E.E.
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Olga Tokarczuk, 1962 im polnischen Sulechów geboren, studierte Psychologie in Warschau und lebt heute in Breslau. Ihr Werk (bislang neun Romane und drei Erzählbände) wurde in 37 Sprachen übersetzt. 2019 wurde sie mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Für Die Jakobsbücher, in Polen ein Bestseller, wurde sie 2015 (zum zweiten Mal in ihrer Laufbahn) mit dem wichtigsten polnischen Literaturpreis, dem Nike-Preis, geehrt und 2018 mit dem Jan-Michalski-Literaturpreis. Im selben Jahr gewann sie außerdem den Man Booker International Prize für Unrast. Zum Schreiben zieht Olga Tokarczuk sich in ein abgeschiedenes Berghäuschen an der polnisch-tschechischen Grenze zurück.
Beiträge
Psychoanalyse vs. Okkultismus 👌
Fast 30 Jahre hat es gedauert bis E.E. ins Deutsche übersetzt wurde - schade, denn es ist ebenso lesenswert wie Tokarczuks andere (bisher von mir gelesenen) Bücher. Doch worum geht’s? Ein Ohnmachtsanfall einer 15-Jährigen ändert plötzlich alles - Erna erscheint ein Geist und sie hört Stimmen, was den Startpunkt markiert, um von ihrem Umfeld als psychisch Erkrankte wahrgenommen zu werden. Sie schicken nach einem Exorzisten - der Okkultist Walter Frommer nimmt sich ihrer an. Es werden Séancen abgehalten und ein modern denkender Experte für psychische Krankheiten zu Rate gezogen. Doch ist Erna nun eine Verrückte oder hat sie einfach die Gabe mit Geistern in Kontakt zu treten?! Multiperspektivisch jagt die Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk der Frage nach, ob die Wissenschaft fähig ist, Okkultes zu erfassen. Doch wie kommt es, dass sie über solch eine spannende Thematik schreibt? Tokarczuk arbeitete - bevor sie sich für ihren Werdegang als Schriftstellerin entschied - als Psychotherapeutin. „E.E.“ ist eines ihrer frühen Bücher, in denen sie noch als solche tätig war und sich thematisch mit Fragestellungen in ihren Büchern auseinandersetzte, die sie in ihrem Alltag mit psychisch Erkrankten beschäftigten. Was ich mich mit als erstes fragte war: Wie kam es zu dem Buchtitel „E.E.“ und wofür steht er?! Tokarczuk wurde enorm von dem Schweizer Begründer der analytischen Psychologie und Freud-Schüler C.G. Jung beeinflusst. Dieser nahm an Séancen für seine Dissertation teil und protokollierte diese. Tokarczuk lies sich davon inspirieren und erschuf ihre Romanfigur E.E, was für Erna Eltzner steht und verfrachtet sie ins Jahr 1908 in Breslau - wohingegen C.G. Jung in Zürich zugange war. Für mich als Medizinerin war „E.E.“ eine absolut spannende Lektüre, denn Tokarczuk verwebt die Psychoanalyse des frühen 20. Jahrhunderts mit Okkultismus. In feministischer Manier macht sie (fast nebenbei) auf toxische Männlichkeit aufmerksam und lässt Ambivalenzen aufleben: Tradition vs. Moderne, Wissenschaft vs. Aberglaube. Nicht nur thematisch ein Schmankerl, auch durch ihre gewohnt poetische Sprache serviert uns Tokarczuk diesen Roman wie auf einem literarischen Silbertablett. Ein absolut lesenswertes Frühwerk auf üblichem Niveau von einer meiner Lieblingsschriftstellerinnen!
Ein psychologischer Roman, der zu Anfang des 20 Jh. spielt und ein Zeitgeistportrait zeichnet, in dem die aufstrebenden Wissenschaften mit dem Salon-Okkultismus der Bourgeoisie ringen. Illustriert die nervöse Überspanntheit der Vorkriegsjahre sehr eindrücklich. Die Charakterzeichnungen der Autorin sind gestochen scharf. Die Erzählung mäandert etwas zu ausgiebig zwischen akribischen Charakterportraits und Plot.
Große Erzählkunst
Ich habe diesen Roman von Anfang bis Ende genossen. Auch wenn eigentlich gar nicht so viel passiert, war es immer spannend und unterhaltsam. Sprachlich interessant und gleichzeitig angenehm, denn die Autorin nimmt sich Zeit, ihren Figuren Tiefgang zu verleihen, ohne dass es langweilig wird. Klare Empfehlung!
Ursprünglich erschien dieses Buch 1995 und wenn ich das richtig verstanden habe, wurde es erst jetzt ins Deutsche übersetzt. Dieser Unterschied ist auch im Text selbst spürbar. Es ist definitiv eine Tokarczuk, aber noch nicht mit der feinen Eleganz und dem starken Feminismus. Für mich las sich "E.E." wie ein Übungswerk zu "Empusion". Das Gefühl während des Lesens selbst ist dasselbe, nur weniger stark. Auch die Fokussierung fehlt noch. Trotzdem können wir eintauchen in die "Wissenschaften" um 1900 (Schlagwort Hysterie) und die Stimmung im damaligen Europa. E.E. heisst eigentlich Erna Eltzner, wird jedoch von allen nur zu ihren eigenen Zwecken verwendet. Sie ist entweder Medium, Kranke oder Hochstaplerin. Im besten Falle noch Tochter oder Schwester. Zum Menschen wird sie erst ganz am Schluss. Deshalb ist der Titel auch sehr passend und aussagekräftig. Wir folgen den Menschen, die sich durch Erna zusammenfinden, erfahren, wie sich das Leben dadurch verändert und was dies in ihrem Denken auslöst. Ein Buch wie eine leichte Bise, sanft, aber teilweise eben auch sehr kalt. Wenn ich ehrlich sein darf, hätte ich gerne mehr von den Zwillingen gelesen. Sehr starke Figuren, diese zwei.
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Autorenbeschreibung
Olga Tokarczuk, 1962 im polnischen Sulechów geboren, studierte Psychologie in Warschau und lebt heute in Breslau. Ihr Werk (bislang neun Romane und drei Erzählbände) wurde in 37 Sprachen übersetzt. 2019 wurde sie mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Für Die Jakobsbücher, in Polen ein Bestseller, wurde sie 2015 (zum zweiten Mal in ihrer Laufbahn) mit dem wichtigsten polnischen Literaturpreis, dem Nike-Preis, geehrt und 2018 mit dem Jan-Michalski-Literaturpreis. Im selben Jahr gewann sie außerdem den Man Booker International Prize für Unrast. Zum Schreiben zieht Olga Tokarczuk sich in ein abgeschiedenes Berghäuschen an der polnisch-tschechischen Grenze zurück.
Beiträge
Psychoanalyse vs. Okkultismus 👌
Fast 30 Jahre hat es gedauert bis E.E. ins Deutsche übersetzt wurde - schade, denn es ist ebenso lesenswert wie Tokarczuks andere (bisher von mir gelesenen) Bücher. Doch worum geht’s? Ein Ohnmachtsanfall einer 15-Jährigen ändert plötzlich alles - Erna erscheint ein Geist und sie hört Stimmen, was den Startpunkt markiert, um von ihrem Umfeld als psychisch Erkrankte wahrgenommen zu werden. Sie schicken nach einem Exorzisten - der Okkultist Walter Frommer nimmt sich ihrer an. Es werden Séancen abgehalten und ein modern denkender Experte für psychische Krankheiten zu Rate gezogen. Doch ist Erna nun eine Verrückte oder hat sie einfach die Gabe mit Geistern in Kontakt zu treten?! Multiperspektivisch jagt die Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk der Frage nach, ob die Wissenschaft fähig ist, Okkultes zu erfassen. Doch wie kommt es, dass sie über solch eine spannende Thematik schreibt? Tokarczuk arbeitete - bevor sie sich für ihren Werdegang als Schriftstellerin entschied - als Psychotherapeutin. „E.E.“ ist eines ihrer frühen Bücher, in denen sie noch als solche tätig war und sich thematisch mit Fragestellungen in ihren Büchern auseinandersetzte, die sie in ihrem Alltag mit psychisch Erkrankten beschäftigten. Was ich mich mit als erstes fragte war: Wie kam es zu dem Buchtitel „E.E.“ und wofür steht er?! Tokarczuk wurde enorm von dem Schweizer Begründer der analytischen Psychologie und Freud-Schüler C.G. Jung beeinflusst. Dieser nahm an Séancen für seine Dissertation teil und protokollierte diese. Tokarczuk lies sich davon inspirieren und erschuf ihre Romanfigur E.E, was für Erna Eltzner steht und verfrachtet sie ins Jahr 1908 in Breslau - wohingegen C.G. Jung in Zürich zugange war. Für mich als Medizinerin war „E.E.“ eine absolut spannende Lektüre, denn Tokarczuk verwebt die Psychoanalyse des frühen 20. Jahrhunderts mit Okkultismus. In feministischer Manier macht sie (fast nebenbei) auf toxische Männlichkeit aufmerksam und lässt Ambivalenzen aufleben: Tradition vs. Moderne, Wissenschaft vs. Aberglaube. Nicht nur thematisch ein Schmankerl, auch durch ihre gewohnt poetische Sprache serviert uns Tokarczuk diesen Roman wie auf einem literarischen Silbertablett. Ein absolut lesenswertes Frühwerk auf üblichem Niveau von einer meiner Lieblingsschriftstellerinnen!
Ein psychologischer Roman, der zu Anfang des 20 Jh. spielt und ein Zeitgeistportrait zeichnet, in dem die aufstrebenden Wissenschaften mit dem Salon-Okkultismus der Bourgeoisie ringen. Illustriert die nervöse Überspanntheit der Vorkriegsjahre sehr eindrücklich. Die Charakterzeichnungen der Autorin sind gestochen scharf. Die Erzählung mäandert etwas zu ausgiebig zwischen akribischen Charakterportraits und Plot.
Große Erzählkunst
Ich habe diesen Roman von Anfang bis Ende genossen. Auch wenn eigentlich gar nicht so viel passiert, war es immer spannend und unterhaltsam. Sprachlich interessant und gleichzeitig angenehm, denn die Autorin nimmt sich Zeit, ihren Figuren Tiefgang zu verleihen, ohne dass es langweilig wird. Klare Empfehlung!
Ursprünglich erschien dieses Buch 1995 und wenn ich das richtig verstanden habe, wurde es erst jetzt ins Deutsche übersetzt. Dieser Unterschied ist auch im Text selbst spürbar. Es ist definitiv eine Tokarczuk, aber noch nicht mit der feinen Eleganz und dem starken Feminismus. Für mich las sich "E.E." wie ein Übungswerk zu "Empusion". Das Gefühl während des Lesens selbst ist dasselbe, nur weniger stark. Auch die Fokussierung fehlt noch. Trotzdem können wir eintauchen in die "Wissenschaften" um 1900 (Schlagwort Hysterie) und die Stimmung im damaligen Europa. E.E. heisst eigentlich Erna Eltzner, wird jedoch von allen nur zu ihren eigenen Zwecken verwendet. Sie ist entweder Medium, Kranke oder Hochstaplerin. Im besten Falle noch Tochter oder Schwester. Zum Menschen wird sie erst ganz am Schluss. Deshalb ist der Titel auch sehr passend und aussagekräftig. Wir folgen den Menschen, die sich durch Erna zusammenfinden, erfahren, wie sich das Leben dadurch verändert und was dies in ihrem Denken auslöst. Ein Buch wie eine leichte Bise, sanft, aber teilweise eben auch sehr kalt. Wenn ich ehrlich sein darf, hätte ich gerne mehr von den Zwillingen gelesen. Sehr starke Figuren, diese zwei.