"Davon haben wir nichts gewusst!"

"Davon haben wir nichts gewusst!"

Hardcover
5.01
Mord1941NationalsozialismusHolocaust

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Beschreibung

Was wussten die Deutschen über die Ermordung der Juden?Was wussten die Deutschen vom Holocaust? Wie wurde die nationalsozialistische »Judenpolitik« in der Propaganda des Regimes dargestellt? Wie haben die Menschen auf Informationen und Gerüchte über den systematischen Mord an den Juden Europas reagiert? Diese Fragen gehören zu den zentralen, bisher ungelösten Problemen der Holocaust-Forschung. Auf der Grundlage neuer, bisher nicht ausgewerteter Quellen gibt Peter Longerich überzeugende Antworten.Peter Longerich gelingt es, aus der Sicht des Historikers Antworten auf die Frage nach dem Wissen der Deutschen über die »Endlösung« und ihre Einstellung zur Judenverfolgung zu geben. Er hat die antisemitische Propaganda des Regimes analysiert, sich mit alliierten Rundfunkprogrammen und Flugblättern befasst, alle noch vorhandenen geheimen NS-Stimmungsberichte zur »Judenfrage« untersucht und zusätzlich Informationen aus Tagebüchern, Gerichtsakten, Aufzeichnungen ausländischer Besucher und anderen Quellen zusammengetragen.Longerich weist nach, dass die Judenverfolgung im Deutschen Reich nicht nur in aller Öffentlichkeit stattfand, sondern dass das NS-Regime ab Ende 1941 immer wieder gezielte Hinweise auf die »Vernichtung« der Juden gab. Die konkreten Einzelheiten des Massenmordes unterlagen zwar strikter Geheimhaltung, doch diese wurde immer wieder durchbrochen. Durch seine Propagandapolitik versuchte das Regime der Bevölkerung zu signalisieren, dass sie zu Mitwissern und Komplizen eines Verbrechens ungeheuerlichen Ausmaßes geworden und ihr Schicksal auf Gedeih und Verderb mit der Existenz des Regimes verbunden war.Ein Thema, das nach wie vor die Gemüter erregt und bisher nie schlüssig behandelt wurde.
Haupt-Genre
Fachbücher
Sub-Genre
Geschichte & Archäologie
Format
Hardcover
Seitenzahl
448
Preis
25.70 €

Autorenbeschreibung

Peter Longerich, geboren 1955, Professor für moderne Geschichte am Royal Holloway College der Universität London und Gründer des dortigen Holocaust Research Centre, ist seit 2013 an der Universität der Bundeswehr in München tätig. Der international renommierte Experte für die Geschichte des Nationalsozialismus veröffentlichte zahlreiche Dokumentationen und Gesamtdarstellungen, seine Bücher über die »Politik der Vernichtung« (1998) und ihre Resonanz in der deutschen Bevölkerung, »Davon haben wir nichts gewusst!« (2006), sind Standardwerke. Seine zuletzt bei Siedler erschienenen Biographien über »Heinrich Himmler« (2008), »Joseph Goebbels« (2010) und »Hitler« (2015) fanden weltweit Beachtung.

Beiträge

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Alle
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Wichtiger Beitrag zur Forschung Inhalt: Im vorliegenden Werk analysiert Peter Longerich die öffentliche Meinung im Deutschen Reich zur Verfolgung der Juden durch die Nazis. Dabei stellt er heraus, wie die Presse (aufgeteilt in Parteipresse und andere) Veränderungen und aktuelle Maßnahmen an die Leser weitergab. Ergänzt wird dies um den Aspekt, wie das Zentralorgan im Kulturbereich, das "Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda" unter Dr. Joseph Goebbels, diese Darstellungen beeinflusste. Anschließend arbeitet der Autor aus, wie die Deutschen darauf reagierten. Seiner Prämisse folgend, dass es im nationalsozialistischen Deutschland aufgrund der übermäßigen Repression und politischen Beeinflussung, keine reale öffentliche Meinung gab, unterscheidet er hierbei stets zwei Facetten: Erstens die Meinung der von den Nazis geschaffenen, künstlichen Öffentlichkeit (repräsentiert durch die Stimmungsberichte von Parteigliederungen, von SD und Gestapo und anderen staatlichen Organen). Zweitens eine Annäherung an die (im Privaten oder halböffentlichen Raum, ausdrücklich oder konkludent) dargelegte Meinung der "Volksgenossen". Bewertung: Die Studie "Davon haben wir nichts gewusst" von Peter Longerich kann nur als das beschrieben werden, was sie ist: ein ausgesprochen detailliertes und fein ausgearbeitetes Porträt der Volksmeinung zur Verfolgung der Juden. Oder besser gesagt, eine Annäherung an diese tatsächliche öffentliche Meinung. Denn, wie der Autor selbst sagt, ist diese nur bruchstückhaft und näherungsweise zu erfassen. Trotzdem räumt Longerich sachlich und neutral gleich mit zwei falschen Annahmen auf: Zum Einen, dass die normalen Deutschen nichts gewusst hätten, zum Anderen, dass sie aus Gleichgültigkeit gar nichts wissen wollten. Die Quellenauswahl ist umfassend und schlüssig. Über die üblichen Regeln für die Quellenanalyse hinaus, legt Longerich auch neue Verhaltensweisen für den Umgang mit den nationalsozialistischen "Stimmungsberichten" fest. Diese sind zwar unumgänglich im vorliegenden Forschungsbereich, müssen jedoch im Kontext ihrer Zeit und ihrer Verfasser gelesen werden. Sie dürfen keinesfalls als demoskopische Erhebungen oder als neutral bewertet werden. Darüber hinaus findet der Leser in "Davon haben wir nichts gewusst" eine detailreiche, dabei jedoch übersichtliche Darlegung des Umgangs der Presse mit dem Thema der Judenverfolgung. Allein dies ist bereichernd für alle Interessierten. Fazit: Eine empfehlenswerte Studie, die unbedingt Teil der geschichtlichen Wissensbildung sein sollte und die Frage "Was wussten die normalen Deutschen?" näher beleuchtet.

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