Einer von uns

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E-Book
5.06
SpdSoziologischer KontextMette-MaritUtoya

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Beschreibung

Wie konnte sich Anders Breivik, der im wohlhabenden Westen aufwuchs, zu einem perfiden Terroristen entwickeln? Åsne Seierstads ausgezeichnetes Buch ist gleichzeitig psychologische Studie und literarisches True Crime, gleichzeitig Würdigung der Opfer und eine messerscharfe Analyse einer Tat, die sich jederzeit und überall wiederholen könnte.
Haupt-Genre
Fachbücher
Sub-Genre
Gesellschaft & Sozialwissenschaften
Format
E-Book
Seitenzahl
544
Preis
19.99 €

Autorenbeschreibung

Åsne Seierstad, geboren 1970 in Oslo, als Korrespondentin und Kriegsberichterstatterin für verschiedene internationale Zeitungen und ist Autorin mehrerer Sachbücher. Sowohl als Journalistin als auch für ihren weltweiten Bestseller »Der Buchhändler aus Kabul« (2002) wurde sie vielfach ausgezeichnet. Sie lebt in Oslo.

Beiträge

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Alle
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Vor 13 Jahren kam es in Norwegen zu Anschlägen, die bis heute Fassungslosigkeit und absolute Leere hinterlassen. Jeder von uns weiß, wo er an einem Tag gewesen ist, der die Welt veränderte. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um den Anschlag von Norwegen handelt oder um den Amoklauf von Erfurt. Um 15:25:22 Uhr, begann eine unglaubliche Gewalt, die für immer in den Geschichtsbüchern in Norwegen vorhanden sein wird. Verübt durch eine krankhafte Ideologie einer einzigen Person. Ich habe persönlich immer Schwierigkeiten, wenn in den Medien Zahlen veröffentlicht und diese unter dem Wort Opfer geführt werden. Es kommt so rüber, als wären dies die einzigen Beteiligten. Am 22.07.2011 mussten 77 Menschen ihr Leben lassen. Unter den Opfern sind aber auch die Eltern, Geschwister, Verwandten, Freunde und Bekannten, die es an diesem schrecklichen Tag gab. Der hinterhältige Angriff dieser einen Person, macht deutlich, zu was Menschen in der Lage sind, wenn ihre Ideologie, in ihren Augen, die Richtige ist. Es entzieht sich jeglicher Logik, dass jemand im Stande ist, schwerbewaffnet auf unbewaffnete und wehrlose Menschen solch ein Attentat zu verüben. In diesem Buch zeigt sich nicht nur ein genaues Bild der ausführenden Person wieder, sondern auch von Jugendlichen, die an diesem Tag, vor 13 Jahren, ihr Leben lassen mussten. Ein Stückweit ist zu spüren, welche Ziele, Wünsche und Träume sie hatten und die ihnen durch einen Fingerdruck einfach genommen wurden. Persönlich bin ich durch dieses Buch tief bewegt worden. Ich hatte von der ersten Zeile an das Empfinden, dass ich mittendrin bin. Dies hat mich absolut mitgenommen, weil ich irgendwie das Gefühl hatte, den Schmerz der Angehörigen ein Stückweit spüren zu können. Dieses Buch lässt für mich aber auch viele Fragen zurück und die Politik in Europa ist herausgefordert, damit sich solche Dinge nicht wiederholen. Leider haben Menschen Angst, wie sich in der Flüchtlingspolitik verhalten wird und ich kann nur darum bitten, die Ängste der Menschen in Europa ernst zu nehmen, damit sich der 22. Juli 2011 nicht wiederholt. Ich möchte mit diesem Post heute, den 77 Menschen, die ihr Leben lassen mussten und deren Angehörige ein Stückweit eine Stimme geben. Sie sind alle die wahren Opfer dieses Tages und wir reden hauptsächlich über die 77 Menschen, die gestorben sind. Wissen wir aber mit Sicherheit, dass es bei diesen 77 geblieben Der Lese_Rolli

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Am 22. Juli 2011 explodiert in Oslo eine Autobombe und auf der kleinen Insel Utoya erschießt Andreas Behring Breivik 69 Menschen. Insgesamt sterben an diesem Tag 77 Menschen. Zuerst glauben alle an islamistischen Terror, doch schnell stellt sich heraus, dass der Attentäter ein Norweger ist. Nun muss sich ein Land, das als tolerant und fortschrittlich gilt, die Frage stellen, wie konnte es soweit kommen? Warum mussten so viele Menschen sterben, welche Auswirkungen wird dieses Attentat auf das Land haben? Die Autorin Asne Seierstad versucht in diesem Buch ein Bild des Täters zu geben. Seine Vergangenheit, sein Elternhaus und sein beruflicher Werdegang werden durchleuchtet. Seine extremen politischen Ansichten wuchsen in vielen Jahren heran und gipfeln am 22. Juli 2011. Natürlich liegt das Augenmerk auf dem Attentäter, doch in diesem Buch bekommen auch die Opfer Platz. Besonders 3 gute Freunde und eine junge Frau aus Kurdistan werden in den Mittelpunkt gerückt. Ihr Leben, ihre Familien und ihre Leidenschaften stehen stellvertretend für alle Opfer. Es wurden nicht nur 77 Menschen getötet, sondern damit veränderte sich das Leben von unzähligen anderen. Auch die Überlebenden erzählen von ihren traumatischen Erlebnissen. Das Gerichtsverfahren ca. 1 Jahr später bildet im Buch den Abschluss. Die Taten an sich stehen niemals im Zweifel, jedoch herrscht keine Einigkeit über den Geisteszustand von ABB. Ist der Mann einfach verrückt oder böse bis in die Knochen? Das Buch entstand aus Berichten der Polizei, Zeugenaussagen, Gesprächen und Interviews. Die Autorin recherchiert vor allem in der Vergangenheit des Täters . Diese zeigt einen Mann, dem ein männliches Vorbild fast völlig fehlt. Denn Anders Vater Jens ist Diplomat und nie wirklich anwesend. Seine Mutter Wenche entstammt einer lieblosen Familie. Mit seiner älteren Schwester Elisabeth verbindet ihn auch nicht besonders viel. Die Familie zieht oft um und er kann keine freundschaftliche Verbindungen knüpfen. Er ist immer auf der Suche nach Anerkennung und Ruhm, die ihm jedoch ständig verwährt werden. Die Polizei muss sich schweren Vorwürfen stellen. Sämtliche Notpläne schlugen fehl. Beamte hielten sich nicht an Anweisungen und somit konnte Breivik seinen mörderischen Weg fortsetzen. Kommunikationsprobleme und Missgeschicke pflastern den Weg. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir vor allem bei der Gerichtsverhandlung die Aussage eines Überlebenden, der sich gut auf seinen Auftritt vorbereitet. Er wurde schwerst verletzt und will sich dennoch nicht unterkriegen lassen, obwohl ihm noch viele schmerzhafte Jahre bevorstehen. Während der Verhandlung erhält jedes Opfer ein Gesicht und wird erwähnt. Sie sollen nicht untergehen im Auftritt des Täters, der seine Momente nutzt, um die Welt mit seiner extremen Meinung zu vergiften. Das Buch gilt als Sachbuch, liest sich jedoch stellenweise wie ein Krimi. Die Seiten rund um ABBs Kindheit und Jugend, haben mir stellenweise die Haare zu Berge stehen lassen. Die Schilderungen der Ereignisse am Freitag 22. Juli lassen wohl niemanden kalt. Mit tödlicher Präzision und Kaltblütigkeit zieht Anders sein Vorhaben durch. Als Leserin war es fast unerträglich die sachliche Schilderung zu lesen. Ich möchte mich bei Michael aus einer Facebook Gruppe bedanken, der mich auf dieses außergewöhnliche Buch aufmerksam gemacht hat. Es war keine leichte Lektüre, aber jede Stunde des Lesens wert.

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Eine faszinierende und zugleich schockierende Darstellung eines der schlimmsten Ereignisse Norwegens..

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INHALT: ⚠️Trigger-Warnung: Tod, Gewalt, Massenmord ⚠️ • Wer Utøya hört, denkt an den 22. Juli 2011. Wer Anders Breivik hört, denkt an den 22. Juli 2011. Wer an den 22. Juli 2011 denkt, fühlt das Leid einer ganzen Nation. Das Buch "Einer von uns" behandelt die schrecklichen Ereignisse, die sich am genannten Tag in Oslo und auf Utøya abgespielt haben. Eigentlich jeder kann sich an diesen Tag erinnern. Für alle, die nicht wissen, was passiert ist, sei nur kurz erwähnt, dass dieser Mann Anschläge auf das Regierungsviertel verübt hat, bei denen acht Menschen ums Leben kamen. Anschließend hat er in einem Jugendlager auf der genannten Insel ein Blutbad unter den Jugendlichen und ihren Betreuern angerichtet. Seine jüngsten Opfer waren gerade einmal 14 Jahre alt und es kamen 69 zumeist Jugendliche ums Leben. Er nahm also insgesamt 77 Leben und zeigte keine Reue, sondern rechtfertigte die Tat mit seiner ideologischen, radikalisierten Weltsicht. Das vorliegende Werk ist allerdings viel mehr als eine bloße Schilderung der Ereignisse am 22. Juli vor 10 Jahren. Die Autorin beginnt viel früher in Breiviks Geschichte, aber auch in der Geschichte der Opfer. Das Buch startet direkt mit einem Ausschnitt der schrecklichen Tat auf Utøya und erzählt die Flucht mehrerer Jugendlicher, die beschließen, sich totzustellen, dann aber dennoch von Breivik erschossen werden. Einige halten sich in den Armen oder an den Händen. Dabei nimmt die Autorin die Perspektive des Täters, aber auch der Opfer ein. Dadurch wird die Lektüre nicht nur zusehend unangenehmer, sondern ich fragte mich als Leser direkt, ob das die richtige Art ist, so ein Ereignis zu behandeln. Denn woher sollte die Autorin die Gedanken der Personen kennen. Diese Frage wird direkt in der Einleitung und am Ende beantwortet. Denn alles, was im Buch niedergeschrieben ist, basiert auf den Aussagen von Überlebenden, Ermittlern und Breivik selbst. Nach diesem furchtbaren Einstieg geht das Buch in der Geschichte weit zurück und beschäftigt sich zunächst mit den Großeltern und Eltern des Täters. Besonders interessant sind hier die Familienstrukturen aus psychologischer Sicht. Das ganze Leben von Breivik wird in Abschnitten aufgerollt, bis schließlich die Planung und Durchführung der Tat erzählt werden. Auch seine Festnahme und seine Zeit im Gefängnis bekommen Raum in diesem Buch. Zwischen den Kapiteln über den Täter bekommen die Opfer und deren Angehörige viel Raum. Ihre Geschichten werden ähnlich detailliert erzählt wie bei Breivik, so wird die Flucht einer Immigrantenfamilie aus ihrem Heimatland beschrieben und ihre Schwierigkeiten bei der Integration im neuen Zuhause. Ebenfalls wird darauf eingegangen, wie die Familien die schrecklichen Nachrichten von Utøya erlebten und wie sie mit dem Verlust oder dem unverhofften Wiedersehen umgehen mussten. Auch die Aufarbeitung wird erwähnt, die bis heute andauert. Letztlich wird auch die Arbeit der Polizei in Oslo und Umgebung sehr genau beschrieben. Hier wird vor allem auf die Fehler im Notfallplan eingegangen, aber auch auf die Machtlosigkeit der Polizisten, die beispielsweise die Insel mit den Toten bewachen mussten und in der Nacht unzählige Handys aufleuchten sahen, auf denen "Mama" oder "Papa" anriefen. Das Trauma reicht viel weiter, als ich es vorher gedacht hätte. Jeder vierte Norweger kannte ein Opfer dieser Ereignisse. ⚠️ Zu betonen ist hier vor allem, dass die Tat in allen Einzelheiten, auch den brutalen, geschildert wird. Die Aussagen von Breivik, die hier mit einflossen, machen die Lektüre des Tathergangs fast unerträglich und ich musste beim Lesen immer wieder pausieren, weil es einfach nur grausam war. Deshalb möchte ich hier erneut darauf hinweisen, dass die Brutalität dermaßen ausgeprägt beschrieben wird, dass das Buch eigentlich eine Altersbegrenzung ab 18 Jahren benötigen würde und auch darüber hinweg nichts für schwache Nerven ist. Bitte lest das Buch wirklich nur, wenn ihr euch absolut bereit dafür fühlt und lasst die Finger davon, wenn ihr euch unsicher seid, ob ihr es verkraftet! Es ist wirklich sehr harter Tobak. ⚠️ SCHREIBSTIL: Ich war wie schon vorher erwähnt etwas überrascht, dass die Autorin eher erzählend als berichtend in ihrem Schreibstil war. Das erschließt sich allerdings spätestens dann, wenn der Leser erfährt, was für eine unglaubliche Recherche-Arbeit Seierstad hier geleistet hat. Sie hat mit unzähligen Betroffenen gesprochen, Akten gewälzt und Protokolle durchforstet, um ein wirklich detailliertes Bild dieser Ereignisse niederzuschreiben. Teilweise war es sogar so detailliert, dass es mir persönlich zu viel wurde. Einerseits war die Brutalität am Rande des Aushaltbaren, andererseits waren die Gedankengänge des Täters und seine Radikalisierung sehr komplex und abstrus, sodass ich ab einem gewissen Punkt auch nicht mehr richtig folgen konnte. (Was sicherlich normal ist, weil sich sein Weltbild jedem gesunden Menschenverstand entzieht.) Letztendlich kann ich vor der Autorin wirklich nur den Hut ziehen, da sie eine unglaubliche Leistung erbracht hat. Sie hat es geschafft, niemals respektlos gegenüber den Opfern zu sein, immer angemessen mit diesem schweren Thema umzugehen. Durch ihre Schreibe war sie aber auch - und das vor allem finde ich in solchen Büchern wichtig - niemals wertend, sondern überließ dem Leser zu jeder Zeit die Meinungsbildung. Die Autorin nimmt hier lediglich eine informierende Rolle ein. Das Buch hat in mir wahrscheinlich auch dadurch unzählige Emotionen ausgelöst, von Traurigkeit und Fassungslosigkeit bis hin zu Wut und Unverständnis. Vieles hätte anders laufen können und müssen, aber jetzt bleibt uns Menschen nur die Lösung, aus diesen Ereignissen zu lernen. FAZIT: Insgesamt bleibt zu sagen, dass das Buch sich sehr umfassend dem Täter, aber auch den Opfern widmet. Es ist eine Chronik einer schrecklichen Tat, allerdings auch eine feine psychologische Analyse und eine Mahnung an unsere moderne Gesellschaft, die den Nährboden für Radikalisierungen bietet. Es zeigt, wie zeitig und wie oft diese Tat hätte verhindert werden können - was mich ehrlicherweise oft sehr wütend machte. Das Buch ist aber auch ein einfühlsames Gedenken an die Opfer, für die stellvertretend einige Familien Porträt standen und vor denen der Leser nur den Hut ziehen kann, dass sie sich im Rahmen dieses Buches noch einmal diesem Tag ihrer Biografie stellten. Doch so schrecklich das Buch auch in seiner Lektüre war, konnte zwischen den Zeilen und am Ende etwas Hoffnung vermittelt werden, denn in solchen Situationen zeigt sich besonders stark der Zusammenhalt der Menschen untereinander, die die Gesellschaft dadurch vielleicht sogar ein bisschen verändern und verbessern können. Ein Buch, welches absolut nichts für schwache Nerven ist. Eine feinsinnige, psychologische Analyse des Täters - einfühlsames Gedenken an die Opfer und deren Familien - aber auch ein ungeschöntes Mahnmal der Brutalität des 22. Juli 2011, das gegen das Vergessen standhaft bleiben wird. Ein Weckruf für unsere Gesellschaft, aber auch ein wichtiges Zeitzeugnis für die Nachwelt.

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Ein sehr gelungenes Buch über die erschütternden Ereignisse in Norwegen am 22. Juli 2011. Es ist sehr gut geschrieben und hat mich ungeheuer mitgenommen. Ich musste immer wieder Pausen einlegen. Trotzdem bin ich froh, es gelesen zu haben. Gegen das Vergessen!

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Was genau passierte vor, während und nach dem Massenmord auf Utoya? Asne Seierstad gibt minutiös Auskunft, ohne dabei das richtige Maß an Einfühlungsvermögen und Nüchternheit zu verlieren. Ein tief bewegendes Buch bis zur letzten Seite. Neben dem Bericht des Tathergangs, der letzten Momente der Opfer und dem Schmerz der Hinterbliebenen vermittelt die Autorin auch die Bedeutung von Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft. Psychologisch meisterhaft erzählt.

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