Sommerkind
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Beschreibung
Beiträge
Ein sehr berührendes Thema! Für mich hätte die Geschichte noch weitergehen können.
Durch die besondere Sprache von Monika Held wird die ergreifende und traurige Geschichte von Ragna, Kolja und Malu zu einem besonderen Leseerlebnis. Die Autorin macht deutlich, welche Folgen ein Unfall nicht nur für die betroffene Person und ihre Familie, sondern auch für Personen im Umfeld hat. Der Titel bezieht sich auf die Sprache in einem Krankenhaus für Menschen im Wachkoma. Dort werden Kinder so bezeichnet, die im Sommer nach einem Unfall im Wasser eingeliefert werden. Die Geschichte wird jedoch nie sentimental, sondern zeigt doch immer wieder überraschende Wendungen, die Ragnas Suche nach ihrer Erinnerung an ein lange zurückliegendes und verdrängtes Ereignis begleiten. Manchmal wird der Leser allerdings verwirrt, da die Personen häufig wechseln und man manchmal nicht weiß, wessen Gedanken man gerade liest. Dann muss man einen Abschnitt noch einmal lesen, wenn man verstanden hat, worum es geht.
Sehr selten lese ich belletristische Romane, die mir so viel geben wie "Sommerkind". Dieses Buch war bewegend, besonders und tat auch manchmal weh. Die Figuren und der Schreibstil waren großartig und ich hätte gerne noch mehr über Kolja und Ragna gelesen. Ein ganz tolles Buch über Trauer, Schuld und erste Liebe. CW: Koma, Suizidversuch
„𝘚𝘪𝘦 𝘯𝘢𝘯𝘯𝘵𝘦 𝘔𝘢𝘭𝘶 𝘦𝘪𝘯 ›𝘚𝘰𝘮𝘮𝘦𝘳𝘬𝘪𝘯𝘥‹, 𝘸𝘦𝘪𝘭 𝘥𝘢𝘴 𝘔𝘢̈𝘥𝘤𝘩𝘦𝘯 𝘪𝘯 𝘸𝘢𝘳𝘮𝘦𝘮 𝘞𝘢𝘴𝘴𝘦𝘳 𝘦𝘳𝘵𝘳𝘶𝘯𝘬𝘦𝘯 𝘸𝘢𝘳. 𝘚𝘰𝘮𝘮𝘦𝘳𝘬𝘪𝘯𝘥𝘦𝘳, 𝘦𝘳𝘬𝘭𝘢̈𝘳𝘵𝘦 𝘴𝘪𝘦, 𝘩𝘢𝘣𝘦𝘯 𝘦𝘴 𝘴𝘤𝘩𝘸𝘦𝘳𝘦𝘳, 𝘪𝘯 𝘥𝘪𝘦 𝘞𝘦𝘭𝘵 𝘻𝘶𝘳𝘶̈𝘤𝘬𝘻𝘶𝘧𝘪𝘯𝘥𝘦𝘯 𝘢𝘭𝘴 𝘞𝘪𝘯𝘵𝘦𝘳𝘬𝘪𝘯𝘥𝘦𝘳.“ (𝘚.48) Ragna ist Wissenschaftlerin und forscht über die Heimatverbundenheit und das Phänomen, dass viele Menschen im Alter in ihre Heimat zurück ziehen. Während dieser Forschungen verschlägt es auch sie in ihren Heimatort, an dem sie auf einmal Bilder im Kopf hat, die sie keiner Erinnerung zuordnen kann. Durch Nachforschungen stößt sie auf die Geschichte von Malu, der sie als Jugendliche das Leben gerettet hat und ihren Bruder Kolja, in den sie verliebt war. Es ist eine tragische Geschichte, denn die 6-jährige Malu ist nach ihrer Rettung ins Koma gefallen und bis heute nicht daraus erwacht. Kolja gibt sich selbst die Schuld daran, die Familie zerbricht an der Last der Geschehnisse. Und auch Ragna scheint nicht frei von Schuld. - >Sommerkind< ist ein sehr dichter Roman, der mir als Mutter emotional einiges abverlangt hat. Die Thematiken sind vielfältig und reichen von Trauma, über Schuld bis hin zu ethischen Fragen. Aber eins nach dem anderen. Am Beispiel von Ragna wird sehr gut das Vergessen und Erinnern aufgezeigt. Unser Gehirn neigt dazu traumatische Erfahrungen auszublenden, nieder zu drücken und so ist auch bei Ragna sämtliche Erinnerung an das Geschehene wie ausgelöscht. Selbst in der Aufarbeitung, dem Gespräch mit anderen Beteiligten, weigert sich ihr Kopf Bilder zu dem Erzählten zu produzieren. Einzig einzelne Fragmente, wie bspw. die Erinnerung an Malu am Boden des Schwimmbeckens oder Kolja auf der Bank sitzend, mit Blick auf das Meer, flackern hier und da auf. Es wird sehr deutlich klar, wie belastend das Nichterinnern für Betroffene sein kann, wie unerklärbar, dass wichtige Informationen einfach fehlen, so als hätte es nie stattgefunden. Durch Kolja nähern wir uns dem Thema Schuld in vielen Facetten. Zum einen fühlt er sich selbst schuldig an dem Ereignis, da er sich nicht gegen seine Schwester durchgesetzt hat, zum anderen wird ihm, durch Aussagen, die vielleicht gar nicht so gemeint sind, von der Mutter suggeriert, dass es seine Schuld ist. Dies führt dazu, dass es ihm unmöglich ist, einen unbeschwerten Umgang mit Malu zu pflegen. Er wendet sich lieber den anderen Kindern auf der Station zu, leistet ihnen Gesellschaft, ist täglicher Gast in der Klinik, auch weil er es zu Hause nicht aushält. Die Mutter ist voll und ganz mit dem Schicksal von Malu beschäftigt, auch mit ihren eigenen Emotionen überfordert und vergisst Kolja darüber ganz. Die Mutter ist es auch die schlußendlich die Ethik ins spielt bringt mit der Frage: „Wann ist ein Leben lebenswert?“ unterschwellig gibt sie Ragna die Schuld für Malus Zustand, wünscht sich insgeheim sie wäre nicht gerettet wurden. Hierüber kann man sicher endlose Diskussionen führen. Selbst die Mediziner können keine klare Auskunft geben, wie viel Menschen im Wachkoma bzw. im Syndrom reaktionsloser Wachheit, wie der korrekte medizinische Begriff lautet, mitbekommen. Malu reagiert auf Reize, ist aber weder in der Lage sich selbstständig zu bewegen noch zu sprechen, wird also nur durch die Hilfe und Pflege anderer am Leben erhalten. Ich stelle mir vor, dass es sich anfühlen muss, wie in sich gefangen sein, ähnlich einer Dissoziation, nur eben über einen viel längeren Zeitraum (bei Malu übt 20 Jahre) und diese Vorstellung finde ich ehrlich gesagt ziemlich erschreckend und würde es für mich nicht wollen. - Um zum Ende zu kommen, ein abschließendes Fazit: Es ist ein großartiger Roman, der durch den tollen Schreibstil von Monika Held getragen wird. Verschiedene Perspektiven, sowie Zeiten, ermöglichen ein umfassendes Bild und ich kann das Buch jedem ans Herz legen.
Dieses Buch hat mir viel abverlangt als Mutter.
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Ein sehr berührendes Thema! Für mich hätte die Geschichte noch weitergehen können.
Durch die besondere Sprache von Monika Held wird die ergreifende und traurige Geschichte von Ragna, Kolja und Malu zu einem besonderen Leseerlebnis. Die Autorin macht deutlich, welche Folgen ein Unfall nicht nur für die betroffene Person und ihre Familie, sondern auch für Personen im Umfeld hat. Der Titel bezieht sich auf die Sprache in einem Krankenhaus für Menschen im Wachkoma. Dort werden Kinder so bezeichnet, die im Sommer nach einem Unfall im Wasser eingeliefert werden. Die Geschichte wird jedoch nie sentimental, sondern zeigt doch immer wieder überraschende Wendungen, die Ragnas Suche nach ihrer Erinnerung an ein lange zurückliegendes und verdrängtes Ereignis begleiten. Manchmal wird der Leser allerdings verwirrt, da die Personen häufig wechseln und man manchmal nicht weiß, wessen Gedanken man gerade liest. Dann muss man einen Abschnitt noch einmal lesen, wenn man verstanden hat, worum es geht.
Sehr selten lese ich belletristische Romane, die mir so viel geben wie "Sommerkind". Dieses Buch war bewegend, besonders und tat auch manchmal weh. Die Figuren und der Schreibstil waren großartig und ich hätte gerne noch mehr über Kolja und Ragna gelesen. Ein ganz tolles Buch über Trauer, Schuld und erste Liebe. CW: Koma, Suizidversuch
„𝘚𝘪𝘦 𝘯𝘢𝘯𝘯𝘵𝘦 𝘔𝘢𝘭𝘶 𝘦𝘪𝘯 ›𝘚𝘰𝘮𝘮𝘦𝘳𝘬𝘪𝘯𝘥‹, 𝘸𝘦𝘪𝘭 𝘥𝘢𝘴 𝘔𝘢̈𝘥𝘤𝘩𝘦𝘯 𝘪𝘯 𝘸𝘢𝘳𝘮𝘦𝘮 𝘞𝘢𝘴𝘴𝘦𝘳 𝘦𝘳𝘵𝘳𝘶𝘯𝘬𝘦𝘯 𝘸𝘢𝘳. 𝘚𝘰𝘮𝘮𝘦𝘳𝘬𝘪𝘯𝘥𝘦𝘳, 𝘦𝘳𝘬𝘭𝘢̈𝘳𝘵𝘦 𝘴𝘪𝘦, 𝘩𝘢𝘣𝘦𝘯 𝘦𝘴 𝘴𝘤𝘩𝘸𝘦𝘳𝘦𝘳, 𝘪𝘯 𝘥𝘪𝘦 𝘞𝘦𝘭𝘵 𝘻𝘶𝘳𝘶̈𝘤𝘬𝘻𝘶𝘧𝘪𝘯𝘥𝘦𝘯 𝘢𝘭𝘴 𝘞𝘪𝘯𝘵𝘦𝘳𝘬𝘪𝘯𝘥𝘦𝘳.“ (𝘚.48) Ragna ist Wissenschaftlerin und forscht über die Heimatverbundenheit und das Phänomen, dass viele Menschen im Alter in ihre Heimat zurück ziehen. Während dieser Forschungen verschlägt es auch sie in ihren Heimatort, an dem sie auf einmal Bilder im Kopf hat, die sie keiner Erinnerung zuordnen kann. Durch Nachforschungen stößt sie auf die Geschichte von Malu, der sie als Jugendliche das Leben gerettet hat und ihren Bruder Kolja, in den sie verliebt war. Es ist eine tragische Geschichte, denn die 6-jährige Malu ist nach ihrer Rettung ins Koma gefallen und bis heute nicht daraus erwacht. Kolja gibt sich selbst die Schuld daran, die Familie zerbricht an der Last der Geschehnisse. Und auch Ragna scheint nicht frei von Schuld. - >Sommerkind< ist ein sehr dichter Roman, der mir als Mutter emotional einiges abverlangt hat. Die Thematiken sind vielfältig und reichen von Trauma, über Schuld bis hin zu ethischen Fragen. Aber eins nach dem anderen. Am Beispiel von Ragna wird sehr gut das Vergessen und Erinnern aufgezeigt. Unser Gehirn neigt dazu traumatische Erfahrungen auszublenden, nieder zu drücken und so ist auch bei Ragna sämtliche Erinnerung an das Geschehene wie ausgelöscht. Selbst in der Aufarbeitung, dem Gespräch mit anderen Beteiligten, weigert sich ihr Kopf Bilder zu dem Erzählten zu produzieren. Einzig einzelne Fragmente, wie bspw. die Erinnerung an Malu am Boden des Schwimmbeckens oder Kolja auf der Bank sitzend, mit Blick auf das Meer, flackern hier und da auf. Es wird sehr deutlich klar, wie belastend das Nichterinnern für Betroffene sein kann, wie unerklärbar, dass wichtige Informationen einfach fehlen, so als hätte es nie stattgefunden. Durch Kolja nähern wir uns dem Thema Schuld in vielen Facetten. Zum einen fühlt er sich selbst schuldig an dem Ereignis, da er sich nicht gegen seine Schwester durchgesetzt hat, zum anderen wird ihm, durch Aussagen, die vielleicht gar nicht so gemeint sind, von der Mutter suggeriert, dass es seine Schuld ist. Dies führt dazu, dass es ihm unmöglich ist, einen unbeschwerten Umgang mit Malu zu pflegen. Er wendet sich lieber den anderen Kindern auf der Station zu, leistet ihnen Gesellschaft, ist täglicher Gast in der Klinik, auch weil er es zu Hause nicht aushält. Die Mutter ist voll und ganz mit dem Schicksal von Malu beschäftigt, auch mit ihren eigenen Emotionen überfordert und vergisst Kolja darüber ganz. Die Mutter ist es auch die schlußendlich die Ethik ins spielt bringt mit der Frage: „Wann ist ein Leben lebenswert?“ unterschwellig gibt sie Ragna die Schuld für Malus Zustand, wünscht sich insgeheim sie wäre nicht gerettet wurden. Hierüber kann man sicher endlose Diskussionen führen. Selbst die Mediziner können keine klare Auskunft geben, wie viel Menschen im Wachkoma bzw. im Syndrom reaktionsloser Wachheit, wie der korrekte medizinische Begriff lautet, mitbekommen. Malu reagiert auf Reize, ist aber weder in der Lage sich selbstständig zu bewegen noch zu sprechen, wird also nur durch die Hilfe und Pflege anderer am Leben erhalten. Ich stelle mir vor, dass es sich anfühlen muss, wie in sich gefangen sein, ähnlich einer Dissoziation, nur eben über einen viel längeren Zeitraum (bei Malu übt 20 Jahre) und diese Vorstellung finde ich ehrlich gesagt ziemlich erschreckend und würde es für mich nicht wollen. - Um zum Ende zu kommen, ein abschließendes Fazit: Es ist ein großartiger Roman, der durch den tollen Schreibstil von Monika Held getragen wird. Verschiedene Perspektiven, sowie Zeiten, ermöglichen ein umfassendes Bild und ich kann das Buch jedem ans Herz legen.
Dieses Buch hat mir viel abverlangt als Mutter.