Rot und Schwarz
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Stendhal - eigentlich Marie-Henri Beyle - (1783-1842) gilt als einer der frühesten Vertreter des literarischen Realismus.
Beiträge
Stendhal schrieb dieses Werk noch in der Epoche der Romantik, jedoch stark naturalistisch geprägt. Was anfangs sehr erfrischend und unterhaltsam daher kam, auch weil die nüchternen, auf mich teilweise satirisch wirkenden Aussagen wirklich amüsant waren. Im zweiten Teil wirkt dieser Stil aber nur noch unentschlossen, auf der einen Seite haben wir die fast schon sachlichen Schilderungen von Juliens Charakter und Absichten, auf der anderen Seite die Liebesdramen. Im ersten Teil hat mich dieses Hin und Her noch amüsiert, aber das Gleiche Theater wieder über 400 Seiten hinweg lesen zu müssen, hat mich ganz schön entnervt und ermüdet. So wie der Titel bereits Unentschlossenheit andeutet, so zieht sich diese Eigenschaft durch alles hindurch. Nicht nur durch die Liebesbeziehungen, sondern durch den gesamten Charakter des Protagonisten, der sich nicht entscheiden kann ob er jetzt zur oberen Schicht dazu gehören möchte oder sie lieber von unten verachten will. Auch alle anderen Charaktere zeugen nicht unbedingt von Festigkeit oder Bodenständigkeit. Den Stellenwert dieses Buches zur Zeit seines Erscheinens will ich hier nicht außer Acht lassen. Stendhal hat hier eine wichtige Vorlage für viele folgende, vor allem französische Naturalisten geliefert. Letztendlich war es für mich ein genauso unentschlossenes Leseerlebnis, wenn das Buch um ein paar hundert Seiten kürzer gewesen wäre, hätte ich ihm wahrscheinlich vier Sterne geben können. So liegt es eher im Mittelmaß.
4,5 Sterne 1830, die konservative Restaurationszeit Frankreichs, die nach der Napoleonischen Ära die Bourbonen-Monarchie unterstützte und die traditionelle Ordnung hochhielt. Liberale mit ihren Werten und Forderungen waren Feinde. Die Kirche und der Adel gemeinsam im Machtklüngel gegen die Liberalen unterwegs – „und wenn ganz Paris geopfert werden muss“. „...die schlechte Angewohnheit des Einander-Mißtrauens den Massen in Fleisch und Blut übergegangen“. Zunächst vermutete ich einen klassischen Bildungsroman. Julian Sorel, aus der niederen sozialen Klasse, Vater Handwerker, schwingt sich auf, zum Aufstieg. Bewaffnet mit dem „Memorial von Sankt Helena“, den Tagebüchern Emanuel de las Cases, dem Chronisten Napoleons, träumt er von großen Taten. Er kann die Bibel auswendig, selbstverständlich in Latein, will Priester werden, um sich raus aus der Kleinstadt zu boxen. Julian macht einen cleveren, ambitionierten Eindruck. Stendhal liefert aber einen völlig untypischen Bildungsroman, der in einer Sackgasse endet und zur griechischen Tragödie eines Machiavelli für Arme mutiert. Der tragische „Held“ Julian- „Wie Herkules stand er am Scheidewege – nicht zwischen Laster und Tugend, sondern zwischen einem wohlgesicherten Durchschnittsdasein und dem Heldentum seiner Jugendträume“- der seiner Hybris des sozialen Aufstiegs erliegt. Er scheitert am Ideal. Julian glaub, dass Liebe Krieg sein muss, ein Feldzug, etwas funktionales: „Hochmütig, wie er war, wollte er dem blinden Zufall und der Eingebung des Augenblicks nichts überlassen. Auf Grund der Geständnisse Fouqués und etwelcher Aphorismen aus seinem Lieblingsbuche, die ihm einfielen, entwarf er sich einen bis ins einzelne gehenden Feldzugsplan. Und da er, ohne es sich einzugestehen, nicht klar und sicher war, so schrieb er diesen Plan nieder.“ Da kaum Selbstreflexivität vorhanden ist, Julian sich nicht in Bezug zur Umwelt setzen kann, kaum selbstständig denkt, sondern lediglich auswendig gelerntes copiert, keine nennenswerte Anpassungsfähigkeit aufweist und auf Grund dessen, extrem unbeweglich bleibt, haben wir es mit einer reinen Berechnung und strategischem Abarbeiten und Pflichterfüllung zu tun. Das unausweichliche Schicksal droht! Sämtliches Personal weist kaum Charakterentwicklung auf. Da Julian nunmal ein äußerst empfindsamer, sensibler Mensch ist und in einem System lebt, das keine Schwäche duldet, von Maskerade, Fassade, Heuchelei, Schauspiel und Manipulation lebt (Machiavelli Hallo!), wird es hart! "Wirkliche Festigkeit fehlt mir«, gestand er sich in tiefstem Weh über den Zweifel an sich selbst. »Ich bin nicht aus dem harten Holze der großen Männer geschnitzt“ Er trifft lauter Fehlentscheidungen. Stendhal lässt ihn an Sitzungen teilnehmen und Mitschriften anfertigen. Auf einem Ball, führt Julian ein erhellendes Gespräch mit Altamira, in dem es um Utilitarismus geht. „der Zweck heiligt das Mittel! Wenn ich nicht bloß Statist wäre, sondern einige Macht hätte, würde ich drei Menschen hängen lassen, um vieren das Leben zu retten“ Pragmatismus vs. Moral in politischen Entscheidungen. Stendhal legt Julian weiterhin folgendes in den Mund: „Die Leute, die man zu ehren pflegt, sind nichts weiter als Halunken, die das Glück gehabt haben, nicht in flagranti ertappt zu werden. Der Staatsanwalt, den die Gesellschaft auf mich hetzt, ist durch eine Infamie reich geworden.“ Das war ebenfalls für Machiavelli ein entscheidender Punkt : Glück oder Zufall als Voraussetzung für Erfolg oder Misserfolg. Bei der ganzen Deppenparade naheliegend. Die Zweizüngigkeit Machiavellis und Pro-Version finden wir in der Person Mathilde de Mole - Meine Voodoo-Hexe
Dieser Roman ist ein Buch der Gegensätze, sowohl inhaltlich als auch in Bezug auf mein Leseerlebnis. Die Literaturwissenschaftler sehen in den beiden Farben des Buchtitel das rote Militär und den schwarzen Klerus. Nach meinem Empfinden kann man die beiden Farben auch als generelle Gegensätzlichkeit verstehen, die man in vielfältiger Form im Roman findet. Provinz versus Stadt, Bauer versus Oberschicht, Frau versus Mann, Liebe (rot?) versus Hass (schwarz?). Der junge Julien, Sohn eines Schreinermeister, merkt schon früh, dass er nicht für die Handwerksarbeit geboren ist und will sich ehrgeizig nach oben kämpfen. Alles, was er hierfür rational für erforderlich hält, tut er ohne Berufung und Leidenschaft. Er lernt die Bibel auf Latein auswendig, obwohl er nicht gläubig ist. Er gesteht wortreich der Frau des Bürgermeisters seine Liebe, obwohl er zunächst nur den sportlichen Erfolg der Eroberung feiern kann. Er als kleiner Mann schafft es in die obere Gesellschaft. Bereits im ersten Teil schwankt das Buch zwischen Liebe und Verachtung bei Julien und Frau Bürgermeisterin, bei der er als Hauslehrer arbeitet, hin und her. Diese Gefühlsschwankungen verstärken sich sogar später noch als Julien über den Umweg eines katholischen Seminars den Weg nach Paris findet und sich als Sekretär eines Marquis in dessen Tochter verliebt. Oder doch nicht liebt? Wieder nur aus Kalkül handelt? Noch stärker als bei Julien schwanken die Hormone bei den Damen. Da werden seitenweise bittere Tränen vergossen, namenlose Verachtung versprüht und sich dann wieder dem jungen Dandy vor die Füße geworfen. Dies alles in pathetischen Worten. Und so stehen den wortreichen, blumigen Dialogen stilistisch dem ansonsten eher nüchternen Erzählton gegenüber. Der Roman wird als eine der Anfänge des literarischen Realismus genannt. Auch hin diesem Punkt schwankt das Buch nach meinem Empfinden gerade in den Liebesszenen zwischen der ausgehenden Romantik und in dem Realismus bei der Schilderung der politischen Intrigen, der Heucheleien und Lügen aller auftretenden Personen. Da gibt es keine Figur, der man Sympathie entgegenbringen kann. Als Identifikationsfigur dient niemand. Wer Bücher mit strahlenden Helden sucht, lässt hier besser die Finger davon. Ich schwanke nun auch in meiner Bewertung, denn mal mochte ich das Buch, mal dehnte es sich bei den ständigen Jo-Jo-Spielen zwischen den Liebenden bis zur Langweiligkeitsgrenze. Daher vergebe ich austarierte drei Sterne.
Dieser Roman ist ein Buch der Gegensätze, sowohl inhaltlich als auch in Bezug auf mein Leseerlebnis. Die Literaturwissenschaftler sehen in den beiden Farben des Buchtitel das rote Militär und den schwarzen Klerus. Nach meinem Empfinden kann man die beiden Farben auch als generelle Gegensätzlichkeit verstehen, die man in vielfältiger Form im Roman findet. Provinz versus Stadt, Bauer versus Oberschicht, Frau versus Mann, Liebe (rot?) versus Hass (schwarz?). Der junge Julien, Sohn eines Schreinermeister, merkt schon früh, dass er nicht für die Handwerksarbeit geboren ist und will sich ehrgeizig nach oben kämpfen. Alles, was er hierfür rational für erforderlich hält, tut er ohne Berufung und Leidenschaft. Er lernt die Bibel auf Latein auswendig, obwohl er nicht gläubig ist. Er gesteht wortreich der Frau des Bürgermeisters seine Liebe, obwohl er zunächst nur den sportlichen Erfolg der Eroberung feiern kann. Er als kleiner Mann schafft es in die obere Gesellschaft. Bereits im ersten Teil schwankt das Buch zwischen Liebe und Verachtung bei Julien und Frau Bürgermeisterin, bei der er als Hauslehrer arbeitet, hin und her. Diese Gefühlsschwankungen verstärken sich sogar später noch als Julien über den Umweg eines katholischen Seminars den Weg nach Paris findet und sich als Sekretär eines Marquis in dessen Tochter verliebt. Oder doch nicht liebt? Wieder nur aus Kalkül handelt? Noch stärker als bei Julien schwanken die Hormone bei den Damen. Da werden seitenweise bittere Tränen vergossen, namenlose Verachtung versprüht und sich dann wieder dem jungen Dandy vor die Füße geworfen. Dies alles in pathetischen Worten. Und so stehen den wortreichen, blumigen Dialogen stilistisch dem ansonsten eher nüchternen Erzählton gegenüber. Der Roman wird als eine der Anfänge des literarischen Realismus genannt. Auch hin diesem Punkt schwankt das Buch nach meinem Empfinden gerade in den Liebesszenen zwischen der ausgehenden Romantik und in dem Realismus bei der Schilderung der politischen Intrigen, der Heucheleien und Lügen aller auftretenden Personen. Da gibt es keine Figur, der man Sympathie entgegenbringen kann. Als Identifikationsfigur dient niemand. Wer Bücher mit strahlenden Helden sucht, lässt hier besser die Finger davon. Ich schwanke nun auch in meiner Bewertung, denn mal mochte ich das Buch, mal dehnte es sich bei den ständigen Jo-Jo-Spielen zwischen den Liebenden bis zur Langweiligkeitsgrenze. Daher vergebe ich austarierte drei Sterne.
Dieser Roman ist ein Buch der Gegensätze, sowohl inhaltlich als auch in Bezug auf mein Leseerlebnis. Die Literaturwissenschaftler sehen in den beiden Farben des Buchtitel das rote Militär und den schwarzen Klerus. Nach meinem Empfinden kann man die beiden Farben auch als generelle Gegensätzlichkeit verstehen, die man in vielfältiger Form im Roman findet. Provinz versus Stadt, Bauer versus Oberschicht, Frau versus Mann, Liebe (rot?) versus Hass (schwarz?). Der junge Julien, Sohn eines Schreinermeister, merkt schon früh, dass er nicht für die Handwerksarbeit geboren ist und will sich ehrgeizig nach oben kämpfen. Alles, was er hierfür rational für erforderlich hält, tut er ohne Berufung und Leidenschaft. Er lernt die Bibel auf Latein auswendig, obwohl er nicht gläubig ist. Er gesteht wortreich der Frau des Bürgermeisters seine Liebe, obwohl er zunächst nur den sportlichen Erfolg der Eroberung feiern kann. Er als kleiner Mann schafft es in die obere Gesellschaft. Bereits im ersten Teil schwankt das Buch zwischen Liebe und Verachtung bei Julien und Frau Bürgermeisterin, bei der er als Hauslehrer arbeitet, hin und her. Diese Gefühlsschwankungen verstärken sich sogar später noch als Julien über den Umweg eines katholischen Seminars den Weg nach Paris findet und sich als Sekretär eines Marquis in dessen Tochter verliebt. Oder doch nicht liebt? Wieder nur aus Kalkül handelt? Noch stärker als bei Julien schwanken die Hormone bei den Damen. Da werden seitenweise bittere Tränen vergossen, namenlose Verachtung versprüht und sich dann wieder dem jungen Dandy vor die Füße geworfen. Dies alles in pathetischen Worten. Und so stehen den wortreichen, blumigen Dialogen stilistisch dem ansonsten eher nüchternen Erzählton gegenüber. Der Roman wird als eine der Anfänge des literarischen Realismus genannt. Auch hin diesem Punkt schwankt das Buch nach meinem Empfinden gerade in den Liebesszenen zwischen der ausgehenden Romantik und in dem Realismus bei der Schilderung der politischen Intrigen, der Heucheleien und Lügen aller auftretenden Personen. Da gibt es keine Figur, der man Sympathie entgegenbringen kann. Als Identifikationsfigur dient niemand. Wer Bücher mit strahlenden Helden sucht, lässt hier besser die Finger davon. Ich schwanke nun auch in meiner Bewertung, denn mal mochte ich das Buch, mal dehnte es sich bei den ständigen Jo-Jo-Spielen zwischen den Liebenden bis zur Langweiligkeitsgrenze. Daher vergebe ich austarierte drei Sterne.
Mehr von Stendhal
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AlleBeschreibung
Autorenbeschreibung
Stendhal - eigentlich Marie-Henri Beyle - (1783-1842) gilt als einer der frühesten Vertreter des literarischen Realismus.
Beiträge
Stendhal schrieb dieses Werk noch in der Epoche der Romantik, jedoch stark naturalistisch geprägt. Was anfangs sehr erfrischend und unterhaltsam daher kam, auch weil die nüchternen, auf mich teilweise satirisch wirkenden Aussagen wirklich amüsant waren. Im zweiten Teil wirkt dieser Stil aber nur noch unentschlossen, auf der einen Seite haben wir die fast schon sachlichen Schilderungen von Juliens Charakter und Absichten, auf der anderen Seite die Liebesdramen. Im ersten Teil hat mich dieses Hin und Her noch amüsiert, aber das Gleiche Theater wieder über 400 Seiten hinweg lesen zu müssen, hat mich ganz schön entnervt und ermüdet. So wie der Titel bereits Unentschlossenheit andeutet, so zieht sich diese Eigenschaft durch alles hindurch. Nicht nur durch die Liebesbeziehungen, sondern durch den gesamten Charakter des Protagonisten, der sich nicht entscheiden kann ob er jetzt zur oberen Schicht dazu gehören möchte oder sie lieber von unten verachten will. Auch alle anderen Charaktere zeugen nicht unbedingt von Festigkeit oder Bodenständigkeit. Den Stellenwert dieses Buches zur Zeit seines Erscheinens will ich hier nicht außer Acht lassen. Stendhal hat hier eine wichtige Vorlage für viele folgende, vor allem französische Naturalisten geliefert. Letztendlich war es für mich ein genauso unentschlossenes Leseerlebnis, wenn das Buch um ein paar hundert Seiten kürzer gewesen wäre, hätte ich ihm wahrscheinlich vier Sterne geben können. So liegt es eher im Mittelmaß.
4,5 Sterne 1830, die konservative Restaurationszeit Frankreichs, die nach der Napoleonischen Ära die Bourbonen-Monarchie unterstützte und die traditionelle Ordnung hochhielt. Liberale mit ihren Werten und Forderungen waren Feinde. Die Kirche und der Adel gemeinsam im Machtklüngel gegen die Liberalen unterwegs – „und wenn ganz Paris geopfert werden muss“. „...die schlechte Angewohnheit des Einander-Mißtrauens den Massen in Fleisch und Blut übergegangen“. Zunächst vermutete ich einen klassischen Bildungsroman. Julian Sorel, aus der niederen sozialen Klasse, Vater Handwerker, schwingt sich auf, zum Aufstieg. Bewaffnet mit dem „Memorial von Sankt Helena“, den Tagebüchern Emanuel de las Cases, dem Chronisten Napoleons, träumt er von großen Taten. Er kann die Bibel auswendig, selbstverständlich in Latein, will Priester werden, um sich raus aus der Kleinstadt zu boxen. Julian macht einen cleveren, ambitionierten Eindruck. Stendhal liefert aber einen völlig untypischen Bildungsroman, der in einer Sackgasse endet und zur griechischen Tragödie eines Machiavelli für Arme mutiert. Der tragische „Held“ Julian- „Wie Herkules stand er am Scheidewege – nicht zwischen Laster und Tugend, sondern zwischen einem wohlgesicherten Durchschnittsdasein und dem Heldentum seiner Jugendträume“- der seiner Hybris des sozialen Aufstiegs erliegt. Er scheitert am Ideal. Julian glaub, dass Liebe Krieg sein muss, ein Feldzug, etwas funktionales: „Hochmütig, wie er war, wollte er dem blinden Zufall und der Eingebung des Augenblicks nichts überlassen. Auf Grund der Geständnisse Fouqués und etwelcher Aphorismen aus seinem Lieblingsbuche, die ihm einfielen, entwarf er sich einen bis ins einzelne gehenden Feldzugsplan. Und da er, ohne es sich einzugestehen, nicht klar und sicher war, so schrieb er diesen Plan nieder.“ Da kaum Selbstreflexivität vorhanden ist, Julian sich nicht in Bezug zur Umwelt setzen kann, kaum selbstständig denkt, sondern lediglich auswendig gelerntes copiert, keine nennenswerte Anpassungsfähigkeit aufweist und auf Grund dessen, extrem unbeweglich bleibt, haben wir es mit einer reinen Berechnung und strategischem Abarbeiten und Pflichterfüllung zu tun. Das unausweichliche Schicksal droht! Sämtliches Personal weist kaum Charakterentwicklung auf. Da Julian nunmal ein äußerst empfindsamer, sensibler Mensch ist und in einem System lebt, das keine Schwäche duldet, von Maskerade, Fassade, Heuchelei, Schauspiel und Manipulation lebt (Machiavelli Hallo!), wird es hart! "Wirkliche Festigkeit fehlt mir«, gestand er sich in tiefstem Weh über den Zweifel an sich selbst. »Ich bin nicht aus dem harten Holze der großen Männer geschnitzt“ Er trifft lauter Fehlentscheidungen. Stendhal lässt ihn an Sitzungen teilnehmen und Mitschriften anfertigen. Auf einem Ball, führt Julian ein erhellendes Gespräch mit Altamira, in dem es um Utilitarismus geht. „der Zweck heiligt das Mittel! Wenn ich nicht bloß Statist wäre, sondern einige Macht hätte, würde ich drei Menschen hängen lassen, um vieren das Leben zu retten“ Pragmatismus vs. Moral in politischen Entscheidungen. Stendhal legt Julian weiterhin folgendes in den Mund: „Die Leute, die man zu ehren pflegt, sind nichts weiter als Halunken, die das Glück gehabt haben, nicht in flagranti ertappt zu werden. Der Staatsanwalt, den die Gesellschaft auf mich hetzt, ist durch eine Infamie reich geworden.“ Das war ebenfalls für Machiavelli ein entscheidender Punkt : Glück oder Zufall als Voraussetzung für Erfolg oder Misserfolg. Bei der ganzen Deppenparade naheliegend. Die Zweizüngigkeit Machiavellis und Pro-Version finden wir in der Person Mathilde de Mole - Meine Voodoo-Hexe
Dieser Roman ist ein Buch der Gegensätze, sowohl inhaltlich als auch in Bezug auf mein Leseerlebnis. Die Literaturwissenschaftler sehen in den beiden Farben des Buchtitel das rote Militär und den schwarzen Klerus. Nach meinem Empfinden kann man die beiden Farben auch als generelle Gegensätzlichkeit verstehen, die man in vielfältiger Form im Roman findet. Provinz versus Stadt, Bauer versus Oberschicht, Frau versus Mann, Liebe (rot?) versus Hass (schwarz?). Der junge Julien, Sohn eines Schreinermeister, merkt schon früh, dass er nicht für die Handwerksarbeit geboren ist und will sich ehrgeizig nach oben kämpfen. Alles, was er hierfür rational für erforderlich hält, tut er ohne Berufung und Leidenschaft. Er lernt die Bibel auf Latein auswendig, obwohl er nicht gläubig ist. Er gesteht wortreich der Frau des Bürgermeisters seine Liebe, obwohl er zunächst nur den sportlichen Erfolg der Eroberung feiern kann. Er als kleiner Mann schafft es in die obere Gesellschaft. Bereits im ersten Teil schwankt das Buch zwischen Liebe und Verachtung bei Julien und Frau Bürgermeisterin, bei der er als Hauslehrer arbeitet, hin und her. Diese Gefühlsschwankungen verstärken sich sogar später noch als Julien über den Umweg eines katholischen Seminars den Weg nach Paris findet und sich als Sekretär eines Marquis in dessen Tochter verliebt. Oder doch nicht liebt? Wieder nur aus Kalkül handelt? Noch stärker als bei Julien schwanken die Hormone bei den Damen. Da werden seitenweise bittere Tränen vergossen, namenlose Verachtung versprüht und sich dann wieder dem jungen Dandy vor die Füße geworfen. Dies alles in pathetischen Worten. Und so stehen den wortreichen, blumigen Dialogen stilistisch dem ansonsten eher nüchternen Erzählton gegenüber. Der Roman wird als eine der Anfänge des literarischen Realismus genannt. Auch hin diesem Punkt schwankt das Buch nach meinem Empfinden gerade in den Liebesszenen zwischen der ausgehenden Romantik und in dem Realismus bei der Schilderung der politischen Intrigen, der Heucheleien und Lügen aller auftretenden Personen. Da gibt es keine Figur, der man Sympathie entgegenbringen kann. Als Identifikationsfigur dient niemand. Wer Bücher mit strahlenden Helden sucht, lässt hier besser die Finger davon. Ich schwanke nun auch in meiner Bewertung, denn mal mochte ich das Buch, mal dehnte es sich bei den ständigen Jo-Jo-Spielen zwischen den Liebenden bis zur Langweiligkeitsgrenze. Daher vergebe ich austarierte drei Sterne.
Dieser Roman ist ein Buch der Gegensätze, sowohl inhaltlich als auch in Bezug auf mein Leseerlebnis. Die Literaturwissenschaftler sehen in den beiden Farben des Buchtitel das rote Militär und den schwarzen Klerus. Nach meinem Empfinden kann man die beiden Farben auch als generelle Gegensätzlichkeit verstehen, die man in vielfältiger Form im Roman findet. Provinz versus Stadt, Bauer versus Oberschicht, Frau versus Mann, Liebe (rot?) versus Hass (schwarz?). Der junge Julien, Sohn eines Schreinermeister, merkt schon früh, dass er nicht für die Handwerksarbeit geboren ist und will sich ehrgeizig nach oben kämpfen. Alles, was er hierfür rational für erforderlich hält, tut er ohne Berufung und Leidenschaft. Er lernt die Bibel auf Latein auswendig, obwohl er nicht gläubig ist. Er gesteht wortreich der Frau des Bürgermeisters seine Liebe, obwohl er zunächst nur den sportlichen Erfolg der Eroberung feiern kann. Er als kleiner Mann schafft es in die obere Gesellschaft. Bereits im ersten Teil schwankt das Buch zwischen Liebe und Verachtung bei Julien und Frau Bürgermeisterin, bei der er als Hauslehrer arbeitet, hin und her. Diese Gefühlsschwankungen verstärken sich sogar später noch als Julien über den Umweg eines katholischen Seminars den Weg nach Paris findet und sich als Sekretär eines Marquis in dessen Tochter verliebt. Oder doch nicht liebt? Wieder nur aus Kalkül handelt? Noch stärker als bei Julien schwanken die Hormone bei den Damen. Da werden seitenweise bittere Tränen vergossen, namenlose Verachtung versprüht und sich dann wieder dem jungen Dandy vor die Füße geworfen. Dies alles in pathetischen Worten. Und so stehen den wortreichen, blumigen Dialogen stilistisch dem ansonsten eher nüchternen Erzählton gegenüber. Der Roman wird als eine der Anfänge des literarischen Realismus genannt. Auch hin diesem Punkt schwankt das Buch nach meinem Empfinden gerade in den Liebesszenen zwischen der ausgehenden Romantik und in dem Realismus bei der Schilderung der politischen Intrigen, der Heucheleien und Lügen aller auftretenden Personen. Da gibt es keine Figur, der man Sympathie entgegenbringen kann. Als Identifikationsfigur dient niemand. Wer Bücher mit strahlenden Helden sucht, lässt hier besser die Finger davon. Ich schwanke nun auch in meiner Bewertung, denn mal mochte ich das Buch, mal dehnte es sich bei den ständigen Jo-Jo-Spielen zwischen den Liebenden bis zur Langweiligkeitsgrenze. Daher vergebe ich austarierte drei Sterne.
Dieser Roman ist ein Buch der Gegensätze, sowohl inhaltlich als auch in Bezug auf mein Leseerlebnis. Die Literaturwissenschaftler sehen in den beiden Farben des Buchtitel das rote Militär und den schwarzen Klerus. Nach meinem Empfinden kann man die beiden Farben auch als generelle Gegensätzlichkeit verstehen, die man in vielfältiger Form im Roman findet. Provinz versus Stadt, Bauer versus Oberschicht, Frau versus Mann, Liebe (rot?) versus Hass (schwarz?). Der junge Julien, Sohn eines Schreinermeister, merkt schon früh, dass er nicht für die Handwerksarbeit geboren ist und will sich ehrgeizig nach oben kämpfen. Alles, was er hierfür rational für erforderlich hält, tut er ohne Berufung und Leidenschaft. Er lernt die Bibel auf Latein auswendig, obwohl er nicht gläubig ist. Er gesteht wortreich der Frau des Bürgermeisters seine Liebe, obwohl er zunächst nur den sportlichen Erfolg der Eroberung feiern kann. Er als kleiner Mann schafft es in die obere Gesellschaft. Bereits im ersten Teil schwankt das Buch zwischen Liebe und Verachtung bei Julien und Frau Bürgermeisterin, bei der er als Hauslehrer arbeitet, hin und her. Diese Gefühlsschwankungen verstärken sich sogar später noch als Julien über den Umweg eines katholischen Seminars den Weg nach Paris findet und sich als Sekretär eines Marquis in dessen Tochter verliebt. Oder doch nicht liebt? Wieder nur aus Kalkül handelt? Noch stärker als bei Julien schwanken die Hormone bei den Damen. Da werden seitenweise bittere Tränen vergossen, namenlose Verachtung versprüht und sich dann wieder dem jungen Dandy vor die Füße geworfen. Dies alles in pathetischen Worten. Und so stehen den wortreichen, blumigen Dialogen stilistisch dem ansonsten eher nüchternen Erzählton gegenüber. Der Roman wird als eine der Anfänge des literarischen Realismus genannt. Auch hin diesem Punkt schwankt das Buch nach meinem Empfinden gerade in den Liebesszenen zwischen der ausgehenden Romantik und in dem Realismus bei der Schilderung der politischen Intrigen, der Heucheleien und Lügen aller auftretenden Personen. Da gibt es keine Figur, der man Sympathie entgegenbringen kann. Als Identifikationsfigur dient niemand. Wer Bücher mit strahlenden Helden sucht, lässt hier besser die Finger davon. Ich schwanke nun auch in meiner Bewertung, denn mal mochte ich das Buch, mal dehnte es sich bei den ständigen Jo-Jo-Spielen zwischen den Liebenden bis zur Langweiligkeitsgrenze. Daher vergebe ich austarierte drei Sterne.