Anna In
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Olga Tokarczuk, 1962 im polnischen Sulechów geboren, studierte Psychologie in Warschau und lebt heute in Breslau. Ihr Werk (bislang neun Romane und drei Erzählbände) wurde in 37 Sprachen übersetzt. 2019 wurde sie mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Für Die Jakobsbücher, in Polen ein Bestseller, wurde sie 2015 (zum zweiten Mal in ihrer Laufbahn) mit dem wichtigsten polnischen Literaturpreis, dem Nike-Preis, geehrt und 2018 mit dem Jan-Michalski-Literaturpreis. Im selben Jahr gewann sie außerdem den Man Booker International Prize für Unrast. Zum Schreiben zieht Olga Tokarczuk sich in ein abgeschiedenes Berghäuschen an der polnisch-tschechischen Grenze zurück.
Beiträge
Mit Tokarczuk begebe ich mich gerne auf eine Reise ins Jenseits!
Absolut poetisch und wunderschön geschrieben. Gleichzeitig altmodisch und modern. Das Buch ist ein Gegensatz in sich. Die Mythologie und damit verbundene Philosophie ist wundervoll niedergeschrieben. Absolute Empfehlung!
2,5 Sterne Eine Neuinterpretation des Antiken Mythos Innana, verlegt in eine Phantasiewelt, mit den hängenden Gärten von Babylon, den Katakomben, dem Reich der Toten und einer Stadt, voller Aufzugsysteme und einem obersten Management, geführt von den 3 Götter-Vätern Anna In's: Männer der Wissenschaft, der Logik, der Rationalität. Tokarczuk bedient sich einer Technik, der Bildsprache, die an an einen Comic erinnert und lässt im Wechsel aus verschiedenen Perspektiven erzählen, die sich als ein "Ich-Jeder" bezeichnet. Aus meiner Sicht, geht das Konzept nicht auf. Die Bildschnitte sorgen dafür, dass es zu keiner Annäherung an das Unaussprechliche, Verborgene kommen kann. Sie wahren eine Ordnung der Distanz. Die stilistische und sprachliche Umsetzung, verleiht Szenen, in denen Systemkritik geübt wird oder philosophische, psychologische Überlegungen transportiert werden, eine hölzerne, platte Note. Oft hatte ich den Eindruck ein Jugendbuch mit moralischem Vorschlaghammer zu lesen. Die zweite Hälfte des Buches liest sich deutlich flüssiger, das Eintauchen wird erleichtert, wobei die Figuren alle oberflächlich bleiben und nur der Symbolik dienen. Sprachlich und stilistisch ein Spiel mit Chaos und Ordnung. Experimentell. Recht uncool ist die Erkenntnis, dass Anna In Elemente von Unrast enthält. Teils komplette Satzteile wie "...das Privileg nicht zu existieren auf den Karten der Welt". Liest sich insbesondere auf den ersten 50 Seiten als Schreibübung für Unrast. Welche Haupt-Botschaft lese ich aus Anna In heraus: Anna In, eine göttliche Kraft, die Ordnung und Vernunft in Frage stellt und für Bewegung und Veränderung steht. Sie stellt die Antithese zum Ordnungsgedanken, dem Gesetzmäßigen, den Hierarchien, dem Dualismus dar. Sie zeigt die Löcher in der Textur auf, die Risse in der Realität und legt einen Akt der freien Handlung hin, indem durch ihre Entscheidung, jegliche vermeintliche Stabilität des Ordnungssystems in Frage gestellt wird. Das Kausalnetzwerk, auf dem sich die Menschenwelt und Götterväter berufen muss negiert werden. Dem omnipräsenten Gesetz- und Ordnungsgedanken wird Verantwortung, Selbstlosigkeit und Bedingungslosigkeit entgegengestellt.
Tokarczuk zählt zu meinen Lieblingsautorinnen und auch mit diesem Werk konnte sie mich erneut überzeugen. Märchen- und Sagenadaptionen für Erwachsene sind ja momentan richtig im Trend - dass sich auch Tokarczuk in diese Richtung bewegt, fand ich anfangs etwas befremdlich. Alle diese Neuerzählungen, die ich gelesen habe, waren nämlich absolut nichts für mich. Aber, wie gesagt, auch hier punktet Tokarszuk erneut. "Anna In" erzählt den ursprünglichen Mythos der Göttin der Liebe und der Liebe nach: die Geschichte von Inanna, Anna Inn. Unterdessen praktisch in Vergessenheit geraten greift die Autorin auf die uralte Sage zurück und macht daraus fast schon eine Sci-Fi-Handlung. Verschiedene Charaktere berichten über das Geschehen. Wie Anna In, Inanna in die Hölle steigt und dann zurückkehrt. Dabei hebt sich, wie von Tokarczuk gewohnt, das sprachliche Element hervor: der Rhythmus ist packend, wie bei den alten Texten. Somit hat die Autorin hervorragende Arbeit darin geleistet, nicht nur den Inhalt wiederzugeben, sondern auch das, was das Original ausmacht. Man bekommt als Leser einen bleibenden Eindruck nicht nur von der Neuerzählung, sondern spürt auch den Originaltext daraus hervor. Es ist ein kurzes Buch, aber mit jeder Seite wird einem klarer, wie viel Arbeit und Gedanken Olga Tokarszuk in diesen Text investiert hat. Investiert in richtig gute Literatur. Wer sich also nach neuen Texten der Literaturnobelpreisträgerin sehnt, kann hiermit nicht viel falsch machen. Als Einstieg in ihr Werk ist es jedoch aufgrund der Thematik und der Ausdrucksweise nur bedingt geeignet. Diesbezüglich eignet sich meiner Meinung nach "Der Gesang der Fledermäuse" z.B. um einiges besser.
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Autorenbeschreibung
Olga Tokarczuk, 1962 im polnischen Sulechów geboren, studierte Psychologie in Warschau und lebt heute in Breslau. Ihr Werk (bislang neun Romane und drei Erzählbände) wurde in 37 Sprachen übersetzt. 2019 wurde sie mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Für Die Jakobsbücher, in Polen ein Bestseller, wurde sie 2015 (zum zweiten Mal in ihrer Laufbahn) mit dem wichtigsten polnischen Literaturpreis, dem Nike-Preis, geehrt und 2018 mit dem Jan-Michalski-Literaturpreis. Im selben Jahr gewann sie außerdem den Man Booker International Prize für Unrast. Zum Schreiben zieht Olga Tokarczuk sich in ein abgeschiedenes Berghäuschen an der polnisch-tschechischen Grenze zurück.
Beiträge
Mit Tokarczuk begebe ich mich gerne auf eine Reise ins Jenseits!
Absolut poetisch und wunderschön geschrieben. Gleichzeitig altmodisch und modern. Das Buch ist ein Gegensatz in sich. Die Mythologie und damit verbundene Philosophie ist wundervoll niedergeschrieben. Absolute Empfehlung!
2,5 Sterne Eine Neuinterpretation des Antiken Mythos Innana, verlegt in eine Phantasiewelt, mit den hängenden Gärten von Babylon, den Katakomben, dem Reich der Toten und einer Stadt, voller Aufzugsysteme und einem obersten Management, geführt von den 3 Götter-Vätern Anna In's: Männer der Wissenschaft, der Logik, der Rationalität. Tokarczuk bedient sich einer Technik, der Bildsprache, die an an einen Comic erinnert und lässt im Wechsel aus verschiedenen Perspektiven erzählen, die sich als ein "Ich-Jeder" bezeichnet. Aus meiner Sicht, geht das Konzept nicht auf. Die Bildschnitte sorgen dafür, dass es zu keiner Annäherung an das Unaussprechliche, Verborgene kommen kann. Sie wahren eine Ordnung der Distanz. Die stilistische und sprachliche Umsetzung, verleiht Szenen, in denen Systemkritik geübt wird oder philosophische, psychologische Überlegungen transportiert werden, eine hölzerne, platte Note. Oft hatte ich den Eindruck ein Jugendbuch mit moralischem Vorschlaghammer zu lesen. Die zweite Hälfte des Buches liest sich deutlich flüssiger, das Eintauchen wird erleichtert, wobei die Figuren alle oberflächlich bleiben und nur der Symbolik dienen. Sprachlich und stilistisch ein Spiel mit Chaos und Ordnung. Experimentell. Recht uncool ist die Erkenntnis, dass Anna In Elemente von Unrast enthält. Teils komplette Satzteile wie "...das Privileg nicht zu existieren auf den Karten der Welt". Liest sich insbesondere auf den ersten 50 Seiten als Schreibübung für Unrast. Welche Haupt-Botschaft lese ich aus Anna In heraus: Anna In, eine göttliche Kraft, die Ordnung und Vernunft in Frage stellt und für Bewegung und Veränderung steht. Sie stellt die Antithese zum Ordnungsgedanken, dem Gesetzmäßigen, den Hierarchien, dem Dualismus dar. Sie zeigt die Löcher in der Textur auf, die Risse in der Realität und legt einen Akt der freien Handlung hin, indem durch ihre Entscheidung, jegliche vermeintliche Stabilität des Ordnungssystems in Frage gestellt wird. Das Kausalnetzwerk, auf dem sich die Menschenwelt und Götterväter berufen muss negiert werden. Dem omnipräsenten Gesetz- und Ordnungsgedanken wird Verantwortung, Selbstlosigkeit und Bedingungslosigkeit entgegengestellt.
Tokarczuk zählt zu meinen Lieblingsautorinnen und auch mit diesem Werk konnte sie mich erneut überzeugen. Märchen- und Sagenadaptionen für Erwachsene sind ja momentan richtig im Trend - dass sich auch Tokarczuk in diese Richtung bewegt, fand ich anfangs etwas befremdlich. Alle diese Neuerzählungen, die ich gelesen habe, waren nämlich absolut nichts für mich. Aber, wie gesagt, auch hier punktet Tokarszuk erneut. "Anna In" erzählt den ursprünglichen Mythos der Göttin der Liebe und der Liebe nach: die Geschichte von Inanna, Anna Inn. Unterdessen praktisch in Vergessenheit geraten greift die Autorin auf die uralte Sage zurück und macht daraus fast schon eine Sci-Fi-Handlung. Verschiedene Charaktere berichten über das Geschehen. Wie Anna In, Inanna in die Hölle steigt und dann zurückkehrt. Dabei hebt sich, wie von Tokarczuk gewohnt, das sprachliche Element hervor: der Rhythmus ist packend, wie bei den alten Texten. Somit hat die Autorin hervorragende Arbeit darin geleistet, nicht nur den Inhalt wiederzugeben, sondern auch das, was das Original ausmacht. Man bekommt als Leser einen bleibenden Eindruck nicht nur von der Neuerzählung, sondern spürt auch den Originaltext daraus hervor. Es ist ein kurzes Buch, aber mit jeder Seite wird einem klarer, wie viel Arbeit und Gedanken Olga Tokarszuk in diesen Text investiert hat. Investiert in richtig gute Literatur. Wer sich also nach neuen Texten der Literaturnobelpreisträgerin sehnt, kann hiermit nicht viel falsch machen. Als Einstieg in ihr Werk ist es jedoch aufgrund der Thematik und der Ausdrucksweise nur bedingt geeignet. Diesbezüglich eignet sich meiner Meinung nach "Der Gesang der Fledermäuse" z.B. um einiges besser.