Siegfried

Siegfried

Taschenbuch
3.98

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Beschreibung

Eine Frau zwischen alten Rollenverhältnissen und neuen Rollenansprüchen

Eine Frau – Mutter, Partnerin, Versorgerin – fährt eines Morgens nicht zur Arbeit, sondern in die Psychiatrie. Am Abend hat sie sich mit ihrem Partner gestritten, vielleicht ist etwas zerbrochen, jetzt muss sie den Tag beginnen, sie muss die Tochter anziehen, an alles denken, in der Wohnung und ihrem Leben aufräumen. Doch sie hat Angst: das Geld, die Deadline, die Beziehung, nichts ist unter Kontrolle, und vor allem ist da die Angst um ihren Stiefvater, der früher die Welt für sie geordnet und ihr einen Platz darin zugewiesen hat. In der Psychiatrie, denkt sie, wird jemand sein, der ihr sagt, wie ihr Problem heißt. Dort darf sie sich ausruhen.

Siegfriedist ein Roman über alte Ordnungen und neue Ansprüche, über Gewalt und das Schweigen darüber, über eine Generation, deren Eltern nach dem Krieg geboren wurden und deshalb glaubten, er sei vorbei.

Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
Zeitgenössische Romane
Format
Taschenbuch
Seitenzahl
256
Preis
14.40 €

Autorenbeschreibung

Antonia Baum ist Schriftstellerin und Autorin für DIE ZEIT. Ihre Bücher – zuletzt der Roman Tony Soprano stirbt nicht, das Memoir Stillleben und eine persönliche Bestandsaufnahme des Werkes von Eminem – haben große Medienresonanz erhalten. Im Claassen-Verlag sind ihre Romane Siegfried und Achte Woche erschienen.

Beiträge

6
Alle
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Komplex und verstrickt wie das Leben. Was macht uns aus und aus welchen Augen sehen wir die Welt? Den Versuch einer Antwort bietet Antonia Baum mit ihrem Roman „Siegfried“. Siegfried, der Stiefvater der Protagonistin, ist nach wie vor sehr präsent im Tun und Handeln der Hauptfigur. Wie das gekommen ist und welche Auswirkungen dies hat, durchdenkt die Protagonistin im Wartebereich der Psychiatrie. Der Wunsch nach Ordnung und Ruhe hat sie hier hergeführt. Beides findet sie nicht wirklich, dafür neue Kraft weiterzumachen, trotz allem. „Ich fragte mich, ob mein sich täglich erneuernder Wunsch, endlich einmal mit allem fertig zu sein, nicht eigentlich bedeutete, dass ich tot sein wollte.“ (S.162)

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4

Sehr gut geschrieben - kaputte Menschen

Die Autorin erzählt hier eine Geschichte einer Frau die nicht nur verheiratet und ein Kind hat, sondern auch in einer zerütteten Familie aufwuchs. Da wäre die Großmutter Hilde, die sie nur Hilde nennen durfte und die ziemlich...extrem war. Dann hätten wir den Vater Siegfried der viel arbeitet und wenig zuhause ist. Und dann wäre da noch ihre Mutter, die sie nie verstanden hat. Sie setzt sich in das Wartezimmer der Psychatrie und ruht sich aus. Dabei wird ihr ganzes Leben erzählt das hauptsächlich für mich dadurch geprägt war dass schon ihre Eltern keine gesunde Ehe führten und auch sie jetzt mit ihrem Mann keine gute Beziehung führt. Da ist vieles so hausgemacht und da fehlt die Kraft und auch natürlich der Mut etwas zu ändern. Insgesamt gefiel es mir vor allem sprachlich sehr gut. Die Geschichte fand ich gut.

5

Toller Schreibstil!

Ich hatte keine Erwartungen und doch wurden sie übertroffen. Der Schreibstil gefiel mir total, das Buch hat eine Tiefe, ohne kompliziert zu sein.

2

Leider enttäuscht hat mich die Geschichte "Siegfried" von Antonia Baum. Bisher war mir die Autorin unbekannt, weshalb mich ihr Schreibstil ein bisschen überrascht hat, aber insgesamt zu der (wirren) Geschichte passte. Erwartet hatte ich nach Klappentext und Leseprobe jedoch einen komplett anderen Roman. So richtig greifen kann ich die Geschichte auch nach Abschluss der Lektüre nicht. Sind doch viel zu viele Fragen offen, da die Story die gesamte Zeit über sehr oberflächlich bleibt und man auch die Figuren nicht versteht und so keine Identifikationsmöglichkeiten entstehen. Leider habe ich mich auch an einigen Stellen gelangweilt, z. B. bei seitenlangen Rückblicken, in denen die Protagonistin bei ihrer Stiefoma verweilte, welche ihr fragwürdige Vorschriften machte. Zudem wird mir nicht klar, weshalb der Roman nach dem Stiefvater benannt ist und nicht nach der Stiefoma, da wir im Laufe der Geschichte, mehr über die Beziehung zu ebendieser erfahren, als zum Namensgeber der Geschichte.

5

Der Roman beginnt damit, dass die Protagonistin, völlig überfordert mit ihrer Beziehung, Care Arbeit, ihrer Lohnarbeit als Autorin und der allgemeinen Lebenssitustion morgens nach dem Aufstehen in die Psychiatrie fährt. Eigentlich will sie sich nur ein bisschen ausruhen, und im weiteren Verlauf erfahren wir als Lesende in unchronologischen Rückblenden, wie es zu der aktuellen Situation kommen konnte. Wie es zu ihrem Leben kommen konnte. Vermutlich meinte Jay-Z das mit "I've got 99 problems", jedoch is a Bitch bei der Protagonistin doch eins davon, und diese Bitch nennt sich Patriarchat. Der Titelgebende Stiefvater Siegfried ist ein Leuchtturm und Wellenbrecher zugleich: nicht nur in ihrer Kindheit, auch darüber hinaus im Erwachsenenalter macht er sich die Welt, wie sie ihm gefällt, und zwingt die Frauen um ihn herum mehr oder weniger beiläufig in die für sie vorgesehenen Rollen. Wer oder was nicht reinpasst, ist für ihn schlicht unsichtbar. Dadurch gibt er Halt, übt jedoch auch eine große Gewalt aus. Doch nicht nur Siegfried repräsentiert schiefe Machtverhältnisse, im Prinzip ist jede Beziehung der Protagonistin zu anderen durch ein Ringen um Macht geprägt. Zum Beispiel mit Siegfrieds Mutter Hilde, selbst stark abhängig von der Bestätigung durch "ranghohe" Männer, die ihren Kampf um Anerkennung und Demütigung an ihre Enkelin weitergibt. Auch bei der aktuellen Beziehung der Protagonistin zu dem Vater ihres Kindes handelt es sich um ein stetiges Ringen. Obwohl der Roman keine stringente Handlung hat, hat er mich sehr in seinen Bann gezogen. Durch die Tiefe, mit der die einzelnen Beziehungen besprochen werden, fühlt es sich an, als würde man mehrere Geschichten lesen, die in der Protagonistin alle zusammenfließen. Die Charaktere und ihre Verhaltensweisen sind so fein beschrieben, dass sie sehr real wirken und es kaum glaubhaft erscheint, sie wären nur ein Produkt der Fantasie. Ich wünschte, ich könnte so schreiben wie Antonia Baum! CN: (Psychische) Erkrankung, Tod, Ableismus, Suizid, (häusliche) Gewalt, Fatshaming, Essstörung, Rassismus, Sexismus

2

„Zu Hause. Ich dachte immer, das sei nichts, es gäbe so etwas nicht in meinem Leben, es gab ja kaum Gerüche und Spuren in den Räumen, in denen Siegfried und meine Mutter sich bewegen, aber das stimmte nicht. Es gab dort Ordnung, Reihenfolge, glatte Flächen, nichts lag herum, und mit Jonnys Geburt fing es an, dass ich das auch wollte, mich danach sehnte, während die Angst immer stärker wurde, eine brutale Angst, Angst vor der miesen Sorte.“   Eines Morgens beschließt die namenlose Ich-Erzählerin in die Psychiatrie zu fahren, anstatt zu ihrem Termin in den Verlag. Sie hatte ein ganzes Jahr Zeit einen Roman zu schreiben, den sie bald abgeben muss, aber die Seiten blieben leer. Außerdem beichtet sie ihrem Freund Alex, mit dem sie eine gemeinsame Tochter namens Johnny hat und zusammenwohnt, ihn mit ihrem Verleger Benjamin betrogen zu haben. Ihr Leben scheint komplett aus dem Ruder zu laufen.   In ihrem neusten Roman „Siegfried“ erzählt Antonia Baum aus einer bitteren Zeit. Drei Frauenfiguren, ein Mann. Siegfried. Er ist der Stiefvater der Ich-Erzählerin, Hildes Sohn und Mann der anderen. Siegfried hat das Geld, die Macht, er ist alles. Die Mutter Hilde vergöttert und verehrt ihn. Fast wirkt es so, als wäre er der neue Alexander Der Große. Seine Frau hingegen hat einen anderen Blick auf ihn. Und die Ich-Erzählerin ist zwischen der eigenen Mutter und Stiefvater gefangen. Die Geschichte kommt mit wenigen Figuren klar und zeigt das spannende Verhältnis zwischen drei Generationen aus einer Zeit, in der nichts gut war. Außer grüner Persil-Pappkarton.   Erst nach 190 (!) Seiten fing das Buch mir zu gefallen. Zumindest so, dass ich es doch nicht abbrechen wollte. Ich weiß nicht, woran es lag, aber vielleicht waren die Erwartungen sehr hoch. Anfangs ging mir alles viel zu langsam und es schien mir zu viele Beschreibungen zu geben, dass ich immer abgeschweift bin. Ich wusste nicht, was das Buch werden soll. Was soll die Geschichte mir vermitteln? Am Ende dachte ich, dass der Anfang so langsam vorankommt, liegt schlicht daran, dass die Ich-Erzählerin in der Psychiatrie schläft und im Schlaf alles verarbeitet, was sie verdrängt hat. Plötzlich ergab alles Sinn. Für mich zumindest. Ich fand den Roman ganz okay. Mich hat das Buch jetzt nicht begeistert, vielleicht weil ich es nicht verstanden habe? Aber nett war es.

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