Unberechenbar
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Dana Spiotta, 1966 geboren, hat bislang fünf Romane veröffentlicht, für die sie vielfach ausgezeichnet wurde. Sie lebt mit ihrer Familie in Syracuse, New York, wo auch ihr neuer Roman spielt.
Beiträge
Im Original heißt das Buch "Wayward", was übersetzt werden kann mit unberechenbar, oder mit eigensinnig. Und Sam, die 53-jährige Mutter von Ally und Tochter von Lily, ist beides. Spontan kauft Sam ein runtergekommenes, aber in ihren Augen wunderschönes Haus und zieht bei Mann und Tochter aus. Auch ihre Ausbrüche, die sie gegenüber Ärzten oder Behörden an den Tag legt, brechen plötzlich aus ihr raus und beschämen dadurch ihre Tochter und lässt ihre Beziehung immer schwieriger werden. Sams Inneres schäumt immer wieder über. Aber sie möchte auch wieder mehr sie selbst sein. "Ich wollte nicht still und devot sein. Ich wollte nicht würdevoll sein, und vor allem hatte ich keine Lust mehr, mich noch um irgendjemanden zu kümmern." Und so geht Sam ins Fitnesscenter, trifft sich mit Frauen um über Feminismus und Politik zu diskutieren und schießt trotzdem wieder übers Ziel hinaus, als sie um die Zuneigung von Ally kämpft. Das geht nach hinten los und Ally fühlt sich als "Kollateralschaden auf dem Scheiterhaufen ihres Selbstopferungstrips." Es geht in diesem Roman viel um Frau-sein in der heutigen Zeit und was es bedeutet Mutter oder Tochter zu sein. Aber auch um die "Unsichtbarkeit" als Frau mittleren Alters. Diese Teile des Buches mochte ich sehr!! Verloren hat er mich in den Kapiteln über Institutionen, lokalen Beschreibungen von Syracuse und unglaublich vielen Abkürzungen, die ich keine Lust hatte alle zu googeln. Ich mag es, wenn das Cover zum Inhalt passt, das kann ich hier nicht wirklich zuordnen.
Sam ist 53 und hat sich soeben in ein heruntergekommenes Haus verliebt, welches sie kurzerhand kauft. Erst nach dem Kauf merkt sie, dass dies wohl bedeutet, dass sie ihren Mann verlassen wird. Denn „[e]in Ja zu dieser Version ihres Lebens bedeutete ein Nein zu der anderen.“ (S.19). Insgesamt befindet sich Sam in einer Lebensphase, in der ihr Bedürfnis, sich Konventionen zu widersetzen, immer größer wird. Und es stellt sich die Frage, ob der Hauskauf Auslöser oder Symptom dieser Phase ist… sowohl für die Lesenden als auch für Sam selbst. Denn sie muss zunächst alte Mauern einreißen, neue erkunden, bewerten oder sogar neu erbauen, um klar sehen zu können, wer sie ist, was ihr wichtig ist und was sie will. Sehr gerne habe ich die Passagen aus der Tochter-Perspektive gelesen, die noch einmal einen ganz anderen Blick auf Sam eröffnen. Denn Ally antwortet nicht mehr auf Sams Nachrichten, findet ihr Verhalten peinlich und geht straight ihrer eigenen Wege. Trotz aller Rebellion und Veränderung, die Sam durchlebt, macht ihr dies unglaublich zu schaffen. Sams Kontrollbedürfnis und der Druck, den sie dadurch auf Ally ausübt, werden immer deutlicher. Doch die große Stärke von ‚Unberechenbar‘ ist, dass all dies als menschlich und nicht fehlerhaft dargestellt wird. Denn sind wir nicht letztlich alle, ebenso wie Sam, Heldin und Anti-Heldin zugleich…? Thematisch werden Social Media, Gentrifizierung, Feminismus, Wechseljahre, Mutterschaft, Rassismus, amerikanische Politik und Political Correctness aufgegriffen. Für mich waren es ein paar Themen zu viel, die Sam umtreiben, als dass es auf mich noch wirklich authentisch wirken konnte. Vielleicht auch mit ein Grund dafür, warum ich mich mit Sam nicht gänzlich identifizieren konnte. Einerseits hat mich die Mutter-Tochter-Beziehung sehr berührt und ich konnte vieles wirklich fühlen. Sams aufkeimende Rebellion und ihr Interesse an ‚neuen‘ Themen habe ich hingegen eher mit distanziertem Interesse beobachtet als wirklich gefühlt. Insofern bin sich sehr froh, dass „Unberechenbar“ mindestens ebenso sehr Mutter-Tochter-Geschichte wie Midlife-Crisis-Plot ist. Insgesamt schon allein aufgrund der außergewöhnlichen Perspektive der menopausalen Sam sowie der äußerst angenehmen Sprache lesenswert!
Hä???
Was für ein Buch, ich wünschte, ich könnte Bücher, die anstrengend werden, einfach abbrechen. Ich habe selten ein dermaßen wirres Buch gelesen, ich habe keine Ahnung, was mir die Geschichte sagen soll. Sam (53 Jahre) verliebt sich in ein kleines, heruntergekommenes Haus und kauft es kurzerhand. Trennt sich ohne echte Gründe von Mann und Kind, lässt sich mit Aktivisten aus dem Internet ein und wird nachts Zeugin eines Mordes. Klingt konfus? Mag sein, ist aber nur ein Teil der Geschichte. Am Ende fließt nach einem vermeintlichen Überfall Blut und die Protagonistin schwafelt tatsächlich mehrere Seiten lang über Blut. Menstruationsblut, über Frauen und alles andere auf der Welt. Absolut nicht mein Ding, dieses Buch, leider!
Sam, 53 Jahre, kauft ein spontan runtergekommenes Haus. Kurz darauf wird ihr klar, dass sie ihren Mann verlassen und in das Haus ziehen wird. Ihre Tochter Ally nimmt das ganze nicht gut auf und die ohnehin belastete Beziehung zwischen Mutter und Tochter verschlechtert sich weiter. In „Unberechenbar“ folgen wir Sam in mal kurz und mal längeren Abschnitten durch eine Art Midlife-Crisis. Erfrischend, dass es dabei tatsächlich mal die Frau ist, die geht, um sich neu zu entdecken und nicht der Mann. Sam reflektiert sehr viel über das Älter werden. Dabei geht es nicht nur körperliche Veränderungen sondern auch wie eine ältere Frau wahrgenommen wird in einer Gesellschaft in der sie besser unsichtbar zu sein hat und über ihre jahrelang unterdrückte Wut. Parallel werden zwei komplexe Mutter-Tochter-Beziehungen beleuchtet, einmal mit Sam in der Mutter Rolle und einmal mit Sam in der Tochter Rolle. Mit Sam hatte ich teilweise so meine Schwierigkeiten. Obwohl ihre Wut und ihr hinterfragen ihrer Rolle in der Welt sehr sympathisch fand und ich ebenso ihr Bemühen sich neu zu erfinden genossen habe, haben mich die starken Übergriffigkeiten gegenüber ihrer Tochter stark genervt. Hinzu kam das Sam Leben doch ein stark Privilegiertes ist (immerhin kauft sie sich einfach so ein Haus), Altersarmut oder ähnliches scheinen hier kein Problem zu sein. Gleichzeitig gab es dann doch immer wieder Momente, bei denen sie mich stark positiv überrascht hat. Ich bin zwar mit Sam nicht richtig warm geworden und habe mich gerade im letzten Drittel über einige Plot-Points gewundert und fand den Schluss wirklich nicht gut… aber das Buch hat mich zum nachdenken angeregt, mich fasziniert und letztlich auch gut unterhalten. Loben möchte ich zudem dem den Kjona-verlag dafür loben, dass der Name der Übersetzerin vorne mit auf dem Cover steht und bei der Übersetzung an einer Stelle ganz selbstverständlich geschlechtsneutrale Pronomen verwendet wurde.
Abgebrochen!
Ich hatte so viel erwartet. Bis Seite 144 habe ich durchgehalten. Ich mag es nicht Bücher abzubrechen, doch dieses hat mich an keiner Stelle gepackt. Die Protagonisten sind meilenweit entfernt. Ich habe keinen Zugang und frage mich die ganze Zeit was tun sie da und warum. Zum Teil habe ich den Inhalt auch tatsächlich nicht verstanden. Entweder war das Buch zum absolut falschen Zeitpunkt auf meiner Leseliste oder es ist einfach nicht gut. Die Entscheidung überlasse ich euch.
Sam Raymond krempelt ihr Leben im Alter von 53 Jahren nochmal so richtig um. Sie tauscht ihr sicheres familiäres Nest, bestehend aus Ehemann Matt und Tochter Ally, gegen ein heruntergekommenes Craftman-Haus im Problemviertel von Syracuse, New York ein. Yes, klingt nicht nur nach Midlife-Crisis, sondern liest sich auch so. Sam fällt nämlich erst nach der Ersteigerung des renovierungsbedürftigen Hauses ein, dass sie wohl ausziehen wird und von nun an wieder alleine wohnt. So nimmt das Schicksal seinen Lauf und Sam wird in „Unberechenbar“ für mich zu einer Anti-Heldin, welche sich ihre Freiheit zurückholt und nochmal ausbricht, sich ausprobiert und sich von gesellschaftlichen Normen befreit. Sam gibt sich mit diesem Schritt eine neue Unabhängigkeit, gleichzeitig wird die familiäre Verbindung zu Matt, Ally und Sams Mum Lily durch die neue Situation und bestehende Altlasten auf die Probe gestellt. Die Autorin Dana Spiotta schneidet auf 352 Seiten enorm viele Themen an, darunter Queerness, Racial profiling, Gewalt, soziale Ungleichheit. Mit dieser Themenvielfalt ist Sam konfrontiert. Zu Beginn ist das Buch aus Sams Sicht geschrieben. Ich habe sie im Laufe des Lesens in mein Herz geschlossen. Nach 125 Seiten bröckelt die Liebe zu Sam allerdings etwas, da die Leserschaft nun die Sicht von Ally einnimmt. Dana Spiotta spielt hier gekonnt mit den Emotionen und lässt die Figuren authentisch und gefühlvoll wirken. Besonders die Ängste von Sam kommen stark zum Ausdruck. Manche Szenen sind hier für mich kaum aushaltbar. Ich fühle mit Sam, aber auch mit Ally. Aus dem Amerikanischen von Andrea O’Brien.

Das hier hat mich zeitgleich gefesselt und genervt. Ich finde es schon berechtigt dass es dieses Buch gibt, aber der Modus ist nicht gerade Schaukelstuhl-gemütlich.
"In jungen, fitten Körpern steckt eine Lüge. Es liegt etwas Menschliches – Anrührendes – im gealterten Körper, in seiner aufrichtigen Beziehung zu Verfall und Zeit." (S. 166) Normalerweise geht einem Auszug eine Trennung voraus. Doch als Sam den Entschluss fasst, ihren Mann zu verlassen, hat sie bereits ein Haus gekauft – ein Haus für sich alleine. Dass sie damit auch ihre siebzehnjährige Tochter Ally verlässt, schmerzt zwar, doch sie kann einfach nicht anders. "Ein Ja zu dieser Version ihres Lebens bedeutete ein Nein zu der anderen." (S. 19) Es entsteht ein tiefer Riss in der Beziehung zwischen Mutter und Tochter und als dann auch noch Sams Mutter Lilly schwer erkrankt, wird für Sam deutlich, auf welchem Fundament ihr Leben wirklich steht. Ab Mitte vierzig setzt der Körper die Segel auf Umbruch und offensichtlich können wir gar nicht anders, als dem nachzugeben. Denn mit dem eigenen Körper ändert sich auch das Umfeld bzw. der Blick darauf. Umstände, die bislang einfach da waren, um sie hinzunehmen, werden zum Problem, das gelöst oder entfernt werden muss. Dana Spiotta konstruiert in ihrem Roman die logische Kausalkette eines Neuanfangs. Ihre Hauptfigur Sam verkörpert das Gefühl, sich schreiend schütteln zu wollen, um alles von sich zu werfen, was nicht mehr passt. Es ist der Wunsch, Raum einzunehmen in einer für sich angebrachten Dimension – den Maßstab endlich selbst vorzugeben! Zugleich schildert die Autorin einen doppelten Abnabelungsprozess – als Mutter, die ihre Tochter loslässt, und als Tochter, die sich von der eigenen Mutter löst. Denn das Leben ist ein ewiger Abnabelungsprozess. Andauernd muss man lernen loszulassen und Abschied zu nehmen. Von anderen Menschen, aber vor allem von alten Versionen seiner selbst auf der immer wiederkehrenden Suche nach Sinnhaftigkeit. Neben der persönlichen Ebene verhandelt Spiotta auch gesellschaftliche Themen wie weiße (und männliche) Privilegien. Und ganz nebenbei erschafft sie auch noch eine historische Figur, die Vorreiterin aller feministischer Bewegungen hätte sein können. Ein inhaltliches Schwergewicht federleicht erzählt!
2,5 Sterne
Mehr von Dana Spiotta
AlleBeschreibung
Autorenbeschreibung
Dana Spiotta, 1966 geboren, hat bislang fünf Romane veröffentlicht, für die sie vielfach ausgezeichnet wurde. Sie lebt mit ihrer Familie in Syracuse, New York, wo auch ihr neuer Roman spielt.
Beiträge
Im Original heißt das Buch "Wayward", was übersetzt werden kann mit unberechenbar, oder mit eigensinnig. Und Sam, die 53-jährige Mutter von Ally und Tochter von Lily, ist beides. Spontan kauft Sam ein runtergekommenes, aber in ihren Augen wunderschönes Haus und zieht bei Mann und Tochter aus. Auch ihre Ausbrüche, die sie gegenüber Ärzten oder Behörden an den Tag legt, brechen plötzlich aus ihr raus und beschämen dadurch ihre Tochter und lässt ihre Beziehung immer schwieriger werden. Sams Inneres schäumt immer wieder über. Aber sie möchte auch wieder mehr sie selbst sein. "Ich wollte nicht still und devot sein. Ich wollte nicht würdevoll sein, und vor allem hatte ich keine Lust mehr, mich noch um irgendjemanden zu kümmern." Und so geht Sam ins Fitnesscenter, trifft sich mit Frauen um über Feminismus und Politik zu diskutieren und schießt trotzdem wieder übers Ziel hinaus, als sie um die Zuneigung von Ally kämpft. Das geht nach hinten los und Ally fühlt sich als "Kollateralschaden auf dem Scheiterhaufen ihres Selbstopferungstrips." Es geht in diesem Roman viel um Frau-sein in der heutigen Zeit und was es bedeutet Mutter oder Tochter zu sein. Aber auch um die "Unsichtbarkeit" als Frau mittleren Alters. Diese Teile des Buches mochte ich sehr!! Verloren hat er mich in den Kapiteln über Institutionen, lokalen Beschreibungen von Syracuse und unglaublich vielen Abkürzungen, die ich keine Lust hatte alle zu googeln. Ich mag es, wenn das Cover zum Inhalt passt, das kann ich hier nicht wirklich zuordnen.
Sam ist 53 und hat sich soeben in ein heruntergekommenes Haus verliebt, welches sie kurzerhand kauft. Erst nach dem Kauf merkt sie, dass dies wohl bedeutet, dass sie ihren Mann verlassen wird. Denn „[e]in Ja zu dieser Version ihres Lebens bedeutete ein Nein zu der anderen.“ (S.19). Insgesamt befindet sich Sam in einer Lebensphase, in der ihr Bedürfnis, sich Konventionen zu widersetzen, immer größer wird. Und es stellt sich die Frage, ob der Hauskauf Auslöser oder Symptom dieser Phase ist… sowohl für die Lesenden als auch für Sam selbst. Denn sie muss zunächst alte Mauern einreißen, neue erkunden, bewerten oder sogar neu erbauen, um klar sehen zu können, wer sie ist, was ihr wichtig ist und was sie will. Sehr gerne habe ich die Passagen aus der Tochter-Perspektive gelesen, die noch einmal einen ganz anderen Blick auf Sam eröffnen. Denn Ally antwortet nicht mehr auf Sams Nachrichten, findet ihr Verhalten peinlich und geht straight ihrer eigenen Wege. Trotz aller Rebellion und Veränderung, die Sam durchlebt, macht ihr dies unglaublich zu schaffen. Sams Kontrollbedürfnis und der Druck, den sie dadurch auf Ally ausübt, werden immer deutlicher. Doch die große Stärke von ‚Unberechenbar‘ ist, dass all dies als menschlich und nicht fehlerhaft dargestellt wird. Denn sind wir nicht letztlich alle, ebenso wie Sam, Heldin und Anti-Heldin zugleich…? Thematisch werden Social Media, Gentrifizierung, Feminismus, Wechseljahre, Mutterschaft, Rassismus, amerikanische Politik und Political Correctness aufgegriffen. Für mich waren es ein paar Themen zu viel, die Sam umtreiben, als dass es auf mich noch wirklich authentisch wirken konnte. Vielleicht auch mit ein Grund dafür, warum ich mich mit Sam nicht gänzlich identifizieren konnte. Einerseits hat mich die Mutter-Tochter-Beziehung sehr berührt und ich konnte vieles wirklich fühlen. Sams aufkeimende Rebellion und ihr Interesse an ‚neuen‘ Themen habe ich hingegen eher mit distanziertem Interesse beobachtet als wirklich gefühlt. Insofern bin sich sehr froh, dass „Unberechenbar“ mindestens ebenso sehr Mutter-Tochter-Geschichte wie Midlife-Crisis-Plot ist. Insgesamt schon allein aufgrund der außergewöhnlichen Perspektive der menopausalen Sam sowie der äußerst angenehmen Sprache lesenswert!
Hä???
Was für ein Buch, ich wünschte, ich könnte Bücher, die anstrengend werden, einfach abbrechen. Ich habe selten ein dermaßen wirres Buch gelesen, ich habe keine Ahnung, was mir die Geschichte sagen soll. Sam (53 Jahre) verliebt sich in ein kleines, heruntergekommenes Haus und kauft es kurzerhand. Trennt sich ohne echte Gründe von Mann und Kind, lässt sich mit Aktivisten aus dem Internet ein und wird nachts Zeugin eines Mordes. Klingt konfus? Mag sein, ist aber nur ein Teil der Geschichte. Am Ende fließt nach einem vermeintlichen Überfall Blut und die Protagonistin schwafelt tatsächlich mehrere Seiten lang über Blut. Menstruationsblut, über Frauen und alles andere auf der Welt. Absolut nicht mein Ding, dieses Buch, leider!
Sam, 53 Jahre, kauft ein spontan runtergekommenes Haus. Kurz darauf wird ihr klar, dass sie ihren Mann verlassen und in das Haus ziehen wird. Ihre Tochter Ally nimmt das ganze nicht gut auf und die ohnehin belastete Beziehung zwischen Mutter und Tochter verschlechtert sich weiter. In „Unberechenbar“ folgen wir Sam in mal kurz und mal längeren Abschnitten durch eine Art Midlife-Crisis. Erfrischend, dass es dabei tatsächlich mal die Frau ist, die geht, um sich neu zu entdecken und nicht der Mann. Sam reflektiert sehr viel über das Älter werden. Dabei geht es nicht nur körperliche Veränderungen sondern auch wie eine ältere Frau wahrgenommen wird in einer Gesellschaft in der sie besser unsichtbar zu sein hat und über ihre jahrelang unterdrückte Wut. Parallel werden zwei komplexe Mutter-Tochter-Beziehungen beleuchtet, einmal mit Sam in der Mutter Rolle und einmal mit Sam in der Tochter Rolle. Mit Sam hatte ich teilweise so meine Schwierigkeiten. Obwohl ihre Wut und ihr hinterfragen ihrer Rolle in der Welt sehr sympathisch fand und ich ebenso ihr Bemühen sich neu zu erfinden genossen habe, haben mich die starken Übergriffigkeiten gegenüber ihrer Tochter stark genervt. Hinzu kam das Sam Leben doch ein stark Privilegiertes ist (immerhin kauft sie sich einfach so ein Haus), Altersarmut oder ähnliches scheinen hier kein Problem zu sein. Gleichzeitig gab es dann doch immer wieder Momente, bei denen sie mich stark positiv überrascht hat. Ich bin zwar mit Sam nicht richtig warm geworden und habe mich gerade im letzten Drittel über einige Plot-Points gewundert und fand den Schluss wirklich nicht gut… aber das Buch hat mich zum nachdenken angeregt, mich fasziniert und letztlich auch gut unterhalten. Loben möchte ich zudem dem den Kjona-verlag dafür loben, dass der Name der Übersetzerin vorne mit auf dem Cover steht und bei der Übersetzung an einer Stelle ganz selbstverständlich geschlechtsneutrale Pronomen verwendet wurde.
Abgebrochen!
Ich hatte so viel erwartet. Bis Seite 144 habe ich durchgehalten. Ich mag es nicht Bücher abzubrechen, doch dieses hat mich an keiner Stelle gepackt. Die Protagonisten sind meilenweit entfernt. Ich habe keinen Zugang und frage mich die ganze Zeit was tun sie da und warum. Zum Teil habe ich den Inhalt auch tatsächlich nicht verstanden. Entweder war das Buch zum absolut falschen Zeitpunkt auf meiner Leseliste oder es ist einfach nicht gut. Die Entscheidung überlasse ich euch.
Sam Raymond krempelt ihr Leben im Alter von 53 Jahren nochmal so richtig um. Sie tauscht ihr sicheres familiäres Nest, bestehend aus Ehemann Matt und Tochter Ally, gegen ein heruntergekommenes Craftman-Haus im Problemviertel von Syracuse, New York ein. Yes, klingt nicht nur nach Midlife-Crisis, sondern liest sich auch so. Sam fällt nämlich erst nach der Ersteigerung des renovierungsbedürftigen Hauses ein, dass sie wohl ausziehen wird und von nun an wieder alleine wohnt. So nimmt das Schicksal seinen Lauf und Sam wird in „Unberechenbar“ für mich zu einer Anti-Heldin, welche sich ihre Freiheit zurückholt und nochmal ausbricht, sich ausprobiert und sich von gesellschaftlichen Normen befreit. Sam gibt sich mit diesem Schritt eine neue Unabhängigkeit, gleichzeitig wird die familiäre Verbindung zu Matt, Ally und Sams Mum Lily durch die neue Situation und bestehende Altlasten auf die Probe gestellt. Die Autorin Dana Spiotta schneidet auf 352 Seiten enorm viele Themen an, darunter Queerness, Racial profiling, Gewalt, soziale Ungleichheit. Mit dieser Themenvielfalt ist Sam konfrontiert. Zu Beginn ist das Buch aus Sams Sicht geschrieben. Ich habe sie im Laufe des Lesens in mein Herz geschlossen. Nach 125 Seiten bröckelt die Liebe zu Sam allerdings etwas, da die Leserschaft nun die Sicht von Ally einnimmt. Dana Spiotta spielt hier gekonnt mit den Emotionen und lässt die Figuren authentisch und gefühlvoll wirken. Besonders die Ängste von Sam kommen stark zum Ausdruck. Manche Szenen sind hier für mich kaum aushaltbar. Ich fühle mit Sam, aber auch mit Ally. Aus dem Amerikanischen von Andrea O’Brien.

Das hier hat mich zeitgleich gefesselt und genervt. Ich finde es schon berechtigt dass es dieses Buch gibt, aber der Modus ist nicht gerade Schaukelstuhl-gemütlich.
"In jungen, fitten Körpern steckt eine Lüge. Es liegt etwas Menschliches – Anrührendes – im gealterten Körper, in seiner aufrichtigen Beziehung zu Verfall und Zeit." (S. 166) Normalerweise geht einem Auszug eine Trennung voraus. Doch als Sam den Entschluss fasst, ihren Mann zu verlassen, hat sie bereits ein Haus gekauft – ein Haus für sich alleine. Dass sie damit auch ihre siebzehnjährige Tochter Ally verlässt, schmerzt zwar, doch sie kann einfach nicht anders. "Ein Ja zu dieser Version ihres Lebens bedeutete ein Nein zu der anderen." (S. 19) Es entsteht ein tiefer Riss in der Beziehung zwischen Mutter und Tochter und als dann auch noch Sams Mutter Lilly schwer erkrankt, wird für Sam deutlich, auf welchem Fundament ihr Leben wirklich steht. Ab Mitte vierzig setzt der Körper die Segel auf Umbruch und offensichtlich können wir gar nicht anders, als dem nachzugeben. Denn mit dem eigenen Körper ändert sich auch das Umfeld bzw. der Blick darauf. Umstände, die bislang einfach da waren, um sie hinzunehmen, werden zum Problem, das gelöst oder entfernt werden muss. Dana Spiotta konstruiert in ihrem Roman die logische Kausalkette eines Neuanfangs. Ihre Hauptfigur Sam verkörpert das Gefühl, sich schreiend schütteln zu wollen, um alles von sich zu werfen, was nicht mehr passt. Es ist der Wunsch, Raum einzunehmen in einer für sich angebrachten Dimension – den Maßstab endlich selbst vorzugeben! Zugleich schildert die Autorin einen doppelten Abnabelungsprozess – als Mutter, die ihre Tochter loslässt, und als Tochter, die sich von der eigenen Mutter löst. Denn das Leben ist ein ewiger Abnabelungsprozess. Andauernd muss man lernen loszulassen und Abschied zu nehmen. Von anderen Menschen, aber vor allem von alten Versionen seiner selbst auf der immer wiederkehrenden Suche nach Sinnhaftigkeit. Neben der persönlichen Ebene verhandelt Spiotta auch gesellschaftliche Themen wie weiße (und männliche) Privilegien. Und ganz nebenbei erschafft sie auch noch eine historische Figur, die Vorreiterin aller feministischer Bewegungen hätte sein können. Ein inhaltliches Schwergewicht federleicht erzählt!
2,5 Sterne