
aktuell, feministisch, fortschrittlich
Mit „Katja. Erzählungen über Frauen“ hat der @Aufbau-Verlag neben ihren bereits erschienenen Romanen nun frühere Texte aus den 1950ern Brigitte Reimanns veröffentlicht. Es sind mehrere Kurzgeschichten, die teils in Reimanns Gegenwart, teils historisch oder gar in der Antike spielen. Allen gemein ist eine in ihrer Zeit und Realität gefangene Protagonistin, die versucht der Probleme, die nur einer Frau begegnen können und konnten, Herr zu werden (die Ironie der Wortwahl passt wohl sehr gut). Wundervoll finde ich den im Anhang abgedruckten Text von Carsten Gansel, ein Literaturwissenschaftler, der sich eingängig mit der Autorin beschäftigt hat und der Leserin einen Einblick in Brigitte Reimanns Leben und Schaffen gibt. Das hat mir eine noch bessere Interpretation der Texte ermöglicht: Zum Beispiel die Selbstverständlichkeit mit der Reimann ihre Protagonistinnen, zu Frauen macht, die „an der Qualität ihrer Arbeit bemessen“ werden und die Frauen nicht „aufgrund ihrer Weiblichkeit in den Mittelpunkt“ rücken. Das ist mir zunächst nicht groß aufgefallen, führt mir jedoch vor Augen mit welchem Selbstverständnis ich von Gleichem ausgehe, jedoch sind diese Dinge, die auch 70 Jahre später keinesfalls gegeben sind und zu Reimanns Zeiten erst recht nicht. Schwangerschaftsabbruch, Hausfrauendasein nach einer Heirat, die Liebe in einer Dreiecksbeziehung sind nur ein paar der Themen, die Reimann in ihren Geschichten aufgreift. Man merkt, dass die Texte von Jahr zu Jahr eloquenter werden und sie sich an verschiedenen Textsorten erprobt, an ihren Aufgaben wächst. Mich bestärken die Kurzgeschichten nun zu einem Roman Reimanns zu greifen. Ich mag ihren Stil und noch viel mehr mag ich die Botschaft und ihre Art zu denken.