Nichts als die Nacht
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
John Edward Williams (1922 -1994) wuchs im Nordosten von Texas auf. Er besuchte das örtliche College und arbeitete dann als Journalist. 1942 meldete er sich widerstrebend, jedoch als Freiwilliger zu den United States Army Air Forces und schrieb in der Zeit seines Einsatzes in Burma seinen ersten Roman. Nach dem Krieg ging er nach Denver, 1950 Masterabschluss des Studiums Englische Literatur. Er erhielt zunächst einen Lehrauftrag an der Universität Missouri. 1954 kehrte er zurück an die Universität Denver, wo er bis zu seiner Emeritierung Creative Writing und Englische Literatur lehrte. Williams war vier Mal verheiratet und Vater von drei Kindern. Er verfasste fünf Romane (der letzte blieb unvollendet) und Poesie. John Williams wurde zu Lebzeiten zwar gelesen, erlangte aber keine Berühmtheit. Dank seiner Wiederentdeckung durch Edwin Frank, der 1999 die legendäre Reihe ›New York Book Review Classics‹ begründete, zählt er heute weltweit zu den Ikonen der klassischen amerikanischen Moderne.
Beiträge
Bis er einschlief, blieben die Lider geschlossen, damit er ihr Bild, eingraviert in seinen Geist, leichter durch die lange Nacht bewahren konnte, auf immer und solange er lebte. Das ist die beste Zeit im Leben, dachte er erneut: Wenn man noch sehr jung ist, wenn das Leben einfach scheint, eine vollkommene Abfolge goldener Augenblicke. Lange blieb er auf dem Stuhl sitzen, starrte aus dem Fenster und erinnerte sich an jene Tage. Sein Blick konnte jetzt erste Umrisse der realen Welt erkennen. Er sah, dass das Dunkel schwand, dass die Gebäude die Avenue dort unten nicht länger verschatteten. Er seufzte hörbar und schaute auf seine Uhr. Zwölf Uhr. - Zitat, Seite 47 Ein Romandebüt von geradezu verstörender Schönheit hat uns der amerikanische Autor John Williams hinterlassen, der mit gerade 22 Jahren nach dem Abschuss des Militärflugzeugs verletzt im burmesischen Dschungels feststeckte und die vorliegende Geschichte erdachte. Viele Jahre später, posthum sozusagen, sollte John Williams für sein literarisches Werk international Beachtung finden und sein Roman "Stoner" ist mittlerweile weltbekannt, während sein Erstlingswerk eher unbeachtet blieb und zuletzt ins deutsche übersetzt wurde. Vorangestellt ist dem Roman ein Zitat von A.E. Housman, der auch Pate für den Titel des Werkes stand. Housman ist vor allem für seine Gedichtesammlung "A Shropshire Lad" bekannt, die von der Sehnsucht, an einen unschuldigen Ort zurückzukehren, bevor uns unweigerlich der Tod holt, zeugt. Außerdem ist bemerkenswert, dass die Mutter des Dichters an dessen 12. Geburtstag verstarb. Mit diesen Vorzeichen im Sinn, liest sich die Geschichte von John Williams noch intensiver. Wir steigen mit einem Albtraum in den Roman ein: der Träumer bemerkt auf einer Party einen jungen Mann, der insich gekehrt und seltsam getrennt von den übrigen Gästen in einem Sessel sitzt. Er scheint versehrt zu sein, als einzige heile Stelle am Körper nimmt der Träumer die rosigen Lippen des Sitzenden wahr. Plötzlich wendet sich die allgemeine Aufmerksamkeit aller im Raum diesem Außenseiter zu und bevor sich die gewalttätige Stimmung über dem Mann in Faustschlägen entlädt, wird dem Träumer plötzlich klar: diese Person im Sessel ist sein jüngeres Ich! Ein fulminanter Beginn für die nun nachfolgende Schilderung, die zeitlich nur einen Tag (und einen Teil der Nacht) umfasst. Obwohl der Autor sich gegen die Ich-Perspektive als Erzählform entschieden hat, sind wir als Lesende mit dem Protagonisten in dessen innerer Welt gefangen. Durch den intensiven Schreibstil werden die Wahrnehmungen von Dingen und Menschen greifbar, die hier von der Norm abzuweichen scheinen. Gebäude schmiegen sich wie weiche Frauenkörper in die Häuserreihe ein und Türen geben nach, wenn der Protagonist eindringt. Zu seinen Mitmenschen hat er ein sehr ambivalentes Verhältnis, denn obwohl er sich Nähe und Verbundenheit wünscht, enttäuschen ihn deren Reaktionen auf seine sozialen Interaktionen und in der Menschenmasse fühlt er sich einsam und isoliert. Der aufmerksame Leser wittert wahrscheinlich schon das verborgene Trauma und fürchtet die Eskalation der Lage. Und wenn das Leben eine Straße ist, wohin wird sie in diesem Fall führen? FAZIT Eigentlich, so muss ich gestehen, wollte ich diesen Roman nicht lesen. Von schwerer Thematik, vor allem von Kindheitstrauma und ihren Folgen, hatte ich in letzter Zeit genug gelesen. Aber die begeisterte Videobesprechung von Thoralf auf dem Kanal LiteraturNews und der Gedanke an diese mögliche Lektüre ließen mich nicht los. Und tatsächlich hat mich hier vor allem der durchdachte und präzise Aufbau der Geschichte begeistert. Auch der phantasievolle Umgang mit Metaphern und das Lebendigwerden von Dinglichen im Text waren bemerkenswerte Stilmittel. Und nicht zuletzt überzeugt die harmonische Zusammenführung von Anfang mit dem Ende des Romans. Eine unbedingte Leseempfehlung.
Gewöhnungsbedürftiger Schreibstil.
Es gibt Bücher, denen merkt man ihr Alter nicht an (wie bspw The Great Gatsby), und dann gibt es Bücher, denen merkt man es an, und dazu zählt dieses hier. Der Schreibstil ist sehr langgezogenen und voller Schachtelsätze und Abstraktionen, über die man manchmal nachdenken muss, bevor man den Sinn des Absatzes komplett versteht. Das hat mich, glaube ich, am meisten gestört und auch rausgerissen. Daher sind auch die Gefühle Arthur gegenüber sehr dumpf geblieben. Trotzdem ein nettes Buch über ein Familiendrama, Trauma und das Leben danach.

Was zähmt dich nach einem gewaltvollen Trauma? Was lässt die Dunkelheit in dir letztlich wieder hervorbrechen? In „Nichts als die Nacht“ erzählt John Williams novellenhaft von zwölf Stunden eines gescheiterten Lebens. Lethargie, Müdigkeit, soziale Ängste umgeben den 24-jährigen Arthur Maxley. In einer einzigen Nacht bestimmen drei Menschen den Fortgang des Ganzen und lassen ihn alles Elend spüren. Man merkt diesem ersten Werk John Williams eine unfassbare Angst vor dem Leben an. Das schaurige, unheilvolle Leben wird in der Nacht durch alle Metaphern, die nur möglichst wenig Licht in eine verschattete Seele lassen, getrieben. Was für eine erzählerische Kraft, was für eine Energie! Ich war von Beginn an sehr angetan von diesem Stück Kurzprosa und es hat mich definitiv von einer Sache überzeugt: John Williams ist mittlerweile einer meiner liebsten Autoren. Das Gefühl stellte sich bereits 2015 zur Lektüre von „Stoner“ ein und setzte sich bei „Butcher’s Crossing“ und „Augustus“ fort. Wie viel Einsamkeit er eine einzige Person spüren lassen kann und wie expressiv man eine Nacht beschreiben kann. Sehr überzeugend insgesamt – empfehle ich vor allem, wenn man davor bereits etwas von Williams las.
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Autorenbeschreibung
John Edward Williams (1922 -1994) wuchs im Nordosten von Texas auf. Er besuchte das örtliche College und arbeitete dann als Journalist. 1942 meldete er sich widerstrebend, jedoch als Freiwilliger zu den United States Army Air Forces und schrieb in der Zeit seines Einsatzes in Burma seinen ersten Roman. Nach dem Krieg ging er nach Denver, 1950 Masterabschluss des Studiums Englische Literatur. Er erhielt zunächst einen Lehrauftrag an der Universität Missouri. 1954 kehrte er zurück an die Universität Denver, wo er bis zu seiner Emeritierung Creative Writing und Englische Literatur lehrte. Williams war vier Mal verheiratet und Vater von drei Kindern. Er verfasste fünf Romane (der letzte blieb unvollendet) und Poesie. John Williams wurde zu Lebzeiten zwar gelesen, erlangte aber keine Berühmtheit. Dank seiner Wiederentdeckung durch Edwin Frank, der 1999 die legendäre Reihe ›New York Book Review Classics‹ begründete, zählt er heute weltweit zu den Ikonen der klassischen amerikanischen Moderne.
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Bis er einschlief, blieben die Lider geschlossen, damit er ihr Bild, eingraviert in seinen Geist, leichter durch die lange Nacht bewahren konnte, auf immer und solange er lebte. Das ist die beste Zeit im Leben, dachte er erneut: Wenn man noch sehr jung ist, wenn das Leben einfach scheint, eine vollkommene Abfolge goldener Augenblicke. Lange blieb er auf dem Stuhl sitzen, starrte aus dem Fenster und erinnerte sich an jene Tage. Sein Blick konnte jetzt erste Umrisse der realen Welt erkennen. Er sah, dass das Dunkel schwand, dass die Gebäude die Avenue dort unten nicht länger verschatteten. Er seufzte hörbar und schaute auf seine Uhr. Zwölf Uhr. - Zitat, Seite 47 Ein Romandebüt von geradezu verstörender Schönheit hat uns der amerikanische Autor John Williams hinterlassen, der mit gerade 22 Jahren nach dem Abschuss des Militärflugzeugs verletzt im burmesischen Dschungels feststeckte und die vorliegende Geschichte erdachte. Viele Jahre später, posthum sozusagen, sollte John Williams für sein literarisches Werk international Beachtung finden und sein Roman "Stoner" ist mittlerweile weltbekannt, während sein Erstlingswerk eher unbeachtet blieb und zuletzt ins deutsche übersetzt wurde. Vorangestellt ist dem Roman ein Zitat von A.E. Housman, der auch Pate für den Titel des Werkes stand. Housman ist vor allem für seine Gedichtesammlung "A Shropshire Lad" bekannt, die von der Sehnsucht, an einen unschuldigen Ort zurückzukehren, bevor uns unweigerlich der Tod holt, zeugt. Außerdem ist bemerkenswert, dass die Mutter des Dichters an dessen 12. Geburtstag verstarb. Mit diesen Vorzeichen im Sinn, liest sich die Geschichte von John Williams noch intensiver. Wir steigen mit einem Albtraum in den Roman ein: der Träumer bemerkt auf einer Party einen jungen Mann, der insich gekehrt und seltsam getrennt von den übrigen Gästen in einem Sessel sitzt. Er scheint versehrt zu sein, als einzige heile Stelle am Körper nimmt der Träumer die rosigen Lippen des Sitzenden wahr. Plötzlich wendet sich die allgemeine Aufmerksamkeit aller im Raum diesem Außenseiter zu und bevor sich die gewalttätige Stimmung über dem Mann in Faustschlägen entlädt, wird dem Träumer plötzlich klar: diese Person im Sessel ist sein jüngeres Ich! Ein fulminanter Beginn für die nun nachfolgende Schilderung, die zeitlich nur einen Tag (und einen Teil der Nacht) umfasst. Obwohl der Autor sich gegen die Ich-Perspektive als Erzählform entschieden hat, sind wir als Lesende mit dem Protagonisten in dessen innerer Welt gefangen. Durch den intensiven Schreibstil werden die Wahrnehmungen von Dingen und Menschen greifbar, die hier von der Norm abzuweichen scheinen. Gebäude schmiegen sich wie weiche Frauenkörper in die Häuserreihe ein und Türen geben nach, wenn der Protagonist eindringt. Zu seinen Mitmenschen hat er ein sehr ambivalentes Verhältnis, denn obwohl er sich Nähe und Verbundenheit wünscht, enttäuschen ihn deren Reaktionen auf seine sozialen Interaktionen und in der Menschenmasse fühlt er sich einsam und isoliert. Der aufmerksame Leser wittert wahrscheinlich schon das verborgene Trauma und fürchtet die Eskalation der Lage. Und wenn das Leben eine Straße ist, wohin wird sie in diesem Fall führen? FAZIT Eigentlich, so muss ich gestehen, wollte ich diesen Roman nicht lesen. Von schwerer Thematik, vor allem von Kindheitstrauma und ihren Folgen, hatte ich in letzter Zeit genug gelesen. Aber die begeisterte Videobesprechung von Thoralf auf dem Kanal LiteraturNews und der Gedanke an diese mögliche Lektüre ließen mich nicht los. Und tatsächlich hat mich hier vor allem der durchdachte und präzise Aufbau der Geschichte begeistert. Auch der phantasievolle Umgang mit Metaphern und das Lebendigwerden von Dinglichen im Text waren bemerkenswerte Stilmittel. Und nicht zuletzt überzeugt die harmonische Zusammenführung von Anfang mit dem Ende des Romans. Eine unbedingte Leseempfehlung.
Gewöhnungsbedürftiger Schreibstil.
Es gibt Bücher, denen merkt man ihr Alter nicht an (wie bspw The Great Gatsby), und dann gibt es Bücher, denen merkt man es an, und dazu zählt dieses hier. Der Schreibstil ist sehr langgezogenen und voller Schachtelsätze und Abstraktionen, über die man manchmal nachdenken muss, bevor man den Sinn des Absatzes komplett versteht. Das hat mich, glaube ich, am meisten gestört und auch rausgerissen. Daher sind auch die Gefühle Arthur gegenüber sehr dumpf geblieben. Trotzdem ein nettes Buch über ein Familiendrama, Trauma und das Leben danach.

Was zähmt dich nach einem gewaltvollen Trauma? Was lässt die Dunkelheit in dir letztlich wieder hervorbrechen? In „Nichts als die Nacht“ erzählt John Williams novellenhaft von zwölf Stunden eines gescheiterten Lebens. Lethargie, Müdigkeit, soziale Ängste umgeben den 24-jährigen Arthur Maxley. In einer einzigen Nacht bestimmen drei Menschen den Fortgang des Ganzen und lassen ihn alles Elend spüren. Man merkt diesem ersten Werk John Williams eine unfassbare Angst vor dem Leben an. Das schaurige, unheilvolle Leben wird in der Nacht durch alle Metaphern, die nur möglichst wenig Licht in eine verschattete Seele lassen, getrieben. Was für eine erzählerische Kraft, was für eine Energie! Ich war von Beginn an sehr angetan von diesem Stück Kurzprosa und es hat mich definitiv von einer Sache überzeugt: John Williams ist mittlerweile einer meiner liebsten Autoren. Das Gefühl stellte sich bereits 2015 zur Lektüre von „Stoner“ ein und setzte sich bei „Butcher’s Crossing“ und „Augustus“ fort. Wie viel Einsamkeit er eine einzige Person spüren lassen kann und wie expressiv man eine Nacht beschreiben kann. Sehr überzeugend insgesamt – empfehle ich vor allem, wenn man davor bereits etwas von Williams las.