Guldenberg

Guldenberg

Audio-CD
4.01
KleinstadtGenerationenromanProvinzDdr

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Beschreibung

In dem kleinen Städtchen Bad Guldenberg ist die Welt noch in Ordnung. Jedenfalls bis im alten Seglerheim eine Gruppe minderjähriger Migranten untergebracht wird. Die Guldenberger sind sich einig: Diese Fremden passen nicht in den Ort und sorgen nur für Unruhe. Mehr und mehr heizt sich die Stimmung auf. Als es dann noch heißt, eine junge Frau sei vergewaltigt worden, sind alle überzeugt, dass es einer der jungen Flüchtlinge gewesen sein muss. Und das wollen die guten Bürger von Guldenberg nicht hinnehmen … Christoph Hein zeichnet das Sittengemälde einer Gesellschaft, die aus den Fugen gerät, – mit bedrückender Intensität gelesen von Johann von Bülow. Ungekürzte Lesung mit Johann von Bülow 5 CDs | ca. 6 h 17 min
Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
Zeitgenössische Romane
Format
Audio-CD
Seitenzahl
N/A
Preis
22.70 €

Autorenbeschreibung

Christoph Hein, geboren 1944, arbeitete als Dramaturg und Autor für die Volksbühne in Ost-Berlin. Er hat zahlreiche Romane, Novellen, Erzählungen, Theaterstücke und Essays veröffentlicht und wurde u.a. mit dem Uwe-Johnson-Preis und zuletzt mit dem Grimmelshausen-Literaturpreis ausgezeichnet.

Beiträge

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Mit dieser knackigen kleinen Geschichte über eine deutsche Kleinstadt in den 2020er Jahren wirft Christoph Hein einen meiner Meinung nach ziemlich treffenden Blick auf – vereinfacht gesagt – das heutige Deutschland. Als Bad Guldenberg ein Dutzend jugendliche Flüchtlinge aufnimmt (bzw. aufnehmen muss), führt das bei vielen im Ort zu Vorbehalten, Misstrauen, bis hin zu offenem Hass. Als auch schon bald das Gerücht von einer Vergewaltigung die Runde macht, verschärft sich die Situation weiter und es kommt neben Beschimpfungen und offenen Anfeindungen (auch gegen die Helfer) sogar zu Anschlägen. Doch auch die Jugendlichen untereinander haben (und machen) Probleme: das geht schon damit los, dass hier Afghanen und Syrer zusammengesteckt wurden, die sich untereinander nicht vertragen. Auch mit der für sie neuartigen Kultur haben die Jungs so ihre Schwierigkeiten: leicht bekleidete Frauen im Freibad sind für sie schlimme Sünde, und dass sie sich im Heim von weiblichen Helferinnen etwas sagen lassen sollen, akzeptieren sie oft nicht. Natürlich gibt es sowohl unter den (teils schwer traumatisierten) Migranten als auch unter den Guldenbergern „solche und solche“, und eben dadurch, dass im Buch alle möglichen Personen aus verschiedenen Schichten auftreten (Flüchtlinge, Helferinnen, Bürgermeister, Pfarrer, Gemeinderäte, Geschäftsleute, Kneipenbesucher, alte und junge Dorfbewohner), die alle ihre eigenen Erfahrungen und ihre eigene Perspektive mitbringen, wird insgesamt ein rundes und wohl durchaus realistisches Gesamtbild gezeichnet. Die Sprache ist klar, überwiegend einfach und durchaus spießig, aber gerade das passt perfekt zu dem durchschnittlichen Kleinstadtmief, zu den alten Traditionen und Gepflogenheiten des hier gezeigten „normalen“ Bürgertums. Dessen misstrauische, eingefahrene und oft rassistische Sichtweise zu erleben, ist ziemlich traurig und erschreckend, aber – zumal keine reine Schwarzweiß-Malerei betrieben wird – sehr treffend beschrieben.

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