Das Leben des Vernon Subutex 1: Roman

Das Leben des Vernon Subutex 1: Roman

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3.37
Musik-DigitalisierungTerrorismusPrix Goncourt-NominierungPopkultur

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Haupt-Genre
N/A
Sub-Genre
N/A
Format
E-Book
Seitenzahl
394
Preis
9.99 €

Beiträge

6
Alle
2

400 Seiten legt mir die Autorin dar, wie wohlstandskaputt die gutbürgerliche westliche Mittelschicht ist (das war erst Band 1, insgesamt geht die Hauptfigur über drei Bände zugrunde). Dazu lerne ich in jedem Kapitel neues Romanpersonal kennen, das aber nur dünn miteinander in Verbindung steht. Dadurch verliere ich schon auf den ersten 100 Seiten den Überblick, was mich nicht in das Buch hineinkommen lässt, weil ich ständig neue Leute verstehen muss, ohne mehr von den bisherigen zu erfahren. Der Protagonist Vernon Subutex hat seine Wohnung verloren und manövriert sich durchs Leben, indem er "vorübergehend" bei seinen alten Freunden unterkommt. Ihn und alle seine Kumpels von damals prägt eine Erinnerung an eine glorifizierte Jugendzeit, die mich kolossal nervt: Früher war alles besser, die Musik, das Leben, die Parties, es gab noch kein Internet, etc. Jetzt ist alles schlecht, man ist alt, verträgt nichts mehr, hat keinen Job, einer nach dem anderen sterben die Freunde weg, usw. Zwischendurch gibt es jede Menge Geschlechtsverkehr, Alkohol und Drogen, nun gut. Angeblich soll das Buch humorvoll sein, ich habe den Witz nicht gefunden. Die Autorin zerfleischt die französische Mittelschicht, aber ihre Art des Spiegel Vorhaltens hat mich leider nicht erreicht, bzw. irgendwann gelangweilt.

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Das Leben des Vernon Subutex spiegelte sich auch in meinem Lesevergnügen wider: beides war die reinste Achterbahnfahrt, wobei es am Ende gegenläufig verlief. Mit Vernon ging es bergab, und ich konnte zum Schluss immer mehr Gefallen an diesem gefeierten Roman finden. Zuvor war ich sogar mal kurz vor dem Abbruch. Aber zum Glück hatte ich mich durch den Mittelteil durchgebissen, denn dies ist schon ein sehr außergewöhnliches Werk. Mit nichts zu vergleichen, was ich schon mal gelesen habe. Der Einstieg mit der Vorstellung des ehemaligen Plattenladenbesitzers und Musikers Vernon Subutex (ein Pseudonym) war noch sehr eingängig, doch dann beschreibt Despentes immer mehr Weggefährten, die aufgrund von Unfällen, Selbstmorden oder Drogen ihr Leben gelassen hatten. Da merkte ich schon, dass Vernons Leben in der Pariser Subkultur in den vergangenen 30 Jahren sehr ereignisreich war. Sex, Drugs and Rock'n'Roll hört sich so nach erstrebenswerten Spaß und Freiheit an. Aber die Autorin nimmt mir als spießigen Hetero jegliche Illusion vom ungebundenen Leben im Untergrund, denn wirklich alle Personen, die in den ersten beiden Dritteln des Buchs die Wege von Vernon kreuzen, sind bemitleidenswerte Kreaturen, die an ihrem Hass auf sich, Paris und die ganze Welt zu ersticken drohen. Dieses Buch ist wie ein Überdruckventil. Ständig wird Dampf abgelassen, so wie man es in den sozialen Medien kennt. Es gibt zwar eine Erzählstimme, doch die ist im Grunde kein Erzähler aus dem Off, sondern immer wieder die einzelnen Personen, die ihre Lebensgeschichten und -ansichten der Leserschaft mitteilen: vulgär, derb, sexistisch, polemisch, zynisch, misanthropisch, verachtend. Das Buch ist wie ein Roadtrip, nur ohne Auto und vorbeiziehenden Landschaften. Mehr ein Metrotrip, der zum Couchsurfing in Paris mutiert. Vernons ehemaliger Bandkollege Alex Bleach ist tot. Er beglich jahrelang die Lebenshaltungskosten für Vernon, nachdem dieser vor 10 Jahren seinen Plattenladen schließen musste. Und bevor Vernon zum Clochard wird, kommt er auf die glorreiche Idee, seine große Sammlung an losen Bekannten über Facebook zu kontaktieren und durch die Couchs der Exfreund/innen zu surfen. Mit den Frauen schläft er, mit den Männern säuft und kifft er, bis die Masche nicht mehr zieht und er auf der Straße landet. Das Buch hat keine wesentlich fortschreitenden Handlung, sondern besteht in erster Linie aus den Erinnerungen der Personen, die Vernon trifft. Ganz lose ist Vernons Geschichte an die Memoiren der Anderen angehängt und am Ende fragte ich mich, ob ich nicht mehr über die Anderen erfahren hatte, als über das Leben des Vernon Subutex selbst. Probleme macht mir vor allem der Mittelteil, in dem offensichtlich die Autorin ihre eigenen Erfahrungen aus dem Rotlichtmilieu ihren Charakteren mitgibt. Da wird in alle Löcher gefickt und abgespritzt, was das Zeug hält. Too much information running through my brain, too much information driving me insane. Die Figuren waren mir da allesamt zu abgedreht, quasi ausschließlich Menschen am Rande oder in der Unterwelt des Lebens. Sollte das das angepriesene gesellschaftliche Gesamtbild Frankreichs sein? Porno, Koks und Alkohol? Das änderte sich zum Glück im letzten Drittel mit dem Auftreten einer größeren Bandbreite von gesellschaftlichen Schichten, wie z.B. eines arabisch stämmigen Professors und seiner zum Islam konvertierten Tochter, deren mittlerweile verstorbene Mutter aber auch Pornos drehte. Oder der Türsteher Patrice, der seine häusliche Gewalt nicht in den Griff bekommt. Ein Buch, das nicht leicht zu lesen war, trotz der dynamisch, kurzgehaltenen Sprache. Ein Buch, welches Wasser auf die Mühlen aller Menschenhasser ist. Ein zutiefst deprimierendes Buch über Menschen, mit denen ich allesamt eigentlich nichts zu tun haben möchte. Ein Buch aber auch mit viel Wahrheit für mich, der gerne diese Bereiche des Lebens ausblenden möchte. Ein Buch, das solche Emotionen in mir auslöst, muss aber auch gut geschrieben sein. Und das ist es. Daher bekommt das Werk auch nach langem Überlegen vier Sterne, obwohl ich es zwischenzeitlich am liebsten in die Ecke geworfen hätte.

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Geschichte eines Gefallenen

Vernon Subutex, ehemaliger Inhaber eines Pariser Plattenladens, hat es nicht leicht. Seit dem Ende seines Ladens ist er chronisch klamm, allein sein Freund Alex Bleach, ein gefeierter Musikstar, hilft ihm regelmäßig dabei, finanziell über die Runden zu kommen, indem Bleach die Mietzahlungen für Subutex' Wohnung übernimmt. Als der gönnerhafte Freund überraschend stirbt, landet Subutex, nachdem er seinen Mietverpflichtungen nicht mehr nachkommen kann, als Obdachloser auf der Straße. Doch er besinnt sich einer List: Seinen zahlreichen Facebook-Kontakten gaukelt er vor, er sei für ein paar Tage aus Kanada, wo er zu leben vorgibt, nach Paris zurückgekehrt, weil er in Frankreich einige Amtsgänge zu erledigen habe. Unter diesem Vorwand quartiert er sich für jeweils wenige Tage bei seinen unterschiedlichen Bekannten ein. Diese bestehen allesamt, Männer wie Frauen, aus Charakteren, die ihre besten Zeiten längst hinter sich gelassen haben und mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen haben. Virginie Despentes gelingt eine düstere Zustandsbeschreibung (zumindest eines Teils) der französischen Gesellschaft. Dabei geizt die Autorin nicht mit der Beschreibung von sexuellen Ausschweifungen, wilden Partys und Drogenexzessen. Despentes bisweilen recht vulgäre Sprache ist streckenweise schwer zu ertragen und auch das Geschehen des Romans mutet wenig erbaulich an. Dennoch bin ich froh, das Buch bis zum Ende durchgehalten zu haben und gespannt, wie es dem Anti-Helden Subutex in Band 2 von Despentes Trilogie ergeht.

3

Es war eine nette Geschichte manchmal hab ich bei so vielen Leuten nicht ganz durchgesehen wer wie zusammen hängt. Die Beschreibung der sozialen Schichten war interessant. Ich hoffe die Geschichte nimmt im zweiten Teil bissel fahrt auf.

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Einige Perspektiven konnte ich sehr gut nachvollziehen. Am Anfang habe ich versucht mir zu merken wie alle Personen zusammenhängen, aber das war irgendwann einfach nicht mehr möglich. Das Buch ist irgendwie in solch einer Negativität getränkt, das habe ich so selten gelesen. Das Ende war eigentlich genauso unbefriedigend und trist wie das Leben von Vernon, ich denke das könnte auch der Sinn dahinter sein, aber das Buch lässt dadurch auch einfach so eine Leere zurück, die es nie geschafft hat zu füllen. Ich fand es auf jeden Fall zeitweise sehr anstrengend zu lesen, aber da durchaus auch sehr viel Gesellschaftskritik vorhanden ist (auch wenn die wirklich SEHR politisch unkorrekt ausgeschrieben wurde) finde ich kann man das auf jeden Fall mal lesen. Man sollte nur mit Fatshaming, N*zi-Parolen, extrem Narzisstischen Persönlichkeiten, Rassismus und Sexismus irgendwie im Kopf umzugehen wissen, sonst würde ich es nicht empfehlen.

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Das Leben des Vernon Subutex spiegelte sich auch in meinem Lesevergnügen wider: beides war die reinste Achterbahnfahrt, wobei es am Ende gegenläufig verlief. Mit Vernon ging es bergab, und ich konnte zum Schluss immer mehr Gefallen an diesem gefeierten Roman finden. Zuvor war ich sogar mal kurz vor dem Abbruch. Aber zum Glück hatte ich mich durch den Mittelteil durchgebissen, denn dies ist schon ein sehr außergewöhnliches Werk. Mit nichts zu vergleichen, was ich schon mal gelesen habe. Der Einstieg mit der Vorstellung des ehemaligen Plattenladenbesitzers und Musikers Vernon Subutex (ein Pseudonym) war noch sehr eingängig, doch dann beschreibt Despentes immer mehr Weggefährten, die aufgrund von Unfällen, Selbstmorden oder Drogen ihr Leben gelassen hatten. Da merkte ich schon, dass Vernons Leben in der Pariser Subkultur in den vergangenen 30 Jahren sehr ereignisreich war. Sex, Drugs and Rock'n'Roll hört sich so nach erstrebenswerten Spaß und Freiheit an. Aber die Autorin nimmt mir als spießigen Hetero jegliche Illusion vom ungebundenen Leben im Untergrund, denn wirklich alle Personen, die in den ersten beiden Dritteln des Buchs die Wege von Vernon kreuzen, sind bemitleidenswerte Kreaturen, die an ihrem Hass auf sich, Paris und die ganze Welt zu ersticken drohen. Dieses Buch ist wie ein Überdruckventil. Ständig wird Dampf abgelassen, so wie man es in den sozialen Medien kennt. Es gibt zwar eine Erzählstimme, doch die ist im Grunde kein Erzähler aus dem Off, sondern immer wieder die einzelnen Personen, die ihre Lebensgeschichten und -ansichten der Leserschaft mitteilen: vulgär, derb, sexistisch, polemisch, zynisch, misanthropisch, verachtend. Das Buch ist wie ein Roadtrip, nur ohne Auto und vorbeiziehenden Landschaften. Mehr ein Metrotrip, der zum Couchsurfing in Paris mutiert. Vernons ehemaliger Bandkollege Alex Bleach ist tot. Er beglich jahrelang die Lebenshaltungskosten für Vernon, nachdem dieser vor 10 Jahren seinen Plattenladen schließen musste. Und bevor Vernon zum Clochard wird, kommt er auf die glorreiche Idee, seine große Sammlung an losen Bekannten über Facebook zu kontaktieren und durch die Couchs der Exfreund/innen zu surfen. Mit den Frauen schläft er, mit den Männern säuft und kifft er, bis die Masche nicht mehr zieht und er auf der Straße landet. Das Buch hat keine wesentlich fortschreitenden Handlung, sondern besteht in erster Linie aus den Erinnerungen der Personen, die Vernon trifft. Ganz lose ist Vernons Geschichte an die Memoiren der Anderen angehängt und am Ende fragte ich mich, ob ich nicht mehr über die Anderen erfahren hatte, als über das Leben des Vernon Subutex selbst. Probleme macht mir vor allem der Mittelteil, in dem offensichtlich die Autorin ihre eigenen Erfahrungen aus dem Rotlichtmilieu ihren Charakteren mitgibt. Da wird in alle Löcher gefickt und abgespritzt, was das Zeug hält. Too much information running through my brain, too much information driving me insane. Die Figuren waren mir da allesamt zu abgedreht, quasi ausschließlich Menschen am Rande oder in der Unterwelt des Lebens. Sollte das das angepriesene gesellschaftliche Gesamtbild Frankreichs sein? Porno, Koks und Alkohol? Das änderte sich zum Glück im letzten Drittel mit dem Auftreten einer größeren Bandbreite von gesellschaftlichen Schichten, wie z.B. eines arabisch stämmigen Professors und seiner zum Islam konvertierten Tochter, deren mittlerweile verstorbene Mutter aber auch Pornos drehte. Oder der Türsteher Patrice, der seine häusliche Gewalt nicht in den Griff bekommt. Ein Buch, das nicht leicht zu lesen war, trotz der dynamisch, kurzgehaltenen Sprache. Ein Buch, welches Wasser auf die Mühlen aller Menschenhasser ist. Ein zutiefst deprimierendes Buch über Menschen, mit denen ich allesamt eigentlich nichts zu tun haben möchte. Ein Buch aber auch mit viel Wahrheit für mich, der gerne diese Bereiche des Lebens ausblenden möchte. Ein Buch, das solche Emotionen in mir auslöst, muss aber auch gut geschrieben sein. Und das ist es. Daher bekommt das Werk auch nach langem Überlegen vier Sterne, obwohl ich es zwischenzeitlich am liebsten in die Ecke geworfen hätte.

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