Die Gebärmutter

Die Gebärmutter

Hardcover
4.015

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Beschreibung

»Sheng Keyi ist eine Geschichtenerzählerin, die bereit ist, Tabus zu brechen.« THE NEW YORK TIMES ›Die Gebärmutter‹ erzählt das Schicksal der Frauen einer Familie, die während des 20. und 21. Jahrhunderts in einem Dorf in der chinesischen Provinz Hunan aufwachsen. Großmutter Qi ist in der Qing-Dynastie groß geworden. Als Mädchen hat man ihr die Füße gebunden, nun kann sie sich nur trippelnd fortbewegen. Schon in jungen Jahren verliert sie ihren Ehemann, unterdrückt fortan all ihre eigenen Bedürfnisse und wird darüber zu einer harten, kalten Frau. Ihre Tochter Wu Aixiang wird ebenfalls jung Witwe und kümmert sich allein um ihren Sohn und die fünf Töchter. Zu ihrem schweren, entbehrungsreichen Leben treten gesundheitliche Probleme, deren Ursache eine nach der Geburt ihrer letzten Tochter zwangsweise eingesetzte Spirale ist. Und auch das Leben von Wu Aixiangs Töchtern wird durch die Familienpolitik der Regierung und die Frage der Fortpflanzung bestimmt. Als die Tochter des einzigen Sohnes von Wu Aixiang – die vierte Generation der Familie – ungeplant schwanger wird, diskutiert ein Familienrat, ob sie das Kind bekommen soll. Sheng Keyi schildert Gesellschaftskonflikte, ausgetragen am Körper der Frau, und erzählt vom Kampf um Freiheit und Selbstbestimmung.
Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
Zeitgenössische Romane
Format
Hardcover
Seitenzahl
432
Preis
25.70 €

Autorenbeschreibung

SHENG KEYI wurde 1973 in der Provinz Hunan geboren und zog in den Neunzigerjahren nach Peking. Seit 2003 hat sie ein umfangreiches, auch international anerkanntes erzählerisches Werk geschaffen, das wie der Roman ›Die Gebärmutter‹ von einem kritischen Blick auf die chinesische Gesellschaft geprägt ist. Einige ihrer Bücher sind in China verboten.

Beiträge

8
Alle
4

Was mir zuerst positiv aufgefallen ist, ist der Schreibstil von Sheng Keyi und wie schnell ich in diese besondere und intensive Geschichte eingetaucht bin. Lediglich mit den Namen und Ansprachen hatte ich meine kleinen Probleme, weil sie für mich zuerst alle fast gleich geklungen haben und musste die Figuren erst einmal ordnen. Mich haben die doch recht tiefen Einblicke in die chinesische Kultur sehr bewegt und mich stark zum Nachdenken angeregt. Es geht um eine Familiengeneration, Politik, Wirtschaft und noch so viel mehr, was man zwischen den Zeilen findet. Sheng Keyi hat mich durch ihre berührende Sprache sehr nah bei den Frauen sein lassen, was mir unglaublich gut gefiel. Dieses Buch konnte ich aufgrund der Thematik, weil sie mir sehr nah gegangen ist, nur Häppchenweise lesen, denn die Umstände haben mich teilweise geschockt, weil ich es so extrem nicht im Bewusstsein hatte. Im Vorfeld hätte mir jedoch ein wenig mehr Wissen über Gebräuche und Sitten Chinas sehr gut getan, damit dieses Buch noch mehr seine Wirkung hätte entfalten können. Allerdings habe ich während des Lesens immer wieder mal ein paar Sachen dazu recherchiert und möchte über China definitiv noch viel mehr erfahren. Ich bin froh, diese Geschichte über die vier verschiedenen Generationen gelesen zu haben, die meinen Blick und mein Allgemeinwissen kulturell erweitert haben. Happy reading! Jasmin ♡

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3.5

Sheng Keyi ist für ihren kritischen Blick auf die chinesische Gesellschaft bekannt. Einige ihrer Bücher sind in China sogar verboten. Auch in ihrem Roman »Die Gebärmutter« ziehen sich Gesellschaftskonflikte wie ein roter Faden durch die Seiten – Konflikte, die am Körper der Frau ausgetragen werden. »Dies war ein Krieg, und darin ging es um Gebärmütter.« S. 294 Der Roman erzählt das Schicksal der Frauen aus der Familie Chu im ländlichen China. Acht Schicksale, die wir über vier Generationen und zwei Jahrhunderte hinweg begleiten. Was sie alle eint: Ein fremdbestimmtes Leben. Unter der streng kontrollierten Familienpolitik Chinas besitzen Frauen nicht das Recht, ihre Familienplanung frei zu gestalten. Die Gebärmutter wird kontrolliert und damit der weibliche Körper. Keyi skizziert den Kampf der acht Frauen um weibliche Selbstbestimmung und ihren Traum von Freiheit mit brutaler Direktheit. Ihre Schilderungen machen fassungslos und wütend. Internalisierte Misogynie und das Patriarchat at it‘s best – leider. Der Erzählstil ist sehr nüchtern gehalten, sodass eine sprachliche Distanz zu den Figuren entsteht. In der Theorie ein durchaus passendes Stilmittel – so repräsentieren diese acht porträtierten Schicksale unzählige Frauen in China und auf der Welt. Doch so sehr ich mir ein Eintauchen in diesen starken Plot gewünscht habe - ich muss leider gestehen, dass Keyi es mir nicht leicht gemacht hat. Die einzelnen Figuren und deren Vielzahl waren für mich nur schwer greifbar. Durch die Zeitsprünge hatte ich Schwierigkeiten, sie auseinanderzuhalten und musste häufig den Familienstammbaum heranziehen. Der über 400 Seiten dicke Roman forderte daher so einige Nerven. Wer sich davon nicht abschrecken lässt und Lust auf eine anspruchsvolle Lektüre hat, wird mit einem starken gesellschaftskritischen und feministischen Familienroman belohnt. Aus dem Chinesischen von Frank Meinshausen.

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4

Ein Buch, das zwar nicht immer leicht zu lesen, aber mehr als lesenswert ist!

Ein Dorf in der chinesischen Provinz. Vier Generationen von Frauen sind dort im 20. und 21. Jahrhundert groß geworden. Der Matriarchin Qi Nianci wurden als Mädchen die Füße abgebunden. Nach dem Tod ihres Mannes untersagte sie sich jede Regung. Wu Aixing, auch jung verwitwet, zieht unter den eisigen Blicken ihrer Schwiegermutter ihre 6 Kinder groß, unter Schmerzen wegen der verwachsenen Spirale. 6 Kinder, 5 davon Mädchen. Manche folgen den Frauen vor ihnen, manche beschreiten neue Wege. Manche werden schwanger, manche treiben ab. Manche wollen Kinder, manche nicht. Auch im 21. Jahrhundert ist das Leben der Frauen geprägt von diesem Körperteil, der alles bestimmt. Fortpflanzung bestimmt ihre Leben, egal wann. Als die einzige Tochter von Wu Aixings einzigem Sohn, schwanger wird, kommt die Familie zusammen, um zu entscheiden, ob das Kind geboren werden soll. »Dies war ein Krieg der Gebärmütter.« 🌺 Ich denke, kein Satz könnte dieses Buch besser beschreiben. Denn zwischen den Zeilen, zwischen den leisen Erzählungen tobt ein Krieg. Frauen begehren auf oder unterwerfen sich unter die gesellschaftliche Rollenerwartung, die mit dem Frausein einhergeht. Dieses Buch zu lesen war stellenweise nicht leicht. Das lag zum einen daran, dass ich mit Namen und Zeitsprüngen ab und an durcheinander kam. Zum anderen gingen mir die Geschehnisse einfach nahe, musste ich mich daran erinnern, dass das, was ich lese, heute spielt; es wirkte so rückständig in seiner Misogynie. »Die Gebärmutter« zeichnet ein bedrückendes Bild eines andauernden Gesellschaftskonfliktes, ausgetragen auf den Körpern von Frauen. Leise erfahren wir vom Versuch einer Selbstbestimmung, von weiblichem Begehren und Lust, von Unterdrückung und einem Druck, dem man sich nicht entziehen kann.

Ein Buch, das zwar nicht immer leicht zu lesen, aber mehr als lesenswert ist!
4

Das Lesen von „Die Gebärmutter“ hat mir einiges abverlangt. Sheng Keyi umreist in ihrem Roman die Rechte der Frauen, Familienpolitik und Familiengefüge, Geburtenkontrolle und Abtreibung und letztendlich die Last einer Gebärmutter in der chinesischen Gesellschaft. Sie beschreibt eine Familie, meist aus weiblicher Sicht, über mehrere Generationen. Dem zu folgen fiel mir nicht immer leicht. Trotz der eingängigen, angenehmen Sprache, hatte ich Probleme mit dem Auseinanderhalten der vielen Protagonist*innen, dies lag zum einen sicher an den sehr ähnlichen Namen, zum anderen auch daran, dass die einzelnen Kapitel fast in sich geschlossene Erzählungen waren, zeitlich nicht linear verlaufen sind und somit die Übersicht ein bisschen gefehlt hat. Trotz dieser Tatsache bin ich froh den Roman zu Ende gelesen zu haben. Er gibt einen tiefen Einblick in die chinesische Gesellschaft, teilweise wirklich erschreckend. Die Rolle der Frau, auch in den jüngeren Generationen und vor allem bei der Landbevölkerung, lässt einen vermuten man befinde sich irgendwo Anfang des 19. Jahrhunderts und nicht in der Gegenwart. Es gibt viele arrangierte Ehen, eine Vielzahl von Kindern, generationenübergreifende Erziehung, aber keine so richtige Bindung zu den Eltern. Es scheint, als würden nur kleine Arbeitskräfte erschaffen um die „Familienbetriebe“ am Laufen zu halten. Verhütung ist nicht unbedingt üblich und wenn dann allein Frauensache. Ehen werden nur noch geschlossen, wenn eine Fraue bereits schwanger ist, um den Fortbestand der Familie zu sichern. Eine Frau, die keine Kinder haben will, wird misstrauisch oder mitleidig beäugt. Alles in allem könnte man die Frauen als reine Gebärmaschinen sehen und es ist erschreckend, dass in einem sonst so fortschrittlichem Land, ein solches Denken noch Gang und Gebe ist. Keyi zeigt auf, dass zwar ein Wandel im Gange ist, aber übt nach wie vor Kritik an der Gesellschaft. Ihre Schilderungen legen nahe, dass Kinder kriegen oder nicht kriegen, kein persönliches, sondern in China vor allem ein gesellschaftliches und politisches Thema war und immer noch ist. Ein wirklich guter Roman und eine Empfehlung für alle, die an einem intensiven Einblick in chinesische Familirngefüge interessiert sind. Es erfordert etwas Durchhaltevermögen, aber es lohnt sich auf alle Fälle.

4.5

Erschreckend und herzzerreißend

Die beschriebenen Szenen sind für mich sehr wichtig und ich kann das Buch jedem empfehlen

Erschreckend und herzzerreißend
4

Qi Nianci ist die Matriarchin der Familie Chu, eine kleine Frau mit gebundenen Füßen und einem starken Willen, alle(s) um sie herum zusammenzuhalten. Dinge, die für sie selbstverständlich waren, wie die Rolle der Frau und die Ein-Kind-Politik, entwickeln sich in der Generation ihrer Tochter Wu Aixiang und vor allem der ihrer Enkelkinder ganz anders. Fünf Mädchen sind es und ein Junge, deren Leben sich in völlig unterschiedliche Richtungen entwickelt: mal hin zur traditionellen Familie auf dem Land, mal zum Großstadtleben ohne Kinder. „Die Gebärmutter“ ist der neuste Roman der chinesischen Schriftstellerin Sheng Keyi. Sie verfügt international über ein sehr anerkanntes Werk, im Deutschen liegt bisher nur diese Übersetzung von Frank Meinshausen vor. Erzählt wird hier auf eine sehr komplexe Weise über mehrere Jahrzehnte hinweg. Die Handlung folgt dabei keinem strikten Ablauf, sondern springt zwischen Figuren und Zeitebenen hin und her, so als würde jemand unmittelbar die Lebensgeschichte der Familie schildern und dabei immer wieder abschweifen. Zum Glück hilft ein Familienstammbaum bei der Orientierung. Die Handlung beginnt mit der Kastration eines Hahns – einer der späteren Ehemänner der Enkelinnen Qi Niancis tut dies beruflich – damit ist auch das grundlegende Thema das Romans gesetzt: Ehe, Fruchtbarkeit, Reproduktion. Und natürlich haben die Frauen dabei nicht allzu viel mitzureden. Ihre Körper sind fremdbestimmt. Von ihren Müttern oder Schwiegermüttern, ihren Männern oder dem Staat, der sie wahlweise zur Abtreibung oder Sterilisationen zwingt. Manche von ihnen fügen sich, finden Erfüllung in der Rolle als (Gebär-)Mutter, manche kämpfen für ein anderes, selbstbestimmtes Leben. Es ist eine großartige, geradezu epische Familiengeschichte, die Sheng Keyi hier erzählt und mit der sie einen kritischen Blick auf die chinesische, aber durchaus auch unsere Gesellschaft wirft. Männer kommen hier, bis auf einige Ausnahmen, nicht gut weg, aber ich bin der Meinung, dass diese Geschichte genau so erzählt werden muss. Na gut, vielleicht etwas weniger verwirrend und dafür stringenter.

4

Ein Buch über die Rolle der Frauen in China über 4 Generationen. War sehr interessant zu sehen, wie die einzelnen Damen der Familie ihre Rollen wahrgenommen haben und welche Rolle auch die Geburtsreihenfolge gespielt hat.

3

Eine Familiengeschichte getrieben durch Traditionen und Politik

**** Worum geht es? **** In der Familie Chu dreht sich alles um die Gebärmutter. Die Geschichte spielt im 20. und 21. Jahrhundert, die Politik restriktiert die Anzahl an Kinder pro Ehe. Als Folge werden medizinische Eingriffe getätigt um diese zu bewahren. Die Familie Chu leidet unter diesen und verbittert zunehmend. Als sich Möglichkeiten auftun und der Gedanke einer Liebesheirat auch in der Provinz der Familie einzieht, bekommen die Chu Frauen eine neue Chance im Leben, einem Leben das eventuell nicht mehr von der Gebärmutter diktiert wird. **** Mein Eindruck **** Die Jahreszahlen zu Beginn der Geschichte waren selbst mit Hintergrundwissen zu dem ganzen Thema äußerst schockierend. Ich bin somit mit großes Interesse in das Buch gestartet. Der Schreibstil ist flüssig und der Thematik angemessen. Die dörfische chinesische Atmosphäre stetig präsent. Die unterschiedlichen Chu Generationen spürte ich durchweg und die Folgen der Politik für die Gebärdung von Kindern ebenso. Dennoch wurde das Buch nie direkt politisch, die Familie lebte schlichtweg mit den Gesetzen. Auch Themen wie das Füße abbinden bestimmen bis zu einem bestimmten Punkt das Leben der Chu Frauen. Alte Praktiken und Traditionen bestimmen ihr Leben bis ins 21. Jahrhundert und das einem da auch mal der Mund offen stehen bleibt ist wohl mehr als verständlich. Dennoch verlor mich das Buch zunehmend. Jemanden lieben lernen und Kinder kriegen wurde immer präsenter und fühlte sich auch äußerst konstruiert an. Als müsste der Titel unbedingt bis zur letzten Seite „ausgemolken“ werden. Auch mit den Personen konnte ich mich nicht identifizieren, ich bekam schlichtweg aufgrund der Namensähnlichkeit (realitätsgetreu) nichts miteinander verbunden. Ich musste pro Seite zig mal auf den Stammbaum schauen und habe dies irgendwann aufgegeben. Für jemanden mit Problemen mit Namen ist das hier nichts. **** Empfehlung? **** Eine Erzählung mit faszinierenden Momenten. Namensähnlichkeiten und der Fokus auf ein und dasselbe, wieder und wieder, können für den ein oder anderen Leser ein Problem sein. Ich rate dazu die ersten 3 Kapitel zu lesen. Wer da noch voll dabei ist wird das Buch genießen können.

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