Ironisch, anders und mit viel Potenzial – besonders das reduzierte Setting und der feine Alltagswitz haben mich überzeugt. Gegen Ende leider schwächer und thematisch nicht ganz stimmig.
„In einem Zug“ startet stark und ungewöhnlich: Der ironische, oft trocken-witzige Humor hat mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht – stellenweise sogar laut zum Lachen. Die Gespräche zwischen den beiden Fremden im Zugabteil wirken absichtlich überzeichnet, aber genau das verleiht dem Buch einen besonderen Charme. Das Setting – nur ein Raum, ein Gespräch, keine Szenenwechsel – fand ich besonders spannend. Es erinnert fast an ein Kammerspiel oder eine kleine Theaterszene. Diese Reduktion auf einen einzigen Ort bringt eine dichte, fast absurde Atmosphäre mit sich, die gut zu dem ironischen Ton passt. Gerade in Momenten wie dem Versuch des Protagonisten, dem Gespräch zu entkommen, entfaltet sich eine raffinierte Komik, die das Absurde des Alltags wunderbar einfängt. Trotzdem konnte mich das Buch nicht durchgehend überzeugen. Gegen Ende verliert der Dialog an Tiefe und Leichtigkeit – vieles wiederholt sich oder wirkt etwas gezwungen. Besonders die sexuellen Anspielungen empfand ich als unnötig und unpassend. Sie haben für mich nicht zur sonst feinsinnigen, ironischen Erzählweise gepasst und dem Buch leider einen Teil seines ursprünglichen Charmes genommen. Insgesamt ist „In einem Zug“ ein Buch mit einem originellen Konzept, einem gelungenen Einstieg und einem unterhaltsam-absurden Blick auf zwischenmenschliche Begegnungen. Für mich bleibt es jedoch ein kurzweiliges, aber nicht ganz rundes Leseerlebnis.