Das war mal was ganz anders und besonderes.
Anfänglich hatte ich mit der Art wie der Autor Anekdoten erzählt und von hier nach da springt so meine Probleme, doch Recht schnell habe ich mich gut zurecht gefunden und bin absolut fasziniert davon wie staniśic von der Tücke der Herkunft erzählt.
Wie er versucht anhand seines eigenen Erlebens eine Verbindung zu schaffen.
Es ist ein wichtiges und poetisches Buch!
Ein Buch das zur heutigen Zeit vom absolut jedem gelesen werden sollte. Denn es ist so immens wichtig das solche stimmen gehört werden.
Den es ist nicht nur die Lebensrealität vom Staniśic sondern von so vielen Geflüchteten!
Das Buch ist auf seine Art etwas Besonderes, eine Mischung aus Autobiographie und Roman. Es geht um Herkunft, Identität, Verluste und Familie. So ein Buch hab ich tatsächlich bisher nicht gelesen gehabt. Tragik und Komik vermischen sich hier sehr stark. Sehr einfallsreich und kreativ, allerdings hat es meinen Geschmack nicht wirklich getroffen.
Saša Stanišićs Herkunft ist ein beeindruckend vielschichtiger Roman, der mit seinem ungewöhnlichen erzählerischen Aufbau – zwischen Erinnerungsfragmenten und essayistischen Einschüben – fasziniert.
Seine poetische Sprache trifft genau den Ton zwischen Nostalgie, Humor und melancholischer Tiefe . Besonders berührend sind die Passagen über die demenzkranke Großmutter, die Stanišićs innere Auseinandersetzung mit Heimat und Verlust symbolisieren . Die Mischung aus persönlichen Erlebnissen im Jugoslawienkrieg und dem Ankommen in Deutschland ist fesselnd, auch wenn manche Übergänge etwas sprunghaft wirken. Insgesamt ein kraftvoller, reflektierter Roman über Identität und Zugehörigkeit – verdient 4 von 5 Sternen.
Saša Stanišić erzählt von Flucht, Familie und Identität, von Großmüttern und Sprachen, von Erinnerungen und deren Brüchigkeit. Doch gerade diese Form, das Fragmentarische, das assoziative Springen zwischen Zeiten und Orten, machte es mir schwer, einen Zugang zu finden.
Die kurzen Kapitel und knappen Sätze wirken gewollt poetisch, bleiben aber oft an der Oberfläche. Statt eines erzählerischen Flusses entsteht ein ständiges Stocken, das mit der Zeit ermüdet. Einzelne Szenen sind berührend, aber sie verlieren sich im Zersplitterten.
Am Ende blieb bei mir kein Gefühl von Tiefe, sondern eher ein unverbundenes Nebeneinander von Episoden. Ich habe das Buch kurz vor Ende abgebrochen – nicht, weil es belanglos wäre, sondern weil es mich formal nicht mitgenommen hat. Herkunft ist sicher ein bedeutsames Buch für viele – für mich war es vor allem ein verpasstes Gespräch.
Ich kann sehr gut nachvollziehen, wieso das Buch den deutschen Buchpreis 2019 bekommen hat und wieso es für viele als großartig empfunden wird. Das Thema in diesem Buch ist momentan, besonders im Hinblick auf die Flüchtlingskrise hochaktuell. Nach nur wenigen Seiten war ich fasziniert. Allerdings hatte ich mit dem sehr eigenen und innovativen Schreibstil des Autors etwas zu kämpfen.
Saša Stanišić beschreibt fast schon autobiographisch in Zeitabständen immer wieder seine eigenen Geschichten. Wie es ist, wenn man nicht genau weiß, woher man kommt, wohin man gehört. Man lernt so die jugoslawische Sprache kennen, die Familie Stanišić´und die Probleme, die sie hatten ihrer Herkunft Wegen. Der Leser bekommt Einblicke in den Diskurs über Herkunft, Flucht und Immigration. Man wird als Leser automatisch für dieses Thema sensibilisiert. Man bekommt mit, wie all diese Themen mit den Themen Identität, Rassismus, Vorurteile und Ausgrenzung zusammenhängen. Ein durcheinander der Gefühle meinerseits. Ich war so betroffen, so emotional, als ich all diese Dinge gelesen habe. Selten konnte ich mich so gut in einen Protagonisten hineinversetzen und mitfühlen, wie in diesem Buch. Das Schlimme dabei ist, dass es keine Fiktion ist, es ist echt und genau so passiert. Saša Stanišić redet von seinen eigenen Empfindungen, seinen eigenen Gefühlen und Erlebnissen. Das hat mich schlichtweg beeindruckt.
Kommen wir aber zu meiner Kritik, die für mich leider all das Positive an dem Buch abgewertet hat. Der eigentlich sehr individuelle und innovative Schreibstil ist für viele das Besondere an diesem Buch. Ich persönlich konnte mich bis zuletzt nicht mit dem eigensinnigen Schreibstil und die Aneinanderreihung von verschiedenen kurzen und manchmal sinnlosen Wörtern anfreunden. Der Schreibstil ist unvergleichlich, keine Frage, aber ich glaube es ist wieder etwas, was man entweder sehr mag oder eben gar nicht mag. Bei mir war es leider Letzteres. Inhalt und Struktur passen wirklich gut zusammen. Denn genau so, wie Stanišić seine Lebensgeschichte durcheinander und fast schon ohne Ordnung zu einem literarischen Werk projiziert hat, passten auch seine wirre Aneinanderreihung von Wörtern, die kurzen Sätze und extrem kurzen Kapitel dazu. Eigentlich ist es schon ein Meisterwerk, sehr innovativ eben, aber eben nicht das, was ich gerne lese bzw. womit ich meine Schwierigkeiten hatte. Von mir gibt es deswegen 3 Sterne. Ich spreche diesem Buch aber definitiv eine Empfehlung aus, weil es thematisch und inhaltlich überragend ist. Stilistisch und sprachlich war es aber nicht mein Fall. Überzeugt euch selbst, ob ich mit diesem Schreibstil klar kommt. Ich bin letztendlich aber sehr froh, dieses Buch gelesen zu haben, denn es hat mir viel gegeben!
Nun ja, eine kühne Aneinanderreihung von Erinnerungen, Geschichten und Erzählung. Ja, Herkunft ist ein Thema, mehr noch aber was jede Herkunft und den folgenden Werdegang so einzigartig macht.
Aber das Ende - endlich mal wieder so ein Ende.
Großartiges Buch mit einer kraftvollen, ausdrucksstarken und faszinierenden Sprache. Die Geschichte hat mich von der ersten Seite gepackt. Wie berührend er die Geschichte seiner Familie erzählt, allen voran die seiner Großmutter. Und eine Geschichte über Heimat, Heimatlosigkeit, Verlust, Krieg und Einsamkeit. Aber auch über Zuversicht, Zusammenhalt und Zukunft. Ich liebe die ARAL-Freunde! Das Ende ist „speziell“, wenn auch passend zum Roman! Eine absolute Empfehlung!
Liebe-, kunst- und humorvoll erzählt der Autor von seiner Herkunft (dem ehemaligen Jugoslawien) und verwebt dabei mehrere Zeitebenen miteinander. Ein paar wenige Längen gibt es, die man aber gut überwinden kann. Zum Ende hin sehr ergreifend! Beeindruckend vor allem, wie virtuos und souverän Stanišić in der erlernten Sprache erzählt.
Absolute Leseempfehlung!
Das Buch fand ich richtig toll. Es war schön, traurig und lustig zugleich. Der Schreibstil war gezeichnet durch viele Gedanken- und Zeitsprüngen, was mir allerdings gut gefallen hat.
An sich ein tolles Buch, dass in seinem Erzählstrang stringent ist und eine Zärtlichkeit und Tiefe mitbringt - mich aber nicht gecatched hat und ich nicht reinkam und sehr lang zum Lesen gebraucht habe. Trotzdem okay!
"Herkunft" von Saša Stanišić ist ein faszinierendes Werk, das autobiografische Elemente mit Fiktion und poetischen Reflexionen verbindet. Der Roman, der 2019 den Deutschen Buchpreis gewann, erzählt die Geschichte von Stanišićs Flucht aus dem vom Krieg zerrissenen Jugoslawien und seiner Ankunft in Deutschland.
Stanišićs Schreibstil ist sowohl poetisch als auch detailreich, was den Einstieg in das Buch für manche Leser etwas schwierig machen kann. Die ersten 50 Seiten sind besonders herausfordernd, da die Sprache manchmal überladen wirkt und der Lesefluss dadurch holprig wird. Dennoch lohnt es sich, dranzubleiben, denn das Buch entfaltet nach und nach seine ganze Tiefe und Schönheit.
Ein zentrales Thema des Buches ist die Frage nach der Herkunft und Identität. Stanišić füllt biografische Lücken mit Fantasie und schafft so eine interaktive Abenteuerreise für die Leser. Besonders beeindruckend ist, wie er persönliche Erinnerungen und historische Ereignisse miteinander verwebt, um die Komplexität von Heimat und Identität zu erforschen.
Insgesamt ist "Herkunft" ein bewegendes und tiefgründiges Werk, das durch seine Mischung aus Realität und Fiktion besticht. Es fordert die Leser heraus, über ihre eigene Herkunft und Identität nachzudenken und bietet gleichzeitig eine berührende Geschichte über Verlust, Anpassung und die Suche nach einem neuen Zuhause.
Der Buchpreis wurde definitiv an das das richtige Buch verliehen. So nah und so schön - so traurig und so wahr. Ein wundervolles Buch, welches das Leben vieler Menschen beschreibt. Bei einigen mehr, bei einigen weniger.
Nationalismus, Separatismus - Identität & Herkunft. Ein Einblick in Seelen vieler Freunde, Nachbarn, Kollegen und Mitmenschen.
Ich habe es geliebt und kann es nur empfehlen 🙏
Als der Krieg im ehemaligen Jugoslawien tobte, war ich noch ein Kind. Als er zu Ende ging, ebenfalls. Damals verstand ich nicht, wieso viele meiner Freunde plötzlich wegzogen und auch nicht, wohin.
Unterdessen habe ich viele Bücher über Kriege und Flüchtingsschicksale gelesen, aber einen Titel über eben jenes Thema, mit dem ich über diverse Freundschaften indirekt in Kontakt gekommen bin? Fehlanzeige.
Dank der Verleihung des Deutschen Buchpreises an Saša Stanišić rückte das Buch und auch das Thema wieder in meinen Fokus. Und ich bin sehr froh darum.
Der Autor verbindet das Schicksal seiner Familie und das Leben als Neuangekomme in Deutschland auf eine fast schon verzaubernde Art und Weise. Wir erfahren die Geschichte der Grossmutter, aber auch jenes von Saša selbst, der mich übrigens dermassen beeindruckt hat damit, dass er sich eine Fremdsprache so angeeignet hat, dass er sie besser beherrscht als mancher Landsmann (oder -frau).
Ja, Stanišićs Schreibstil überzeugt und so kann ich die Entscheidung der Jury nur begrüssen. Das Thema passt, das aktuell und doch vergessen ist, und auch das sprachliche Niveau entspricht dem, was ich von einem Preisträger des Deutschen Buchpreises erwarte. Dabei weist Stanišić jedoch nicht die Blasiertheit auf, derer sich hohe Literaten oft bedienen, sondern schreibt glatt, geschmeidig, warm.
Eine wirklich gutes und gelungenes Urteil. Herzlichen Glückwunsch, Herr Stanišić, machen Sie weiter so.
Anfangs fiel es mir schwer, in die Erzählwelt von Herkunft einzutauchen. Das Buch ist keine packende Lektüre im herkömmlichen Sinne – und das will es auch nicht sein. Stattdessen lädt es dazu ein, sich auf eine stille und nachdenkliche Reise durch die Biografie von Saša Stanišić zu begeben und die Frage nach dem Begriff der Herkunft zu erforschen: Was bedeutet es, woher wir kommen, und wie viel davon ist letztlich reiner Zufall? Besonders berührend wird die Geschichte, wenn Stanišić über seine Großmutter schreibt, die mit Wärme und liebevollem Respekt im Zentrum vieler Erinnerungen steht.
Stanišić gelingt es, mit einer klaren und unvoreingenommenen Sprache selbst schwierige Themen so anzusprechen, dass man nicht selten schmunzeln muss. Seine Worte bleiben im Gedächtnis und laden dazu ein, sich auch nach dem Lesen weiter mit den behandelten Themen auseinanderzusetzen.
Ein Highlight für mich war das Ende – ohne zu viel vorwegzunehmen, kann ich sagen, dass es genau den richtigen Ton trifft. Es war spannend, unerwartet, und hinterließ mich sowohl verwirrt und traurig als auch zufrieden.
Herkunft ist ein Buch, das sich allmählich entfaltet und nachwirkt. Wer Geschichten mag, die leise, aber intensiv sind, wird mit diesem Buch Freude haben.
Hat mir sehr gut gefallen!
Auch wenn ich am Anfang erst einmal in den Schreibstil finden musste, hat es mich dann nach dem ersten Fünftel echt mitgerissen.
Wirklich zu empfehlen und ganz besonders die letzten Seiten haben mich überrascht.
Oh, ich wollte es mögen, doch es gelang mir nicht! Der autobiographische Roman über die Wurzeln der eigenen Identität und die emotionale Verbundenheit zu Großmüttern überzeugt mich leider nicht. Viel zu bruchstückhaft und durcheinander reihen sich die Erinnerungsfetzen in meist kurze Kapitel mit kurzen Sätzen, denen wie der fragmentierten Erinnerung die Worte fehlen. Kann man machen, liest sich aber nicht flüssig und so stockt es immer mehr, je weiter man im Buch voran kommt. Zum Ende hin wird es zudem skurril und der Sack geht gar nicht mehr zu. Schade, ich kann's nicht empfehlen :(
Schwer ist das perfekte Wort für dieses Buch. Liegt schwer im Magen, nimmt einen schwer mit und ist teilweise schwer zu lesen, aber auch sehr sehr schön.
Ich habe das Buch nach ca. 100 Seiten weggelegt. Der Schreibstil ist ermüdend ebenso wie die ellenlangen unnötigen Details über die Vorlieben seiner Großmutter. Habe mich auf das Buch gefreut und bin leider sehr enttäuscht.
Was war das denn bitte?!
Am Anfang war ich kurz von der Erzähltstruktur irritiert, irgendwann hatte ich mich aber daran gewöhnt.
Ich habe gelacht, geweint, mich geärgert und dazugelernt. Ein ganz besonderes Buch mit wunderschöner Sprache und einem grandiosen Ende!
Bücher über die Suche nach Identität, nach Heimat, nach der eigenen Kultur und Zugehörigkeit in Zeiten von zunehmender Globalisierung und Migration gibt es ja reichlich. Keines, das ich zu diesem Thema gelesen habe, ist aber so originell, wie Herkunft von Sasa Stanisic. Ich muss ihn leider ohne "Schmuck" auf s und c aufgrund meiner alten PC-Tastatur schreiben (man denke sich die Zischlaute), aber er wird mir dies verzeihen, denn er ist ein völlig unkomplizierter, lustiger Mensch. Ich hatte das Vergnügen ihn eine Stunde auf der Frankfurter Buchmesse nach seiner Preisverleihung zum besten Buch 2019 zu erleben. Ich habe es selten mitbekommen, dass ein Mensch so schnell die Sympathie eines ganzen Zeltes entgegen flog. Ich hatte seine Vorlesestimme noch im Ohr, als ich das Buch las, was sehr zum Gefallen beitrug.
Aber er hat den Preis ja nicht für seine Nettigkeit, sondern für sein schriftstellerisches Können erhalten. Natürlich gibt es viele andere Autoren, die auch nicht in ihrer Muttersprache Bücher schreiben. Trotzdem finde ich es beachtlich, wie viele fabulierende Fähigkeit der Autor besitzt. Manche Sätze von ihm sind kurz und prägnant, reduziert auf Subjekt-Prädikat-Objekt wie in einer Twitternachricht. Aber wenn er ins Erzählen kommt, vor allem gegen Ende des Buchs, merkt man erst, wie umfangreich sein Repertoire an sprachlicher Ausdruckkraft ist. Stilistisch also sehr abwechslungsreich, denn Herkunft ist weder Roman noch Autobiografie, weder Essay noch Geschichtsbuch. Es ist die Vermischung von alldem. Wenn Stanisic darüber schreibt, wie er im bosnischen Teil Jugoslawiens in den 80er Jahren aufwuchs und mit welchen Schwierigkeit er nach der Flucht in Deutschland zu kämpfen hatte, dann klingt das sehr autobiografisch. Aber man bekommt nach einer Anekdote als Leser auch mal schnell hinterhergeschoben, dass das alles vielleicht auch ganz anders sich zugetragen hat. Und wenn der Autor für seine demente Großmutter in Bosnien Geschichten erfindet, dann wird es am Ende zunehmend fiktiv. Mir hat das gefallen.
Es gab aber auch Momente im Buch, da hätte ich mir mehr Information, mehr Authentizität gewünscht aus purer Neugierde. Gerade wenn er über seine Eltern in Deutschland schreibt oder wie er für sich jetzt Herkunft und Heimat definiert. Interessant ist ja, dass er Herkunft ganz stark auf die Familiengeschichte fokussiert. Da gibt es keinen nationalen Pathos über Jugoslawien im Großen oder Bosnien im Kleinen. Im Gegenteil, er gibt sich sogar zwischenzeitlich in Deutschland lieber als Slowene aus, da das "Vermissen der Alpen" bei den Deutschen so gut ankommt. Er besitzt schon die Gabe, über sich selbst zu lachen. Wo die Stanisics herkommen, ist ganz klar, auch wenn die Familie jetzt auf der ganzen Welt zerstreut ist. Solche eindeutige Herkunftsaussagen kann ich z.B. über meine Familie nicht treffen. Ich weiß, wo Heimat ist, aber Herkunft ist ganz schwierig. Das Buch hat mich oft nachdenklich über die eigene Situation gemacht. Beste Unterhaltung und Anregung zum Reflektieren. Was kann man Schöneres über ein Buch sagen.
Mein erstes Buch von Stanišić - und ich habe mir mit der Erzählart tatsächlich etwas schwer getan. Die Sprünge zwischen und auch innerhalb der Kapitel wirkten auf mich teils willkürlich und ergaben an anderer Stelle wiederum umso mehr Sinn. In Retrospektive immer dann, wenn ich mehr als nur ein paar Minuten am Stück gelesen habe - ein Buch, für das man sich Ruhe, Zeit und Muse nehmen sollte.
Überrascht hat mich das Ende im Stil der von mir damals heißgeliebten Gänsehaut-Abenteuer-Spielbücher, in denen der Leser das weitere Vorgehen mitgestalten kann. Stanišič bricht hierbei auf mehreren Ebenen mit dem vorangegangenen Erzählstil: stilistisch als auch inhaltlich sowie bezogen auf das Genre - fand ich sehr erfrischend.
Für mich war "Herkunft" in sich nicht rund genug und konnte mich an keiner Stelle wirklich fesseln. Nichtsdestotrotz scheinen die diversen Auszeichnungen Stanišić recht zu geben - und es wird mit Sicherheit nicht bei diesem einen Buch von ihm in meinem Bücherregal bleiben.
Unfassbar wie man ein solches Buch schreiben kann. So eine poetische Sprache, thematische Härte und Zärtlichkeit zugleich. Eine fantastische Geschichte über Heimat und Herkunft, Ankommen und Verlassen, Familie und Liebe. Ganz besonderer Erzählstil.
Ständige Szenenwechsel, viele verschiedene Personen, ich kam gefühlt bis zum Ende nicht richtig rein, hab mich immer gefühlt wie am Anfang einer Geschichte. Und dann noch dieses Ende, man sollte es sich sozusagen "selbst" erlesen, selbst bestimmen. Hab jetzt das Gefühl ich kenne das echte Ende des Buches nicht, seltsames Gefühl.
Klar, das Thema insgesamt ist interessant und Stanisic hat eine sehr individuelle Rangehensweise, das macht für mich trotzdem leider nicht mehr Sterne 🌟 aus. Schade.
Oh mann.
Es passiert nicht oft, dass ein Buch etwas macht, was mich wirklich überrascht. Großer Fan von non-linearen Erzählungen bin ich ohnehin, aber das choose-your-own-adventure der letzten 60 Seiten hat mich dann wirklich aus den Socken gehauen. Welch eine clevere Idee, nicht zu ERZÄHLEN von der Macht der Geschichten und der Sprache, sondern es praktisch zu demonstrieren, dass die Welt nicht endet, solange wir Geschichten erzählen, dass wir uns unsere Enden selber aussuchen können, dass unsere Geschichten kein in Stein gemeißeltes Ende haben müssen, dass sie ganz viele Enden haben können und keines, das endgültig ist.
Abgesehen davon ein wunderschönes, lustiges und trauriges Buch über Fluchterfahrungen, Familie, die Albernheit des Konzeptes von Nationalstaaten und eben die Macht von Geschichten und Sprache.
Bücher über die Suche nach Identität, nach Heimat, nach der eigenen Kultur und Zugehörigkeit in Zeiten von zunehmender Globalisierung und Migration gibt es ja reichlich. Keines, das ich zu diesem Thema gelesen habe, ist aber so originell, wie Herkunft von Sasa Stanisic. Ich muss ihn leider ohne "Schmuck" auf s und c aufgrund meiner alten PC-Tastatur schreiben (man denke sich die Zischlaute), aber er wird mir dies verzeihen, denn er ist ein völlig unkomplizierter, lustiger Mensch. Ich hatte das Vergnügen ihn eine Stunde auf der Frankfurter Buchmesse nach seiner Preisverleihung zum besten Buch 2019 zu erleben. Ich habe es selten mitbekommen, dass ein Mensch so schnell die Sympathie eines ganzen Zeltes entgegen flog. Ich hatte seine Vorlesestimme noch im Ohr, als ich das Buch las, was sehr zum Gefallen beitrug.
Aber er hat den Preis ja nicht für seine Nettigkeit, sondern für sein schriftstellerisches Können erhalten. Natürlich gibt es viele andere Autoren, die auch nicht in ihrer Muttersprache Bücher schreiben. Trotzdem finde ich es beachtlich, wie viele fabulierende Fähigkeit der Autor besitzt. Manche Sätze von ihm sind kurz und prägnant, reduziert auf Subjekt-Prädikat-Objekt wie in einer Twitternachricht. Aber wenn er ins Erzählen kommt, vor allem gegen Ende des Buchs, merkt man erst, wie umfangreich sein Repertoire an sprachlicher Ausdruckkraft ist. Stilistisch also sehr abwechslungsreich, denn Herkunft ist weder Roman noch Autobiografie, weder Essay noch Geschichtsbuch. Es ist die Vermischung von alldem. Wenn Stanisic darüber schreibt, wie er im bosnischen Teil Jugoslawiens in den 80er Jahren aufwuchs und mit welchen Schwierigkeit er nach der Flucht in Deutschland zu kämpfen hatte, dann klingt das sehr autobiografisch. Aber man bekommt nach einer Anekdote als Leser auch mal schnell hinterhergeschoben, dass das alles vielleicht auch ganz anders sich zugetragen hat. Und wenn der Autor für seine demente Großmutter in Bosnien Geschichten erfindet, dann wird es am Ende zunehmend fiktiv. Mir hat das gefallen.
Es gab aber auch Momente im Buch, da hätte ich mir mehr Information, mehr Authentizität gewünscht aus purer Neugierde. Gerade wenn er über seine Eltern in Deutschland schreibt oder wie er für sich jetzt Herkunft und Heimat definiert. Interessant ist ja, dass er Herkunft ganz stark auf die Familiengeschichte fokussiert. Da gibt es keinen nationalen Pathos über Jugoslawien im Großen oder Bosnien im Kleinen. Im Gegenteil, er gibt sich sogar zwischenzeitlich in Deutschland lieber als Slowene aus, da das "Vermissen der Alpen" bei den Deutschen so gut ankommt. Er besitzt schon die Gabe, über sich selbst zu lachen. Wo die Stanisics herkommen, ist ganz klar, auch wenn die Familie jetzt auf der ganzen Welt zerstreut ist. Solche eindeutige Herkunftsaussagen kann ich z.B. über meine Familie nicht treffen. Ich weiß, wo Heimat ist, aber Herkunft ist ganz schwierig. Das Buch hat mich oft nachdenklich über die eigene Situation gemacht. Beste Unterhaltung und Anregung zum Reflektieren. Was kann man Schöneres über ein Buch sagen.
Was soll ich sagen. Ich bin ein bisschen verliebt in das Buch...und vllt. auch in den Autor?
Ja, es ist ein autobiographisches Buch, aber was für eines...
Es ist das erste der 6 Shortlist-Kandidaten für den dt. Buchpreis das ich gelesen habe und die Messlatte liegt jetzt schon ziemlich hoch.
Es ist ein Lesevergnügen, es ist tolle Literatur, es tut weh, es lässt schmunzeln, es lässt sich wundern.
Ich hätte Herrn Stanišić noch stundenlang zuhören können und mir Geschichten erzählen lassen.
In Fragmenten aus seiner Erinnerung erzählt Stanišić aus seinem Leben. Auslöser dazu war die Demenzerkrankung seiner Großmutter.
Ich fand es interessant die Perspektive eines aus Jugoslawien geflüchteten Jungen einzunehmen, der versucht im Deutschland der 1990er Fuß zu fassen. Diese Geschichten sind wertvoll und es gibt sie viel zu wenig. Oder ich nehme sie nicht so wahr?
Ausgesprochen gut hat er mir auch gefallen, wie liebevoll er mit seiner dementen Oma umgeht und wie liebevoll er auch darüber erzählt. Und ganz nebenbei hat man auch noch ein bisschen was über das Leben und den Zusammenbruch Jugoslawiens erfahren. Eine bereichernde Lektüre.
Wunderbar geschrieben und interessant für eigentliche jede*n.
Beobachtungen aus dem Leben.
Stanisic schafft es viele Momente bzw. Zeiträume seines eigenen Lebens so zu verpacken, dass man sich in diese hineinversetzen kann.
Ich hatte anfänglich etwas Schwierigkeiten mich in den Stil hineinzulesen. Das legte sich jedoch schnell und der Stil offenbarte sich als perfektes Element, um die teilweise abstrusen Situationen zu verbildlichen.
Ich habe das Buch angefangen, ohne zu wissen, was mich erwartet und war zu Beginn etwas verwirrt, was da nun auf mich zukommt. Der Stil und vor allem die Zwischenmenschlichen Beziehungen haben mich dann aber recht schnell gefesselt und sie sind es auch, die das Buch zu etwas besonderem machen.
Das Leben und Schicksal des Autors ist gar kein seltenes oder ungewöhnliches, doch gerade deswegen ist es vielleicht so wichtig. Viele Menschen beschäftigt das Thema Herkunft und Heimat. Die Hautfarbe, die Sprache oder allein schon der Name bestimmen, ob Menschen dich als "einen von ihnen" ansehen. Das sollte nicht so sein, doch immer noch definieren sich die Menschen über ihre Herkunft. Doch wo ist die, wenn du als Kind das Land verlässt, anderswo aufwächst, dich dort auch heimisch fühlst...
Saša Stanišić beginnt über die Beziehung zu seiner Vergangenheit zu reflektieren, über das Leben als Geflüchteter und über die Familie. Vor allem die Beziehung zur Großmutter spielt eine große Rolle und hat mich emotional berührt.
Darum geht es auch zum Schluss, den ich etwas merkwürdig aber durchaus interessant finde, Stanišić verdeutlicht, dass es halt doch eine Geschichte ist, deren Ausgang man selbst in der Hand hat, zumindest kann man sich das einbilden.
Ein wichtiges Thema, jederzeit. In Zeiten von Krieg, Vertreibung und Flucht.
Allerdings konnte ich mich leider mit dem Schreibstil nicht ganz anfreunden. Trotzdem fand ich die Geschichte berührend und regt zum Denken an. 
Verdienter Buchpreis 2019….. 5 Sterne ++++++.
Dieses Buch wird mein Regal nicht mehr verlassen. Es ist wirklich und wahrhaftig ein Buchschatz. Ich habe keine Ahnung, warum ich nicht schon eher dazu gegriffen habe……
Saša Stanišić ist ein Autor, der das Herz am rechten Fleck hat. Er schreibt über seine Familie mit soviel Liebe und Witz, dass selbst traurige Stellen, Leichtigkeit, Licht und Wärme versprühen.
Für mich ist die Essenz, dass sich Herkunft nicht fest machen lässt an der Sprache oder Orten. Zudem ist die Herkunft eines Menschen einfach nur Zufall. Und dies ist ein Gedanke, der mir schon vor seinem Buch immer im Kopf ist. Denn leider gibt es Menschen, die sich auf ihre Herkunft etwas einbilden und dadurch der Meinung sind, dass sie gewisse Ansprüche anderen Menschen gegenüber haben. Dabei ist es keine Errungenschaft eines Menschen, dass er an dem Ort geboren wurde an dem er eben geboren wurde.
Stanišić schreibt seine Erinnerungen auf. Diese sind fragmentarisch und unchronologisch. Sein Ankerpunkt dabei ist seine Großmutter, die immer schwerer an Demenz erkrankt und somit ist es für ihn regelrecht ein Wettlauf mit der Zeit. Er sammelt Erinnerungen und sie verliert ihre immer mehr. Erinnerungen, die lückenhaft sind, füllt er durch seine Fantasie auf. Er schreibt die Geschichte so auf, wie sie wirklich hätte passieren können.
Für mich persönlich geht es außerdem um das Ankommen, um Freundschaft und um Zufälle, die einen Lebensweg begünstigen oder aber auch zum Negativen beeinflussen können. Es zeigt auf, wie Flüchtlinge in einer anderen Gesellschaft ankommen, sich zurecht finden müssen, allein gelassen werden oder auch Unterstützung erfahren.
Ich habe mir nach dem Lesen des Buches noch ein Interview mit Saša Stanišić angesehen und ich finde ihn extrem bodenständig, humorvoll und sehr intelligent. Auch seine Dankesrede zum Deutschen Buchpreis war wahnsinnig ehrlich und hat mich bewegt.
Ich könnte zu diesem Buch und dem Autor noch so viel mehr schreiben, aber das sprengt den Rahmen…. Ich kann das Buch nur empfehlen. Es lohnt sich…. Auf so vielen verschiedenen Ebenen. Vor allen Dingen zeigt es unheimlich viel Menschlichkeit. Ein weiteres Buch von ihm ist bereits auf dem Weg zu mir. ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
Dieses Buch ließ mich schmunzeln, nachdenken und hat mich gerührt. Keine Geschichte, die einen fesselt, die spannend einen von Seite zu Seite zieht. Aber ein Thema, so interessant wie wichtig. Eine Sprache, die sich toll liest. Definitiv kein Buch für nebenher oder kurz-mal-zwischendurch.
„Herkunft sind die bittersüßen Zufälle, die uns mal hierhin, dorthin getragen haben.“ (S. 67)
Mal hierhin, mal dorthin führt uns auch Saša Stanišićs episodenhafte Erzählung über seine Herkunft und seine Familie. Im Zentrum stehen dabei Erinnerungen aus Stanišićs Jugend, dem Erwachsenwerden aber auch dem „Sich-selbst-(wieder)-finden“ in der alten und neuen Heimat. Dabei stellt sich der Protagonist Saša immer wieder selbst die Frage nach Zugehörigkeit, Verlust, Privileg und reflektiert die „bittersüßen Zufälle“, die ihn aus dem ehemaligen Bosnien nach Deutschland geführt haben. Spürbar ist vor allem die innige Verbundenheit zu seiner Großmutter Kristina, deren Demenz Anlass und roten Faden für Stanišićs Erzählung bietet. Ich konnte viel über die politische und gesellschaftliche Lage im ehemaligen Jugoslawien lernen, die sich auch heute noch auf das Verhalten und Denken der Bevölkerung in dieser Gegend auswirkt. Auch die Zerrissenheit von Sašas Eltern, die erst in Deutschland und später in den USA lebten, war sehr authentisch und berührend. Stanišićs verzichtet auf übertriebenen Pathos, schreibt gefühlvoll und nicht dramatisch - und das macht die Geschichte so sympathisch und lesenswert.
Für mich wurde insbesondere beim Lesen des letzten Teils deutlich, wie sehr dieser Text jedoch vor allem als Verarbeitung der Vergangenheit dient.
Dieser persönliche Bezug machen es daher schwer, Kritikpunkte auszuformulieren. Für mich hatte der Text allerdings seine Längen.
Ich konnte mich weder mit der Printausgabe (vielleicht versuche ich es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal) noch mit dem AudioBook anfreunden. Daher habe ich es auch abbrechen müssen. Es ergibt keinen Sinn, wenn ich mich durch ein Buch quälen muss.Ich hab es einfach nicht geschafft, dass ich mit dem Erzählstil auf einen Nenner kam.Vielleicht waren Buch (Print und Hörbuch) und ich einfach noch nicht bereit für einander.
HERKUNFT ist ein Buch, zum dem ich hauptsächlich aus einem bestimmten Grundgegriffen habe: Jugoslavien. Das begründet sich daraus, dass ich bisher wenig Ahnung von den Balkankriegen hatte und das nach einer Reise nach Kroatien und Bosnien gerne ändern wollte. Der Autor beschreibt in diesem Buch seine eigene Vergangeheit so detailliert und intensiv, dass man am Ende das Gefühl hat, diesen eigentlich wildfremden Menschen sehr gut zu kennen. Gleichzeitig schafft er es auch, wichtige politische Themen anzusprechen und ein Statement zu setzen, mich nachdenklich zu stimmen. Besonders die Geschichte um seine demente Großmutter war für mich unglaublich bewegend und ist sehr gut erzählt worden. Das große Problem dieses Buches ist weder sein Inhalt noch sein etwas eigenwilliger Schreibstil mit kurzen und abgehackten Sätzen. Vielmehr ist der Aufbau des Buches und seine Sortierung der Kapitel scheinbar so willkürlich und chaotisch, dass man nicht immer der Handlung folgen kann und viele Zusammenhänge nicht erkennt. Das stört den Lesefluss enorm und sorgt trotz einfacher Sprache dafür, dass man länger als nötig braucht, um das Buch zu lesen. Großer Pluspunkt ist dann aber noch der Epilog gewesen, bei dem man als Leser selbst entscheiden konnte, wie die Geschichte ausgehen soll. Angelehnt an diverse Kinder- und Jugendbücher die nach diesem Entscheidungsschema geschrieben wurden, lockert das alles nochmal auf und hinterlässt ein positives Gefühl mit glücklichen Kindheitserinnerungen. Denn obwohl Autor Saša Stanišić in einem ganz anderen Land geboren und auch ein paar Jährchen älter ist als ich, zeigt das nur, wie viele Gemeinsamkeiten Menschen haben können, egal wo sie ursprünglich geboren wurden. Danke dafür.
4/5 Sterne
*Vielen Dank an das Bloggerportal und den Lucherhand Verlag für das Rezensionsexemplar*
Wundervoll poetisches Buch, tolle Sätze. Und gute Aussagen, sehr lesenswert! Eine wunderschöne Geschichte über Familie, Herkunft, Zufall, Vergessen und vieles mehr.
Saša Stanišić wurde 1978 in Višegrad geboren. Er kam als Jugoslawe zur Welt. Als der Vielvölkerstaat auseinanderbrach, gelang der Familie die Flucht nach Deutschland. Stanišićs Buch ist eine Biographie. Eine Biographie über die eigene Herkunft, die eigene Migratioinsgeschichte, die Ankunft in einem fremden Land. Wie ist es aus einem Land zu kommen, das heute nicht mehr existiert. Wenn ihn Leute fragt, woher kommt, sagt er weder Jugoslawien, noch Bosnien. Herkunft ist immer ein Konstrukt, aber diese Einsicht allein hilft noch nicht gegen den "Identitätsstress". Das Buch hat mich nachdenklich gestimmt und begeistert.
Herkunft ist einer meiner Jahreshighlights! Unglaublich schön geschrieben -- teilweise schon fast poetisch -- nimmt Stanisic den Leser mit auf Erkundungstour seiner Vergangenheit.
Ein außergewöhnliches Buch mit klarer Empfehlung für jeden, der etwas außergewöhnliches lesen möchte.
Višegrad 1992: Saša Stanišić wächst im heutigen Bosnien-Herzegowina als Sohn eines Serben und einer Bosnierin auf. Doch die Spannungen zwischen Serben und Bosniern nehmen im Zuge der im Vorjahr begonnenen Jugoslawienkriege immer weiter zu. Sašas Mutter erhält eine Warnung, dass sie nicht mehr sicher ist in der Stadt. Die Familie entschließt sich zur Flucht. Diese endet in Heidelberg, wo Saša seine Jugend verbringen wird.
Es ist gar nicht leicht, sich vorzustellen, dass die Jugoslawienkriege erst knappe 30 Jahre her sind. Obwohl die Rezensentin sich bei der Jahreszahl gerade alt fühlt, denn die 90er sind doch noch gar nicht so lange her! Da war ich doch schon eine Teenagerin! Dass aber noch in den 90ern in Europa dort ein schrecklicher Krieg tobte, der mit Massakern einherging, das ist aus heutiger Sicht kaum zu fassen. Ich kann mich an Jugoslawien erinnern, das war doch ein ganz normales Land, gut, irgendwie zum Ostblock gehörig, aber man konnte doch dahin in Urlaub fahren und 1984 fanden in Sarajewo die Olympischen Winterspiele statt, mit dem Wolf Vučko, der zu Beginn jeder Fernsehübertragung den Namen der Stadt heulte. Dass es sich um einen Vielvölkerstaat mit Spannungen zwischen den Ethnien handelte, dessen war zumindest ich mir nicht bewusst. Die schienen doch ganz normal dort zusammenzuleben. Ein wenig hatte ich bei der Lektüre von „Herkunft“ auch den Eindruck, dass der junge Saša nicht fassen konnte, was um ihn herum geschah, zumal er beide Ethnien in sich trug:
„Hatten wir nicht die Tore von Roter Stern gemeinsam bejubelt? Offenbar nicht.“ (Seite 100)
Der Autor schildert in nicht chronologischer Abfolge anekdotenhaft sein Leben und Ankommen in Deutschland und seinen Werdegang, parallel erzählt er von zwei erst wenige Jahre zurückliegenden Besuchen bei seiner in Bosnien-Herzegowina verbliebenen Großmutter Kristina, die an Demenz litt. Ein Verbindungspunkt zwischen mir und dem Autor, denn auch mein kürzlich verstorbener Vater litt an Demenz. Die Gespräche zwischen Saša und Kristina spiegeln die zwischen mir und meinem Vater:
„“Wann kann ich nach Hause?“ „Du bist zu Hause, Oma.““ (Seite 173)
Schon aus diesem Grund sprach mich das Buch sehr an.
Die liebevollen, einfühlsamen Erinnerungen an seine Großmutter sind gleichzeitig eine Hommage an sie.
Besonders beeindruckend ist Stanišićs Sprache, unfassbar, dass jemand, der erst mit 14 Jahren die deutsche Sprache erlernte, ein solches Deutsch schreiben kann. Man merkt Stanišić seine Liebe zur Sprache und ihren Eigenheiten an, noch etwas, das mich als Sprachwissenschaftlerin sehr anspricht an dem Buch. Doch am besten von allem gefällt mir Stanišićs Humor, der sich durch das ganze Buch zieht, auch durch die ernsten Themen. Beides, der Umgang mit der Sprache sowie der Humor kommen in einem meiner Lieblingssätze zur Geltung:
„Auf meine Zähne sprach er mich im darauffolgenden Frühling an. Wir hatten bis dahin nie mehr als ein paar Sätze miteinander gewechselt, er muss die Apokalypse in meinem Mund irgendwie durch die Wangen entröngt haben.“ (Seite 176)
„Herkunft“ ist schließlich auch ein Buch über das Ankommen an einem Ort, der zum Zuhause wird. Man sollte die Herkunft nicht überbewerten, sie nicht „fetischisieren“, wie Stanišić es auf Seite 221 nennt, sie jedoch auch nicht vergessen. Bemerkenswert ist zudem noch der letzte Teil, der in Form eines Rollenspiels gestaltet ist.
Diese Lektüre war wirklich ein Vergnügen.
Ein Buch was mir persönlich sehr am Herzen liegt und von dem ich von Anfang an die Hoffnung hatte das es mir gefällt. Und genau so war es. Als jemand dessen Eltern und Großeltern ebenfalls aus Bosnien/ Serbien stammen und mit jungen Jahren nach Deutschland gingen kam mir das Buch wie eine persönliche Erzählung von Oma und Opa vor. So viele Parallelen und Erinnerungen die mir in den Sinn kommen von Geschichten die mir Oma, Opa und Papa erzählt haben. Papa der in einem kleinen Haus auf Gornja Kozica geboren wurde, Oma und Opa die irgendwann nach Novi Sad und dann nach Deutschland gingen..
Das Buch wird einen ganz besonderen Platz in meinem Bücherregal und Herzen haben. Ich mochte den Schreibstil sehr, die Erzählungen und das Ende war eine Überraschung und sehr erfrischend!
Ich schreibe diese Rezension nun parallel zu der von [b:Wie der Soldat das Grammofon repariert|2553299|Wie der Soldat das Grammofon repariert|Saša Stanišić|https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1347561977l/2553299._SY75_.jpg|2053079], das ich unmittelbar im Anschluss an [b:Herkunft|44429051|Herkunft|Saša Stanišić|https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1552569522l/44429051._SY75_.jpg|68990636] gelesen habe. Die beiden Werke weisen einige Gemeinsamkeiten auf und lassen sich daher für mich nur schwer ganz getrennt betrachten.
Herkunft ist Autobiographie und Fiktion zugleich. Es ist nie ganz sicher, ob sich die erzählten Dinge wirklich so abgespielt haben, oder ob Saša Stanišić sie erfunden hat. Das ist aber auch nicht wichtig. Wichtig ist das Thema "Herkunft" (nicht "Heimat", auch wenn ich selber oft dachte, dass das der Titel des Buches wäre). Saša Stanišić beschreibt Erlebnisse aus seiner Kindheit und frühen Jugend in Bosnien bis zur Flucht nach Deutschland, seine Ankunft und die weiteren Jahren dort, aber auch seine Rückkehr an die Orte seiner Kindheit nach dem Krieg. Es geht viel um Familiengeschichte, um das Dorf seiner Vorfahren, und um ein Land, das so nicht mehr existiert.
Herkunft ist ein Begriff, der politisch und gesellschaftlich oft negativ besetzt ist. "Geh doch dorthin zurück, wo du herkommst!" ist ein Satz, den vermutlich die meisten Menschen mit Migrationshintergrund schon einmal gehört haben (oft gefolgt von einem "Das wird man doch mal sagen dürfen.") Dass Saša Stanišić nun dieses Thema offensiv aufgreift und dafür auch noch den Deutschen Buchpreis erhält, mögen genau diese Menschen als Provokation betrachten (auch wenn sie wieder behaupten werden, dass Saša Stanišić, da er ja perfekt Deutsch spricht, "einer von uns ist" und das bei ihm natürlich etwas ganz anderes sei).
Ich habe den Deutschen Buchpreis in der Vergangenheit dafür kritisiert, dass er zu politisch sei und oft nicht gute Bücher ausgezeichnet werden, sondern solche, die ein gerade politisch brisantes Thema darstellen (siehe meine meine Rezension zu [b:Die Hauptstadt|35969335|Die Hauptstadt|Robert Menasse|https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1502284062l/35969335._SY75_.jpg|57532743].) Selbst wenn das politische diesmal bei der Auszeichnung wahrscheinlich wieder eine Rolle gespielt hat, wurde aber auch ein ausgezeichnetes Buch prämiert.
Saša Stanišić schreibt nämlich extrem gut, sein Humor ist unübertrefflich. Und ich habe immer größten Respekt davor, wenn jemand in einer anderen als seiner Muttersprache solche Sätze schreiben kann und mit Sprache spielt. Die Charaktere (allen voran die Großmutter) sind teilweise derart genial, dass sie eigentlich nur Fiktion sein können (was ich aber nicht glaube, vor allem da ich eben gerade [b:Wie der Soldat das Grammofon repariert|2553299|Wie der Soldat das Grammofon repariert|Saša Stanišić|https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1347561977l/2553299._SY75_.jpg|2053079] gelesen habe). Vergleicht man diese beiden Werke, ist auch interessant zu sehen, welche Teile aus dem (fiktiven) Leben des Autors sie enthalten bzw. welche nicht. Während beim Soldaten einiges über die Kriegsereignisse erzählt wird, blendet Herkunft diese praktisch völlig aus. Dafür erzählt Herkunft wiederum viel über die späteren Jahre in Deutschland, die im Soldaten kaum eine Rolle spielen.
Ich habe nun noch [b:Fallensteller|28287207|Fallensteller|Saša Stanišić|https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1450944562l/28287207._SY75_.jpg|65574638] daheim im Regal stehen (Vor dem Fest habe ich schon vor ein paar Jahren gelesen) und bin schon sehr gespannt darauf!
Ich konnte mich weder mit der Printausgabe (vielleicht versuche ich es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal) noch mit dem AudioBook anfreunden. Daher habe ich es auch abbrechen müssen. Es ergibt keinen Sinn, wenn ich mich durch ein Buch quälen muss.
Ich hab es einfach nicht geschafft, dass ich mit dem Erzählstil auf einen Nenner kam.
Vielleicht waren Buch (Print und Hörbuch) und ich einfach noch nicht bereit für einander.
Wieder ein Buch von Saša Stanišić das mir nicht ganz so gut gefallen hat.
Der Schreibstil an sich war leicht zu lesen, aber mich hat einfach die Geschichte an sich nicht so wirklich interessiert. Teilweise waren langatmige Stellen dabei.
Für mich hat es sich eher wie ein Tagebuch gelesen, das man seinen Verwandten vorlesen kann, die sich in den Geschichten wiederfinden können.
Ich tue mich immer schwer etwas zu schreiben, wenn mir das Buch nicht so gut gefallen hat.
„Herkunft“ von Sasa Stanisic
Darum geht es:
„Herkunft“ ist ein Buch über die Heimat von Sasa Stanisic; oder ein Buch über den ersten Zufall einer jeden Biographie, wo rein man geboren wird.
Um ehrlich zu sein war mir dieses Buch zu sprunghaft. Von einer Episode wird zur nächsten gesprungen.
Mir persönlich war es zu abgehakt, wenn ich gerade ins Thema eingefunden hatte, gab es ein neues oder ein altes, was wieder aufgegriffen wurde.
Ich fand seine Sicht auf Jugoslawien hingegen spannend und hätte mir gewünscht dass dieses Thema mehr beleuchtet wird.
Deswegen vergebe ich nur
3 von 5 Sterne