Herzerwärmend, aber ein wenig oberflächlich
Mein Verhältnis zur Literatur aus Japan ist ja irgendwie zwiegespalten – einerseits finde ich die Geschichten oft total schön zu lesen und wirklich herzerwärmend, andererseits sind sie mir oft ein wenig zu oberflächlich. Ich habe es jetzt wieder einmal mit einem Hörbuch probiert, aber auch hier ging es mir ähnlich: Die der Geschichte zugrundeliegende Idee, dass man sich am Ende des Lebens einen Film aus seinen Erinnerungsfotos zusammenstellen kann und die Möglichkeit hat an einen Tag zurückzureisen, um neue Fotos aus einer andern Perspektive zu machen, fand ich sehr schön und wurde auch toll umgesetzt. Wir begleiten drei Personen bei diesem Vorhaben – die 92-jährige Hatsue, ehemals Kindergartenpädagogin im Tokio der Nachkriegszeit, ein ermordetes Yakuza-Mitglied und Mitsuru, ein junges Mädchen, das eine zweite Chance bekommt. Herr Hirasaka, der Inhaber des Fotostudios, begleitet seine Gäste auf ihren einzigartigen Reisen zurück in die eigene Vergangenheit und zeigt ihnen Aspekte ihres Lebens, die ihnen davor nicht so bewusst gewesen sind. Die Entwicklung der einzelnen Charaktere bleibt dabei sehr subtil, erst am Ende fügen sich die drei Schicksale zu einem großen Ganzen und senden damit auch eine klare Botschaft an die Leser:innen.