Der stille Amerikaner
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Graham Greene, 1904 in Berkhamsted / England geboren, 1991 in Vevey / Schweiz gestorben. Sein Werk umfasst alle Gattungen der Literatur, viele seiner Romane wurden mit großem Erfolg verfilmt. Bei Zsolnay sind zuletzt Der stille Amerikaner und Eine Art Leben in neuer Übersetzung erschienen. Eine Neuübersetzung von Der dritte Mann wurde 2016 publiziert.
Beiträge
Der stille Amerikaner
von Graham Greene
Harter Stoff!
Gerade im Moment ist das Buch aktuell wie selten. Eingreifen in einen Krieg, Menschlichkeit und Motive für das eigene Handeln sind Themen, die auch zu den aktuellen Entwicklungen passen.
Der stille Amerikaner
von Graham Greene
Ein großartiges Buch! Tiefgründig, vielschichtig. Ein Buch das einen über sich selbst nachdenken lässt und die eigenen Motivationen und Beweggründe in Frage stellen lässt. Handelt man selbst nicht immer egoistisch, selbst wenn man davon überzeugt ist etwas aus altruistischen Gründen und Nächstenliebe zu tun? Geht es letztendlich nicht nur darum, dass man sich selbst besser fühlt indem man jemandem hilft oder weil man insgeheim erwartet, dass einem selbst auch geholfen wird? Das Thema Krieg steht hier ebenfalls im Vordergrund und lässt einen an den Absichten vieler Länder bzw. Mentalitäten zweifeln. Kann man überhaupt neutral bleiben wenn Menschen sterben? Ist es richtig sich in anderen Ländern einzumischen und Regierungen zu bekriegen oder absetzen zu wollen, um diesem Land "Demokratie und Freiheit" zu bringen? Die Kritik an der amerikanischen Außenpolitik, die sich heute nur sehr wenig bis gar nicht von der vergangenen unterscheidet, ist unüberhörbar und wurde selten besser dargestellt. Ich könnte unendlich viele Zitate aus diesem Buch anbringen, muss mich aber auf eine Handvoll beschränken, sonst wird diese Rezi zu lang: Ich kann mich nicht behaglich fühlen (und mich behaglich zu fühlen, ist mein dringlichster Wunsch), wenn ein anderer Schmerzen leidet, sichtbar, hörbar oder fühlbar. Von arglosen Leuten wird dies bisweilen irrtümlich für Selbstlosigkeit gehalten, während ich doch nur einen kleinen Vorteil zugunsten eines viel größeren opfere, nämlich eines Seelenfriedens, in dem ich nur an mich selbst zu denken brauche. „Ich wünschte manchmal, Sie hätten ein paar schlechte Motive, sie wären dann ein besserer Menschenkenner. Und das gilt auch für Ihr Land, Pyle.“ Man kann die Harmlosen nicht tadeln, denn sie sind stets unschuldig. Man kann sie nur zügeln oder ausmerzen. Unschuld ist eine Form des Wahnsinns. Was mich auf dem Platz am meisten beeindruckte, war die Stille. Es war wie in einer Kirche, die ich einst während der Messe besucht hatte – die einzigen Geräusche kamen von jenen, die ihren Dienst versahen, nur da und dort hörte man Europäer schluchzen und flehen und wieder verstummen, als ob die Zurückhaltung, die Geduld und die Würde des Ostens sie beschämt hätten. Zum Unterschied von ihnen hatte ich allen Grund zur Dankbarkeit, denn war nicht Phuong am Leben geblieben? War sie nicht „gewarnt“ worden? Doch was meine Erinnerung behielt, war der Torso auf dem Platz, das Baby im Schoss der Mutter. Sie waren nicht gewarnt worden: Sie waren nicht so wichtig gewesen. Und selbst wenn die Parade stattgefunden hätte, wären sie nicht genauso dort gewesen, aus Neugierde, um die Soldaten zu sehen und die Ansprache zu hören und Blumen zu streuen? Eine hundert Kilogramm schwere Bombe macht keine Unterschiede. „Früher oder später muss man Partei ergreifen. Wenn man ein Mensch bleiben will.“
Der stille Amerikaner
von Graham Greene
In der Schule haben wir vor einigen Jahren im Englischunterricht Greenes "Our Man in Havanna" gelesen. Da mir das Buch sehr gut gefallen hat, vor allem auch Greenes Ausdruckskraft, nutzte ich sogleich die Chance "Der stille Amerikaner" zu lesen. Der Name spiegelt sich auch im Buch selbst wieder: "Der stille Amerikaner" ist ein stilles Buch. Inhaltlich ist es aber umso brisanter. Vordergründig ist eine Dreiecksbeziehung, doch beschäftigt man sich eingehender damit, zeigt sich, dass Greene hier ein sehr kluges Buch über den Ersten Indochinakrieg geschrieben hat. Dieser setzte sich als das fort, was wir gemeinhin als "Vietnamkrieg" kennen. Es ist ein Buch über die Liebe, über den Krieg und über Entscheidungen. Wir haben alle Positionen vertreten: den Engländer, die Vietnamesin und den jungen Amerikaner. Ob Greene bereits den Vietnamkrieg vor Augen hatte, als er dieses Werk schrieb? Dieses Buch hat eine enorme Ausstrahlung, dezent und zurückhaltend, dennoch bekommt man es nicht mehr aus dem Kopf. Fast schon asiatisch, könnte man es nennen. Mit dem eingangs erwähnten Titel kaum zu vergleichen, nur Greenes Fähigkeit, alles zu durchschauen und leicht verkleidet zu offenbaren zeigt, dass beide Bücher aus derselben Feder stammen. "Der stille Amerikaner" läuft fast über vor Lebensweisheit und klugen Zitaten - meine Ausgabe ist ein einziges Durcheinander von Post-its und rasch hingekritzelten Notizen. Dabei wird Greene aber keineswegs lehrerhaft oder angeberisch, wie das bei anderen Autoren rasch passieren kann. Eher liest es sich, als ob Greene ganz direkt in die Köpfe seiner Protagonisten (vor allem Fowler) schaut und alles hervorzieht, was dort so von statten geht. Das Verhalten der Figuren, vor allem das von Pyle, mag seltsam anmuten, wenn man ihre Handlungen ohne Kontext betrachtet. Doch man darf diesen hier keinesfalls ausser Acht lassen. Die Charaktere handeln vor dem Hintergrund ihrer Herkunft und der politischen Rolle, die sie in der Geschichte und auch in unserer Realität spielen. Schade, dass der Indochina- und auch der Vietnamkrieg hierzulande im Geschichtsunterricht und im Allgemeinen eher wenig Beachtung findet. "Der stille Amerikaner" kann ich mir gut als Lektüre für die Oberstufe vorstellen, denn dieses dünne Büchlein bietet inhaltlich mehr als man auf den ersten Blick denken mag.
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Autorenbeschreibung
Graham Greene, 1904 in Berkhamsted / England geboren, 1991 in Vevey / Schweiz gestorben. Sein Werk umfasst alle Gattungen der Literatur, viele seiner Romane wurden mit großem Erfolg verfilmt. Bei Zsolnay sind zuletzt Der stille Amerikaner und Eine Art Leben in neuer Übersetzung erschienen. Eine Neuübersetzung von Der dritte Mann wurde 2016 publiziert.
Beiträge
Der stille Amerikaner
von Graham Greene
Harter Stoff!
Gerade im Moment ist das Buch aktuell wie selten. Eingreifen in einen Krieg, Menschlichkeit und Motive für das eigene Handeln sind Themen, die auch zu den aktuellen Entwicklungen passen.
Der stille Amerikaner
von Graham Greene
Ein großartiges Buch! Tiefgründig, vielschichtig. Ein Buch das einen über sich selbst nachdenken lässt und die eigenen Motivationen und Beweggründe in Frage stellen lässt. Handelt man selbst nicht immer egoistisch, selbst wenn man davon überzeugt ist etwas aus altruistischen Gründen und Nächstenliebe zu tun? Geht es letztendlich nicht nur darum, dass man sich selbst besser fühlt indem man jemandem hilft oder weil man insgeheim erwartet, dass einem selbst auch geholfen wird? Das Thema Krieg steht hier ebenfalls im Vordergrund und lässt einen an den Absichten vieler Länder bzw. Mentalitäten zweifeln. Kann man überhaupt neutral bleiben wenn Menschen sterben? Ist es richtig sich in anderen Ländern einzumischen und Regierungen zu bekriegen oder absetzen zu wollen, um diesem Land "Demokratie und Freiheit" zu bringen? Die Kritik an der amerikanischen Außenpolitik, die sich heute nur sehr wenig bis gar nicht von der vergangenen unterscheidet, ist unüberhörbar und wurde selten besser dargestellt. Ich könnte unendlich viele Zitate aus diesem Buch anbringen, muss mich aber auf eine Handvoll beschränken, sonst wird diese Rezi zu lang: Ich kann mich nicht behaglich fühlen (und mich behaglich zu fühlen, ist mein dringlichster Wunsch), wenn ein anderer Schmerzen leidet, sichtbar, hörbar oder fühlbar. Von arglosen Leuten wird dies bisweilen irrtümlich für Selbstlosigkeit gehalten, während ich doch nur einen kleinen Vorteil zugunsten eines viel größeren opfere, nämlich eines Seelenfriedens, in dem ich nur an mich selbst zu denken brauche. „Ich wünschte manchmal, Sie hätten ein paar schlechte Motive, sie wären dann ein besserer Menschenkenner. Und das gilt auch für Ihr Land, Pyle.“ Man kann die Harmlosen nicht tadeln, denn sie sind stets unschuldig. Man kann sie nur zügeln oder ausmerzen. Unschuld ist eine Form des Wahnsinns. Was mich auf dem Platz am meisten beeindruckte, war die Stille. Es war wie in einer Kirche, die ich einst während der Messe besucht hatte – die einzigen Geräusche kamen von jenen, die ihren Dienst versahen, nur da und dort hörte man Europäer schluchzen und flehen und wieder verstummen, als ob die Zurückhaltung, die Geduld und die Würde des Ostens sie beschämt hätten. Zum Unterschied von ihnen hatte ich allen Grund zur Dankbarkeit, denn war nicht Phuong am Leben geblieben? War sie nicht „gewarnt“ worden? Doch was meine Erinnerung behielt, war der Torso auf dem Platz, das Baby im Schoss der Mutter. Sie waren nicht gewarnt worden: Sie waren nicht so wichtig gewesen. Und selbst wenn die Parade stattgefunden hätte, wären sie nicht genauso dort gewesen, aus Neugierde, um die Soldaten zu sehen und die Ansprache zu hören und Blumen zu streuen? Eine hundert Kilogramm schwere Bombe macht keine Unterschiede. „Früher oder später muss man Partei ergreifen. Wenn man ein Mensch bleiben will.“
Der stille Amerikaner
von Graham Greene
In der Schule haben wir vor einigen Jahren im Englischunterricht Greenes "Our Man in Havanna" gelesen. Da mir das Buch sehr gut gefallen hat, vor allem auch Greenes Ausdruckskraft, nutzte ich sogleich die Chance "Der stille Amerikaner" zu lesen. Der Name spiegelt sich auch im Buch selbst wieder: "Der stille Amerikaner" ist ein stilles Buch. Inhaltlich ist es aber umso brisanter. Vordergründig ist eine Dreiecksbeziehung, doch beschäftigt man sich eingehender damit, zeigt sich, dass Greene hier ein sehr kluges Buch über den Ersten Indochinakrieg geschrieben hat. Dieser setzte sich als das fort, was wir gemeinhin als "Vietnamkrieg" kennen. Es ist ein Buch über die Liebe, über den Krieg und über Entscheidungen. Wir haben alle Positionen vertreten: den Engländer, die Vietnamesin und den jungen Amerikaner. Ob Greene bereits den Vietnamkrieg vor Augen hatte, als er dieses Werk schrieb? Dieses Buch hat eine enorme Ausstrahlung, dezent und zurückhaltend, dennoch bekommt man es nicht mehr aus dem Kopf. Fast schon asiatisch, könnte man es nennen. Mit dem eingangs erwähnten Titel kaum zu vergleichen, nur Greenes Fähigkeit, alles zu durchschauen und leicht verkleidet zu offenbaren zeigt, dass beide Bücher aus derselben Feder stammen. "Der stille Amerikaner" läuft fast über vor Lebensweisheit und klugen Zitaten - meine Ausgabe ist ein einziges Durcheinander von Post-its und rasch hingekritzelten Notizen. Dabei wird Greene aber keineswegs lehrerhaft oder angeberisch, wie das bei anderen Autoren rasch passieren kann. Eher liest es sich, als ob Greene ganz direkt in die Köpfe seiner Protagonisten (vor allem Fowler) schaut und alles hervorzieht, was dort so von statten geht. Das Verhalten der Figuren, vor allem das von Pyle, mag seltsam anmuten, wenn man ihre Handlungen ohne Kontext betrachtet. Doch man darf diesen hier keinesfalls ausser Acht lassen. Die Charaktere handeln vor dem Hintergrund ihrer Herkunft und der politischen Rolle, die sie in der Geschichte und auch in unserer Realität spielen. Schade, dass der Indochina- und auch der Vietnamkrieg hierzulande im Geschichtsunterricht und im Allgemeinen eher wenig Beachtung findet. "Der stille Amerikaner" kann ich mir gut als Lektüre für die Oberstufe vorstellen, denn dieses dünne Büchlein bietet inhaltlich mehr als man auf den ersten Blick denken mag.