Prägung

Prägung

Hardcover
3.410

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Beschreibung

Was macht uns zu den Menschen, die wir sind? Und wie können wir uns verändern? Christian Dittloff verbindet eigene Erfahrungen, Reflexionen über persönliche Vorbilder und Popkultur sowie philosophische Betrachtungen zu einem literarischen Spiel der Selbsterkundung. In einer inneren Archäologie untersucht er seine Kindheit und Jugend auf patriarchale Bruchstücke und versucht, diese aufzulösen. Der Text ist ein innerer Denkmalsturz gewaltvoller Vorbilder – vom Klassenbully über den Rockstar bis zum genialen Künstler – und zugleich ein kraftvolles Manifest, sich ein Leben lang verändern zu wollen.

»Ein erstaunliches Buch, in seiner Transparenz und dem Wagnis, das es eingeht. Christian Dittloff stellt sich einer eigentlich unmöglichen Aufgabe: Mit archäologischem Blick leuchtet er die blinden Flecke heterosexueller Männer aus, die indirekt – und häufig ohne es zu wollen oder auch nur zu merken – von der Gewalt anderer Männer profitieren. Ich werde dafür sorgen, dass alle heterosexuellen Männer, die ich kenne, dieses Buch lesen.« Daniel Schreiber

Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
Weitere Themen
Format
Hardcover
Seitenzahl
240
Preis
22.70 €

Autorenbeschreibung

Christian Dittloff, geboren 1983 in Hamburg, studierte Germanistik und Anglistik in Hamburg sowie Literarisches Schreiben in Hildesheim, arbeitete in einer Psychiatrie, als Kulturjournalist und Experte für Kulturmarketing. 2018 erschienen sein Romandebüt »Das Weiße Schloss« und 2020 sein autofiktionaler Text »Niemehrzeit. Das Jahr des Abschieds von meinen Eltern«. Er lebt und schreibt in Berlin.

Beiträge

6
Alle
4

über dieses Buch bin ich zufällig "gestolpert" wollte ursprünglich kurz reinlesen - und schwupp war ich mittendrin! Gebe 4 Sterne da es leicht zu lesen, verständlich und offen war - und weil mir der Retro-Rückblick gefallen hat!

4

Lange habe ich gebraucht für eine Rezension zu Christian Dittloffs rückwärtsgerichteter Arbeit im Steinbruch mit Namen „Prägung“…. Und nein, nicht, weil es mir nicht gefallen, mich nicht beeindruckt hätte… Auch wenn meine und seine Biografie einige Parallelen aufweisen (gleiches Geburtsjahr, Einzelkind, bürgerlicher Haushalt, Eltern(teil) verstorben), liegt ein entscheidender Unterschied in unserer geschlechtlichen Sozialisation. Ich habe also meine Kindheit und Jugend zur gleichen Zeit und unter ähnlichen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen erlebt - jedoch aus einer ganz anderen Perspektive. Diese andere Perspektive auf möglicherweise objektiv ähnliche Erfahrungen war wohl einer der Gründe, weshalb mich dieses Buch so sehr interessiert hat. Um der Frage nach der eigenen Prägung nachzugehen, nutzt Dittloff das Motiv des Steinbruchs als roten Faden und Mittel zur Abkehr von einer rein biografischen literarischen Spurensuche. Stück für Stück legt er so Spuren verschiedener Aspekte von Männlichkeit bzw. dessen, was als männlich galt und gilt, frei. Er erinnert sich an prägende Einflüsse und Ereignisse seiner Kindheit und Jugend, die Schule, Musik, Literatur betreffen. So sucht er nach patriarchalen Bruchstücken in seinen Erinnerungen und beschreibt den vielfach vorherrschenden Sexismus der damaligen Zeit anhand verschiedener Anekdoten und Rollenbilder. Dabei schildert er seinen Wunsch nach Zugehörigkeit und gleichzeitig nach Abgrenzung. Vielfach nimmt Dittloff auch Bezug auf andere Autor*innen. Hier hätte ich mir ein Literaturverzeichnis gewünscht, um manches unkompliziert selbst nachlesen zu können (dieser Wunsch ist aber möglicherweise auch nur meine ‚Berufskrankheit‘). Ansonsten ist ‚Prägung‘ eher kein Buch, das man mal eben zwischendurch liest, sondern eines, auf das man sich einlassen muss, dem man Zeit zum Wirken geben muss und für das man auch sich selbst ausreichend Reflexionszeit einräumen sollte. Insgesamt empfinde ich ‚Prägung’ als ein sehr wichtiges und mächtiges Buch. Die Frage, die mir ganz besonders im Gedächtnis geblieben ist und die ich gern so vielen Männern zur Reflexion mitgeben würde, ist: „Wann endet die Prägung und wo beginnt die Verantwortung?“ (S. 216).

3

2.5|5 ☆

In seinem auto-fiktionalen Roman »Prägung. Nachdenken über Männlichkeit« schreibt der Autor Christian Dittloff aus seiner männlichen, weißen und cis-Personensicht zum zeitgenössischen Diskurs über (toxische) Männlichkeit und Feminismus. In diesem Kontext analysiert er seine Kindheit, Jugend, Familie und Prägung und nimmt Lesende somit auf seine literarische Selbsterkundung mit. »All dies muss als etwas betrachtet werden, was von einer ROMAN Figur gesagt wird.« (S.5) Dies wurde um den Buchhinweis »ROMAN« ergänzt und impliziert, dass der Inhalt des Buches nicht ausschließlich auto-biografisch ist und stellt sicherlich auch einen gewissen Schutz für alle Personen dar. Bei einigen Stellen (z. B. beim Quälen von Tieren oder anderen Menschen) hoffe ich sehr, dass dies zur Reflexion über toxische Männlichkeit fiktionalisiert und überzogen worden ist. Nichtsdestotrotz ist es ein sehr persönliches, mutiges und intimes Buch, das Christian Dittloff hier geschrieben hat und dessen lyrisches ICH sehr stark mit dem Autor übereinstimmt (bspw. anhand von recherchierbaren und im Roman genannten Fakten). Die einzelnen Kapitel beginnen mit Buchstaben-Spielen des Wortes ‚STEINBRUCH’s, da der Autor wie im Steinbruch seine patricharle Prägung aufspalten will (vgl. bspw. S.204). Ausgiebig analysiert und reflektiert er literarisch sein Aufwachsen und Erwachsen werden, mit dem Ziel Männlichkeit im zeitgenössischen Kontext zu hinterfragen und die Prägungen aufzuzeigen. Er reflektiert den erlebten und gelebten Sexismus der 90er und 2000er Jahre und für mich liest es sich oftmals wie eben auch eine Rechtfertigung. Es werden Zitate aus anderen Büchern eingebettet und deren Einflüsse beschrieben, hier hätte ich mir zum einen direkte Fußnoten zu den Zitaten gewünscht (und zudem ein sinnvoll strukturiertes Quellverzeichnis! #ehrewemehregebührt und bin überzeugt, dass die Roman-Form mensch nicht von Zitierrichtlinien befreit …) und zum anderen mehr Reflexion und Zusammenführung der Rückblicke mit diesen Literaturquellen in einem Kontext mit einer zeitgenössischen Erweiterung der Gedanken. Die literarischen Einschübe von bspw. bell hooks oder Nicole Seifert finde ich sehr wichtig und relevant, aber die Einbettung finde ich absolut nicht gelungen. Die Kritik von Seifert zum Literaturkanon wird zwar aufgezeigt, aber danach direkt gerechtfertigt, warum die ‚klassischen‘ AutorEN wie Frisch, Hesse, Mann, etc. ihre Berechtigung haben. Für mich scheitert spätestens damit das Kritische in diesem Buch. Der Autor schreibt zudem über Feedback, dass er im Rahmen seines Schreibprozesses erhalten hat, aber dieses wird nicht genutzt mit der Rechtfertigung, dass er eben nur seine Sicht auf die Dinge habe. So viel also als Ergänzung zur Einordnung als ‚Roman‘ und zur kritischen Auseinandersetzung mit Männlichkeit, wie das nachfolgende Beispiel veranschaulicht: »Ich gebe diesen Text zwei befreundeten feministischen Aktivist:innen zu lesen. Sie weisen mich darauf hin, dass an dieser Stelle die weibliche Perspektive fehlt. Wie hat sich die von dieser Form der Gewalt getroffene Person gefühlt, fragen sie mich, was sagt sie heute zu diesem Erlebnis? Ich erkläre die ausgesparte Perspektive mit der Begrenztheit der erzähltechnischen Mittel, die mit meiner Entscheidung zusammenhängt, aus der Ich-Perspektive zu schreiben.« (S.72) Ich persönlich hatte große Erwartungen an dieses Buch. Der Diskurs, der es hätte sein können, ist für mich nicht gegeben. Ja, Christian Dittloff denkt über SEINE Männlichkeit nach, die extrem stark auf einer (aus meiner Sicht längst überholten,) binären Einteilung von Geschlechtern basiert. Von mir gibt es keine Leseempfehlung, auch wenn ich es grundsätzlich sehr begrüße, wenn sich cis-Männer mit Männlichkeit und Feminismus auseinandersetzen.

2.5|5 ☆
4

Nach seinen Reflexionen über die Trauer legt Christian Dittloff ein weiteres persönliches Buch nach, diesmal zum Thema Männlichkeit. Es ist ein autobiografisches Werk, das Rechercheergebnisse einfließen lässt. „Um aus dem Material einen greifbaren Text zu bauen, der einen klassischen Erzählbogen umgeht, brauche ich ein Ordnungsprinzip." So verwendet er das Wort „Steinbruch" und darin enthaltene Wörter als Startpunkt für Assoziationen zum Mannsein, die schließlich zu Kapiteln werden. Wir haben teil am Schreibprozess und bekommen auch Anmerkungen aus dem Lektorat zu sehen, die Aussagen hinterfragen oder ergänzen. Der Autor gräbt tief in seinen Erinnerungen und stülpt sein Inneres nach außen. Es entsteht eine Mischung aus Vergangenheitsbewältigung und Gesellschaftskritik, die nachdenklich macht, aufrüttelt und mitfühlen lässt. Für mich stellte „Prägung" eine gute Ergänzung zu „Niemehrzeit" dar, den gewählten Stil empfinde ich als erfrischend und angenehm zu lesen.

2

Ich bin mir nicht ganz sicher, was ich von diesem Buch halten soll. Christian Dittloff anscheinend auch nicht. Zu Ende des Buches fragt er selbst, was er eigentlich bewirken will. Was genau will das Buch mir eigentlich sagen, außer, dass Männer in der Lage sind zu reflektieren und sich auf feministischer Seite zu positionieren? Ich hab mir stark den nächsten Schritt gewünscht. Wo waren die Kapitel darüber, wie das Patriarchat ihn selbst negativ beeinflusst und wie leiden Männer darunter? Das kam mir deutlich zu kurz. Darüberhinaus geht es mir nicht weit genug. Es endet damit, sich selber in die Verantwortung zu ziehen, was wichtig ist, aber wie sieht das aus? Wie können wir, vor allem Männer aus den Zwängen unserer Gesellschaft befreien? Ich hatte beständig das Gefühl, das mir der Schritt in die Zukunft, in die Veränderung oder sogar ein Part 2 fehlt. Ich hatte mir etwas anderes erhofft, eine neue Perspektive, ein männlicher Aufschrei. Stattdessen wirkt dies wie ein gut recherchiertes und durchaus reflektiertes Werk über Dittloff selbst, als Mann.

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