Shmutz

Shmutz von Felicia Berliner (übersetzt von Hanna Hesse) ist Raizls Coming-of-Age-Geschichte. Von der jungen Chassidin wird dabei erwartet, einen Verlobten zu finden und zu heiraten. Aber Raizl will auch studieren. Durch den Laptop, den sie für ihr Studium braucht, findet sie nicht nur Antworten auf Fragen, die sie ihrem Umfeld nicht stellen kann, sondern entdeckt auch Pornovideos, mit denen sie sich heimlich unter der Bettdecke die Nächte um die Ohren schlagen ... Was Shmutz für mich so nett zu lesen gemacht hat? Das Buch ist aus Raizls Blickwinkel erzählt. Wir entdecken mit ihr die Welt, d.h. Begriffe und Handlungen, die außerhalb ihrer gewohnten chassidischen Welt existieren, und lernen durch die auch jüdische Bräuche kennen. Und so ganz nebenbei lernen wir Raizl und den Weg, den sie für sich selbst entschlägt besser kennen.

Die 18-jährige Reizl ist Jüdin und lebt mit ihrer Familie in Brooklyn. Durch ihr Studium und ihrer Arbeit hat sie zum ersten Mal in ihrem Leben einen Laptop und die Möglichkeit all ihre Fragen zu googlen. So gelangt sie auch auf verschiedene Pornoseiten, deren Inhalte sie magisch anziehen. Wir erleben die innere Zerrissenheit zwischen ihrem jüdischen Glauben und die Neugier einer heranwachsenden Frau. Tipp: Am Ende befindet sich ein Glossar mit allen verwendeten jüdischen Wörtern - sehr hilfreich!

Interessante Geschichte bei der es sich viel um das Tabuthema ( insbesondere im Bezug auf das Judentum) Sex/ Porno und entsprechend expliziter Sprache dreht, was man abkönnen sollte. Die Themen Religion ( Judentum) und Pornos in Kombination sind natürlich sehr provokant gewählt, machen die Geschichte aber umso interessanter. Die Protagonistin hat mich mit ihren ständigen Gedanken an Sex etwas genervt, dennoch konnte ich guten Zugang zu ihr finden. Schade fand ich, dass ich viele Wörter der Sprache nicht verstehen konnte. Vielleicht gibt's im Buch einen Anhang dazu? Mal was anderes und auf jeden Fall zu empfehlen. Sprecherin war auch sehr gut. Manchmal störte mich wie sie bspw. die Mutter usw. gesprochen hat, es klang irgendwie karikaturmäßig.

Ein jüdisches coming-of-age mit Hindernissen, bei dem sich eine 18-Jährige Chassidin zwischen ihrem sexuellen Erwachen und den streng religiösen Vorschriften zu zerreiben scheint. Mir hat das echt gut gefallen - vor allem wegen der ambivalenten Gefühle, die die Geschichte in mir ausgelöst hat. Nach meiner Ansicht ein Zeichen dafür, dass die Autorin es sich hier nicht so leicht gemacht und mit Bewertungen zurückgehalten hat. Nach den ersten 100 Seiten glaubte ich ziemlich sicher zu wissen, was das für eine Art Story sei und worauf es wohl hinauslaufen würde, aber ich bin dankbar eines Besseren belehrt worden zu sein.

Manchmal sehr obszön und graphic, irgendwie mit weirdem Fokus auf manche Dinge und Beiläufigkeit von anderen. War als Hörbuch wirklich cool, auch wenn ich mir ziemlich sicher bin, dass die Sprecherin keine Ahnung von Yiddish hat.

In „Shmutz“ von Felicita Berliner begleiten Lesende die 18-jährige Jüdin Raizl. Raizls Familie gehört dem Chadissmus, einer ultraorthodoxen Gruppierung des Judentums, an. Raizls Leben unterliegt dadurch sehr vielen Regeln & Verboten, die neben zahlreichen Essens-Szenen sehr detailliert geschildert werden. Der Roman bietet einen Einblick in das jüdische Leben in den USA, so nutzt die Autorin, die selbst jüdischen Glaubens ist, auch sehr viele jüdische Wörter, die alle in einem Glossar erläutert werden. Raizl darf trotz all der Regeln aufs College gehen, obwohl für chassidische Frauen vorgesehen ist einen Mann zu finden, zu heiraten & viele Kinder zu bekommen. Aber Raizl konnte sich diese Freiheit trotz Widerstand ihres Vaters einfordern, wodurch ihr eine völlig neue Welt eröffnet wird. Sie ist von diesem Leben fernab der Religion fasziniert, möchte aber gleichzeitigt eine gute Tochter & Jüdin sein. Raizl trifft Entscheidung, nur um diese kurz danach wieder über Bord zu werfen. Diese Zerrissenheit der Protagonistin wird durch die zahlreichen Erlebnisse von Raizl sehr anschaulich vermittelt. Der Schreibstil der Autorin ist sehr authentisch & mitreißend, ich habe sehr mit Raizl mitgefüllt. Ein großes Thema des Romans ist die Eheschließung. Raizl wird von ihrer Mutter zu einer Therapeutin geschickt & bei der Heiratsvermittlung angemeldet, da Raizl bald heiraten soll, aber Angst vor diesem großen Schritt verspürt. Während den Therapiesitzungen erzählt Raizl wie sie jeden Abend auf ihrem Computer, den sie nur benutzen darf, weil sie ihn durch ihr Collagestipendium gestellt bekommen hat, Pornos schaut. Schnell wird klar, dass Raizl die Videos nicht mehr nicht gucken kann, die Videos vereinnahmen sie und sie entwickelt eine regelrechte Sucht. Diese Sucht wirkt sich auch auf ihre anderen Lebensbereiche aus, vereinnahmt Raizl regelrecht. Ich habe Raizl sehr gerne auf ihrem Weg begleitet. Kurz war ich etwas enttäuscht vom Ende, aber als ich nochmal über das Buch nachgedacht habe, hat sich meine Meinung geändert. Das Ende passt perfekt zu dem Buch. Es spiegelt die Zerrissenheit von Raizl wider & musste genau an dieser Stelle enden.

Shmutzig und befreiend

Ein strenges religiöses Leben geht mit vielen Regeln und Traditionen einher. Das die junge Raizl eine Pornosucht entwickelt, gehört definitiv nicht zu dem Bild einer guten Chassidin. Der Grund, warum sie dies verheimlicht. Sie ist gefangen zwischen der Erfüllung des Weltbildes ihrer Familie, ihrer Kultur und der Selbstverwirklichung als intelligente, gebildete Frau, die gerne ihren Körper erforscht. Sie kämpft hart, um alles unter einen Hut zu bringen und die abendliche Flucht im Bett ist ihr Ruhepol. Der Ort, an dem sie Abschalten kann. Chassidismus, das ist ein Teil des ultraorthodoxen Judentums. Hier sind Medien, wie Laptops und Handys verboten, es wird zu spirituellen Führern - sogenannten Rebben - gebetet und für die perfekte Zukunft wird der Frau ein Mann gesucht. Das alles habe ich in diesem Buch gelernt. Mit vielen authentischen Wörtern des Judentums und angeregten Diskussionen über dessen Gebräuche, lernte ich schnell, wie schwer es für eine aufstrebende junge Frau sein kann, in dieser Religion Halt zu finden. Denn obwohl Raizls Familie sie in ihrer Bildung unterstützt, ist diese von einem Zukünftigen nicht gerne gesehen. Hier herrscht noch das Bild einer Frau, die gerne alle Haushaltspflichten übernehmen darf und sollte. Doch Raizl lehnt sich auf. Sie studiert, sie isst verbotene Lebensmittel, sie hängt mit Freunden ab, deren Welt eine komplett andere ist, sie hat einen Job und zudem eine Therapeutin, damit sie daran erinnert wird, wo ihr Platz ist. Trotz der Unterstützung ihrer Arbeitgeberin, zieht die Macht der Erziehung an Raizl und so findet das Buch ein unbefriedigendes, aber realistisches Ende. Wer dieses Buch in die Hand nimmt, sollte mit graphischen Pornoszenen klar kommen. Denn so ausführlich Raizls innerer Disput in jeglicher Hinsicht beschrieben wird, die Pornos sind noch detaillierter. Mir gefiel Raizls analytische Art, an der man erkennt, dass sie mit anderen Werten erzogen wurde. Mir gefiel ihre Art zu rebellieren und zu hinterfragen, denn hier zeichnete sich deutlich die Entwicklung eines jungen Erwachsenen ab. Ein junger Mensch mit eigenem Willen... und eigenen Gelüsten.

Porno und Religion ?! Ein unterhaltsamer Roman über ein jüdisches Mädchen

Raizl, ein jüdisches Mädchen aus Brooklyn ist sehr klug und hat ein Vollstipendium und einen Computer erhalten. Ein Computer ist normalerweise in einem jüdischen Haushalt nicht erwünscht. In der Freizeit arbeitet Raizl bei einer sehr seltsamen rebezn mit einem angsteinflößendem Stock um Geld für die Familie und vor allem ihre Brüder zu unterstützen, damit sich diese ganz in die Studien der Tora vertiefen können. Oder sie hat einen Termin bei einer Therapeutin, bezahlt von der Mutter, um ihre Angst vor einer Ehe zu heilen. Doch Raizl erzählt dort ganz andere Sachen. Sie ist Pornosüchtig und zwar so extrem, dass sich ihre Gedanken den ganzen Tag nur noch um Sex drehen. Zu Hause muss Raizl zwanghaft die Pornos studieren und auch wenn sie manches abstoßt, treiben diese Exzesse Raizl bis zur Erschöpfung. Raizl versucht immer loyal gegenüber ihrer Familie zu sein, sie möchte die strikten Regeln einhalten, betet und hilft im Haushalt, kümmert sich um die Geschwister und ihren Großvater, lehnt die Religion nie ab und versucht trotz ihrer Naivität in Bezug auf das Leben mehr auszuprobieren, studiert die anderen Studierenden und genießt ihre Lust nach Internet-Orgasmen. In der Zwischenzeit sucht die Heiratsvermittlerin einen Ehemann und Raizl versucht bei ihren Dates demütig die Regeln einzuhalten, doch innerlich zerfließt sie vor Lust und Scham. Im College lernt Raizl die selbstbewusste, freiheitsliebende Sam kennen. Sam ist in der Gothic Szene angesiedelt und genau wie Raizl eine Außenseiterin. Sam und ihre zwei Freunde Kurt und Solo lockern die Szenen zwischen Psalmen und Pornos auf. Die Autorin hat sehr detailliert das Leben einer jüdischen Familie aufgezeigt. Die strikten Lehren müssen eingehalten werden, es droht Verstoß aus der Familie und aus der Gemeinschaft. Raizl steht zwischen zwei Welten, das moderne, offene Collegeleben und ihrem strengen und zugleich liebevollen Elternhaus, sowie der jüdischen Gemeinschaft in Brooklyn. Ein sehr pornografischer und trotzdem religiöser Roman. Zwischen Naivität und Pornosucht entdeckt ein Mädchen ihre Bestimmung.

Traditionen treffen auf die moderne Welt

**** Worum geht es? **** Eine jiddische Familie mitten in Brooklyn. Die Protagonistin lebt zwischen zwei Welten, sie fühlt sich ihrer Familie verbunden und hat dennoch großes Interesse an der modernen Welt. Laptop und das Internet sind verboten, über das Lernen hinaus nicht zu gebrauchen. So entdeckt sie eines Tages die Welt der Pornos und wird süchtig danach, nachts wenn sie keiner sieht, taucht sich ein in die Welt und erkundet ihre Bedürfnisse. An Schlaf nicht zu denken. Tagsüber versucht sie sich den Tradition ihrer Familie anzupassen und sich die Pornosucht mittels Psychologin auszutreiben. Wird sie ihre Bedürfnisse annehmen können und gleichzeitig ihre Familie respektieren dürfen? **** Mein Eindruck **** Die Handlung ist getrieben von kulturellen Glaubenssätzen und der modernen Welt. Alles was wir selbstverständlich annehmen ist für die Protagonistin eine Erkundungsreise. Die Geschichte wird mit vielen traditionellen Begriffen begleitet, die im Hörbuch leider nicht so einfach zu verfolgen waren. Die Sprecherstimme und die Erzählart hat mir dennoch gut gefallen. Der Verlauf des Geschehens war sehr interessant zu verfolgen, verstrickte sich allerdings immer mal wieder in unnötige Längen, die mir keine Perspektiven gaben, wo das Ganze hinlaufen soll. Der Zwiespalt der Protagonistin ist hier gelungen vermittelt worden, sowie auch die Unterschiede der beiden Welten. Insgesamt eine gelungene Erzählung mit eigenem und dementsprechend einzigartigem Stil. **** Empfehlung? **** Eine Welt zwischen den eigenen Bedürfnissen und jüdischen Traditionen. Hier kann man einiges lernen und das Buch ist somit durchaus zu empfehlen bei Interesse an den kulturellen Unterschieden und allgemein als Unterhaltungslektüre.

Interessante Coming-of-age Geschichte, bei der das Ende leider ziemlich erwartbar und nicht besonders überraschend war. Hätte mir ein paar Entwicklungen anders gewünscht. Zusätzlich ist die deutsche Hörbuchversion wirklich nicht gut ausproduziert. Eine Sprecherin, die auch etwas von Jiddisch versteht, wäre schön gewesen.