Das lässt sich ändern
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Birgit Vanderbeke, geboren 1956 im brandenburgischen Dahme, lebte bis zu ihrem Tod Ende 2021 im Süden Frankreichs. Ihr umfangreiches Werk wurde mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis und dem Kranichsteiner Literaturpreis. 2007 erhielt sie die Brüder-Grimm-Professur an der Kasseler Universität.
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Dieses Buch erzählt die Beziehungsgeschichte zwischen der Protagonistin und einem Adam Czupek. Dieser ist ganz anders geprägt als sie - er kommt aus einem ärmeren Haushalt und einer anderen sozialen Schicht, weswegen die Eltern der Protagonistin die rasche Heirat und die aus dieser Beziehung entstehenden Kinder nicht gutheißen - hätte sie nicht eine bessere Partie haben können? Dekonstruiert wird die Heuchelei des sich besser fühlenden Mittelstands. Es schwingt auch die wahrscheinlich polnische Herkunft von Adam Czupek mit, die aber - ganz, wie es sich für die [b:Wir Strebermigranten|35817131|Wir Strebermigranten|Emilia Smechowski|https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1500877552l/35817131._SY75_.jpg|57316295] gehört (über die [a:Emilia Smechowski|17054437|Emilia Smechowski|https://s.gr-assets.com/assets/nophoto/user/u_50x66-632230dc9882b4352d753eedf9396530.png] ein sehr gutes Buch geschrieben hat) - nie eine vordergründige Rolle spielt. Er ist aber klar benachteiligt, sein Arbeitsethos im Umkehrschluss enorm, und oft ist er auch dazu gezwungen, kurvige Lebenswege zu nehmen, weil die Gesellschaft es ihm nicht leicht macht. Die Protagonistin selbst hört Ton Steine Scherben und Die Ärzte und studiert - aber wirklich gut gestellt ist die kleine Familie nicht. Ihre Wohnung wird in eine Eigentumswohnung umgewandelt, also ziehen sie kurzerhand aufs Land, zu dem Hauserbe einer Freundin, um es umständlich zu renovieren. "Das lässt sich ändern" ist dabei Motto des sozusagen kleinbürgerlichen Ehemannes der privilegierteren Protagonistin. So entstehen lauter Projekte - eine Streuobstwiese, auf der Jugendfreizeiten stattfinden und schließlich eine Hühnerschlachtung mit Schächten - Halal für Freund*innen aus der Stadt, die einen Dönerladen besitzen. Es ist nicht alles gut - und so wird der Sohn des Dönerladenbesitzers in der Schule erst von Mitschüler*innen und dann von seinem Lehrer diskriminiert. Es wird ein Artikel über die angeblich gefährliche Hühnerschlachtung (begleitet von rituellen Gesängen, glaubt die Kleinstadt) veröffentlicht und die Scheiben des Ladens werden eingeschmissen. Auf dem Land entsteht aber trotzdem eine Art Utopie. Im Hintergrund hat die Wende keine wirkliche Wende gebracht (es wird hier aus westdeutscher Perspektive erzählt), 9/11 wird genauso wie wechselnde Regierungen (absichtlich fälschlicherweise zur Lächerlichmachung als Schwarz-Rot-Grün und Gelb-Blau-Braun bezeichnet) und neue Kriege als Indiz für sich beschleunigende Widersprüchlichkeit der Moderne gelesen, in der die Wurzeln - unkonventionelles Arbeiten auf dem Land - den anderen Kleinstadtbewohner*innen nur wie "Gutmenschentum" vorkommt. Die Analyse, die dann doch alles über einen Kamm schert, muss man nicht teilen, doch völlig falsch ist es nicht, wie hier Geschichte und persönliches Schicksal erzählt wird. Zum Einen passiert das träumerisch-utopisch. Zugleich ist es aber ein sozialrealistischer Roman, der sehr kompakt eine im positiven Sinne normale Geschichte erzählt.
Eine kurzweilige Geschichte über ein Leben, das nicht der Norm entspricht. Über den Versuch, das Vergessene in Erinnerung zu behalten, eigene Wege zu gehen und sein eigenes Ding zu machen. Eine Geschichte über Solidarität, Zugehörigkeit und Gemeinschaftsinn. Dazu ein flotter, humorvoller Schreibstil. Ein Buch über unsere Zeit und wie sie auch sein könnte.
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Birgit Vanderbeke, geboren 1956 im brandenburgischen Dahme, lebte bis zu ihrem Tod Ende 2021 im Süden Frankreichs. Ihr umfangreiches Werk wurde mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis und dem Kranichsteiner Literaturpreis. 2007 erhielt sie die Brüder-Grimm-Professur an der Kasseler Universität.
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Dieses Buch erzählt die Beziehungsgeschichte zwischen der Protagonistin und einem Adam Czupek. Dieser ist ganz anders geprägt als sie - er kommt aus einem ärmeren Haushalt und einer anderen sozialen Schicht, weswegen die Eltern der Protagonistin die rasche Heirat und die aus dieser Beziehung entstehenden Kinder nicht gutheißen - hätte sie nicht eine bessere Partie haben können? Dekonstruiert wird die Heuchelei des sich besser fühlenden Mittelstands. Es schwingt auch die wahrscheinlich polnische Herkunft von Adam Czupek mit, die aber - ganz, wie es sich für die [b:Wir Strebermigranten|35817131|Wir Strebermigranten|Emilia Smechowski|https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1500877552l/35817131._SY75_.jpg|57316295] gehört (über die [a:Emilia Smechowski|17054437|Emilia Smechowski|https://s.gr-assets.com/assets/nophoto/user/u_50x66-632230dc9882b4352d753eedf9396530.png] ein sehr gutes Buch geschrieben hat) - nie eine vordergründige Rolle spielt. Er ist aber klar benachteiligt, sein Arbeitsethos im Umkehrschluss enorm, und oft ist er auch dazu gezwungen, kurvige Lebenswege zu nehmen, weil die Gesellschaft es ihm nicht leicht macht. Die Protagonistin selbst hört Ton Steine Scherben und Die Ärzte und studiert - aber wirklich gut gestellt ist die kleine Familie nicht. Ihre Wohnung wird in eine Eigentumswohnung umgewandelt, also ziehen sie kurzerhand aufs Land, zu dem Hauserbe einer Freundin, um es umständlich zu renovieren. "Das lässt sich ändern" ist dabei Motto des sozusagen kleinbürgerlichen Ehemannes der privilegierteren Protagonistin. So entstehen lauter Projekte - eine Streuobstwiese, auf der Jugendfreizeiten stattfinden und schließlich eine Hühnerschlachtung mit Schächten - Halal für Freund*innen aus der Stadt, die einen Dönerladen besitzen. Es ist nicht alles gut - und so wird der Sohn des Dönerladenbesitzers in der Schule erst von Mitschüler*innen und dann von seinem Lehrer diskriminiert. Es wird ein Artikel über die angeblich gefährliche Hühnerschlachtung (begleitet von rituellen Gesängen, glaubt die Kleinstadt) veröffentlicht und die Scheiben des Ladens werden eingeschmissen. Auf dem Land entsteht aber trotzdem eine Art Utopie. Im Hintergrund hat die Wende keine wirkliche Wende gebracht (es wird hier aus westdeutscher Perspektive erzählt), 9/11 wird genauso wie wechselnde Regierungen (absichtlich fälschlicherweise zur Lächerlichmachung als Schwarz-Rot-Grün und Gelb-Blau-Braun bezeichnet) und neue Kriege als Indiz für sich beschleunigende Widersprüchlichkeit der Moderne gelesen, in der die Wurzeln - unkonventionelles Arbeiten auf dem Land - den anderen Kleinstadtbewohner*innen nur wie "Gutmenschentum" vorkommt. Die Analyse, die dann doch alles über einen Kamm schert, muss man nicht teilen, doch völlig falsch ist es nicht, wie hier Geschichte und persönliches Schicksal erzählt wird. Zum Einen passiert das träumerisch-utopisch. Zugleich ist es aber ein sozialrealistischer Roman, der sehr kompakt eine im positiven Sinne normale Geschichte erzählt.