Das verlorene Paradies

Das verlorene Paradies

Hardcover
3.326
Kolonialismus AfrikaDeutsch-OstafrikaExilPostkolonialismus

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Beschreibung

Endlich wieder in deutscher Übersetzung lieferbar: das Buch, mit dem Abdulrazak Gurnah der Durchbruch gelang

Ostafrika, Anfang des 20. Jahrhunderts: Der zwölfjährige Yusuf führt mit seiner Familie ein einfaches Leben auf dem Land. Als der Vater sich mit seinem kleinen Hotel verschuldet, wird Yusuf in die Hände von Onkel Aziz gegeben und landet im lebhaften Treiben der Stadt, zwischen afrikanischen Muslimen, christlichen Missionaren und indischen Geldverleihern. Die Gemeinschaft dieser Menschen ist alles andere als selbstverständlich und von subtilen Hierarchien bestimmt. Yusuf hilft in Aziz‘ Laden und bei der Pflege seines paradiesisch anmutenden Gartens. Doch als der Kaufmann ihn auf eine Karawanenreise ins Landesinnere mitnimmt, endet Yusufs Jugend abrupt. Die gefährliche Unternehmung bringt Krankheit und Tod und zeigt allen Teilnehmern schmerzhaft, dass die traditionelle Art des Handels keine Zukunft mehr hat. Was Yusuf erlebt, lässt ihn erwachsen werden. So verliebt sich der junge Mann nach seiner Heimkehr kopfüber, aber er und alle um ihn herum werden brutal mit der neuen Realität der deutschen Kolonialherrschaft konfrontiert.

Einfühlsam, lebendig und in leichtem, humorvollem Ton, erzählt Abdulrazak Gurnah in »Das verlorene Paradies« vom Erwachsenwerden in Zeiten des kolonialen Umbruchs. Im Original 1994 erschienen, stand der Roman u.a. auf der Shortlist des Booker Prize und stellte für Gurnah den Durchbruch als Schriftsteller dar. Jetzt ist er endlich wieder in der Übersetzung von Inge Leipold auf Deutsch zu lesen.

Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
Zeitgenössische Romane
Format
Hardcover
Seitenzahl
336
Preis
25.70 €

Autorenbeschreibung

Abdulrazak Gurnah (geb. 1948 im Sultanat Sansibar) wurde 2021 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Er hat bislang elf Romane veröffentlicht, darunter »Paradise« (1994; dt. »Das verlorene Paradies«; nominiert für den Booker Prize), »By the Sea« (2001; »Ferne Gestade«; nominiert für den Booker Prize und den Los Angeles Times Book Award), »Desertion« (2006; dt. »Die Abtrünnigen«; nominiert für den Commonwealth Writers' Prize) und »Afterlives« (2020; dt. »Nachleben«; nominiert für den Walter Scott Prize und den Orwell Prize for Fiction). Gurnah ist Professor emeritus für englische und postkoloniale Literatur an der University of Kent. Er lebt in Canterbury. Seine Werke erscheinen auf Deutsch im Penguin Verlag.

Beiträge

8
Alle
3

In der Regel gestaltet sich die Lektüre der Bücher von Literaturnobelpreisträger:innen doch eher mühsam. Dieser Roman macht da keine Ausnahme.

(Ivo Andric - Die Brücke über die Drina macht eine)

Die reichen, gefühlvollen Details von "Das verlorene Paradies" täuschen über die Brutalität des Söldnerkapitalismus im Afrika des frühen 20. Jahrhunderts hinweg. Während der Roman vordergründig als Coming-of-Age-Geschichte für Yusuf dient - ein 12-Jähriger, der bei seinem Entführer Onkel Aziz lernt - erkundet er auch den Zeitgeist eines Kontinents, der am Rande von Krieg und Kolonialismus steht. Abdularaz Gurnah setzt starke Charaktere ein, um den bevorstehenden Zusammenprall der Kulturen in Szene zu setzen. Der Autor verwendet die Symbolik von Zügen und Karawanen, um die unaufhaltsame Kraft der modernen Technologie und der Kriegsführung zu verdeutlichen, die dem afrikanischen Volk ihren Willen aufzwingt, und verleiht dem Werk einen unbestreitbaren Ton von Melancholie, Wehmut und Unausweichlichkeit. Während Yusufs Schicksal - und das von Khalil, seinem gleichaltrigen Mentor, Amina, seiner verbotenen Liebe, und Aziz - am Ende des Buches unklar ist, scheint er sich damit abgefunden zu haben, dass er keine Wahl hat und nicht in der Lage ist, ein gewisses Maß an Kontrolle über seine Zukunft oder die seines Landes zu erlangen. Hervorragend vorgetragen mit der angenehmen sonoren Stimme von Pierre Sanoussi-Bliss. Klare Hörempfehlung!

3

Nobelpreis für Literatur 2021

Dies war mein zweiter Versuch. Mein erster Anlauf, das Buch zu lesen, war 2019 als Vorbereitung auf eine Tansania -Reise, damals gab es das Buch nur auf Englisch. Jetzt im zweiten Anlauf habe ich das Buch zusätzlich auf deutsch aus der Bibliothek ausgeliehen, da ich es im Rahmen eines Literaturzirkels lese, um nicht wieder nach der Hälfte zu versanden. Was gut ist: Das Buch handelt vom zwölfjährigen Yusuf, der, da die Familie Schulden hat, in die Hände seines Onkels Aziz, der Händler ist und einen Laden besitzt, gegeben wird. Mit ihm unternimmt er Ende des 19. Jahrhunderts eine Karawanenreise ins Landesinnere. Dabei lernt er die Multikulti-Gesellschaft der damaligen Zeit bestehend aus afrikanischen Muslimen, christlichen Missionaren und indischen Geldeintreibern kennen. Der Autor ist der tansanische Schriftsteller Abdulrazak Gurnah, die Geschichte wird sehr authentisch beschrieben, was mir gut gefällt, da es ausnahmsweise Mal nicht die Sicht eines Weißen auf Afrika ist. Was mir weniger gut gefällt: Der Roman ist doch etwas zäh geschrieben, so richtig spannend ist er nicht. Ich bin trotzdem froh, dass ich ihn diesmal beendet habe☺️

>>“Wenn du dieses Land betrachtest““, setzte Onkel Aziz an und löste widerstrebend seinen Blick von der Landschaft, „erfüllt es dic mit Sehnsucht. So rein und so klar. Man könnte in Versuchung geraten zu glauben, seine Bewohner kennten weder Krankheit noch Alter. Und ihre Tage seien erfüllt von Zufriedenheit und dem Streben nach Weisheit.“<< „Das verlorene Paradies“ von Abdulrazak Gurnah – ein Buch, auf das ich unglaublich neugierig war und von dem ich mir eine Geschichte erhoffte, die mich zutiefst bewegt. Irgendwie lag meine emotionale Erwartungshaltung hier ähnlich der Bücher von Khaled Hosseini. Schnell wurde mir klar, wie weit die beiden Stile und die für mich damit verbundene Gefühlslage, in die mich die Bücher versetzen auseinander gehen. Währen Hosseini mich emotional von beginn an abholt und umhüllt mit sanfter Sprache und doch schonungslosen Bildern, so konnte „Das verlorene Paradies“ von Abdulrazak Gurnah mich mit seiner Sprache leider nicht abholen und so machte diese Geschichte es mir doch schwerer, als ich dachte... Die Geschichte rund um Yusuf ist sehr interessant und tendenziell eine der Geschichten, denen ich gerne und mit ganzen Herzen folgen möchte, doch konnte Abdulrazak Gurnah's Sprache mich einfach nicht in seinen Bann ziehen und mir blieb leider der Blick für seine Besonderheiten verwehrt, was ich letztlich sehr schade finde...

3

Ich hätte das Buch gern gemocht, aber da stimmte für meinen Geschmack zu vieles nicht mit dem überein, was der Klappentext versprochen hatte. Neben eher blaßen Charakteren ärgere ich mich vor allem über das abrupte Ende, bei dem mir die Logik fehlte.

4

Das verlorene Paradies ist ein historischer Roman, der in Deutsch-Ostafrika (dem heutigen Tansania) zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielt. Yusuf wird von seinen verschuldeten Eltern in die Hände seines Onkels Aziz gegeben, um für diesen zu arbeiten. Aziz ist Kaufmann und ist - wie sich bald herausstellt - nicht der Onkel des Jungen; Yusuf dient lediglich als Pfand für die Schulden seiner Eltern. Aziz nimmt den heranwachsenden Yusuf mit auf ein mehrere Jahre dauernde Karawanenreise ins Landesinnere, um dort Waren zu handeln. Die Expedition stellt sich als wesentlich gefährlicher als erwartet heraus. Die Geschäfte gehen nicht wie geplant, die Gruppe gerät schließlich sogar in Gefangenschaft. Als Yusuf und Aziz schließlich wieder nach Hause zurückkehren, nimmt die Handlung noch einmal eine unerwartete Wendung. Wie vermutlich die meisten hatte ich vor der Verleihung des Nobelpreises noch nie etwas von Abdulrazak Gurnah gehört, obwohl bereits zwei seiner Werke für den Man Booker-Preis nominiert waren. Nachdem ich nun dieses Werk gelesen habe, kann ich die Entscheidung des Nobelpreiskommitees jedoch gut nachvollziehen. Das Buch ist gut geschrieben, auch wenn es sicher Schriftsteller gibt, die sprachlich noch mehr aus der Geschichte herausholen könnten. Ich finde es jedoch extrem wichtig, dass dieser Literaturpreis endlich wieder einem Schriftsteller vom afrikanischen Kontinent verliehen wurde. Abdulrazak Gurnah beschreibt eine Epoche, über die viele nur am Rande Bescheid wissen - und zwar aus der Perspektive von Afrikanern. Und er zeigt vor allem auch auf, dass es nicht "das Afrika" und "den Afrikaner" gibt: selbst in dem noch relativ überschaubaren Bereich, den Yusuf und Aziz bereisen, gibt es enorme Unterschiede, sei es kultureller, religiöser oder auch landschaftlicher Art. Besonders hervorgehoben werden dabei die Konflikte, die zwischen den unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen. Da gibt es die Muslime, die Angehörigen von Naturreligionen, die eingewanderten Inder und Araber. All diese haben sich über Jahrhunderte hinweg einigermaßen aufeinander eingestimmt. Doch dann kamen die europäischen Besatzer, die diese fragile Ordnung auseinander rissen und viele alte Traditionen zu vernichten. Für das Buch benötigt man einiges an Hintergrundwissen. Ich interessiere mich grundsätzlich für Geschichte und fremde Kulturen und kannte mich daher einigermaßen aus. Es gab jedoch einige Themen, zu denen ich weiterrecherchiert habe, wobei auch das neu hinzugefügte Glossar sehr hilfreich war. Interessant und gelungen fand ich auch das relativ offene Ende des Buches und die Frage, was Freiheit eigentlich bedeutet.

4

Spannendes, facettenreiches Buch. Der Beginn toll erzählt, der Mittelteil etwas schleppend, zum Ende hin aber wieder flüssig und dynamisch.

3.5

Eines führt das Buch klar vor Augen: Nicht die Fakten bestimmen die Wahrheiten, die man sich erzählt, sondern der Mächtige bestimmt, was wahr ist und erzählt wird.

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