Hotel Paraíso
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Beschreibung
Beiträge
Poetisch
„Heimweh hat man, wenn man sich nach einem Ort sehnt, an dem man sich geborgen fühlt. Fernweh hat man, wenn man nicht weiß, wo der sein soll, dieser Ort. Fernweh ist Heimweh nach Irgendwo.“ Ein wunderbar nachdenklicher und poetischer Roman über die Suche nach sich selbst. Frieda verliert sich immer mehr und ihr wird alles zu viel. Durch ihren Freund Jonas bekommt sie die Möglichkeit über die Weihnachtszeit ein Hotel mitsamt Hund zu hüten. Dort ist sie ganz allein mit ihren Gedanken, reflektiert ihr bisheriges Leben und hat endlich mal die Möglichkeit durchzuatmen und Gedanken zu Ende zu denken. Ein sehr ruhiger, nachdenklicher Roman in einer wunderbar poetischen Sprache. Man sollte ihn ganz in Ruhe und voller Genuß lesen, damit man nichts überliest. Ein Roman übers Alleinsein, fehlende Zugehörigkeit und darüber zu sich selbst zu finden. Schon wieder eine Empfehlung.
War gerade sehr enttäuscht, dass es vorbei war. Ich hätte da definitiv noch weiterlesen können. Und ich möchte jetzt Weihnachten in einem einsamen Hotel mit Otto und dem Essensdieb verbringen.
"Fernweh und Heimweh sind Sehnsüchte. Beide fühlen sich an, als habe jemand im Herz ein Fenster offen gelassen, durch das es zieht." " Mit einer Vielzahl von Stimmen wischt das Meer über den Sand, wie ein Schwamm über eine vollgeschriebene Tafel. Wenn ich hier lange genug sitze, wischt es vielleicht auch über mich und löscht, wo ich hergekommen bin. Wo es gezwickt und gedrückt hat in diesem Daher." "<Sie hatten als Kind also keine Vorstellung von der Fremde?> Und ich hätte geantwortet:<Im Gegenteil, ich hatte mehr als einen Ort, an dem ich mich nicht zu Hause fühlte.>" "Heimweh ist eine Schlucht, in die man nicht zu sehen wagt, weil der Schmerz dann keinen Boden hat." "Manchmal vermisse ich dieses Mädchen. Es ist, als hätte ich Heimweh nach einer Möglichkeit von mir selbst. Das allererste Leben, das mir entgangen war, fehlt mir nie." Die Synchronsprecherin Frieda leidet nach einem sehr anstrengenden Jahr an einer Belastungsstörung. Ihr Freund Jonas ermutigt sie, sich eine Auszeit zu nehmen und sie beaufsichtigt ein Hotel in Portugal, das in den Wintermonaten leer steht. Sie erhofft sich zu erholen, ihre innere Zerrissenheit ins Gleichgewicht zu bekommen und ihre Vergangenheit zu verarbeiten. Eine Vergangenheit, die aus Ausgrenzung in der Kindheit, Anderssein, Einsamkeit und der Frage bestand: Wo komme ich her, wer bin ich und wo gehöre ich hin. Eine Geschichte, in der nicht wirklich viel passiert, aber mit ganz vielen Gedankengängen und Fragen, auf die sie Antworten sucht. Ein ruhiges und unaufgeregtes Buch in einer wunderschönen Sprache und Stimmung, ich habe jede Menge Stellen markiert. Von mir auf jeden Fall eine Leseempfehlung ⭐
Unaufgeregt schön🐚
"Der Vorteil des Alleinseins: Man wird beim Denken nicht gestört. Obwohl, wenn ich darüber nachdenke, ist es der Nachteil des Alleinseins: man wird beim Denken nicht gestört." Frieda musste mal raus aus ihrem Leben. Wie gerufen ergibt sich die Möglichkeit, über den Jahreswechsel ein leerstehendes Hotel an der Algarve zu hüten. An der Küste Portugals ist nun also Zeit zum Ruhe finden, spazieren mit Hund Otto, kochen, backen, lesen, Klavier spielen und natürlich zum nachdenken. In diesem kleinen feinen und unaufgeregten Büchlein passiert nicht viel. Aber Arezu Weitholz schreibt so klar, humorvoll und manchmal schrullig, dass es ein wahrer Lesegenuss ist, mit Frieda diese besondere Auszeit zu verbringen und mit ihr nachzudenken - über Heimweh, Fernweh, Erschöpfung, Familie, Urvertrauen und Zugehörigkeit.
Melancholisch und voller Sprachwitz, ein wunderbares Entschleunigungsbuch!
Heimweh, Fernweh und Zuhause „ Fernweh und Heimweh sind Sehnsüchte. Fernweh ist Heimweh nach Irgendwohin.“ Frieda, eine Frau in ihren 50ern, bleibt eines Tages in ihrem Job als Synchronsprecherin die Stimme weg. Hat sie einen Burnout, wie die Kolleg*innen vermuten? Ihr Freund Jonas vermittelt ihre eine Stelle als Hotelsitterin in einem kleinen aber feinen Hotel an der portugiesischen Algarve, mitten im Winter über die Weihnachtstage. Die Hotelbesitzerin ist selber in Urlaub, und Frieda ist allein mit dem Hotelhund Otto. Ab und zu taucht mal der Hausmeister oder der Nachtwächter auf und ein paar Bauarbeiter, denn es finden einige Umbaumaßnahmen statt in der Zeit, in der das Hotel geschlossen ist. Frieda hat viel Zeit für sich selbst, denn außer ein paar Zimmer zu lüften und den Hund auszuführen, hat sie keine Aufgaben zugeteilt bekommen. Der Plot in dieser Geschichte ist also überschaubar. Interessant sind vielmehr Frieda‘s Gedanken, die sie in ihre Vergangenheit zurückführen. Ihre Kindheit hat Frieda in Niedersachsen verbracht, wo sie zwischen der Tankstelle der Eltern, die sie liebte und deren Bungalow, in dem sie sich viel weniger zu Hause fühlte, hin und her pendelte. Sie merkte, dass sie anders war, aber erst mit 17 hat sie entdeckt, dass sie von ihren Eltern adoptiert worden war. Die Suche nach der eigenen Identität, das Gefühl irgendwie fremd zu sein, Heimweh, Fernweh und Zuhause, das sind die Themen in diesem Roman. Arezu Weitholz hat eine wunderbar poetische Sprache, die ich sehr genossen habe. Es gibt viele kluge Sätze, tolle Wortneuschöpfungen und Anregungen zum Weiterdenken. Die Autorin spielt mit Sprache, dass es eine Wonne ist. Beim Lesen erfährt man selbst eine Art Entschleunigung. Auch wenn das Buch relativ kurz ist, sollte man es in Häppchen genießen. Jeder Satz beinhaltet so viel, dass man sich beim Lesen Zeit lassen sollte.
Fünf Sterne sind nicht genug!
Toller Text, ganz grosse Leseempfehlung!
Ganz wundervolles Winterbuch

Weibliche Identitätssuche in einem stillgelegten Hotel an der Algarve 🌊🐚💕
Arezu Weitholz schreibt Songtexte unter anderem für Herbert Grönemeyer und Udo Lindenberg und ist bekannt für ihre originellen Sprachbilder. Frieda ist von Beruf Synchron- und Hörbuchsprecherin, doch plötzlich versagt ihre Stimme im Studio. Sie verspricht einer Hotelbesitzerin auf das vorübergehend verlassene Anwesen in der Zeit zwischen den Jahren aufzupassen und verschafft sich damit eine kleine Verschnaufpause. Paradiesisch an der Algarve gelegen, besteht die Herausforderung im Hotel „Paraíso“ für Frieda nun im Aufsichgestelltsein. Die einzig gelegentlich auftauchende Gesellschaft bietet der Labrador Otto, außerdem sporadisch der Hausmeister João und des Nächtens der hin und wieder herumgeisternde Nachtwächter - so kann sich ein Hotel auch anfühlen, wie ein Ort, dem man nicht entkommt. Frieda ist auf der Suche nach dem Sinn ihres Lebens. Oft fühlt sie sich deplatziert und hadert mit der Tatsache, keine Mutter geworden zu sein: "Manchmal denke ich, dass mir eine Lebensfarbe entgangen ist, weil ich keine Kinder habe, Sagen wir, mir fehlt das Rot. Oder vielleicht nicht ganz so drastisch, mir fehlt Lila." Frieda ist eine Frau mit Seelenballast und Arezu Weitholz seziert literarisch schichtweise ihr Innerstes. Wir erfahren von einem Wendepunkt, der auf den Zeitpunkt, als sie in ihrer wohlbehüteten Kindheit von ihrer Adoption erfuhr, zurückzuführen ist. Aufgrund der Herkunft ihrer leiblichen Eltern und ihrer damit verbundenen Andersartigkeit wurde sie schon früh gemobbt in einem niedersächsischen Kindergarten und Bücher wurden zu ihren gedanklichen Wohlfühlorten: "Ich identifizierte mich mit dem kleinen Muck, einem kleinwüchsigen Jungen mit zu großem Kopf, der drei bis vier Schuh hoch war und von seinen Verwandten in die Welt hinausgejagt wurde." Besonders fasziniert haben mich Arezu Weitholz’ Sprachbilder: So spricht sie beispielsweise von der „Blindenschrift des Strandes“ und lässt Frieda aus Muscheln, Steinen und Fußabdrücken lesen. Nicht ohne melancholischen Unterton ist Frieda im „Hotel Paraíso“ auf Identitätssuche. Es ist kein handlungsgetriebener Roman und so entsteht hin und wieder ein Moment der dramaturgischen Eintönigkeit, in dem man sich etwas Bewegung wünscht. Mit Arezu Weitholz habe ich für mich ein echtes Sprachtalent entdeckt und möchte nun auch ihr Vorgängerbuch „Beinahe Alaska“ lesen, bei dem ich mir etwas mehr „Drive“ erhoffe. „Hotel Paraíso“ ist eine große Empfehlung für alle Sprachliebhaber - ich habe es sehr gerne gelesen und habe die Autorin fest in die Riege der Kategorie „Sie schreibt etwas Neues - ich werde es in jedem Fall lesen“ aufgenommen.
Unglaublich schön. Tolles Buch für die Zeit am Ende des Jahres

Diese doch sehr kurze Buch hat wenig Handlung, aber die Autorin schafft es durch ihre wunderschöne Sprache, das man es nicht aus der Hand legen kann. Wieder ein toller Roman von Frau Weitholz
Beschreibung
Beiträge
Poetisch
„Heimweh hat man, wenn man sich nach einem Ort sehnt, an dem man sich geborgen fühlt. Fernweh hat man, wenn man nicht weiß, wo der sein soll, dieser Ort. Fernweh ist Heimweh nach Irgendwo.“ Ein wunderbar nachdenklicher und poetischer Roman über die Suche nach sich selbst. Frieda verliert sich immer mehr und ihr wird alles zu viel. Durch ihren Freund Jonas bekommt sie die Möglichkeit über die Weihnachtszeit ein Hotel mitsamt Hund zu hüten. Dort ist sie ganz allein mit ihren Gedanken, reflektiert ihr bisheriges Leben und hat endlich mal die Möglichkeit durchzuatmen und Gedanken zu Ende zu denken. Ein sehr ruhiger, nachdenklicher Roman in einer wunderbar poetischen Sprache. Man sollte ihn ganz in Ruhe und voller Genuß lesen, damit man nichts überliest. Ein Roman übers Alleinsein, fehlende Zugehörigkeit und darüber zu sich selbst zu finden. Schon wieder eine Empfehlung.
War gerade sehr enttäuscht, dass es vorbei war. Ich hätte da definitiv noch weiterlesen können. Und ich möchte jetzt Weihnachten in einem einsamen Hotel mit Otto und dem Essensdieb verbringen.
"Fernweh und Heimweh sind Sehnsüchte. Beide fühlen sich an, als habe jemand im Herz ein Fenster offen gelassen, durch das es zieht." " Mit einer Vielzahl von Stimmen wischt das Meer über den Sand, wie ein Schwamm über eine vollgeschriebene Tafel. Wenn ich hier lange genug sitze, wischt es vielleicht auch über mich und löscht, wo ich hergekommen bin. Wo es gezwickt und gedrückt hat in diesem Daher." "<Sie hatten als Kind also keine Vorstellung von der Fremde?> Und ich hätte geantwortet:<Im Gegenteil, ich hatte mehr als einen Ort, an dem ich mich nicht zu Hause fühlte.>" "Heimweh ist eine Schlucht, in die man nicht zu sehen wagt, weil der Schmerz dann keinen Boden hat." "Manchmal vermisse ich dieses Mädchen. Es ist, als hätte ich Heimweh nach einer Möglichkeit von mir selbst. Das allererste Leben, das mir entgangen war, fehlt mir nie." Die Synchronsprecherin Frieda leidet nach einem sehr anstrengenden Jahr an einer Belastungsstörung. Ihr Freund Jonas ermutigt sie, sich eine Auszeit zu nehmen und sie beaufsichtigt ein Hotel in Portugal, das in den Wintermonaten leer steht. Sie erhofft sich zu erholen, ihre innere Zerrissenheit ins Gleichgewicht zu bekommen und ihre Vergangenheit zu verarbeiten. Eine Vergangenheit, die aus Ausgrenzung in der Kindheit, Anderssein, Einsamkeit und der Frage bestand: Wo komme ich her, wer bin ich und wo gehöre ich hin. Eine Geschichte, in der nicht wirklich viel passiert, aber mit ganz vielen Gedankengängen und Fragen, auf die sie Antworten sucht. Ein ruhiges und unaufgeregtes Buch in einer wunderschönen Sprache und Stimmung, ich habe jede Menge Stellen markiert. Von mir auf jeden Fall eine Leseempfehlung ⭐
Unaufgeregt schön🐚
"Der Vorteil des Alleinseins: Man wird beim Denken nicht gestört. Obwohl, wenn ich darüber nachdenke, ist es der Nachteil des Alleinseins: man wird beim Denken nicht gestört." Frieda musste mal raus aus ihrem Leben. Wie gerufen ergibt sich die Möglichkeit, über den Jahreswechsel ein leerstehendes Hotel an der Algarve zu hüten. An der Küste Portugals ist nun also Zeit zum Ruhe finden, spazieren mit Hund Otto, kochen, backen, lesen, Klavier spielen und natürlich zum nachdenken. In diesem kleinen feinen und unaufgeregten Büchlein passiert nicht viel. Aber Arezu Weitholz schreibt so klar, humorvoll und manchmal schrullig, dass es ein wahrer Lesegenuss ist, mit Frieda diese besondere Auszeit zu verbringen und mit ihr nachzudenken - über Heimweh, Fernweh, Erschöpfung, Familie, Urvertrauen und Zugehörigkeit.
Melancholisch und voller Sprachwitz, ein wunderbares Entschleunigungsbuch!
Heimweh, Fernweh und Zuhause „ Fernweh und Heimweh sind Sehnsüchte. Fernweh ist Heimweh nach Irgendwohin.“ Frieda, eine Frau in ihren 50ern, bleibt eines Tages in ihrem Job als Synchronsprecherin die Stimme weg. Hat sie einen Burnout, wie die Kolleg*innen vermuten? Ihr Freund Jonas vermittelt ihre eine Stelle als Hotelsitterin in einem kleinen aber feinen Hotel an der portugiesischen Algarve, mitten im Winter über die Weihnachtstage. Die Hotelbesitzerin ist selber in Urlaub, und Frieda ist allein mit dem Hotelhund Otto. Ab und zu taucht mal der Hausmeister oder der Nachtwächter auf und ein paar Bauarbeiter, denn es finden einige Umbaumaßnahmen statt in der Zeit, in der das Hotel geschlossen ist. Frieda hat viel Zeit für sich selbst, denn außer ein paar Zimmer zu lüften und den Hund auszuführen, hat sie keine Aufgaben zugeteilt bekommen. Der Plot in dieser Geschichte ist also überschaubar. Interessant sind vielmehr Frieda‘s Gedanken, die sie in ihre Vergangenheit zurückführen. Ihre Kindheit hat Frieda in Niedersachsen verbracht, wo sie zwischen der Tankstelle der Eltern, die sie liebte und deren Bungalow, in dem sie sich viel weniger zu Hause fühlte, hin und her pendelte. Sie merkte, dass sie anders war, aber erst mit 17 hat sie entdeckt, dass sie von ihren Eltern adoptiert worden war. Die Suche nach der eigenen Identität, das Gefühl irgendwie fremd zu sein, Heimweh, Fernweh und Zuhause, das sind die Themen in diesem Roman. Arezu Weitholz hat eine wunderbar poetische Sprache, die ich sehr genossen habe. Es gibt viele kluge Sätze, tolle Wortneuschöpfungen und Anregungen zum Weiterdenken. Die Autorin spielt mit Sprache, dass es eine Wonne ist. Beim Lesen erfährt man selbst eine Art Entschleunigung. Auch wenn das Buch relativ kurz ist, sollte man es in Häppchen genießen. Jeder Satz beinhaltet so viel, dass man sich beim Lesen Zeit lassen sollte.
Fünf Sterne sind nicht genug!
Toller Text, ganz grosse Leseempfehlung!
Ganz wundervolles Winterbuch

Weibliche Identitätssuche in einem stillgelegten Hotel an der Algarve 🌊🐚💕
Arezu Weitholz schreibt Songtexte unter anderem für Herbert Grönemeyer und Udo Lindenberg und ist bekannt für ihre originellen Sprachbilder. Frieda ist von Beruf Synchron- und Hörbuchsprecherin, doch plötzlich versagt ihre Stimme im Studio. Sie verspricht einer Hotelbesitzerin auf das vorübergehend verlassene Anwesen in der Zeit zwischen den Jahren aufzupassen und verschafft sich damit eine kleine Verschnaufpause. Paradiesisch an der Algarve gelegen, besteht die Herausforderung im Hotel „Paraíso“ für Frieda nun im Aufsichgestelltsein. Die einzig gelegentlich auftauchende Gesellschaft bietet der Labrador Otto, außerdem sporadisch der Hausmeister João und des Nächtens der hin und wieder herumgeisternde Nachtwächter - so kann sich ein Hotel auch anfühlen, wie ein Ort, dem man nicht entkommt. Frieda ist auf der Suche nach dem Sinn ihres Lebens. Oft fühlt sie sich deplatziert und hadert mit der Tatsache, keine Mutter geworden zu sein: "Manchmal denke ich, dass mir eine Lebensfarbe entgangen ist, weil ich keine Kinder habe, Sagen wir, mir fehlt das Rot. Oder vielleicht nicht ganz so drastisch, mir fehlt Lila." Frieda ist eine Frau mit Seelenballast und Arezu Weitholz seziert literarisch schichtweise ihr Innerstes. Wir erfahren von einem Wendepunkt, der auf den Zeitpunkt, als sie in ihrer wohlbehüteten Kindheit von ihrer Adoption erfuhr, zurückzuführen ist. Aufgrund der Herkunft ihrer leiblichen Eltern und ihrer damit verbundenen Andersartigkeit wurde sie schon früh gemobbt in einem niedersächsischen Kindergarten und Bücher wurden zu ihren gedanklichen Wohlfühlorten: "Ich identifizierte mich mit dem kleinen Muck, einem kleinwüchsigen Jungen mit zu großem Kopf, der drei bis vier Schuh hoch war und von seinen Verwandten in die Welt hinausgejagt wurde." Besonders fasziniert haben mich Arezu Weitholz’ Sprachbilder: So spricht sie beispielsweise von der „Blindenschrift des Strandes“ und lässt Frieda aus Muscheln, Steinen und Fußabdrücken lesen. Nicht ohne melancholischen Unterton ist Frieda im „Hotel Paraíso“ auf Identitätssuche. Es ist kein handlungsgetriebener Roman und so entsteht hin und wieder ein Moment der dramaturgischen Eintönigkeit, in dem man sich etwas Bewegung wünscht. Mit Arezu Weitholz habe ich für mich ein echtes Sprachtalent entdeckt und möchte nun auch ihr Vorgängerbuch „Beinahe Alaska“ lesen, bei dem ich mir etwas mehr „Drive“ erhoffe. „Hotel Paraíso“ ist eine große Empfehlung für alle Sprachliebhaber - ich habe es sehr gerne gelesen und habe die Autorin fest in die Riege der Kategorie „Sie schreibt etwas Neues - ich werde es in jedem Fall lesen“ aufgenommen.
Unglaublich schön. Tolles Buch für die Zeit am Ende des Jahres
