Das Herz ist ein einsamer Jäger

Das Herz ist ein einsamer Jäger

Taschenbuch
4.116
Café New YorkBaumwolleKlassische MusikHitze

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Beschreibung

Der Roman spielt im Staat Georgia, in einer häßlichen heißen Innenstadt. Es ist die Geschichte eines begabten Mädchens, Mick Kelly, und ihres gewaltsamen Kampfes gegen eine unnachgiebige und harte Umgebung. Carson McCullers' mitleidiges Engagement gilt den einsamen Sonderlingen und Außenseitern, die sich um den taubstummen John Singer scharen, um ihm ihr Herz auszuschütten.
Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
Zeitgenössische Romane
Format
Taschenbuch
Seitenzahl
592
Preis
16.50 €

Autorenbeschreibung

Carson McCullers, geboren 1917 in Columbus (Georgia), wollte eigentlich Pianistin werden. Mit 500 Dollar fuhr sie mit achtzehn alleine nach New York, um an der renommierten Juilliard-Musikschule zu studieren. Das Geld verschwand auf mysteriöse Weise, doch sie blieb in New York, arbeitete als Sekretärin, Kellnerin, Barpianistin und beschloss, Schriftstellerin zu werden. Mit 23 erlitt sie den ersten von drei Schlaganfällen, ihr Leben wurde bestimmt durch die Krankheit, der sie ihr Werk abrang, und durch Einsamkeit, besonders nach dem Suizid ihres Mannes 1953. Carson McCullers starb 1967 in Nyack (New York).

Beiträge

5
Alle
3

TW: Ableismus, Rassismus Dies ist ein Buch über Außenseiter*innen. Über Menschen, die einsam sind und zusätzlich mit Armut, Alkoholismus oder Rassismus zu kämpfen haben, die sich allesamt mehr vom Leben erhofft haben - Liebe, Kunst, Familie, Gerechtigkeit oder den Niedergang des Kapitalismus. Die Fäden dieser unterschiedlichen Menschen laufen zusammen bei dem als "taubstumm" benannten John Singer. Dieser wird von den anderen Figuren als Gefäß genutzt, in das sie all ihre Sorgen und Gedanken hineinschütten. Da Singer hervorragend Lippenlesen kann, aber nicht selbst spricht, projizieren die anderen alles mögliche in ihn hinein - vor allem, dass er ein verständnisvoller Zuhörer und enger Vertrauter von ihnen sei. Was sie dabei nicht ahnen und auch nicht erfragen, ist sein tatsächliches Wohlbefinden und Seelenleben. So wissen nur die Lesenden, dass er sich selbst einsam und unverstanden fühlt. Manche Charaktere des Buchs sind mir ans Herz gewachsen, so wie z.B. Portia, die sich stets zurücknimmt und selbst mit den schwierigsten Figuren versucht, eine Harmonie herzustellen. Auch versteht die Autorin es, die verschiedenen Facetten von Einsamkeit und sehr charakteristische Figuren zu zeichnen. Die Realität der Protagonist*innen ist geprägt von Armut, Polizeigewalt und vielen anderen Widrigkeiten des Lebens. Allerdings hat mir insbesondere die rassistische Sprache sehr die Lust am Lesen genommen, da das N-Wort allgegenwärtig ist und bereits im ersten Kapitel rassistische Klischees und Fatshaming betrieben wird. Das Buch wurde 1940 geschrieben und ich habe den Eindruck, dass McCullers FÜR Menschen schreibt, die von Diskriminierungen und Ausgrenzungen betroffen sind. Dass sie auf Missstände aufmerksam machen möchte und aufzeigt, wo Empathie fehlt. Jedoch war mir die Reproduktion von schädlichen Bildern manchmal zu arg und insbesondere beim N-Wort glaube ich nicht, dass das in der Form für die Geschichte nötig ist - und sehe hier klar die Verantwortung bei der Übersetzung/dem Verlag. Daher würde ich das Buch nur bedingt empfehlen, es hat zumindest meinen Lesefluss schon beeinträchtigt. Übersetzt von Susanna Rademacher. CN: Ableismus, Rassismus, Antisemitismus, Armut, Fatshaming, N-Wort, Alkohol, Selbstverletztendes Verhalten, Sexismus, I-Wort, Tod, Krankheit, Mord, Suizid, Polizeigewalt

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5

Eine Geschichte über die Sehnsucht nach Nähe und verstanden werden. Vier einsame Menschen fühlen sich von dem einen Taubstummen endlich verstanden. McCullers schreibt so einfühlsam und nachvollziehbar die Motivation jeden einzelnen immer wieder Mr. Singer (den Taubstummen) aufzusuchen, obwohl dieser nicht einmal versteht warum sie alle zu ihm kommen. Es ist nicht wichtig verstanden zu werden, sondern das Gefühl zu haben von jemandem gesehen zu werden. Ein verwirrendes Buch, aber auf jeden Fall lesenswert.

3

Es gibt so viele Fürs und Widers für mich bei diesem Buch, dass ich mich auf eine abschließende mittlere Bewertung festlege. Ein Klassiker, dem man auf jeden Fall mal gelesen haben sollte. Es ist der Debütroman der damals gerade knapp über 20 Jahre alten Schriftstellerin und dafür ist er wirklich schon bemerkenswert in einigen Punkten. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich ein amerikanisches Buch aus den 40ern oder früher mal gelesen habe, in dem Einsamkeit, Isolation, und Sehnsüchte derart schonungslos und verstörend beschrieben werden. Das ganze Buch klingt einfach anders als bei Hemingway oder Faulkner, die auch Bücher aus den Südstaaten geschrieben haben. Vor allem ist es völlig konträr zu der Darstellung der Schwarzen und ihrer gesellschaftliche Stellung in Vom Winde verweht, was gerade mal ein paar Jahre früher geschrieben wurde. Insofern finde ich es schon beachtlich, was McCullers da vorgelegt hat und ich kann mir gut vorstellen, dass das Buch zur damaligen Zeit Eindrücke beim Leser hinterlassen hat. Und damit zum Wider: für die damalige Zeit war der distanzierte Stil beachtlich, für mich hat er aber in der heutigen Zeit nicht mehr so funktioniert. Ich hätte gerne die Handlungen und Denkweisen der Protagonisten verstanden. So blieb manches oberflächlich und die Handlung plätscherte so dahin bis zum nächsten Schicksalschlag und davon gab es genug. Der Aufbau des Buchs, mit dem Taubstummen John Singer als zentrale Person, auf die alle anderen in seinem Umkreis in der Kleinstadt ihre Hoffnungen und Sehnsüchte projizieren, hat mir gut gefallen. Scheinbar zufällig kreuzen sich die Wege der Hauptpersonen im Buch immer wieder. Und trotzdem hat es mich nicht so gefesselt, wie ich es erhofft hatte.

3

Es gibt so viele Fürs und Widers für mich bei diesem Buch, dass ich mich auf eine abschließende mittlere Bewertung festlege. Ein Klassiker, dem man auf jeden Fall mal gelesen haben sollte. Es ist der Debütroman der damals gerade knapp über 20 Jahre alten Schriftstellerin und dafür ist er wirklich schon bemerkenswert in einigen Punkten. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich ein amerikanisches Buch aus den 40ern oder früher mal gelesen habe, in dem Einsamkeit, Isolation, und Sehnsüchte derart schonungslos und verstörend beschrieben werden. Das ganze Buch klingt einfach anders als bei Hemingway oder Faulkner, die auch Bücher aus den Südstaaten geschrieben haben. Vor allem ist es völlig konträr zu der Darstellung der Schwarzen und ihrer gesellschaftliche Stellung in Vom Winde verweht, was gerade mal ein paar Jahre früher geschrieben wurde. Insofern finde ich es schon beachtlich, was McCullers da vorgelegt hat und ich kann mir gut vorstellen, dass das Buch zur damaligen Zeit Eindrücke beim Leser hinterlassen hat. Und damit zum Wider: für die damalige Zeit war der distanzierte Stil beachtlich, für mich hat er aber in der heutigen Zeit nicht mehr so funktioniert. Ich hätte gerne die Handlungen und Denkweisen der Protagonisten verstanden. So blieb manches oberflächlich und die Handlung plätscherte so dahin bis zum nächsten Schicksalschlag und davon gab es genug. Der Aufbau des Buchs, mit dem Taubstummen John Singer als zentrale Person, auf die alle anderen in seinem Umkreis in der Kleinstadt ihre Hoffnungen und Sehnsüchte projizieren, hat mir gut gefallen. Scheinbar zufällig kreuzen sich die Wege der Hauptpersonen im Buch immer wieder. Und trotzdem hat es mich nicht so gefesselt, wie ich es erhofft hatte.

4

Dieses Buch wurde in "Die Tote im Wanderzirkus" erwähnt und seither stand es auf meiner Liste jener Bücher, die ich unbedingt auch lesen möchte. Wills Geschmack, was Literatur betrifft, ist auf jeden Fall nicht zu verachten. Die unterschiedlichen Charaktere, aus deren Sicht wir die Geschichte erleben, sind alle durch und durch menschlich. Sie bewegen sich in jenen Graubereichen, die uns zu denen machen, die wir sind. Deshalb herrscht hier auch kaum Verwechslungsgefahr, sie alle könnten in der einen oder anderen Version ihrer selbst in meiner Nachbarschaft leben. Dabei bringt die junge Autorin auch für uns noch immer bewegende Themen ins Spiel: Rassismus, Suchtverhalten, Ableismus. Was für mich aber am Eindrücklichsten war, ist das Gefühl, das McCullers einbringt. Obwohl schlicht geschrieben, zieht sich ein tiefes Empfinden durch den gesamten Text. Eine Liebe, Zuwendung und Einheit. Sie akzeptiert ihre Figuren so wie sind und redet sie auch nicht schön. Nur John Singer bleibt dezent im Hintergrund und zieht genau deswegen alle an. Wie eine ruhige, in sich ruhende Sonne. Doch keiner fragt je, wie er sich fühlt... Er dient als Projektionsfläche für den Kummer und die Sorgen anderer. Er hat mein tiefstes Mitgefühl und ich hätte ihn gerne kennengelernt. Die Stimmung in diesem Werk erinnert stark an "To Kill A Mockingbird" oder auch "A Tree grows in Brooklyn" und ist eine wundervolle Ergänzung auf dieser Leseliste.

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