Ein wilder Ritt durch die Geschichte des 30-jährigen Krieges und die fiktive Lebensgeschichte des wohl bekanntesten, aber wohl auch selbst fiktiven Schelms der deutschen Geschichte. Kehlmanns Versions ist interessant aufgebaut und hat mich insgesamt gut unterhalten. Ich musste lachen, weinen, nachdenken und manchmal den Kopf schütteln. So was mag ich beim Lesen. Leider neigt der Autor manchmal zu etwas langen Sätzen, durch die sich mir an manchen Stellen der Kopf drehte. Auch waren die Zeitsprünge teilweise nicht schlüssig für mich, sodass ich den Faden verlor. Dennoch ein insgesamt gutes Buch, dem ich einen Platz auf meiner Liste der Lieblingsbücher einräume :)

Pure Verwirrung und historische Fantasie
Gerade dee Einstieg ist ein wenig holprig und schwer. Man weiß lange nicht genau, wo man gelandet ist. Am Anfang lernen wir Tyll kennen, aber im Laufe der Geschichte entwickelt er sich zu einer Randfigur. Tyll ist der sonst fehlende kleine rote Faden innerhalb der verschiedenen Geschichten zum dreißigjährigen Krieg. Historische Fakten werden mit Fantasie vermischt und man taucht in eine Art „vermagischte“ Version des Krieges ein. In der Zeit (in der Tyll Ulenspiegel, wenn er denn je gelebt hat, sicher nicht mehr lebt) glauben noch viele Menschen an Magie, haben Angst vor dem Teufel und verbrennen Hexen. Die Schrecken dieser Zeit werden klar portraitiert. Dabei handelt es sich aber weniger um Beschreibungen von Wunden oder Tod, sondern eher um den Hunger und die Gräueltaten die Menschen einander antun. Ich habe es lange nicht verstanden, aber am Ende war ich fast traurig, dass es schon vorbei ist.
Gut, aber für mich wenig fesselnd.
Im Buch geht es um Tyll und verschiedene Abschnitte in seinem Leben. Meist erzählt aus der Perspektive anderer und wie sie ihm begegnen. Zum Teil verwirrend und daher auch ohne roten Faden. Man merkt wie dumm Menschen sein können, wie unnötig kompliziert und grausam. Das Buch hat für mich zu wenig Spannung und führt am Ende auch nirgends hin. Die Zustände zur Zeit des 30 jährigen Krieges waren jedoch extrem gut beschrieben und man konnte sich die Zeit in dem das Ganze spielte sehr gut vorstellen.
Hat mich erschlagen so gut war es
Spannender Einblick in die Realität des Dreißigjährigen Krieges. Aber oft sehr wenig Tyll im Buch über "Tyll" ...
📚 Inhalt Tyll Ulenspiegel wird zu Beginn des 17. Jahrhunderts als Müllerssohn geboren. Sein Vater beschäftigt sich mit Magie und Wettererforschung und kommt schon bald mit der Kirche in Konflikt. Tyll beschliesst aus dem Dorf zu fliehen und die Tochter des Bäckers, Nele, begleitet ihn. Die beiden werden zu einem untrennbaren Duo und begegnen in dem vom 30 Jährigen Krieg geprägten Land vielen kleinen und grossen Leuten, die sie ein Stück durch deren Leben begleiten. Sie treffen den gelehrten und Schriftsteller Martin von Wolkenstein, der den Krieg kennen lernen möchte. Einen melancholischen Henker, den sprechenden Esel Origens, das im Exil lebende Königspaar von Böhmen, die durch ihre politischen Entscheidungen für den Ausbruch des Krieges verantwortlich sind, den Arzt Paul Fleming, der Gedichte auf Deutsch schreiben möchte, Gelehrte und Jesuiten. Tyll und Neles Leben werden wiederholt Gefahren ausgesetzt, aus denen sie sich immer irgendwie retten können, denn Tyll hat beschlossen, ewig zu leben. Sie erlangen auch einen gewissen Status, da Tyll sich als bekannter Gaukler im ganzen Land einen Namen gemacht hat. Obwohl sie Widrigkeiten ausgesetzt sind, halten Tyll und Nele zusammen und erleben ihre Abenteuer gemeinsam. 📖 Meinung Das Buch wurde mir von einer sehr guten Freundin empfohlen. Sie berichtete mit solch einer Leidenschaft davon, dass ich nicht anders konnte, als es mir anzusehen. Da das Buch auf bookbeat verfügbar war, habe ich es mir dort angehört. Und aktuell habe ich genügend Zeit, denn ich krankgeschrieben und kann nicht viel machen. Während des Kochens und Putzens liebe ich es einfach, Hörbücher zu hören und diese Geschichte hat mir wirklich gut gefallen. Durch die vielen Charaktere ist es wichtig, aufmerksam zu bleiben. Denn Nele und Tyll reisen viel herum und lernen die unterschiedlichsten Menschen kennen. Dadurch musste ich zwischendurch innehalten und für mich die Geschichte und Handlungen sortieren. Aber gerade durch die vielen unterschiedlichen Personen fühlt es sich an, wie viele Geschichten in einer, also Quasi Geschichten in der Geschichte. Und das hat das Buch so besonders gemacht. Denn jede einzelne Person, die ihren Auftritt hatte, verfolgte ihr eigenes Ziel oder ihre eigenen Ideen. Der Autor hat es geschafft, die Figuren jeweils näher zu bringen und fassbar zu machen und das finde ich sehr beeindruckend bei der schieren Masse an handelnden Personen. Aber der rote Faden ist immer da in Form von Tyll und Nele. Und gerade die zwei lockern die Handlung wiederholt auf durch Witz oder ihre trockene Art. Ich habe einige Male geschmunzelt über ihre Worte oder Handlungen und dies nimmt der eigentlich schweren und tragischen Geschichte in den wirren des 30 Jährigen Kriegs etwas die Schwere. Ich kann mir gut vorstellen, dass das Buch nicht für jeden etwas ist, denn es ist ein besonderer historischer Roman. Aber wenn man offen ist, dem Buch eine Chance zu geben, lohnt es sich wirklich. Übrigens hat sich meine Freundin sehr gefreut, dass ich die Geschichte auf ihre Empfehlung gelesen habe und das sie mir gefallen hat. Und das kann ich nur zu gut nachvollziehen.
Mehrere Geschichten, verknüpft über einen Narren, zur Zeit des 30 jährigen Krieges.
Tyll genießt die Narrenfreiheit und hält der höfischen Gesellschaft den Spiegel vors Gesicht. In mehreren Geschichten über wichtige Persönlichkeiten, während des 30 jährigen Krieges, erfährt man viel über das tägliche Leid und wird durch spöttische Dialoge amüsiert. Definitiv lesenswert ;)
Es hatte zwischendrin seine Längen, aber wie man es von Kehlmann erwarten kann, ist Tyll ein durchaus gelungenes Buch.
Ein tolles Buch. Kehlmann schreibt großartig: die Zeitsprünge und vor allem der Tod des Königs.. ich hatte das Buch sehr lange auf meinem Sub und habe es immer wieder aufgeschoben zu lesen, ich bin froh, dies nun endlich getan zu haben.
Mitreissende Erzählung mit vielschichtigen Charakteren
Kehlmann schafft es mit jedem Kapitel den Nebel um Tyll's Lebensgeschichte ein wenig mehr zu lichten. In jedem neuen Abschnitt findet man sich in einer Suppe voller Ungewissheit wieder, in der man sich zuerst zurechtfinden muss. Jedes Mal werden angedeutete Handlungen wieder aufgegriffen und weiterverarbeitet. Ein wirklich gelungenes Werk.
Well, that was something. Interesting premise, well written and in a way entertaining, even for me. But here I am giving this one 2 stars because this book did not click with me at all. I know for a fact that I wouldn’t have finished it without the audio book. But thanks to the audiobook I could still be reading while doing something else, without thinking I am wasting my time with a book that is not worth wasting time for. A lot of this book is interesting and I enjoyed the non-linear story that somehow got told in vignettes. The story does not follow a clear cut path and even sometimes, Tyll who is the protagonist, only plays a role in the back - until he becomes the center in great force. The alternative interpretation of the Thirty Years' War, that is very close to history, and the guest appearances by so many kings, queens, counts, earls, peasants and workers was interesting too. But at the same time, the story did not keep me very entertained. Not even in the slightest bit. I found myself very indifferent to the story and to Tyll, who at first had many characteristics I usually like, but soon became annoying. I have finished the story and I don’t know what the author wants me to keep from it - war bad, people turn into animals, they try to survive no matter what, me first, and all that jazz. Ok, and? I am suspecting I am not getting but that is okay. I only picked up Tyll because I have read the news many months ago that the creators of Dark (Baran bo Odar and Jantje Friese) will either adapt it or produce an adaptation, if it will move forward. I am eager to know how this TV Show or movie will play out - I am sure, Tyll is almost made for a great adaption. Maybe the subtext will be a bit clearer then.
Ein Meisterwerk. Unfassbar! Alleine die Stimmung, die dieses Buch in sich trägt. Ich bin begeistert! Das war mein erster, aber mit Sicherheit nicht mein letzter Kehlmann.
Der Tyll als Inbegriff der Anarchie- die totale Freiheit, keine Regeln, niemand herrscht über den Anderen. Nichtmal der Tod darf sich da einmischen "sterben ist keine Option" ( in der letzten Szene mit der "Winterkönigin" bin ich kurz an Kerouac's [b:On the Road: Die Urfassung|15762769|On the Road Die Urfassung|Jack Kerouac|https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1366302981l/15762769._SY75_.jpg|49169349] erinnert gewesen) . Schon tragisch dass der Tyllyfee ausgerechnet von einem mythologischen Bannspruch in seine Grenzen gezwungen wird, durch jemandem der die totale Herrschergewalt über Leben und Tod inne hat, obwohl sich der Tyll ja selbst als Todesbringer sieht. Man man man, da hat der Kehlmann mal ganz geschickt in die Trickkiste gegriffen. "Wie meine Kinder hießen? Weiß ich nicht mehr, sind halt tot." ..."Oh mein Sohn ist bereits 15! Hups, wie konnte das denn passieren, die Kids sterben doch eigentlich schon alle vorher. Jetzt müsste ich mich doch mal mit ihm beschäftigen." Solche Grauen der Zeit des frühen 17.Jahrhunderts und den Folgen den 30 jährigen Krieges sind unglaublich gut eingefangen. Der Hunger, die Trostlosigkeit, die Hoffnungslosigkeit. Die einfache Sprache aus der Sicht des (verstorbenen) arbeitenden Volkes. Durchaus geglückt. Die Absurdität des Aberglaubens- Angst vor der Kalten, den Drachen, den Hexen- und des Verkennens, dass der Mensch sein nächster Feind und Mörder ist, auf dem Hintergrund des 30 jährigen Krieges und der Willkür der Hexenprozesse. Gut eingefangen. Wer braucht schon den Tatzelwurm, wenn das Menschlein selbst sich hinrafft wie der Sturm. Und trotzdem-TROTZDEM, fand ich das Buch über weite Strecken unglaublich fad und einschläfernd. Eine kühle Distanz hat mich von Vorn bis Hinten begleitet. Da immer mal wieder der Vergleich zu Umberto Ecos Schelmenroman Baudolino herangezogen wird, ich diesen extra vorab gelesen habe, kann ich nur aus meiner subjektiven Meinung heraus sagen: Diese beiden Romane sind kaum miteinander zu vergleichen. Sie unterscheiden so drastisch in ihrem Stil und ihrer Stimmung. Baudolino war ein Highlight für mich. Evlt. bin ich gerade deshalb von Kehlmanns Tyll so dermaßen enttäuscht. Nu ja, wenn ne Enttäuschung 3 Sterne wert ist, scheint's ein gute gewesen zu sein
Wunderbarer tanzender Wahnsinn
„Tyll“ ist mein erstes Buch von Kehlmann und ich wusste nicht so recht, was mich erwarten würde. Ich rechnete mit einer Geschichte rund um den Narren Till Eulenspiegel, doch eigentlich ist dieser nur das Bindungsglied in den Irrungen und Wirrungen des Dreißigjährigen Krieges, in die der Autor seine Leser versetzt. Wir tänzeln – leichtfüßig wie Tyll und seine Begleiterin Nele – von Szene zu Szene und treffen sowohl geschichtlich relevante Personen als auch völlig erfundene Charaktere. Es ist schwierig, sich auf eine Situation einzulassen, denn kaum hat man sich ein wenig eingelebt, wechselt die Kulisse und wir suchen Ulenspiegel in einem anderen Wimmelbild. Ich bin mir nicht sicher, was ich von diesem Roman halten soll. Er wird oft verglichen mit dem „abenteuerlichen Simplicissimus“ und ich muss gestehen, dass ich ihn mindestens genauso zäh fand wie diesen. Er erinnerte mich auch an den „Hundertjährigen, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ – noch so ein Protagonist, der sich für den Nabel der Welt hält, durchs Leben fällt und unterwegs wichtigen Personen begegnet. Am sympathischsten in diesem Buch war mir Nele, die ihre Entscheidungen sehr bodenständig und emotionslos trifft und ihren eigenen, unabhängigen Weg geht. Sie eckt dabei jedoch bei weitem nicht so sehr an wie Tyll, der Menschen dazu bringt, das Schlechteste aus sich herauszuholen. Literarisch ist „Tyll“ sicherlich ein interessantes Werk, aber das Storytelling ist zu stark angelehnt an klassische Erzählweisen und wirkt auf mich etwas bemüht. Man sollte es vielleicht mal gelesen haben, aber ich würde es nicht als Geschenk unter den Weihnachtsbaum legen.
OK WOW!! Warum habe ich so lange nichts mehr von Kehlmann gelesen?! Definitiv ein weiteres Jahreshighlight! Ich liebe einfach seinen Schreibstil und wie er es scheinbar spielend leicht schafft, die Perspektive, Zeiten und Orte mitten im Satz zu wechseln, aber ohne, dass es verwirrend wäre. Genial, wie alles um Tyll kreist, ohne dass er eigentlich im Zentrum steht, nicht einmal die Reihenfolge der Ereignisse ist korrekt und doch entsteht ein sehr deutliches Bild. Das erste Kapitel, das ja wie alle Kapitel, mehr eine Art Kurzgeschichte ist, war vielleicht das beste erste Kapitel, das ich je gelesen habe. Nach 28 Seiten schon Tränen in den Augen, das muss man erstmal schaffen. Daniel Kehlmann kann ich sogar verzeihen, dass er sich jenseits der historischen Fakten bewegt.
„Könnte es wirklich sein, dass man einen Menschen gerade noch geliebt hat, aber nächsten Moment stirbt man vor Schreck, wenn dieser Mensch zurückkommt?“ Man hat das Gefühl, dass Daniel Kehlmann wirklich jeden Satz mit bedacht geschrieben hat. Ein verwirrendes, aber auch humorvolles Buch, auf das man sich einlassen muss.
Starke Eindrücke und Bilder
Das Buch versetzt in die damalige Zeit. Mit präzisen und schonungslosen Beschreibungen schafft es Kehlmann das Kopfkino ordentlich anzukurbeln. Jedoch bin ich irgendwie für Kehlmann nicht geeignet. Schon bei "die Vermessung der Welt" hatte ich Mühe der Geschichte zu folgen. Bei Tyll war das nochmals schwieriger. Die Zeitsprünge und Perspektivenwechsel waren teilweise zu heftig, sodass ich den roten Faden verlor.
Historische Romane zählen nicht gerade zu meinem Lieblingsgenre. Literarisch wertvolle Bücher sind mir dabei oft zu überladen mit all den aufwendigen Rechercheergebnissen der Autoren und verlieren dabei an Originalität. Weniger anspruchsvolle Bücher nehmen die historische Kulisse nur als Aufhänger für einen anderen Genreroman. Bei Tyll ist das alles irgendwie anders. Ein historischer Roman, der keineswegs Wert auf einen vollständigen Wahrheitsgehalt legt. Kehlmann verknüpft Phantasie (oder sogar Fantasy) mit realen Begebenheit und das so spielerisch, witzig und selbstverständlich, dass ich das Buch nahezu verschlungen habe. Es beginnt schon damit, dass er die eigentlich fiktive Gestalt des Till Eulenspiegels einfach mal ein paar hundert Jahre später seine Späße treiben lässt. Diesmal in einem vom Dreißigjährigen Krieg heruntergekommenen Deutschland mit seinen zersplitterten Herzogtümern und Königreichen. Der Roman verfolgt keine durchgängige Handlung, sondern besteht vielmehr aus Episoden, die aus den Blickwinkeln verschiedener Leute erzählt werden. Zu Beginn mit Kindheit und Jugendzeit des Müllersohns Tyll Uhlenspiegel noch chronologisch fortschreitend, springen die Episoden im Folgen dann zeitlich durcheinander. Dabei steht Tyll gar nicht immer Blickpunkt, sondern es kommen auch z.B das kurpfälzische Fürstenpaar Friedrich V. mit seiner englischen Gattin Elisabeth (die Enkelin der Maria Stuart), aber auch geschichtlich weniger bedeutsame Personen wie ein weiterer Gaukler, ein Henker, ein Arzt (der deutsche Gedichte schreiben will), eine Bäckerstochter sowie ein schlafender Drache und ein sprechender Esel (soviel zur Fantasy) in den Fokus. Kehlmann gelingt es dabei, einen grobe Abriss aller wichtigen Themen des frühen 17. Jahrhunderts unterzubringen, von Hunger, Armut, Pest über Politik, Kunst, Wissenschaft und vieles mehr. Ein Roman, der nicht den Anspruch hat, Geschichte zu lehren, sondern zu unterhalten und das Interesse an ein dunkles Kapitel unseres Landes zu wecken. Ein großartiges Buch, das meiner Ansicht nach zurecht auf der Shortlist des International Booker Prize steht.
Geniales Buch!
Bei dem Wort "historischer Roman" habe ich das Buch, trotzdem, dass es von Kehlmann ist, erstmal fallen lassen. Jetzt habe ich es aus Langeweile doch gelesen und frage mich wieso ich das nicht schon früher getan habe! Das ist kein trockener historischer Schinken, sondern ein saftiger, bis in die letzten Ritzen des Gehirn sickernder Roman. Absolut lesenswert.
Historische Romane zählen nicht gerade zu meinem Lieblingsgenre. Literarisch wertvolle Bücher sind mir dabei oft zu überladen mit all den aufwendigen Rechercheergebnissen der Autoren und verlieren dabei an Originalität. Weniger anspruchsvolle Bücher nehmen die historische Kulisse nur als Aufhänger für einen anderen Genreroman. Bei Tyll ist das alles irgendwie anders. Ein historischer Roman, der keineswegs Wert auf einen vollständigen Wahrheitsgehalt legt. Kehlmann verknüpft Phantasie (oder sogar Fantasy) mit realen Begebenheit und das so spielerisch, witzig und selbstverständlich, dass ich das Buch nahezu verschlungen habe. Es beginnt schon damit, dass er die eigentlich fiktive Gestalt des Till Eulenspiegels einfach mal ein paar hundert Jahre später seine Späße treiben lässt. Diesmal in einem vom Dreißigjährigen Krieg heruntergekommenen Deutschland mit seinen zersplitterten Herzogtümern und Königreichen. Der Roman verfolgt keine durchgängige Handlung, sondern besteht vielmehr aus Episoden, die aus den Blickwinkeln verschiedener Leute erzählt werden. Zu Beginn mit Kindheit und Jugendzeit des Müllersohns Tyll Uhlenspiegel noch chronologisch fortschreitend, springen die Episoden im Folgen dann zeitlich durcheinander. Dabei steht Tyll gar nicht immer Blickpunkt, sondern es kommen auch z.B das kurpfälzische Fürstenpaar Friedrich V. mit seiner englischen Gattin Elisabeth (die Enkelin der Maria Stuart), aber auch geschichtlich weniger bedeutsame Personen wie ein weiterer Gaukler, ein Henker, ein Arzt (der deutsche Gedichte schreiben will), eine Bäckerstochter sowie ein schlafender Drache und ein sprechender Esel (soviel zur Fantasy) in den Fokus. Kehlmann gelingt es dabei, einen grobe Abriss aller wichtigen Themen des frühen 17. Jahrhunderts unterzubringen, von Hunger, Armut, Pest über Politik, Kunst, Wissenschaft und vieles mehr. Ein Roman, der nicht den Anspruch hat, Geschichte zu lehren, sondern zu unterhalten und das Interesse an ein dunkles Kapitel unseres Landes zu wecken. Ein großartiges Buch, das meiner Ansicht nach zurecht auf der Shortlist des International Booker Prize steht.
Leider für mich langweilig und teilweise auhc langatmig
Ich habe nicht gut in das Buch rein gefunden. Mir war die Geschichte zu verworren, für mich war keine klare Zeitabfolge und kein klares Geschehen zu erkennen. Vielleicht ist das Buch auch besser für Leute geeignet, welche sich mit dem 30 jährigen Krieg auskennen. Ich kenne mich damit gar nicht aus und konnte so viele Zusammenhänge auch nicht verstehen. Zudem waren für mich manche sprachlichen mittel, wie teilweise die vielen Wiederholungen auf manchen Seiten, nicht nachvollziehbar und haben mich eher gestört beim lesen. Des Weiteren war mir die Geschichte zu uneindeutig, diese vielen Zeitsprünge haben für mich kein erkennbares Muster gehabt und mich immer wieder aus dem Lesefluss geholt. Ich war leider gelangweilt von dem Buch und es hat mir auch keine Freude bereitet. Doch muss ich auch zugeben, dass ich einzelne Szenen wirklich gut fand. Ein Beispiel hierfür war die Szene mit dem Zirkus, die hat mir doch wirklich gut gefallen, aber um das Buch für mich interessanter zu machen, war sie einfach zu kurz leider.
„Tyll“ Daniel Kehlmann Mit „Tyll“ ist Daniel Kehlmann ein außergewöhnliches Buch gelungen. Seine (Neu)Interpretation der bekannten Figur des Till Eulenspiegels, hier Tyll Ulenspiegel genannt, besticht durch eine ehrliche und teils schonungslose Beschreibung des Europas während dem dreißigjährigen Krieg. Freiheiten hat sich der Autor nur bei einigen Charakter genommen. Die einzelnen Kapitel, welche nicht chronologisch gereiht sind, bestechen durch eine herrliche Sprache und durch eine gute, wohl dosierte und manchmal herrlich bissige Brise Humor. Neben all den Späßen und Gaukeleien sind es vor Allem die ernsteren Momente, in denen die Figur, und damit auch das Buch, zu Höchstform aufläuft und man als Leser mit einem Gefühl von Trauer und Freude zugleich in die Realität zurückgeworfen wird, wenn ein Kapitel endet. Hier sei vor Allem Tylls Reise mit dem Winterkönig Friedrich V genannt, welches auch mein persönliches Highlight des Buches ist. Wirklich toll finde ich die Tatsache, dass die Figur des Tyll nie als Hauptcharakter hervorsticht. Selbst wenn es in einem Kapitel eigentlich um seine Kindheit geht, liegt das Hauptaugenmerk hier auf seinem Vater, einem Müller mit zu damaligen Zeiten eigenwilligen und gefährlichen Interessen. Auch im späteren Verlauf hält sich die Figur eher im Hintergrund und kommt mal mehr mal weniger zum Vorschein. Als Hofnarr, als Freund, als Schüler oder auch als Berater greift er mit seiner scheinbar nie enden wollenden Fröhlichkeit oder auch Hoffnung ins Geschehen ein und bestimmt so das Schicksal Vieler mit. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass mir dieses Buch so sehr zusagen wird. Gerne würde ich noch mehr von Tyll lesen.
Die Geschichte des Tyll Ulenspiegel hat mich gleich nach den ersten paar Seiten in ihren Bann gezogen. Erzählt in mal mehr oder weniger kurzen Episoden wird aus dem Leben des "Tyll" berichtet welches sich zu großen Teilen während des Dreißigjährigen Krieges abspielt. Ein historischer Roman der Wahrheit und Fiktion verknüpft, mit so etwas bin ich sehr schnell in dem Modus, dass ich unbedingt wissen muss wie sich die Geschichte entwickelt. Kehlmanns Schreibstil lässt die historischen Figuren um den "Winterkönig", Elizabeth Stuart und wie sie alle heißen mögen, sehr lebendig werden. Und auch wenn die Episoden alle sehr packend geschrieben und spannend zu lesen waren, so blieb mir der "Tyll" am Ende doch irgendwie fremd.Ich glaube man sollte vielleicht nicht mit der Erwartung an den Roman herangehen, dass man eine am Stück erzählte chronologische Lebensgeschichte des "Tyll" serviert bekommt. Ein roter Faden, ein "Plot", der fehlt im Buch und größtenteils wird "Tylls" Leben durch die Handlungen, Erzählungen und Beschreibungen der anderen Figuren im Buch geprägt. Auch wenn ich die Herangehensweise deshalb recht originell fand und sie mir gefallen hat, blieb am Ende einfach der Beigeschmack nicht genug oder alles über die eigentliche Hauptfigur des Romanes erfahren zu haben.
Zunächst einmal, es hat mich schon gut unterhalten. Ich kam sehr gut voran und gerade auch die Figur des "Tyll" hat mir sehr viel Spaß gemacht. Leider gerät er immer wieder in den Hintergrund und er wirkt nicht mehr wie die Hauptfigur. Des Weiteren fehlte mir etwas der Zusammenhang... Mir war die Geschichte zu Episodenhaft erzählt. Mag sein dass dies Absicht ist, aber mir persönlich hat das eben nicht so gut gefallen. Eigentlich geht es viel mehr um den Dreißigjährigen Krieg und z.B. Elisabeth Stuart, Ehefrau von Friedrich V. von der Pfalz, der einen Winter lang König von Böhmen gewesen war. Das ist zwar alles durchaus interessant, hat aber eben nur wenig mit Tyll zu tun. Eigentlich scheint es fast so, das diese Figur nur als Mittel zum Zweck dient, aber Kehlmann sich mit ihm gar nicht lange aufhalten möchte... Im Grunde würde eben dann der große Aufhänger Till Eulenspiegel fehlen, ansonsten würde die ganze Handlung auch großartig ohne ihn auskommen... Hm kein richtiger Flop, weil das Buch mich schon auch unterhalten hat. Auch die Sprache gefiel mir. Außerdem kam für mich schon sehr gut raus, das der Krieg und die ganze Sinnlosigkeit hinter den vielen Toten dem Adel schlichtweg egal war. Es ging um Macht und die musste auf Teufel kom raus bewahrt werden. Tyll ist ja an sich auch als Figur in den Geschichten die man über ihn kennt, als jemand angelehnt, der Menschen einen eher unangenehmen Spiegel vor hält. Sie erkennen aber oft gar nicht, was sie da sehen, außer bei anderen. Ich wurde gut unterhalten, denke aber nicht, das der Roman mir lange im Gedächtnis bleiben wird.
Ein dickes Buch, das sich aber dank der Struktur, der süffigen Sprache, der zugrundeliegenden Geschichte (im 30-jährigen Krieg) sehr leicht und spannend liest. Etwa acht Kapitel unterschiedlicher Länge, nicht chronologisch angeordnet. Es sind Erzählungen, die auch für sich stehen könnten: Tyll verliert seine Familie wegen eines Hexerprozesses, Tyll veräppelt ein Dorf, Tyll begleitet den Winterkönig und die Winterkönigin, Tyll wird verschüttet und will nicht sterben, etc. Äusserst gelungen eingefangen war für mich das Magische der damaligen Zeit, einerseits der Aberglaube des einfachen Volkes, anderseits der nicht minder unwissenschaftliche katholische Hexen-/Drachenglaube der Elite (der böse Jesuit Kirchner bleibt in Erinnerung). Es ist ein Buch, das Sinn ergibt, in dem man etwas erfährt, über die Zeit und die Menschen. In seiner Eindeutigkeit (vieles wird wiederholt, angenehm zusammengefasst) aber teils fast etwas plump wirkt. Liesse sich sehr gut als Serie verfilmen. Regt - mit Ausnahmen - nicht zum vertieften Nachdenken an. Den Bezug zum Heute gibt es nicht (oder habe ich nicht gefunden). Schlimm ist all das aber nicht.
Deutschland im 30-jährigen Krieg: Abgebrannte Wälder, Schlachtfelder voller Leichen, harte Winter, Chaos und Zerstörung wohin man sieht. Inmitten dieser Apokalypse platziert Daniel Kehlmann den Tänzer, den Akrobaten, den Geschichtenerzähler und Hofnarren Tyll Ulenspiegel – ungefähr drei Jahrhunderte später als er üblicherweise verortet wird. Tyll muss in seinem Heimatdorf die Hinrichtung seines Vaters als Hexer miterleben und flieht aufgrund dessen mit seiner Freundin Nele durch den unheimlichen Wald in die noch unbekannte Welt. Wir verfolgen jedoch mitnichten stringent die Biografie dieses Lebenskünstlers. Vielmehr begleiten wir episodenhaft verschiedene Protagonisten – Monarchen, Bauern, Soldaten, Gelehrte – bei ihren Wirrungen durch diese heillos aus den Fugen geratene Welt. Die Figur Tyll blitzt zwischendurch auf, nur um der Gesellschaft und dem Leser eine Nase zu drehen und die Zunge herauszustrecken. Dem Text sitzt dabei ständig der Schalk im Nacken, er kommt leichtfüßig und mit zynischem Humor daher, sodass es sich beinahe wie eine Parodie gebärdet. Der Autor baut dabei eine grandiose Atmosphäre auf, die für mich die Eigenheiten jener Zeit und Gesellschaft meisterhaft porträtiert. Um ein bisschen Recherche kommt man nicht umhin, wenn das Wissen über den 30-jährigen Krieg so dünn gesät ist wie bei mir – aber es zahlt sich aus, um die Kniffe und das Augenzwinkern im Buch besser erkennen zu können. Bei mir überraschte Begeisterung, die sich auch nach einiger Zeit nach Beenden noch trägt. Ein Plädoyer für die Kunst, gerade in düsteren Zeiten und ein Manifest der Fantasie und Kreativität.
Der Roman führt in die düstere Epoche des 30- jährigen Krieges im 17. Jahrhundert. Auf verschlungenen Pfaden treten verschiedene Protagonisten dieser Zeit in Erscheinung und hinterlassen in zum Teil wilden Zeitsprüngen Puzzleteile der Ereignisse aus ihrer jeweiligen Perspektive. Verbindendes Element bildet die Figur des Tyll Ulenspiegels, der allen den Spiegel vorhält. So gibt es zwischen all der Finsternis auch immer mal wieder einen Grund zum Lachen. Gutes Buch, aber aufgrund der "Puzzlearbeit" nicht leicht zu lesen. Kenntnisse über den historischen Zusammenhang von Vorteil.
Schönes Buch! Ehrlich, witzig und dennoch eiskalter Krieg. Wer geschichtliche mag, wird Tyll lieben! Kann ich nur empfehlen!
Schöner Schreibstil. Manchmal schwer in den Sprüngen der Geschichte zurechtzufinden. Man gewöhnt sich aber daran. Wer geschichtliche Romane mag, wird diesen ebenso lieben. Ich hab das Buch sehr genossen. Mal sehr spannend, mal eher entspannend :) Eine ehrliche Erzählung über die kriegszustände und die Religion während des 30-Jährigen Krieges. Die Sicht der einfachen Leute hat mir hier am besten gefallen. Kein Geschwafel sondern schöne Unterhaltungen zwischen einfach Leuten, Bauern, und Narren.
Daniel Kehlmanns Vermessung der Welt hat mir schon außerordentlich gut gefallen. Kehlmann versteht es sich historische Persönlichkeiten herauszupicken und vor den Augen des Lesers deren Leben wiederauferstehen zu lassen. Dabei lässt er sich künstlerische Freiheiten, wie hier in Tyll versetzt er den Protagonisten in eine andere Zeit, die Zeit des dreißigjährigen Krieges. Kehlmanns Recherchearbeit ist bewundernswert, das Leben damals wird authentisch dargestellt, Aberglaube, Hexenglaube, als auch die unfassbare Grausamkeit dieses Krieges. Ich bin geschichtlich sehr interessiert, habe den dreißigjährigen Krieg jedoch nur noch vage aus dem Schulunterricht in Erinnerung. Da war was mit Religionskrieg und Prager Fenstersturz. Nach kurzer Recherche ist mir wieder bewusst geworden, wie fürchterlich dieser Krieg gewesen muss, selbst im Verhältnis zu anderen Kriegen. Ganze Dörfer und Landstriche die verwüstet wurden, in denen die Bevölkerung über ein Jahrhundert gebraucht hat um sich wieder zu erholen. Einige Forscher gehen davon aus, dass sich die Erlebnisse dieses Krieges in der Psyche der überlebenden Menschen und auch deren Nachfahren festgesetzt haben und teilweise bis heute noch nachwirken. Dass traumatische Erlebnisse die Genetik beeinflussen, wissen wir heute schließlich. Kehlmann schafft es dem Leser diese Gräuel zu verdeutlichen, ohne jemals explizit Gewalt zu beschreiben. Das ist auch eine Kunst, wenn man bedenkt wie großzügig und reichlich heute in vielen Büchern mit Blut und Gedärmen um sich gespritzt wird. Die Figur Tyll begleitet uns dabei durch diesen Krieg und lässt uns die verschiedenen Seiten sehen. Er und viele andere Personen sind es auch die einige wirklich interessante, philosophische Gedanken aufwerfen. Kehlmann erzählt nie platt, sondern immer humorvoll. Ich musste an vielen Stellen schmunzeln obwohl die Tragik kurz hinterfolgt. Ich lese auch gerne ab und zu einen mittelmäßigen, einfachen historischen Roman, aber Daniel Kehlmann hebt dieses Genre meiner Meinung nach auch auf ein ganz eigenes Level.
Mir scheint, Herr Kehlmann hatte Lust, ein Märchen zu schreiben – und das ist ihm mehr als gelungen. Tyll ist wirklich märchenhaft, im eigentlichen wie im übertragenen Sinne. Es ist alles da, was es braucht: die Prinzessin, die bald zur Königin wird, die Hexen, die Magie der Inszenierung. Kehlmann schafft liebenswürdige Figuren, auch wenn man das nach der Ouvertüre gar nicht recht glauben mag. Aber wenn man nur ein wenig weiterliest, versteht man einiges, was einem am Anfang noch fragwürdig schien. Allerdings gibt es auch zwei Stellen, wo der Autor auf Kosten seiner Figuren scheinbar eine Pointe dreschen will: Zum einen, da der Knecht sich in der Mühle schlafen legt, obwohl er einen Auftrag hat, mehr aber noch, als Claus sich laben darf und ihn sein Mahl und das Rätsel um einen Haufen Korn so viel mehr kümmern als alles, was sonst noch dringlich anstünde. Das ist in dem Moment witzig, aber eigentlich unglaubwürdig dumpf und effekthaschend. Das hat Kehlmann eigentlich gar nicht nötig; die Charaktere sind allesamt stark und mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit geformt. Wenn Tyll von einem Meister gelernt hat, die Stimmung seines Publikums in diese oder jene Richtung zu drängen, dann sicherlich von Kehlmann selbst. So prescht und posaunt der Roman … das Märchen … immer weiter auf seinen Höhepunkt zu, und irgendwann starre ich tatsächlich schluchzend und ungläubig auf die Zeilen, lasse fassungslos revue passieren, was Kehlmann gerade hat geschehen lassen. Da fällt es mir auch nicht so schwer, mich durch das vorletzte Kapitel "Im Schacht" zu [i]arbeiten[/i], dessen Sinn und Aussage sich mir nicht so recht erschließen will. Vielleicht ergibt sich das bei einem Re-Read, der diesem Buch bestimmt zugestanden wird. Vor allem ist das Finale schließlich so sanft und schön, dass man dahingeschmolzen zurück bleibt und so viel mehr noch hätte lesen wollen, von Königin und Gaukler, vom Auf und vom Ab, vom Unbill und Grauen, von der Last und der Magie im Dreißigjährigen Krieg.
Sehr schön geschrieben, spannend auch wie sich die Kapitel und Figuren am Ende zusammensetzen aber leider reißen genau die krassen Schnitte zwischen den Kapiteln einen sehr aus dem Lesefluss, das einzige Manko. Bemerkenswert ist auch, wie facettenreich man in die Welt des 30-jährigen Krieges versetzt wird.
Mich reizte am Buch die Figur Tyll Ulenspiegel sowie die Thematik des Dreißigjährigen Krieges. Letzterer ist der große Rahmen, der rote Faden des gesamten Buches. Geschickt bedient sich Daniel Kehlmann der Figur Tyll Ulenspiegel, die als Gaukler das ganze Land bereist, sogar darüber hinaus kommt und so auch die Möglichkeit hat mit den Armen, den Bauern, den Bürgerlichen, Königen wie auch dem Kaiser in Kontakt zu treten. Spiel, Spass und Narretei für Groß und Klein, Dick und Dünn, Alt und Jung. So lernt der Leser Tyll als Jungen kennen, seine Familie und die Umstände für seine Flucht. Gemeinsam mit Nele kämpft er sich durch und lernt bei Gaukler Pirmin die ersten Schritte und Notwendigkeiten, um sein Leben als Narr bestreiten zu können. Neben Hungersnöten, Aberglaube und Hexenverbrennungen ist es immer wieder der harte, lange Krieg, der die Menschen verschwinden lässt und Gewalt zur Tagesordnung macht. Ausgelöst durch die Leichtsinnigkeit des Friedrich V., der unbedingt Friedrich I. werden wollte, nach der Krone griff und dabei letztendlich auch sein Kurfürstentum für immer verlor. Der Winterkönig und seine Frau Elisabeth Stuart sind immer wieder im Vordergrund der Geschichte. Doch, wenn es spannend und interessant wurde, gab es immer wieder Sprünge zu Dichtern, Gelehrten, der Auseinandersetzung zur deutschen Schriftsprache und Jesuiten als Drachenfängern unvm. Dieses ständige Hin und Her, die nicht chronologische Erzählweise und die vielen Themen, die dabei nur oberflächlich gestreift wurden, stoppten nicht nur meinen Hörfluss, sondern auch mein Interesse und meine Freude am Buch. Wenn man wie ich, was dieses Zeitalter und die historischen Persönlichkeiten angeht, im Vorfeld nicht ausreichend Kenntnisse hat, kann man sich nicht so richtig in die Geschichte fallen lassen. Erst durch nachträgliche, eigene Recherche habe ich manche Andeutungen und Anspielungen Kehlmanns verstanden. Sprachlich ist das Buch ein reiner Genuss. Der Autor versteht es seine Erzählung mit Humor, Sarkasmus, Tragik und auch vielen Gewaltbeschreibungen zu spicken, die, verbunden mit der Idee und der nicht chronologischen Erzählweise ein Plot-Kunstwerk darstellt, an das ich mich aber leider nicht so richtig gewöhnen konnte. Der Plot ist keinesfalls trivial. Zum Hörbuch: Der Sprecher Ulrich Noethen ist in Tyll eine Top-Besetzung! Ich habe ihm sehr gerne zugehört. Leider erschwert das Medium -Hörbuch- das Verfolgen der Geschichte, da man speziell bei BookBeat (nach so langer Zeit immer noch) keine Lesezeichen setzten kann. Im gedruckten Buch ist Markieren und das Zurückblättern möglich, was bei Hörbüchern auch wegfällt. Fazit: Ein Buch, das intelligent gedacht und ausgeführt wurde, dessen Umsetzung mir speziell jedoch nicht so lag. Viele Personen, viele Themen, von allem etwas und von nichts tief genug. Dem Hörbuch ist das Print vorzuziehen, wenn man historisch nicht so versiert ist, einige Hörpausen machen muss und mit nicht chronologischem Aufbau nicht so gut zurecht kommt.
Nicht so meins. Der 30jährige Krieg gehört nicht gerade zu den Epochen, mit denen ich mich auskenne, das habe ich beim Lesen deutlich gemerkt. Vieles aus der Geschichte wäre verständlicher, wenn Kehlmann dem Leser wenigstens ein paar Hintergrundinfos mitgegeben hätte. Und dafür, dass das Buch "Tyll" heißt, geht es eigentlich recht wenig um diese Figur ... Stattdessen springt der Autor kreuz und quer zu verschiedenen anderen Personen, auch mal in der Zeit vor und zurück, was es nicht unbedingt leichter macht, wenn man beim Lesen zwischendurch so wie ich eine längere Pause gemacht hat. Fazit: Kehlmann und ich - wir werden wohl in diesem Leben trotz seines tollen Sprachstils keine Freunde mehr.
Gefüllt mit Witz und Gefühl. Wie eine lange Reise, deren Ziel auch am Ende nicht ganz klar war. Trotz und wegen allem schön.
In der Anfangszeit des Dreißigjährigen Krieges wächst der junge Tyll Ulenspiegel als Sohn eines Müllers auf. Er übt das Laufen auf dem Seil und das Jonglieren, denn er will etwas Besonderes können. Als der Vater der Hexerei beschuldigt und zum Tode verurteilt wird, flüchtet das Kind Tyll mit der Bäckerstochter Nele und schließt sich einem fahrenden Spielmann an. Er soll ein berühmter Schausteller werden und sein Leben wird parallel zum Dreißigjährigen Krieg verlaufen. Ich muss gestehen, dass ich schon etwas skeptisch war, ob man eine mittelalterliche Sagengestalt einfach ins 17. Jahrhundert verfrachten kann. Was soll ich sagen – es funktioniert nicht nur, es ist auch noch eine blendende Idee. Während wir Tyll durch seine verschiedenen Lebensphasen begleiten, spielt sich das Drama des Dreißigjährigen Krieges um ihn herum ab und entsteht ein buntes Panorama dieser Zeit. Im Verlauf des Romans gerät Tyll in den Dienst der „Winterkönigin“ Elizabeth Stuart, der Tochter von James VI. von Schottland (bzw. James I. von England) und Enkelin von Maria Stuart, die mit ihrem Mann Friedrich V. von der Pfalz für kurze Zeit den böhmischen Thron innehatte, was wiederum einer der Auslöser des Dreißigjährigen Krieges war. Elizabeth wird nun über weite Strecken zur eigentlichen Hauptperson des Romans, Kehlmann zeichnet sie als intelligente, faszinierende Persönlichkeit, ihrem Ehemann hoffnungslos überlegen und Anhängerin des von Shakespeare geprägten englischen Theaters (Kehlmann lässt den Barden auch kurz auftreten). Das macht Lust auf weitere Lektüre, die sich mit dieser historischen Persönlichkeit befasst. Auch stilistisch weiß Kehlmann zu überzeugen, das Buch liest sich mit seiner gefälligen Sprache flott und angenehm. Mein Wissen über den Dreißigjährigen Krieg ist eher spärlich, so habe ich einiges bei der Lektüre gelernt. Sehr interessant fand ich auch das Auftreten des Gelehrten Athanasius Kircher, der glaubte, die ägyptischen Hieroglyphen entziffert zu haben. Auch über ihn möchte ich nun gern mehr erfahren. Daniel Kehlmanns historischer Roman ist rundum gelungen, er macht Spaß auf hohem Niveau und steht zu Recht auf der Shortlist für den Booker International Prize steht.
Düster, brutal aber auch schelmisch humorvoll
𝕂𝕝𝕒𝕡𝕡𝕖𝕟𝕥𝕖𝕩𝕥 Sprachgewaltig, modern, mitreißend: Der Spiegelbestseller über eine legendäre historische Figur und eine aus den Fugen geratene Welt vom international gefeierten Daniel Kehlmann. Tyll Ulenspiegel - Vagant, Schausteller und Provokateur - wird zu Beginn des 17. Jahrhunderts als Müllerssohn geboren. Sein Vater, ein Magier und Welterforscher, gerät mit der Kirche in Konflikt. Tyll muss fliehen, die Bäckerstochter Nele begleitet ihn. Auf seinen Wegen durch das von den Religionskriegen verheerte Land begegnen sie vielen kleinen Leuten und einigen der sogenannten Großen. Ihre Schicksale verbinden sich zu einem Zeitgewebe, zum Epos vom Dreißigjährigen Krieg. Und mittendrin Tyll, jener rätselhafte Gaukler, der eines Tages beschlossen hat, niemals zu sterben. ••••••••••••••••••••••••••• 𝚁𝚎𝚣𝚎𝚗𝚜𝚒𝚘𝚗 Zuerst war ich unsicher, ob ich der Geschichte gut folgen kann, da mein geschichtlicher Hintergrund über den dreißigjährigen Krieg doch recht schmal ausfällt. Aber vollkommen unbegründet, da Kehlmann einem mit so einer Leichtigkeit durch die Geschichte führt, dass ich begeistert war. Eins ist klar und das sollte jedem, der nach diesem Buch greift, bewusst sein. Die Geschichte ist extrem komplex und ich habe während dem Lesen Dinge nachschlagen müssen um folgen zu können. Letztlich führte es bei mir dazu, dass ich großes Interesse daran bekam, Dinge nachzuschlagen und nachzuforschen und es rasch durch hatte. Leider zu schnell, weil nachdem ich fertig war habe ich erst viele Sachen verstanden und habe viele Zweideutigkeiten nicht bemerkt. Die einzelnen Kapitels basieren auf historischen und teilweise auf fiktive Begebenheiten. Auch die Protagonisten ist teils real und teils erfunden. Im Großen und Ganzen hat es mir sehr gut gefallen. Düster, brutal und doch auch humorvoll an den richtigen Stellen. Ein faszinierendes Buch das mich noch lange beschäftigen wird. Da es aber ein sehr komplexen Thema ist und die Spannung ab der Hälfte leider drastisch abgenommen hat vergebe ich 4/5 ⭐️. ••••••••••••••••••••••••••• Kennt ihr das Buch? Und interessiert ihr euch an so einem Genre? Ich habe das Buch im Mai gelesen und wollte euch die Rezension nicht vorenthalten. Bin gespannt was ihr dazu sagt 🥰
Ein ganz wunderbares Buch. Intelligent, außergewöhnlich, sprachlich ein Genuss. Wundervoll vertont von Ulrich Noethen, der mir mit seinen verschiedenen Stimmen die Geschichte so lebendig gemacht hat. Der 30-jährige Krieg war mir sehr fremd, ich habe sehr viel Neues erfahren.
Was für ein Hörbuch. Sprachlich herausragend und großartig mit dem nötigen leicht ironischen Unterton gelesen von Ulrich Noethen. Ich bezweifle allerdings, dass ich das Buch beim Lesen ebenso genossen hätte. Teilweise fantastisch, düster, nachdenklich, zynisch und auch witzig erzählt Kehlmann hier in mehreren Episoden vom 30jährigen Krieg, verknüpft durch Tyll, der immer auftaucht und gebeten oder ungebeten Ratschläge erteilt, beisteht und zerstört, eben den Spiegel vorhält. Dabei ist er eigentlich nur eine Randfigur, was ich schade finde. Ich hätte gerne mehr von ihm gelesen. Man hätte das Buch beispielsweise auch "Die Winterkönigin" nennen können. Teilweise hat die Erzählung mich genervt, auch gelangweilt, dann wieder fasziniert und regelrecht gefangen genommen. Es war manchmal ein bisschen ein Kleinkrieg zwischen uns (passend zum Thema) und dann wieder echte "Lese-Liebe" für Kehlmanns Text, seine Worte. Das schafft nicht jeder. Ich habe mich manchmal gefragt, was er denn jetzt schon wieder andeuten möchte oder von mir will. Das Buch hat mich ständig zum Nachdenken angeregt, auch oder gerade weil ich das nicht immer wollte. Habe ich alles verstanden? Ich denke nicht. Mag ich es? Ich bin nicht sicher. Würde ich mich trotzdem irgendwann noch einmal darauf einlassen? Ja!