Alice im Niemandsland
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Miriam Gebhardt ist Journalistin und Historikerin und lehrt als außerplanmäßige Professorin Geschichte an der Universität Konstanz. Neben ihrer journalistischen Arbeit, unter anderem für die Süddeutsche Zeitung, die Zeit und verschiedene Frauenzeitschriften, habilitierte sie sich mit einer Arbeit über die Geschichte der Erziehung im 20. Jahrhundert, auf der »Die Angst vor dem kindlichen Tyrannen« (2009) beruht. Sie ist Autorin zahlreicher weiterer Bücher, darunter »Rudolf Steiner. Ein moderner Prophet« (2011), »Die Weiße Rose« (2017) sowie zuletzt »Wir Kinder der Gewalt« (2019). Ihr Bestseller »Als die Soldaten kamen« (2015) über die Vergewaltigungen nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland durch die Soldaten der Siegerarmeen wurde breit besprochen und in mehrere Sprachen übersetzt. Miriam Gebhardt lebt in Ebenhausen bei München.
Beiträge
Auf den ersten paar Seiten gibt es einige interessante Gedanken, danach verliert die Autorin sich in Historie allgemein, der Biografie von Schwarzer im Besonderen und dann dem Thema Sex. Unter anderem mit der Theorie, dass der Geschlechterkampf jetzt vor allem durch Sexualität und im Bett stattfinden würde. (Ja, danke auch, dass ich also als Asexuelle dann keine Feministin sein kann und darf?) Interessant wird es dann erst wieder im letzten Siebtel des Buches (und da sind schon Quellenangaben und Co. mit eingerechnet). Hier geht sie endlich auf Ausblicke für die Zukunft ein. Man solle mehr Theorie wagen und doch bitte beide (oder vielleicht ja sogar alle, es könnte ja auch noch mehr Geschlechter geben) einbeziehen. Ja, mehr Geschlechter finden, abseits vom biologischen Spielraum, tatsächlich nur in Klammern statt. Aber obwohl man ja mehr Theorie wagen sollte, solle man auf keinen Fall furchtbare Begriffe wie Intersektionalität verwenden, das sei ja abschreckend. (Jetzt sind wir schon im letzten Zwölftel des Buches, Quellen und Co mit einberechnet.) Und in Intersektionalität spielt auch dann, wenn man ihr keinen so bööösen Namen gibt, Behinderung nicht mit rein. Die erwähnt sie nur als Sonderinteresse bei Toiletten, zusätzlich zu Schminkmöglichkeiten und Wickeltisch. Ach, sie erwähnt noch, Behindertentoiletten wären diskriminierend, weil man Behinderten dabei ja kein Geschlecht zugesteht? Will aber gleichzeitig geschlechtsneutral Wickeltisch und Co? Ja, was denn nun? Jedenfalls werden Behinderte nicht wirklich mitgedacht, Asexuelle sind auch offenbar in ihrer Welt nicht existent und andere Geschlechter? Joa, puh, könnte es geben, die könnte man vielleicht auch mal mit einbeziehen, aber ach, nicht so wichtig. Gut, man muss dem Buch an der Stelle zu Gute halten, dass es neun Jahre alt ist. Der intersektionale Feminismus war damals noch nicht so weit verbreitet wie heute, weniger bekannt. Aber wenn man nicht kritisiert hätte, dass Feminismus jetzt nur noch im pösen Internet stattfindet und damit ja völlig unwichtig geworden ist, und nicht Autor*innen, die in den 60ern geboren wurden, als JUNGE STIMMEN bezeichnen würde, wenn man also mal in Richtung neuer Medien, Teenager und Co geschaut hätte, hätte man vielleicht ein Buch schreiben können, dass nicht nur erklären möchte, warum junge Menschen mit Alice Schwarzer nicht mehr viel anfangen können, sondern auch, womit genau sich diese jungen Menschen befassen und wie ihr Feminismus aussieht. Dann hätte man auch ein Buch schreiben können, dass nicht ableistisch, queerfeindlich und Co ist, und, dass vielleicht länger als ein oder zwei Jahre relevant hätte bleiben können. Eines, das weniger als ein Jahrzehnt später nicht wirkt wie aus dem feministischen Mittelalter.
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Autorenbeschreibung
Miriam Gebhardt ist Journalistin und Historikerin und lehrt als außerplanmäßige Professorin Geschichte an der Universität Konstanz. Neben ihrer journalistischen Arbeit, unter anderem für die Süddeutsche Zeitung, die Zeit und verschiedene Frauenzeitschriften, habilitierte sie sich mit einer Arbeit über die Geschichte der Erziehung im 20. Jahrhundert, auf der »Die Angst vor dem kindlichen Tyrannen« (2009) beruht. Sie ist Autorin zahlreicher weiterer Bücher, darunter »Rudolf Steiner. Ein moderner Prophet« (2011), »Die Weiße Rose« (2017) sowie zuletzt »Wir Kinder der Gewalt« (2019). Ihr Bestseller »Als die Soldaten kamen« (2015) über die Vergewaltigungen nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland durch die Soldaten der Siegerarmeen wurde breit besprochen und in mehrere Sprachen übersetzt. Miriam Gebhardt lebt in Ebenhausen bei München.
Beiträge
Auf den ersten paar Seiten gibt es einige interessante Gedanken, danach verliert die Autorin sich in Historie allgemein, der Biografie von Schwarzer im Besonderen und dann dem Thema Sex. Unter anderem mit der Theorie, dass der Geschlechterkampf jetzt vor allem durch Sexualität und im Bett stattfinden würde. (Ja, danke auch, dass ich also als Asexuelle dann keine Feministin sein kann und darf?) Interessant wird es dann erst wieder im letzten Siebtel des Buches (und da sind schon Quellenangaben und Co. mit eingerechnet). Hier geht sie endlich auf Ausblicke für die Zukunft ein. Man solle mehr Theorie wagen und doch bitte beide (oder vielleicht ja sogar alle, es könnte ja auch noch mehr Geschlechter geben) einbeziehen. Ja, mehr Geschlechter finden, abseits vom biologischen Spielraum, tatsächlich nur in Klammern statt. Aber obwohl man ja mehr Theorie wagen sollte, solle man auf keinen Fall furchtbare Begriffe wie Intersektionalität verwenden, das sei ja abschreckend. (Jetzt sind wir schon im letzten Zwölftel des Buches, Quellen und Co mit einberechnet.) Und in Intersektionalität spielt auch dann, wenn man ihr keinen so bööösen Namen gibt, Behinderung nicht mit rein. Die erwähnt sie nur als Sonderinteresse bei Toiletten, zusätzlich zu Schminkmöglichkeiten und Wickeltisch. Ach, sie erwähnt noch, Behindertentoiletten wären diskriminierend, weil man Behinderten dabei ja kein Geschlecht zugesteht? Will aber gleichzeitig geschlechtsneutral Wickeltisch und Co? Ja, was denn nun? Jedenfalls werden Behinderte nicht wirklich mitgedacht, Asexuelle sind auch offenbar in ihrer Welt nicht existent und andere Geschlechter? Joa, puh, könnte es geben, die könnte man vielleicht auch mal mit einbeziehen, aber ach, nicht so wichtig. Gut, man muss dem Buch an der Stelle zu Gute halten, dass es neun Jahre alt ist. Der intersektionale Feminismus war damals noch nicht so weit verbreitet wie heute, weniger bekannt. Aber wenn man nicht kritisiert hätte, dass Feminismus jetzt nur noch im pösen Internet stattfindet und damit ja völlig unwichtig geworden ist, und nicht Autor*innen, die in den 60ern geboren wurden, als JUNGE STIMMEN bezeichnen würde, wenn man also mal in Richtung neuer Medien, Teenager und Co geschaut hätte, hätte man vielleicht ein Buch schreiben können, dass nicht nur erklären möchte, warum junge Menschen mit Alice Schwarzer nicht mehr viel anfangen können, sondern auch, womit genau sich diese jungen Menschen befassen und wie ihr Feminismus aussieht. Dann hätte man auch ein Buch schreiben können, dass nicht ableistisch, queerfeindlich und Co ist, und, dass vielleicht länger als ein oder zwei Jahre relevant hätte bleiben können. Eines, das weniger als ein Jahrzehnt später nicht wirkt wie aus dem feministischen Mittelalter.