Abschied von Chautauqua
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Autorenbeschreibung
Stewart O′Nan wurde 1961 in Pittsburgh/Pennsylvania geboren und wuchs in Boston auf. Bevor er Schriftsteller wurde, arbeitete er als Flugzeugingenieur und studierte an der Cornell University Literaturwissenschaft. Für seinen Erstlingsroman «Engel im Schnee» erhielt er 1993 den William-Faulkner-Preis. Er veröffentlichte zahlreiche von der Kritik gefeierte Romane, darunter «Emily, allein» und «Die Chance», und eroberte sich eine große Leserschaft. Stewart O′Nan lebt in Pittsburgh.
Beiträge
Ein sehr ruhig erzählter Abschied
Der Abschied von diesem unaussprechlichem Wort ist bereits mein fünftes Werk des Autors. Ich muss gleich zu Beginn berichten, dass ich dieses Buch bereits vor zwei Jahren in den Händen gehalten habe. Damals war nicht die richtige Zeit und nach 400 Seiten habe ich es zur Seite gelegt. Aber irgendwie wollte mich dieses Buch nicht loslassen und ich habe es im März nun wieder zur Hand genommen und von vorn begonnen. Natürlich kam mir vieles bekannt vor, dennoch wollte ich dem wartenden Band 2 und 3 im Regal eine Chance geben. Und ich wollte dieses Familienportait einfach nochmal im Gesamten erleben. Zum menschlichen Geschehen im Buch wusste ich gleich von Anfang an, dass es eine eher schwierigere Konstellation ist, die der Autor uns hier vor Augen führt. Das Familienoberhaupt Emily wirkt unnahbar. Zuerst dachte ich, dass dies mit dem Verlust ihren kürzlich verstorbenen Ehemanns Henry zusammenhängt. Aber im Verlauf wird klar, Emily ist, wie sie ist. Ebenfalls beim Abschied am Sommerhaus ist Henrys Schwester Arlene. Wenn man bedenkt, wie viele Jahre sie sich schon kennen, ist das kühle Miteinander beinahe erdrückend. Aber auch zu ihren beiden Kindern Ken und Meg hegt Emily keine liebevolle Verbindung. Beim Lesen hat man immer eine Distanz gespürt. Innerlich hat Emily Angst, das Meg aus ihrer Alkoholsucht nicht herauskommt, das Ken seinen Job verliert. Aber es folgen keine klärenden oder aufbauenden Gespräche und Hilfsangebote. Es herrscht auch hier eine sehr kühle Atmosphäre. Und als reiche diese Konstellation nicht bereits aus, sind natürlich auch vier Enkelkinder von Emily angereist, um eine letzte Woche im Sommerhaus der Familie zu verbringen. Und auch hier hat jeder seine eigenen Probleme und Gedanken. Weder vor zwei Jahren, noch bis zur Hälfte des Buches in der Gegenwart war mir bewusst, dass Chautauqua ein real existierender Ort im Staate New York ist. Gleichnamig gibt es auch einen Lake Chautauqua und als ich mir diesen vor Augen geführt hatte, hatte diese Geschichte und dieser Ort gleich eine viel intensivere Atmosphäre für mich. Auch wenn es mir mit einem Bild von Chautauqua deutlich besser gelingt, mit Arlene und Rufus am Steg zu sitzen, die Beine ins Wasser baumeln zu lassen, während sie ihre Zigarette raucht und in ihrem Buch liest, konnte der Autor die Umgebung auch so seh gut beschreiben. Ich träume also weiterhin von einem Sommerhaus^^ Der Autor hat für sein Buch den auktorialen Erzählstil gewählt. Hier bekommt man als Leser zum einen einen umfassenden Überblick, zum anderen wird aber eine zusätzliche Distanz geschaffen, die die Charaktere im Buch eh schon herüberbringen. Des Weiteren fiel es im daher umheimlich schwer Emotionen in dieses Buch einzubauen. Denn wenn ich zurück denke an die gelesenen 700 Seiten konnte ich die meisten Emotionen zu Rufus, dem Hund aufbauen bzw. konnte er mir am meisten Mitgefühl entlocken. Rufus, an dich werde ich mich erinnern. Ein Gedanke, der mir bereits beim Lesen vor zwei Jahren durch den Kopf ging, ist, dass die Geschichte zu ruhig erzählt wird. Es werden lediglich Fakten auf den Tisch gelegt, es wird aber nicht daraus geschlussfolgert bzw. darauf reagiert. Auch der im Titel angekündigte Abschied bleibt emotionslos und ruhig. Die Familienangehörigen kommen. Bleiben eine Woche. Und fahren wieder. Ein weiterer Punkt, der meiner Meinung nach auch an der auktorialen Erzählperspektive liegt, ist, dass gewisse Längen im Buch aufkommen. Ich kann sagen, dass mich nicht alle Gedankengänge der Familienangehörigen angesprochen haben und ich mit Sicherheit auch ein, zwei Mal quergelesen habe. Dennoch hat mir die Geschichte etwas gegeben und das zum richtigen Zeitpunkt dieses Mal. Das extrem ruhige hat mich in den Abendstunden beim Lesen arg heruntergeholt. Denn die letzten beiden Monate habe ich wirklich sehr sehr wenig gelesen, was mit meinem stressigen Alltag aktuell zu tun hat. Und waren es auch nur 20 Seiten am Tag. Die Ruhe hat sich auf mich übertragen. Dennoch fehlte mir hier einfach ein Finale. Vielleicht sogar diese "die Ruhe vor dem Sturm". Aber ein Sturm kam hier nicht auf. Ich sehe diese Woche am Lake Chautauqua als Grundidee und bin gespannt, wie es in den Büchern "Emily, allein" und "Henry persönlich" von Statten geht. "Das Sommerhaus war vertraut, ein Ort, den sie immer noch kannte, während die übrige Welt sich verändert hatte. Es war falsch gewesen zu glauben, dass sie diese Bande so leicht abstreifen konnte. Und doch würde sie es morgen tun. Sie würde die Tür abschließen und wegfahren, und das war's dann." (S. 673) Mein Fazit Stewart O'Nan legt einen Schreibstil an den Tag, der mit Sicherheit nicht für jeden Leser geeignet ist. Dennoch freue ich mich ein weiteres seiner Werke nun im zweiten Anlauf beendet zu haben und die Geschichte in den weiteren Büchern zu betrachten. Vielleicht finde ich noch heraus, wieso Emliy so ist, wie sie ist.
Autorenbeschreibung
Stewart O′Nan wurde 1961 in Pittsburgh/Pennsylvania geboren und wuchs in Boston auf. Bevor er Schriftsteller wurde, arbeitete er als Flugzeugingenieur und studierte an der Cornell University Literaturwissenschaft. Für seinen Erstlingsroman «Engel im Schnee» erhielt er 1993 den William-Faulkner-Preis. Er veröffentlichte zahlreiche von der Kritik gefeierte Romane, darunter «Emily, allein» und «Die Chance», und eroberte sich eine große Leserschaft. Stewart O′Nan lebt in Pittsburgh.
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Ein sehr ruhig erzählter Abschied
Der Abschied von diesem unaussprechlichem Wort ist bereits mein fünftes Werk des Autors. Ich muss gleich zu Beginn berichten, dass ich dieses Buch bereits vor zwei Jahren in den Händen gehalten habe. Damals war nicht die richtige Zeit und nach 400 Seiten habe ich es zur Seite gelegt. Aber irgendwie wollte mich dieses Buch nicht loslassen und ich habe es im März nun wieder zur Hand genommen und von vorn begonnen. Natürlich kam mir vieles bekannt vor, dennoch wollte ich dem wartenden Band 2 und 3 im Regal eine Chance geben. Und ich wollte dieses Familienportait einfach nochmal im Gesamten erleben. Zum menschlichen Geschehen im Buch wusste ich gleich von Anfang an, dass es eine eher schwierigere Konstellation ist, die der Autor uns hier vor Augen führt. Das Familienoberhaupt Emily wirkt unnahbar. Zuerst dachte ich, dass dies mit dem Verlust ihren kürzlich verstorbenen Ehemanns Henry zusammenhängt. Aber im Verlauf wird klar, Emily ist, wie sie ist. Ebenfalls beim Abschied am Sommerhaus ist Henrys Schwester Arlene. Wenn man bedenkt, wie viele Jahre sie sich schon kennen, ist das kühle Miteinander beinahe erdrückend. Aber auch zu ihren beiden Kindern Ken und Meg hegt Emily keine liebevolle Verbindung. Beim Lesen hat man immer eine Distanz gespürt. Innerlich hat Emily Angst, das Meg aus ihrer Alkoholsucht nicht herauskommt, das Ken seinen Job verliert. Aber es folgen keine klärenden oder aufbauenden Gespräche und Hilfsangebote. Es herrscht auch hier eine sehr kühle Atmosphäre. Und als reiche diese Konstellation nicht bereits aus, sind natürlich auch vier Enkelkinder von Emily angereist, um eine letzte Woche im Sommerhaus der Familie zu verbringen. Und auch hier hat jeder seine eigenen Probleme und Gedanken. Weder vor zwei Jahren, noch bis zur Hälfte des Buches in der Gegenwart war mir bewusst, dass Chautauqua ein real existierender Ort im Staate New York ist. Gleichnamig gibt es auch einen Lake Chautauqua und als ich mir diesen vor Augen geführt hatte, hatte diese Geschichte und dieser Ort gleich eine viel intensivere Atmosphäre für mich. Auch wenn es mir mit einem Bild von Chautauqua deutlich besser gelingt, mit Arlene und Rufus am Steg zu sitzen, die Beine ins Wasser baumeln zu lassen, während sie ihre Zigarette raucht und in ihrem Buch liest, konnte der Autor die Umgebung auch so seh gut beschreiben. Ich träume also weiterhin von einem Sommerhaus^^ Der Autor hat für sein Buch den auktorialen Erzählstil gewählt. Hier bekommt man als Leser zum einen einen umfassenden Überblick, zum anderen wird aber eine zusätzliche Distanz geschaffen, die die Charaktere im Buch eh schon herüberbringen. Des Weiteren fiel es im daher umheimlich schwer Emotionen in dieses Buch einzubauen. Denn wenn ich zurück denke an die gelesenen 700 Seiten konnte ich die meisten Emotionen zu Rufus, dem Hund aufbauen bzw. konnte er mir am meisten Mitgefühl entlocken. Rufus, an dich werde ich mich erinnern. Ein Gedanke, der mir bereits beim Lesen vor zwei Jahren durch den Kopf ging, ist, dass die Geschichte zu ruhig erzählt wird. Es werden lediglich Fakten auf den Tisch gelegt, es wird aber nicht daraus geschlussfolgert bzw. darauf reagiert. Auch der im Titel angekündigte Abschied bleibt emotionslos und ruhig. Die Familienangehörigen kommen. Bleiben eine Woche. Und fahren wieder. Ein weiterer Punkt, der meiner Meinung nach auch an der auktorialen Erzählperspektive liegt, ist, dass gewisse Längen im Buch aufkommen. Ich kann sagen, dass mich nicht alle Gedankengänge der Familienangehörigen angesprochen haben und ich mit Sicherheit auch ein, zwei Mal quergelesen habe. Dennoch hat mir die Geschichte etwas gegeben und das zum richtigen Zeitpunkt dieses Mal. Das extrem ruhige hat mich in den Abendstunden beim Lesen arg heruntergeholt. Denn die letzten beiden Monate habe ich wirklich sehr sehr wenig gelesen, was mit meinem stressigen Alltag aktuell zu tun hat. Und waren es auch nur 20 Seiten am Tag. Die Ruhe hat sich auf mich übertragen. Dennoch fehlte mir hier einfach ein Finale. Vielleicht sogar diese "die Ruhe vor dem Sturm". Aber ein Sturm kam hier nicht auf. Ich sehe diese Woche am Lake Chautauqua als Grundidee und bin gespannt, wie es in den Büchern "Emily, allein" und "Henry persönlich" von Statten geht. "Das Sommerhaus war vertraut, ein Ort, den sie immer noch kannte, während die übrige Welt sich verändert hatte. Es war falsch gewesen zu glauben, dass sie diese Bande so leicht abstreifen konnte. Und doch würde sie es morgen tun. Sie würde die Tür abschließen und wegfahren, und das war's dann." (S. 673) Mein Fazit Stewart O'Nan legt einen Schreibstil an den Tag, der mit Sicherheit nicht für jeden Leser geeignet ist. Dennoch freue ich mich ein weiteres seiner Werke nun im zweiten Anlauf beendet zu haben und die Geschichte in den weiteren Büchern zu betrachten. Vielleicht finde ich noch heraus, wieso Emliy so ist, wie sie ist.