Hannahs Vergangenheit ist gezeichnet: Ihre einst große Liebe Ben entwickelte sich zu ihrem größten Albtraum. In einer schicksalhaften Nacht veränderte sich alles - und Hannah musste ihre Heimat verlassen, um je wieder glücklich sein zu können.
Doch auch im neuen Zuhause läuft zunächst alles schief. Hannah fühlt sich weder wohl in der Kleinstadt, noch findet sie Anschluss. Dabei ist es nicht besonders hilfreich, dass nur sie den Schatten eines Menschen vor ihrem Haus sehen kann. Der Junge namens Fiete will ihr weder verraten, was er ist, noch, woher er kommt. Denn sein Geheimnis ist erschreckender, als Hannah ahnt.
Dennoch und wieder aller Vernunft verliebt sich Hannah in ihn - und er sich in sie. Doch Hannah ist ein Mensch und Fiete wird nie gänzlich lebendig sein können.
Auszug:
„Wer bist du?“, fragte ich.
Er zuckte zurück. Seine Augen hatten noch immer dieses stechende Blaugrün, das mich gefangen nahm. Ein leises Lächeln umspielte seine Lippen, als er langsam rückwärts trat. Weg von mir.
„Du würdest mir doch nicht glauben.“, sagte er leise.
„Versuch es.“, bat ich ihn. Ich ging auf ihn zu, während mein ganzer Körper vor Anspannung bebte. Die Gefühle übermannten mich, als ich endlich vor ihm stand. Kein Atem, der mir entgegen kam, als wir einander Nasenspitze an Nasenspitze gegenüber standen.
Ich betrachtete ihn wie ein Gemälde. Er hatte eine feine, aber geradlinige Gesichtsstruktur, eine perfekt geschwungene Nase und schmale Lippen. Seine Ohren standen leicht ab und sein ganzes Gesicht wurde von seinen dunkelblonden, struppigen Haaren umrandet.
Er war so schön.
„Ich bilde mir dich nur ein, nicht wahr? Ich werde verrückt.“, murmelte ich. Er antwortete nicht. „Das ist alles nur ein Traum. Wie all die anderen. Das ist nicht echt…“ Ich hob eine Hand, um ihm eine Strähne aus dem Gesicht zu streichen. „Alles ist gut, es ist alles nur ein Traum. Eine Einbildung meiner Sinne. Du existierst nur in meinen wirren, verrückten Gedanken… Nur ein Traum. Ein so schöner Traum.“
Als ich ihn berühren wollte, griff ich ins Leere. Fast hätte ich angefangen zu weinen. Ich stoppte mit meiner Hand, die sich mitten in seinem Körper befand. Wieder spürte ich dieses Kribbeln, diese Wärme.
„Ich bin kein Traum.“, sagte er da. Er klang selbstbewusst und stark. „Aber ich bin auch nicht lebendig.“
