Das Spielmannslied

Normalerweise fällt es mir nicht schwer, ein gut bewertetes Buch bei Missfallen zu kritisieren und auch negativ einzustufen. Hier ist es für mich ungleich schwerer, denn bei diesem 4,66-Sterne Fantasy-Roman hat noch nie jemand schlechter als 3 Sterne vergeben. Und nun schwimme ich alleine gegen den Strom. Irgendwas muss das Buch doch haben, fragte ich mich als beim Lesen. Insgesamt schaffte ich 40 % bei meiner Suche, doch dann war der Zeitpunkt zum Abbruch gekommen, da ich mich in meiner negativen Einstellung so gefestigte hatte, dass das Buch eigentlich keine Chance mehr besaß, mich zu überzeugen. Die Geschichte um einen wenig heldenhaften Spielmann auf Drachenjagd, der eine Geschichte in einer Geschichte erzählt, ist als solche gar nicht mal schlecht. Das war nicht das Problem. Vielmehr konnte ich mich dem Schreibstil absolut nicht anfreunden. Obwohl wir uns in einer Art mittelalterlichen Welt bewegen, unterhalten sich die Charaktere in einem flapsigen Jargon der 80er/90er Jahre, der eher wie eine Persiflage denn wie ein ernsthafter Fantasyroman klingt. Nun ist es dann wohl eher mein persönliches Problem, wenn ich mit dem Humor von Frau Pavlovic nichts anfangen kann. Das klingt, wie wenn David Safier Instant Karma (Band 8 - Plötzlich Spielmann) in neuer Fantasyausgabe herausbringt, mit Berliner Hipster als coole Socken in Mittelerde. Das ist nicht mein Fall. Das war aber nicht der einzige Kritikpunkt am Schreibstil. Susanne Pavlovic ist Lektorin für angehende Schriftsteller. Da lege ich doch einen höheren Maßstab an die Ausdrucksfähigkeit an, doch die Sätze sind oft simpel, wenig atmosphärisch und teilweise auch grammatikalisch falsch. Interjektionen sind stilprägend für Comics, aber wenn es dauernd uff, ähm, upps und urrgh macht, nervt mich das. Und abschließend ließ ich mal die Wortsuche über das eBook laufen. Insgesamt 1.735 mal wurde das Wort sagen in den verschiedenen Zeiten verwendet, d.h. im Schnitt 6 mal pro Seite. Klingt vielleicht wenig, fühlt sich beim Lesen aber penetrant an. Tut mir leid, ihr Fans, das war für mich ein schiefes Spielmannslied.

Tolle Story, sehr unterhaltsam, leider haben mir recht viele Tipp- und Setzfehler das Vergnügen etwas verhagelt. Ich will die Reihe aber trotzdem weiter verfolgen

Auch beim nochmaligen Lesen wieder einfach nur herrlich <3 ------ Eine Geschichte in einer Geschichte in einer Geschichte... verwoben durch den sympathischen Erzähler, dem wir in seine Vergangenheit folgen und in seiner Gegenwart lauschen. Und wie ich an seinen Worten gehangen habe! Denn wieder sind die Charaktere die grösste Stärke der Erzählung und schon nach einigen Seiten fiebere ich mit jedem von ihnen mit. Lache mit ihnen, weine mit ihnen, mache mich auf die abenteuerliche Reise durch angenehm klassische Fantasygefilde. Und immer begleitet mich feiner Wortwitz und ein angenehm flüssiger Schreibstil, dem ich nicht entfliehen kann. Einige der Charaktere kennt man schon aus der Feuerjäger-Reihe der Autorin. Diese muss man aber nicht gelesen haben um der Geschichte zu folgen. Ich würde sogar empfehlen dieses Buch vorab zu lesen, da es die Vorgeschichte ist und bestimmt die Feuerjäger noch interessanter macht (mein re-read mit dem neuen Wissen wird jedenfals nicht lange auf sich warten lassen :-))