
Margaret Atwood schafft mit ihrem Roman „Der Report der Magd“ (Original: „The Handmade‘s Tale“) in der Übersetzung aus dem Englischen von Helga Pfetsch ein dystopisches Werk, was auf Grund der aktuellen Weltlage irgendwie dann doch an seiner Dystopie verliert. „Haben wir so gelebt damals? Aber wir haben gelebt, wie es üblich war. Alle tun das, meistens jedenfalls. Alles, was vor sich geht, ist wie üblich. Sogar dies jetzt ist wie üblich. Wir haben wie üblich gelebt, in dem wir ignorierten. Ignorieren ist nicht das gleiche wie Ignoranz, man muss etwas dazu tun.“ (Seite 80) Die Geschichte nimmt uns mit auf eine Reise in die Zukunft, welche wir hoffentlich nicht erleben müssen. Die Hauptprotagonistin des Romans erzählt ihre Geschichte als „Magd des Kommandanten“, sowie über ihr Leben vor der Zeit als Magd. Stilistisch werden wir von der Autorin in eine Art Tagebuch / Memoiren geführt, wodurch wir die guten und schlechten Seiten der Zeit für die lesende Person spürbar und nahbar wirkt. „Ich versuche, mich zu erinnern, was früher in diesen Läden verkauft wurde. Kosmetika? Schmuck? Die meisten Geschäfte, die Waren für Männer führen, sind nach wie vor geöffnet; nur die, die mit dem handelten, was sie als Eitelkeiten bezeichnen, sind geschlossen worden.“ (Seite 223) „Jeden Abend, wenn ich zu Bett gehe, denke ich: Morgen werde ich in meinem eigenen Haus aufwachen, und alles wird wieder so sein, wie es früher war. Auch heute Morgen ist es nicht passiert.“ (Seite 267) Margret Atwood schafft in ihrem Werk eine Zukunft zu malen, welche uns so ereilen könnte, wenn wir im hier und heute nicht unsere Kraft der Demokratie progressiv nutzen. „Man kann kein Omelett machen, ohne Eier zu zerschlagen, sagt er. Wir dachten, wir könnten es besser machen. Besser?, sage ich mit leiser Stimme. Wie kann er glauben, dass dies besser sei? Besser bedeutet nie, besser für alle, sagt er. Es bedeutet immer, schlechter für manche.“ (Seite 284) Eine klare Leseempfehlung um sich im heute schon mit dem Morgen auseinanderzusetzen. „Ich möchte gern ohne Scham sein. Ich möchte gern schamlos sein. Ich würde gern unwissend sein. Dann wüsste ich nicht, wie unwissend ich bin.“ (Seite 352)