits eingetreten sein müssen und dass der gegenwärtige Zustand eine Wiederholung darstelle, genauso wie der, der aus ihm hervorgehen werde, und so weiter und so fort, zurück in die Vergangenheit wie Voraus in die Zukunft« (S.362) und verkündet, kurz bevor der Vorhang fällt, dass »[s]ein Sohn, [s]ein Zarathustra […] voll gereifter Weisheit sein [wird], doch zum einzigen Begleiter wird er einen Adler haben. Er wird der einsamste Mensch auf Erden sein« (S.437) — Amor fati, was bliebe dem sonst noch hinzuzufügen — Ähnliche Leseerfahrungen: Das Spinoza-Problem (Irvin Yalom); Die Schopenhauer-Kur (Irvin-Yalom)

»Bedeutung! […] Vielleicht gingen wir von vornherein darin fehl, dass wir die Bedeutung […] außer acht ließen. […] Mag sein, das Entscheidende ist gar nicht das erste veranlassende Ereignis des Symptoms! […] Vielleicht sind Symptome die Übermittler von Bedeutungen und verschwinden erst, wenn ihre Botschaft erfasst wurde!«
3

Sehr interessante fiktive Begegnung, teilweise langatmig und viel Fachwissen. Alles in allem lesenswert!

5

Psychoanalyse trifft auf Philosophie

Wunderbarer Roman, dessen intellektuelle Dialoge berühren und anregend sind.

3.5

Philosophisch psychologische Abzweigungen

Das Buch nimmt einen mit ins Ende des 19. Jahrhunderts. Sprachlich dieser Zeit sehr angepasst kann das zeitliche Bild sehr gut vermittelt werden, macht das Buch aber unmittelbar auch etwas anspruchsvoller und entsprechend weniger geeignet zum lesen nebenbei. Beschrieben wird eine fiktive Begegnung zwischen Nietzsche und Breuer, sodass das Buch Fiktion mit Geschichte vereint. Die ersten 100 langatmigen Seiten machen es einem schwer den Einstieg in die Erzählung zu finden, ab dem Zeitpunkt wo das Arzt-Patient-Verhältnis vertieft dargestellt wird fällt das Lesen aber leichter. Letztlich kein Buch mit großem Spannungbogen, aber empfehlenswert für alle, die Interessen im Bereich von Medizin, Psychologie und Philosophie haben, sodass man sich den ein oder anderen Denkanstoß bezüglich des eigenen Lebens mitnehmen kann.

5

Manche Bücher wünscht man sich schon früher gelesen zu haben!

Ich wusste anfangs nicht so recht, worauf ich mich einließ, vor allem, weil mir das Buch nur lose empfohlen wurde. Aber neugierig darauf, auf solch historische Personen zu stoßen, nahm ich das Buch in die Hand und fing an zu lesen. Was mich sofort faszinierte, war die unfassbar gelungene sprachliche Übersetzung aus dem Englischen in eine deutsche Sprache des späten 19. Jahrhunderts – einfach herausragend. Die Verkörperung der historischen Personen wie Nietzsche, Freud und Josef Breuer ist außerordentlich spannend und aufregend, vor dem Hintergrund der noch in den Kinderschuhen steckenden Psychoanalyse und Psychotherapie. Woran ich immer für mich feststelle, wie gut mir ein Buch gefallen hat, ist, wenn ich mit den letzten Sätzen zugleich große Freude und auch eine gewisse Traurigkeit verspüre. Was für ein schönes, kluges und feinfühliges Buch!

5

Zuerst etwas langatmig, aber für das Verstän dnis trotzdem notwendig. Ab der Buchmitte konnte ich das Buch nicht mehr aus den Händen legen.

3

Zuweilen etwas zäh, vor allem zu Beginn. Im weiteren Verlauf deutlich leichter zu lesen. Tiefgründige Einsichten in die Perspektiven der Protagonisten werden gewährt. Keine leichte Kost...

5

extrem aufschlussreich und fesselnd geschrieben. da ich mich sehr für psychologische vorgänge interessiere, hat mich die geschichte gleich gepackt

5

Grossartige Geschichte, ergreiffend, tiefer Einblick in unsere Psyche

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