Fortunas Tochter
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Author Description
Isabel Allende, geboren 1942 in Lima, ist eine der weltweit beliebtesten Autorinnen. Ihre Bücher haben sich millionenfach verkauft und sind in mehr als 40 Sprachen übersetzt worden. 2018 wurde sie – und damit erstmals jemand aus der spanischsprachigen Welt – für ihr Lebenswerk mit der National Book Award Medal for Distinguished Contribution to American Letters ausgezeichnet. Isabel Allendes gesamtes Werk ist im Suhrkamp Verlag erschienen.
Posts
Das Buch hat mir sehr gut gefallen, vor allem weil die Geschichte nicht so verläuft wie ich mir das Gedacht hatte.
Eliza Sommers ist ein chilenisches Findelkind, das in einer englischen Familie in Valparaiso aufwächst. Mit 17 Jahren läuft sie von Zuhause weg um ihren Geliebten in den Wirren des kalifornischen Goldrausches zu finden.

Wie auch schon bei 'Das Geisterhaus', das zur gleichen Trilogie wie 'Fortunas Tochter' gehört, ist letzteres ein fesselnder, unterhaltsamer Roman, der ganz nebenbei sehr viel über die Chilenische Geschichte lehrt. Und nicht nur das, in diesem Fall erfährt man auch noch eine Menge über den kalifornischen Goldrausch und die Folgen dessen. Allende erzählt hier nämlich die Geschichte der Eliza Sommers, die als Findelkind in Chile bei einer englischen wohlhabenden Familie aufwächst. Sie verliebt sich in einen armen Chilenen, der sie für die Hoffnung, in Kalifornien an Reichtum zu kommen, verlässt. Eliza reist ihm kurzerhand hinterher, und damit geht das Abenteuer erst richtig los. Die Charaktere sind sehr liebevoll und vielseitig geschrieben, sodass es leicht fällt, mit ihnen mitzugehen und an ihrem Schicksal teilhaben zu wollen. Dennoch ist es kein reiner Feelgood-Roman, da Allende Sexismus und auch Rassismus klar benennt. Es gibt einige brutale Gewaltszenen, z.B. in Bezug auf indigene Bevölkerungen oder Tiere, auch sexualisierte Gewalt kommt vor. Kritisch finde ich, dass in 'Fortunas Tochter' immer noch andauernd das N-Wort reproduziert wird - und das, obwohl meine Ausgabe von 2021 ist.
1999 erschien dieser Roman unter gleichem Titel im Spanischen, im gleichen Jahr auf deutsch, übersetzt von Lieselotte Kolanoske. Er erzählt eine wegen der gesellschaftlichen Umstände unwahrscheinliche Liebesgeschichte (wie die meiste Literatur, würde meine ehemalige Deutschlehrerin sagen). Sie findet nämlich in der Mitte des 19. Jahrhunderts statt, zwischen zwei Angehörigen zweier verschiedener Minderheiten im Kalifornien des Goldgräberrauschs. Die Weißen erkämpften sich gewaltsam eine Oberherrschaft (neben der Unterdrückung der dortigen Ureinwohner auch nach einem Krieg gegen Mexiko, das vorher dort anscheinend die Gebiete des heutigen San Franciscos noch beherrscht hatte) über eine Land- und Stadtbevölkerung, die wegen des global Migrationen auslösenden Goldgräberrausches eigentlich divers war. Die verschiedenen unterdrückten Minderheiten waren wiederum in schwieriger Beziehung zueinander bis hin zu einer Ghettoisierung; der anfangs große Männerüberschuss erzeugte nicht nur wegen der angeblichen ethnischen Unterschiede statt der versprochenen Freiheit wirtschaftliche Abhängigkeiten, sondern vor allem Unterdrückung und Unfreiheit vieler Frauen - vor allem derjenigen, denen es nicht gelang, selbstbestimmt Prostitution zu betreiben, sondern die in Sexsklavenschaft gehalten wurden. Es geht also nicht nur vordergründig um eine unwahrscheinliche Liebesgeschichte, der "Inhalt" dieser Liebe (also das Thema, über das die beiden Liebenden zueinander finden) ist die Hoffnung, die schwierigen Umstände (besonders der Versklavung) im Rahmen der Möglichkeiten und im Kontrast zu gewaltsamen Widerstand zu verbessern. Schade nur, dass der Kitsch dieser Geschichte - die LIEBE, die einem das Buch so schnell lesen lässt - nicht nur, aber vor allem am Ende abgedämpft und -gekürzt wird. Niemand möchte hundert Seiten Happy End, aber Dinge offen zu lassen, ist genausowenig automatisch ein Anzeichen großer Literatur. Genauso unverständlich ist mir die Eigenart vieler Schriftsteller*innen, Entwicklungen durch Nebensätze schon vorher anzukündigen (à la: Viele Jahre später würde sie ... sagen, dass das der Grund war, warum sie damals nicht schon ihm ihre Liebe gestanden hatte). Der Sog der Geschichte wird dadurch nicht verstärkt, der Druck wird eher zu schnell abgelassen.
Schöne Geschichten kann sie ohnehin erzählen, die Isabel Allende. In dieser hier beschreibt sie wunderbar die Zeit des Goldrausches aus Frauensicht.
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Isabel Allende, geboren 1942 in Lima, ist eine der weltweit beliebtesten Autorinnen. Ihre Bücher haben sich millionenfach verkauft und sind in mehr als 40 Sprachen übersetzt worden. 2018 wurde sie – und damit erstmals jemand aus der spanischsprachigen Welt – für ihr Lebenswerk mit der National Book Award Medal for Distinguished Contribution to American Letters ausgezeichnet. Isabel Allendes gesamtes Werk ist im Suhrkamp Verlag erschienen.
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Das Buch hat mir sehr gut gefallen, vor allem weil die Geschichte nicht so verläuft wie ich mir das Gedacht hatte.
Eliza Sommers ist ein chilenisches Findelkind, das in einer englischen Familie in Valparaiso aufwächst. Mit 17 Jahren läuft sie von Zuhause weg um ihren Geliebten in den Wirren des kalifornischen Goldrausches zu finden.

Wie auch schon bei 'Das Geisterhaus', das zur gleichen Trilogie wie 'Fortunas Tochter' gehört, ist letzteres ein fesselnder, unterhaltsamer Roman, der ganz nebenbei sehr viel über die Chilenische Geschichte lehrt. Und nicht nur das, in diesem Fall erfährt man auch noch eine Menge über den kalifornischen Goldrausch und die Folgen dessen. Allende erzählt hier nämlich die Geschichte der Eliza Sommers, die als Findelkind in Chile bei einer englischen wohlhabenden Familie aufwächst. Sie verliebt sich in einen armen Chilenen, der sie für die Hoffnung, in Kalifornien an Reichtum zu kommen, verlässt. Eliza reist ihm kurzerhand hinterher, und damit geht das Abenteuer erst richtig los. Die Charaktere sind sehr liebevoll und vielseitig geschrieben, sodass es leicht fällt, mit ihnen mitzugehen und an ihrem Schicksal teilhaben zu wollen. Dennoch ist es kein reiner Feelgood-Roman, da Allende Sexismus und auch Rassismus klar benennt. Es gibt einige brutale Gewaltszenen, z.B. in Bezug auf indigene Bevölkerungen oder Tiere, auch sexualisierte Gewalt kommt vor. Kritisch finde ich, dass in 'Fortunas Tochter' immer noch andauernd das N-Wort reproduziert wird - und das, obwohl meine Ausgabe von 2021 ist.
1999 erschien dieser Roman unter gleichem Titel im Spanischen, im gleichen Jahr auf deutsch, übersetzt von Lieselotte Kolanoske. Er erzählt eine wegen der gesellschaftlichen Umstände unwahrscheinliche Liebesgeschichte (wie die meiste Literatur, würde meine ehemalige Deutschlehrerin sagen). Sie findet nämlich in der Mitte des 19. Jahrhunderts statt, zwischen zwei Angehörigen zweier verschiedener Minderheiten im Kalifornien des Goldgräberrauschs. Die Weißen erkämpften sich gewaltsam eine Oberherrschaft (neben der Unterdrückung der dortigen Ureinwohner auch nach einem Krieg gegen Mexiko, das vorher dort anscheinend die Gebiete des heutigen San Franciscos noch beherrscht hatte) über eine Land- und Stadtbevölkerung, die wegen des global Migrationen auslösenden Goldgräberrausches eigentlich divers war. Die verschiedenen unterdrückten Minderheiten waren wiederum in schwieriger Beziehung zueinander bis hin zu einer Ghettoisierung; der anfangs große Männerüberschuss erzeugte nicht nur wegen der angeblichen ethnischen Unterschiede statt der versprochenen Freiheit wirtschaftliche Abhängigkeiten, sondern vor allem Unterdrückung und Unfreiheit vieler Frauen - vor allem derjenigen, denen es nicht gelang, selbstbestimmt Prostitution zu betreiben, sondern die in Sexsklavenschaft gehalten wurden. Es geht also nicht nur vordergründig um eine unwahrscheinliche Liebesgeschichte, der "Inhalt" dieser Liebe (also das Thema, über das die beiden Liebenden zueinander finden) ist die Hoffnung, die schwierigen Umstände (besonders der Versklavung) im Rahmen der Möglichkeiten und im Kontrast zu gewaltsamen Widerstand zu verbessern. Schade nur, dass der Kitsch dieser Geschichte - die LIEBE, die einem das Buch so schnell lesen lässt - nicht nur, aber vor allem am Ende abgedämpft und -gekürzt wird. Niemand möchte hundert Seiten Happy End, aber Dinge offen zu lassen, ist genausowenig automatisch ein Anzeichen großer Literatur. Genauso unverständlich ist mir die Eigenart vieler Schriftsteller*innen, Entwicklungen durch Nebensätze schon vorher anzukündigen (à la: Viele Jahre später würde sie ... sagen, dass das der Grund war, warum sie damals nicht schon ihm ihre Liebe gestanden hatte). Der Sog der Geschichte wird dadurch nicht verstärkt, der Druck wird eher zu schnell abgelassen.
Schöne Geschichten kann sie ohnehin erzählen, die Isabel Allende. In dieser hier beschreibt sie wunderbar die Zeit des Goldrausches aus Frauensicht.