Der Pole

Der Pole

Hardcover
3.79

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Beschreibung

In seiner Künstlernovelle »Der Pole« entwirft der Nobelpreisträger J. M. Coetzee eine zarte, elegische Liebesgeschichte, die spröde beginnt und traurig schön endet. Der Protagonist, ein ergrauter Maestro, ist Pianist, für den die Schönheit Chopins in der Präzision liegt. Beatriz ist nach seinem Konzert in Barcelona als Gastgeberin nur eingesprungen, doch der Pianist entdeckt in ihr den Stern, dem seine Liebe folgen will. Beatriz kommen seine Interpretationen von Chopins Nocturnes etwas reizlos vor und seine Liebeserklärung in Form eines Gedicht-Zyklus in einer fremden Sprache stellt sie vor die Herausforderung, deren Bedeutung erst mühsam dechiffrieren zu müssen. Dennoch entwickelt sich zwischen beiden eine Liebesbeziehung, die die Schwierigkeit aufzeigt, wahre Gefühle zu übermitteln. In einem wahren Meisterwerk entwickelt J. M. Coetzee eine Erzählung, in der es um den richtigen Ausdruck für die Leidenschaft geht, der den anderen überzeugt und so schwer zu finden ist wie der wahre Tastenanschlag für Chopin. Mit der Erkenntnis, dass man ihn manchmal auch zu spät erst findet…

»Mit welch eleganter Reduktion Coetzee diese Geschichte entblättert, leichtfüßig und klug, ganz zu schweigen von dem Humor – das ist alles wunderbar!« Jan Wilm

Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
Zeitgenössische Romane
Format
Hardcover
Seitenzahl
144
Preis
20.60 €

Autorenbeschreibung

J. M. Coetzee, der 1940 in Kapstadt geboren wurde und von 1972 bis 2002 als Literaturprofessor in seiner Heimatstadt lehrte, gehört zu den bedeutendsten Autoren der Gegenwart. Er wurde für seine Romane und sein umfangreiches essayistisches Werk mit vielen internationalen Preisen ausgezeichnet, u. a. zweimal mit dem Booker Prize, 1983 für »Leben und Zeit des Michael K.« und 1999 für »Schande«. 2003 wurde ihm der Nobelpreis für Literatur verliehen. Coetzee lebt seit 2002 in Adelaide, Australien.Literaturpreise:u.a.:Lannan Literary Award 1998, Booker Prize 1983 (für »Leben und Zeit des Michael K«.), Booker Prize 1999 (für »Schande«), Commonwealth Writers Prize 1999 (für »Schande«), ›Königreich von Redonda-Preis‹ 2001, Literaturnobelpreis 2003

Beiträge

2
Alle
4

Ein echtes Kleinod, dieser kurze Roman! Ganz fein gestaltete Hauptfigur, sprachlich einfach und präzise.

4

Update: Ich habe mich überzeugen lassen, dass das Buch doch mehr Inhalt liefert, als ich ihm zugestanden habe. Am Ende über die Sprache einen Raum für sich zu entdecken und darüber aus der eigenen starren Ordnung hinaus zu gelangen, lässt zu, dass ich doch eine transformierte Prozesshaftigkeit wahrnehmen kann. Beatrize als Frieden in Bezug auf die Fügung in das System, dem Witold entgegensteht, ist ein Aspekt, den ich so nicht gesehen habe. Ihre Anmut, die ich rein optisch interpretiert habe, zieht sich durch die Art und Weise wie Witold sie systemisch sieht. Er führt offen Krieg gegen das Außen. Daher stellt Beatrize eine Harmonie für ihn her. Sie beginnt den Krieg gegen sich selbst. Den verkrusteten Panzer, langsam zu brechen. Da ich es ohnehin sprachlich und kompositorisch gut fand, kann ich jetzt mit gutem Gewissen auf 4 Sterne aufwerten. Hier die unveränderte 2,5 Sterne Erstbesprechung: Ein Buch das verliert oder gewinnt, je nach dem aus welchem Blickwinkel es gelesen wird. Meiner ist der, der symbolischen Ordnung. Wie wir Chiffren der Musik oder des gesprochenen Wortes interpretieren, decodieren und diese an unser Begrenzung, dem Unvermögen, der geistigen Unbeweglichkeit, der Ignoranz scheitern. Witold, der Pianist, der Pole steht für das Gefühl. Er sucht Frieden. Sein Blick auf die Welt ist die Wirkung. Was erzeugt etwas. Preisschilder sind ihm egal. Bei ihm gleiten die Bedeutungen, bekommen keine feste Zuschreibung. Er spricht und denkt in offenen Begriffen, die vielfältig mit Leben gefüllt werden können. Er benötigt keine Gründe oder Gewissheitsbeweise für etwas. Sein Gefallen an Beatrize bekommt eine abstrakte Bedeutung, die sich wie in der „Vita Nova“ von Dante, in ein Erhaltendes, Einschreibendes, das über das begrenzt Irdische hinaus weiterlebt, zeigt. Beatrize wird ihm als Negation entgegen gesetzt. Beatriz liebt Preisschilder. Sie ist besessen von ihnen. Und hier übertreibt Coetzee maßlos. Plakativ, schematisch, offensichtlich. Ich fühle mich von der Inszenierung dieser Figur veräppelt. Diese Person, aus der Bildungsklasse stammend, die angeblich so tiefsinnige Fragen stellt, verweigert sich den einfachsten Kombinationsaufgaben. Sie ist permanent von dem was er sagt irritiert. Sie schreibt allem sofort eine Bedeutung zu, urteilt und ordnet was sie nicht versteht ihrem Ordnungssystem unter. Die Frau ist die Verweigerungshaltung der Verständigung und Verschränkung in Person. Coetzee schreibt ihr eine aggressiv, abblockende, neurotische Haltung ein. “Er fragt nicht nach ihrer Ehe und den damit verbundenen Erinnerungen, gute oder schlechte. Er fragt nicht, ob sie ein Foto ihres Mannes ständig bei sich hat. Er fragt nach überhaupt nichts. Echt desinteressiert.“ „»Ja? Nein? Ich kann es nicht sagen. Eine Tochter zeigt ihrem Vater nicht ihre Leidenschaften.« Sie lässt es durchgehen. Leidenschaft: Was, glaubt er, bedeutet dieses Wort? Nackte Körper in einer Sommernacht? All ihre Gespräche scheinen so zu sein: im Dunkeln hin und her gereichte Münzen, ohne ihren Wert zu kennen.“ Es gibt kurze, aufflackernde Momente in ihren Gedanken: „wenn der Wille aussetzt und man, für kurze Zeit, reines Erleben ist.“ Das ist mir allerdings viel zu wenig. Ich lese dieses Buch leider äußerst destruktiv. Als Scheitern und Unvermögen des Menschen wahrhaft zu Lieben und einander zu verstehen. Keinen gemeinsamen Code zu finden. Bücher dürfen bei mir gerne das Scheitern als Ergebnis haben. Allerdings erlebe ich die Figurenzeichnung als künstlich und reine Effekthascherei. Zudem bespielt Coetzee rein die äußere Form. Der Inhalt wird mir verweigert. Er zerschellt an der überbordenen, monolithaften Urteilsfindung Beatriz’s, bevor er überhaupt die Möglichkeit bekommt sich zu offenbaren. Das Buch funktioniert für mich nicht. Mich regt lediglich diese unsägliche, dümmliche Beatize auf. Ich möchte aber nicht, dass mich Bücher nur auf diese Weise tangieren. Die Gedichte Witolds, die Dantes „Vita Nova“ spiegeln, spülen mir den beschämenden, unzulänglichen Status der Liebe im irdischen Leben nach oben. Da ist einer der Licht geben, Licht sein will und darf nicht. Beatrize bleibt in ihrer Dunkelheit verhaftet, einem geschlossenen Raum, der zu Witolds Raum keinen Zugang findet. Witold bohrt ein paar Löcher, ein kurzes Aufflackern und Beatrize kleistert es zu. Das bekommt in einigen Szenen schon masochistische Züge. Der Mann, der Genuss an der Kälte und Abweisung der Dame findet und seinen alten faltigen Arsch ihrer Gnade ausliefert. Sie hat nun mal eine so wunderschöne tiefe Stimme, eine Figur wie eine 18 jährige, gleitet mit Anmut durchs Leben. Was juckt es da, dass diese Person verletzenden Sondermüll absondert. Hoffnung auf Liebe nur im Jenseits? Eine transzendente Sehnsucht. Coetzee bespielt für mich die Tragik der unüberbrückbaren Kluft zwischen dem Begehren und seiner Erfüllung. Nun ist es möglich dies auf die Ebene der Kunst und Musik zu holen. Dieses Dilemma auf das Verstehen der künstlerischen Interpretation zu beziehen. Interessiert mich aber nicht. Eine andere Perspektive kann der Tod an sich sein. Alt, krank, gebrechlich zu werden und der verzweifelte Versuch, das eigene Leben in einer anderen Form als Erinnerung, als Wirkung auf ein noch lebendes Geschöpf zu übertragen. Der Versuch Witold’s, die tote Beatrize zu beleben, ihre Seele zu erwecken, die abgestumpft und an emotionslosen Ketten ihrer symbolischen Ordnung baumelt. Mit dieser doch sehr abstrakten Lesart lande ich wieder bei Dante, der mir mit dieser exzessiven spirituellen Symbolik zu viel abverlangt. Meine pragmatische Ratio macht da nicht mit. Dieses Buch gewinnt für mich keinen Mehrwert es aus diesem Blickwinkel zu lesen, da mir dieser Versuch, als sinnloser Akt erscheint, der für mich bedeutungslos ist. Kurzum, ich winde mich und komme nicht drum rum das Buch beschissen zu finden, obwohl es sprachlich und kompositorisch alles richtig macht.

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