Picknick am Wegesrand
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Arkadi Strugatzki, geboren 1925, war ein sowjetischer Schriftsteller. Er wurde während seiner Armeezeit zum Japanisch-Dolmetscher ausgebildet und verbrachte so die Kriegsjahre im Osten Russlands. Später war er als Verlagslektor und Übersetzer in Moskau tätig. Arkadi Strugatzki verstarb 1991 in Sankt Petersburg (Russland)
Beiträge
Die Auflösung ist philosophisch interessant und regt zum Nachdenken an, jedoch ist das Werk im Ganzen für mich kein sehr gutes. Zu viel politische Zwischentöne, zu uninteressante Charaktere. 2,5 Sterne für die damals innovative Idee.
Leeteile, Mückenglatzen und Sülze
Leerteile, Mückenglatzen oder Sülze - Diese Artefakte haben Außerirdische bei ihrem „Besuch“ auf der Erde hinterlassen. Niemand weiß so wirklich, wozu diese Gegenstände in der Lage sind oder was es mit dem Besuch auf sich hatte. Doch Redrick Shewart ist in diesem gefährlichen Gebiet, der Zone, häufig unterwegs und verdient mit den Artefakten sein Geld. Dabei wird ein eher rauer Ton angeschlagen, der ein wenig an Western oder Actionfilme erinnert. Und obwohl wirklich eine Menge passiert, kommt einem der Text doch relativ ruhig und entschleunigt vor. Da man sich viele Zusammenhänge selbst erarbeiten muss und Begriffe wie Mückenglatze nur aus dem Kontext der Geschichte zu erschließen sind, muss man jedoch sehr konzentriert an die Lektüre herangehen, um den Anschluss nicht zu verpassen. Gut gefallen hat mir die Metaebene, die sich subtil aber doch offensichtlich über die gesamte Geschichte spannt. Dabei werden philosophische Fragen nach Macht, Aneignung und Selbstwirksamkeit gestellt und in viele Richtungen argumentiert. Der Roman ist sicher auf vielen Ebenen lesbar, da absichtlich Lücken gelassen und Zweideutigkeiten hergestellt wurden. Das macht die Geschichte um Redricks Abenteuer in der Zone sicher zu einem Klassiker. Teilweise waren mir die Gedankenströme jedoch etwas zu ausufernd und vor allem am Anfang habe ich durch fehlende Erklärungen nicht alles verstanden - doch gerade die Tatsache, dass es einem der Roman nicht zu einfach macht, war irgendwie auch sympathisch. Gern hätte ich am Ende aber doch etwas Eindeutiges zur Einordnung der Gesamthandlung gelesen - denn besonders auf den letzten Seiten erscheint Redrick noch einmal in einem neuen Licht. Vielleicht zeigt das jedoch aber auch die Macht der Zone, der sich niemand entziehen kann.
Wer Metro gelesen hat, wird vielleicht das eine oder andere gemeinsame Element wiederentdecken. Dies ist auch kein Wunder, denn andere Autoren haben auf das Werk von den beiden Brüdern zurückgegriffen bzw. inspirieren lassen. Das Buch ist ein dystopischer Science Fiction Roman. Obwohl das Buch „nur“ um die 200 Seiten umfasst, brauchte ich recht lange mit dem Lesen. Der Erzählstil ist schnörkellos, teilweise wiederum sehr detailliert und erinnert mich teilweise an einen Bericht. Im Mittelpunkt steht hier der Stalker Roderic Schuchart, den der Leser über mehrere Jahre begleitet. Es gibt diverse Interpretationen, über die ich mich gar nicht auslassen möchte, wir sind ja nicht im Deutschunterricht. Doch am spannendsten fand ich die „Zone“ mit ihren Artefakten, deren Sinn und Funktion sich den Menschen häufig nicht erschloss. Für mich waren die Highlights die Ausflüge in die Zone, in der man nicht wusste, was einen (Tödliches) erwartete. Ich fühlte mich selbst wie ein Entdecker, der eine neue Welt erkundete. Dazwischen gab es immer wieder fast schon philosophische Episoden mit Gedanken über das Leben, das Leben an der Zone und dem Menschen an sich. Das Buch war für mich definitiv kein „Nebenbei-Buch“, sondern ich musste mich sehr konzentrieren. Und ich wurde mit einer spannenden Lektüre belohnt.
Leider sprachlich in die Jahre gekommen. Schatzjäger suchen in den Abfällen außerirdischer Besucher auf der Erde nach Technologie, die sie zu Pinke machen können. Sie riskieren dabei ihr eigenes Leben.
Kurzweilig, interessant, fast philosophisch
Nachdem Außerirdische der Erde einen Besuch abgestattet haben, hinterlassen sie die sogenannte Zone - ein verseuchtes und ungastliches Gebiet, in dem die Besucher faszinierende Objekte und unerklärliche Phänomene zurückgelassen haben. Die Absicht dieses Besuches bleibt ungeklärt und auch die eigentlichen Besucher bekommen wir nie zu Gesicht. Worum es hier vorrangig geht, ist ein Gedankenexperiment, das sich, neben der eigentlichen Handlung, mit den wissenschaftlichen sowie philosophischen Aspekten dieses Besuches befasst. Es handelt sich nicht um eine Invasion Außerirdischer und doch krempeln die Hinterlassenschaften ebendieser das Leben der Menschen gehörig um. Schatzgräber verdienen sich ihr Geld, indem sie illegal die Zone betreten und die kuriosen Gegenstände als Schmuggelware verkaufen. Institute versuchen ihrerseits durch Forschung die Funktion der Objekte zu erörtern oder einen Nutzen für die Menschen darin zu finden. Die Frage, was die Besucher von uns wollten, warum sie auf die Erde kamen und was sie uns mit ihren Hinterlassenschaften sagen wollen, ist stets präsent. Darüber hinaus gibt es jedoch die Theorie, die ich persönlich enorm spannend finde, dass es sich bei diesem Besuch lediglich um ein Picknick am Wegesrand handelt. Der Gedanke dahinter: wenn wir unsere Sachen packen und zu einem Picknick aufbrechen, lassen wir nach Beendigung desselbigen diesen Ort verändert zurück. Das Gras ist vielleicht plattgedrückt, eventuell liegen dort Essens- oder gar Verpackungsreste. Für die Bewohner dieses Ortes - Insekten und andere Tiere - mögen diese zurückgelassenen Objekte große Mysterien sein. Warum befinden sie sich dort? Was wollten uns die Wesen damit sagen? Ähnliche Fragen, wie auch wir sie uns nach diesem kosmischen Besuch stellen, könnten sie umtreiben. Und doch haben die Menschen des Picknicks die Tiere höchstwahrscheinlich nicht einmal bewusst wahrgenommen, so wie eben auch die Besucher aus dem All und Menschen. Eventuell wurde eine Ameise beiseite gewischt, vielleicht versehentlich ein Käfer plattgedrückt, doch das ganze Ausmaß des Einflusses bleibt dem vermeintlich höhergestellten Wesen verborgen… Für mich hat diese Theorie den totalen Wow-Effekt. Und doch konnte ich diesem Buch leider nicht viel abgewinnen. Es handelt sich hierbei um ein klassisches Werk der Science Ficiton aus der russischen Literatur und wie das bei Klassikern nunmal so ist, ist die Gesellschaft eine andere, sind die Rollenbilder veraltet. Natürlich ist mir bewusst, dass es der Zeit, aus der dieses Buch entspringt, entspricht, ich habe mich jedoch extrem an den Beschreibungen der wenigen Frauen und den paar Szenen, in denen sie eine Rolle spielten, gestört. Frauen sind nicht mehr als nett anzusehen, haben einen tollen Ausschnitt oder bekommen Maulschellen verpasst. Zudem bin ich mehrfach über das N-Wort gestolpert, das hier völlig unreflektiert mehrmals im Text auftauchte. Meine Ausgabe ist von 2020 und da hätte es doch vielleicht zumindest eine Anmerkung geben können, auch wenn die Übersetzung an sich eine ältere ist. Diese zwei Punkte und der generell eher rohe und derbe Ton des Buches haben mir mein Leseerlebnis geschmälert, weshalb mir das Buch trotz eigentlich spannender Thematik nicht so gut gefiel.
Dieser von zwei russischsprachigen Brüdern 1972 (im Originaltitel wohl gleich bezeichnet) in einer Zeitschrift zuerst veröffentlichte Roman, der 1976 von Aljonna Möckel übersetzt in der DDR erschienen ist, erzählt eine First-Contact-Geschichte auf kreative Art: Die Aliens besuchten die Erde anscheinend nur, machten auf ihr nur das titelgebende "Picknick am Wegesrand", und die Menschen verstünden ihre Hinterlassenschaften genauso wenig wie Tiere den Müll von Menschen nach einem Picknick im Wald verstehen würden - zumindest ist das die Theorie eines im Roman handelnden Wissenschaftlers. Fakt ist, dass diese Hinterlassenschaften (bisher) lokal begrenzt kein sichtbares intelligentes Leben ausmachen, aber allerhand eigenartige Phänomene zeitigen. Deswegen wurden Zonen eingerichtet, um die Menschen vor diesen wunderlichen Phänomenen zu schützen. Die Phänomene werden im Buch konsequent mit kursiven Begriffen gekennzeichnet, um deutlich zu machen, das menschliche Ausdrücke das, was da geschieht, nur unzureichend beschreiben können: Viele Menschen sterben, einige Leichen stehen wieder auf, einige in der Nähe der Zone lebende Menschen zeigen eine eigenartige Körperbehaarung. Komische Geräusche sind zu hören, Gravitation scheint manchmal anders zu funktionieren (die "Fliegenklatsche"), komische und gefährliche "Spinnenweben" treiben ihr Unwesen. Kein Wunder, dass diese Zonen selten betreten werden. Nur waghalsige Schatzgräber verschaffen sich unautorisiert Zutritt, um Erbeutetes in der übrigen Welt zu verkaufen - einige mechanische Stücke dienen als Schmuck, mit einigem Biologischen wird experimentiert, und es wurde auch Alientechnik gefunden, die man mit menschlicher verbinden konnte. Dem Protagonisten bei seiner gefährlichen Schatzsuche zu begleiten macht Spaß. Durch das First-Contact-Motiv ist es einfach plausibel, warum allerhand mystische Dinge geschehen, und warum die Zonen so sehr abgeschirmt sind. Leider ist der Protagonist ein Mann, während seine Frau und Frauen allgemein zu Hause bleiben. Außer der Angst, dass Waffen aus Alientechnik gebaut werden könnte, wird der politische Kontext kaum beleuchtet. Immer wieder tauchen auch schwarze Schatzgräber auf (es scheint zumindest Teil der Fiktion zu sein, dass es Afrika wirtschaftlich gut geht), allerdings werden sie zuweilen mit dem N-Wort bezeichnet und haben auch inferiorere Aufgaben als z.B. der weiße Protagonist. Einer gehört einer christlichen Sekte an, die alles von den Aliens zerstören will. Ein eigentlich spannendes Motiv, das allerdings kaum ausgebaut wird, sodass man vermuten muss, dass es allein um das antireligiöse Klischee der Technologiefeindlichkeit des Christentums geht, das sich dann mit der Hautfarbenerwähnung verbindet, er also leicht dümmlich wirken soll. Die Handlung spielt in einer Zone in Kanada. Dass der Roman auf russisch geschrieben wurde, merkt man höchstens daran, dass ein fiktiv genannter wichtiger Wissenschaftler keinen englischen Namen trägt, wie man es wohl in einer englischsprachigen Geschichte erwartet hätte. Ich habe noch nicht viele First-Contact-Geschichten gelesen, allerdings erinnert es mich leicht an die [b:Annihilation|17934530|Annihilation (Southern Reach, #1)|Jeff VanderMeer|https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1403941587l/17934530._SX50_.jpg|24946895]-Trilogie, wo zumindest der erste Teil auch von der Spannung einer Expedition in einer Zone lebte. Dort wie hier geht die Handung keineswegs glimpflich aus, dort wie hier ist der Versuch, dem eine philosophische Aura zu verleihen, etwas hilflos. Doch es ist ja auch eine hilflose Frage: Was ist der Mensch, wenn es anderes intelligentes Leben gibt und er eigentlich nichts davon versteht (und für dieses andere Leben noch nicht einmal eine Relevanz hat)?
Ich mag russische Science-Fiction, auch wenn ich mich jedes Mal an den sehr sachlichen Stil gewöhnen muss. Auch diesmal war die Geschichte interessant - nur wurde mir teilweise zu wenig auserzählt.
Beschreibung
Autorenbeschreibung
Arkadi Strugatzki, geboren 1925, war ein sowjetischer Schriftsteller. Er wurde während seiner Armeezeit zum Japanisch-Dolmetscher ausgebildet und verbrachte so die Kriegsjahre im Osten Russlands. Später war er als Verlagslektor und Übersetzer in Moskau tätig. Arkadi Strugatzki verstarb 1991 in Sankt Petersburg (Russland)
Beiträge
Die Auflösung ist philosophisch interessant und regt zum Nachdenken an, jedoch ist das Werk im Ganzen für mich kein sehr gutes. Zu viel politische Zwischentöne, zu uninteressante Charaktere. 2,5 Sterne für die damals innovative Idee.
Leeteile, Mückenglatzen und Sülze
Leerteile, Mückenglatzen oder Sülze - Diese Artefakte haben Außerirdische bei ihrem „Besuch“ auf der Erde hinterlassen. Niemand weiß so wirklich, wozu diese Gegenstände in der Lage sind oder was es mit dem Besuch auf sich hatte. Doch Redrick Shewart ist in diesem gefährlichen Gebiet, der Zone, häufig unterwegs und verdient mit den Artefakten sein Geld. Dabei wird ein eher rauer Ton angeschlagen, der ein wenig an Western oder Actionfilme erinnert. Und obwohl wirklich eine Menge passiert, kommt einem der Text doch relativ ruhig und entschleunigt vor. Da man sich viele Zusammenhänge selbst erarbeiten muss und Begriffe wie Mückenglatze nur aus dem Kontext der Geschichte zu erschließen sind, muss man jedoch sehr konzentriert an die Lektüre herangehen, um den Anschluss nicht zu verpassen. Gut gefallen hat mir die Metaebene, die sich subtil aber doch offensichtlich über die gesamte Geschichte spannt. Dabei werden philosophische Fragen nach Macht, Aneignung und Selbstwirksamkeit gestellt und in viele Richtungen argumentiert. Der Roman ist sicher auf vielen Ebenen lesbar, da absichtlich Lücken gelassen und Zweideutigkeiten hergestellt wurden. Das macht die Geschichte um Redricks Abenteuer in der Zone sicher zu einem Klassiker. Teilweise waren mir die Gedankenströme jedoch etwas zu ausufernd und vor allem am Anfang habe ich durch fehlende Erklärungen nicht alles verstanden - doch gerade die Tatsache, dass es einem der Roman nicht zu einfach macht, war irgendwie auch sympathisch. Gern hätte ich am Ende aber doch etwas Eindeutiges zur Einordnung der Gesamthandlung gelesen - denn besonders auf den letzten Seiten erscheint Redrick noch einmal in einem neuen Licht. Vielleicht zeigt das jedoch aber auch die Macht der Zone, der sich niemand entziehen kann.
Wer Metro gelesen hat, wird vielleicht das eine oder andere gemeinsame Element wiederentdecken. Dies ist auch kein Wunder, denn andere Autoren haben auf das Werk von den beiden Brüdern zurückgegriffen bzw. inspirieren lassen. Das Buch ist ein dystopischer Science Fiction Roman. Obwohl das Buch „nur“ um die 200 Seiten umfasst, brauchte ich recht lange mit dem Lesen. Der Erzählstil ist schnörkellos, teilweise wiederum sehr detailliert und erinnert mich teilweise an einen Bericht. Im Mittelpunkt steht hier der Stalker Roderic Schuchart, den der Leser über mehrere Jahre begleitet. Es gibt diverse Interpretationen, über die ich mich gar nicht auslassen möchte, wir sind ja nicht im Deutschunterricht. Doch am spannendsten fand ich die „Zone“ mit ihren Artefakten, deren Sinn und Funktion sich den Menschen häufig nicht erschloss. Für mich waren die Highlights die Ausflüge in die Zone, in der man nicht wusste, was einen (Tödliches) erwartete. Ich fühlte mich selbst wie ein Entdecker, der eine neue Welt erkundete. Dazwischen gab es immer wieder fast schon philosophische Episoden mit Gedanken über das Leben, das Leben an der Zone und dem Menschen an sich. Das Buch war für mich definitiv kein „Nebenbei-Buch“, sondern ich musste mich sehr konzentrieren. Und ich wurde mit einer spannenden Lektüre belohnt.
Leider sprachlich in die Jahre gekommen. Schatzjäger suchen in den Abfällen außerirdischer Besucher auf der Erde nach Technologie, die sie zu Pinke machen können. Sie riskieren dabei ihr eigenes Leben.
Kurzweilig, interessant, fast philosophisch
Nachdem Außerirdische der Erde einen Besuch abgestattet haben, hinterlassen sie die sogenannte Zone - ein verseuchtes und ungastliches Gebiet, in dem die Besucher faszinierende Objekte und unerklärliche Phänomene zurückgelassen haben. Die Absicht dieses Besuches bleibt ungeklärt und auch die eigentlichen Besucher bekommen wir nie zu Gesicht. Worum es hier vorrangig geht, ist ein Gedankenexperiment, das sich, neben der eigentlichen Handlung, mit den wissenschaftlichen sowie philosophischen Aspekten dieses Besuches befasst. Es handelt sich nicht um eine Invasion Außerirdischer und doch krempeln die Hinterlassenschaften ebendieser das Leben der Menschen gehörig um. Schatzgräber verdienen sich ihr Geld, indem sie illegal die Zone betreten und die kuriosen Gegenstände als Schmuggelware verkaufen. Institute versuchen ihrerseits durch Forschung die Funktion der Objekte zu erörtern oder einen Nutzen für die Menschen darin zu finden. Die Frage, was die Besucher von uns wollten, warum sie auf die Erde kamen und was sie uns mit ihren Hinterlassenschaften sagen wollen, ist stets präsent. Darüber hinaus gibt es jedoch die Theorie, die ich persönlich enorm spannend finde, dass es sich bei diesem Besuch lediglich um ein Picknick am Wegesrand handelt. Der Gedanke dahinter: wenn wir unsere Sachen packen und zu einem Picknick aufbrechen, lassen wir nach Beendigung desselbigen diesen Ort verändert zurück. Das Gras ist vielleicht plattgedrückt, eventuell liegen dort Essens- oder gar Verpackungsreste. Für die Bewohner dieses Ortes - Insekten und andere Tiere - mögen diese zurückgelassenen Objekte große Mysterien sein. Warum befinden sie sich dort? Was wollten uns die Wesen damit sagen? Ähnliche Fragen, wie auch wir sie uns nach diesem kosmischen Besuch stellen, könnten sie umtreiben. Und doch haben die Menschen des Picknicks die Tiere höchstwahrscheinlich nicht einmal bewusst wahrgenommen, so wie eben auch die Besucher aus dem All und Menschen. Eventuell wurde eine Ameise beiseite gewischt, vielleicht versehentlich ein Käfer plattgedrückt, doch das ganze Ausmaß des Einflusses bleibt dem vermeintlich höhergestellten Wesen verborgen… Für mich hat diese Theorie den totalen Wow-Effekt. Und doch konnte ich diesem Buch leider nicht viel abgewinnen. Es handelt sich hierbei um ein klassisches Werk der Science Ficiton aus der russischen Literatur und wie das bei Klassikern nunmal so ist, ist die Gesellschaft eine andere, sind die Rollenbilder veraltet. Natürlich ist mir bewusst, dass es der Zeit, aus der dieses Buch entspringt, entspricht, ich habe mich jedoch extrem an den Beschreibungen der wenigen Frauen und den paar Szenen, in denen sie eine Rolle spielten, gestört. Frauen sind nicht mehr als nett anzusehen, haben einen tollen Ausschnitt oder bekommen Maulschellen verpasst. Zudem bin ich mehrfach über das N-Wort gestolpert, das hier völlig unreflektiert mehrmals im Text auftauchte. Meine Ausgabe ist von 2020 und da hätte es doch vielleicht zumindest eine Anmerkung geben können, auch wenn die Übersetzung an sich eine ältere ist. Diese zwei Punkte und der generell eher rohe und derbe Ton des Buches haben mir mein Leseerlebnis geschmälert, weshalb mir das Buch trotz eigentlich spannender Thematik nicht so gut gefiel.
Dieser von zwei russischsprachigen Brüdern 1972 (im Originaltitel wohl gleich bezeichnet) in einer Zeitschrift zuerst veröffentlichte Roman, der 1976 von Aljonna Möckel übersetzt in der DDR erschienen ist, erzählt eine First-Contact-Geschichte auf kreative Art: Die Aliens besuchten die Erde anscheinend nur, machten auf ihr nur das titelgebende "Picknick am Wegesrand", und die Menschen verstünden ihre Hinterlassenschaften genauso wenig wie Tiere den Müll von Menschen nach einem Picknick im Wald verstehen würden - zumindest ist das die Theorie eines im Roman handelnden Wissenschaftlers. Fakt ist, dass diese Hinterlassenschaften (bisher) lokal begrenzt kein sichtbares intelligentes Leben ausmachen, aber allerhand eigenartige Phänomene zeitigen. Deswegen wurden Zonen eingerichtet, um die Menschen vor diesen wunderlichen Phänomenen zu schützen. Die Phänomene werden im Buch konsequent mit kursiven Begriffen gekennzeichnet, um deutlich zu machen, das menschliche Ausdrücke das, was da geschieht, nur unzureichend beschreiben können: Viele Menschen sterben, einige Leichen stehen wieder auf, einige in der Nähe der Zone lebende Menschen zeigen eine eigenartige Körperbehaarung. Komische Geräusche sind zu hören, Gravitation scheint manchmal anders zu funktionieren (die "Fliegenklatsche"), komische und gefährliche "Spinnenweben" treiben ihr Unwesen. Kein Wunder, dass diese Zonen selten betreten werden. Nur waghalsige Schatzgräber verschaffen sich unautorisiert Zutritt, um Erbeutetes in der übrigen Welt zu verkaufen - einige mechanische Stücke dienen als Schmuck, mit einigem Biologischen wird experimentiert, und es wurde auch Alientechnik gefunden, die man mit menschlicher verbinden konnte. Dem Protagonisten bei seiner gefährlichen Schatzsuche zu begleiten macht Spaß. Durch das First-Contact-Motiv ist es einfach plausibel, warum allerhand mystische Dinge geschehen, und warum die Zonen so sehr abgeschirmt sind. Leider ist der Protagonist ein Mann, während seine Frau und Frauen allgemein zu Hause bleiben. Außer der Angst, dass Waffen aus Alientechnik gebaut werden könnte, wird der politische Kontext kaum beleuchtet. Immer wieder tauchen auch schwarze Schatzgräber auf (es scheint zumindest Teil der Fiktion zu sein, dass es Afrika wirtschaftlich gut geht), allerdings werden sie zuweilen mit dem N-Wort bezeichnet und haben auch inferiorere Aufgaben als z.B. der weiße Protagonist. Einer gehört einer christlichen Sekte an, die alles von den Aliens zerstören will. Ein eigentlich spannendes Motiv, das allerdings kaum ausgebaut wird, sodass man vermuten muss, dass es allein um das antireligiöse Klischee der Technologiefeindlichkeit des Christentums geht, das sich dann mit der Hautfarbenerwähnung verbindet, er also leicht dümmlich wirken soll. Die Handlung spielt in einer Zone in Kanada. Dass der Roman auf russisch geschrieben wurde, merkt man höchstens daran, dass ein fiktiv genannter wichtiger Wissenschaftler keinen englischen Namen trägt, wie man es wohl in einer englischsprachigen Geschichte erwartet hätte. Ich habe noch nicht viele First-Contact-Geschichten gelesen, allerdings erinnert es mich leicht an die [b:Annihilation|17934530|Annihilation (Southern Reach, #1)|Jeff VanderMeer|https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1403941587l/17934530._SX50_.jpg|24946895]-Trilogie, wo zumindest der erste Teil auch von der Spannung einer Expedition in einer Zone lebte. Dort wie hier geht die Handung keineswegs glimpflich aus, dort wie hier ist der Versuch, dem eine philosophische Aura zu verleihen, etwas hilflos. Doch es ist ja auch eine hilflose Frage: Was ist der Mensch, wenn es anderes intelligentes Leben gibt und er eigentlich nichts davon versteht (und für dieses andere Leben noch nicht einmal eine Relevanz hat)?
Ich mag russische Science-Fiction, auch wenn ich mich jedes Mal an den sehr sachlichen Stil gewöhnen muss. Auch diesmal war die Geschichte interessant - nur wurde mir teilweise zu wenig auserzählt.