Zwischen Mauern
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Beschreibung
Beiträge
Moses ist schon seit über 15 Jahren Pfleger in einem Pflegeheim, doch Sparmaßnahmen und das ständige Streben nach Profit haben dazu geführt, dass das Heim kurz vor dem Abriss steht. Nachts ist er alleine für die noch verbliebenen 52 Bewohner*innen zuständig, und das trotz Bandscheibenvorfall und mehreren Demenzkranken, die eigentlich eine intensivere Betreuung benötigen würden. Umso erfreuter ist er, als die Ehrenamtliche Margareta, kurz Meta, die nächtliche Sitzwache bei Herrn T. übernimmt, einem besonders schwierigen Bewohner, der jede Nacht durchschreit, wenn er alleine ist. Doch dann erfährt sie etwas über Herrn T.'s Vergangenheit, dass für sie alles auf den Kopf stellt. In diesem Roman steht Menschlichkeit deutlich im Vordergrund. Der Pfleger Moses ist für mich der tragische Held der Geschichte, der auf Kosten der eigenen Gesundheit das Wohl der Bewohner*innen priorisiert und versucht, ihnen bestmögliche letzte Wochen oder bloß Tage zu verschaffen. Zu Meta konnte ich leider keine Beziehung aufbauen, auf mich wirkte sie verschroben, etwas naiv und kindlich. Dann wäre da noch der Heim-Arzt, der versucht, seine Emotionen über die lieblose Schließung des Heims und das Sterben der Bewohnenden nicht zu sehr an sich ranzulassen, u.a. indem er Zuflucht im Alkohol sucht. David Fuchs ist selbst Palliativmediziner, das merkt man seinem Buch an der Authentizität an. Ich mag zudem seinen Schreibstil, man fliegt so durch die Seiten und bekommt einige sehr plastische Beschreibungen der Einrichtung, aber beispielsweise auch von Gerüchen. Er vermag es gut, die Stimmung zu übertragen: die Tristesse, das Abgestorbene, das Verlassene, die Schwere. CN: T0d, Alkoh0lkonsum, Krebs, häusliche G3walt, Panikattacke
Wichtiges Buch welches zum nachdenken anregt!
Story: Muss man einem Menschen die Hand halten, wenn sich alles dem Ende zuneigt – einem Menschen, der es nicht verdient? Die junge Bankangestellte Meta ist auf der Suche nach Sinn. Durch ihre ehrenamtliche Arbeit verschlägt es sie in ein Pflegeheim, das seine besten Tage hinter sich hat. Als Sitzwache soll sie dort ihre Nächte neben dem Patienten Herrn T. verbringen. Denn: Herr T. schreit, sobald es dunkel wird. Er schreit, wenn er allein ist. Meta ist bereit, sich Herrn T. zuzuwenden. Ein paar Nächte vergehen, bis Moses, der überforderte Nachtdienst, dem sein Job aber dennoch wichtig ist, Meta mehr über Herrn T. verrät. Mehr, als sie jemals über den Mann, neben dem sie Nacht für Nacht ausharrt, wissen wollte. Und plötzlich verschwindet die Selbstverständlichkeit, mit der sich Meta um ihn kümmert. Plötzlich ist es nicht mehr so leicht, an seiner Seite im Stuhl zu sitzen. Sich zu wünschen, dass er nicht leidet. Meinung: Wow, was für ein Buch. Auch wenn ich mir vorstellen kann, dass es sicherlich nicht für jeden ist, fand ich den Blick Richtung Alten- und Krankenpflege unglaublich spannend und wichtig, weil das Buch Themen anspricht, die unter die Haut gehen. Meta, ungelernt, kommt zum ersten Mal mit pflegebedürftigen Menschen in Kontakt. Sie ist überfordert, gibt sich aber Mühe, um Herr T. eine angenehme Zeit zu verschaffen, da er schreit, sobald es dunkel wird. Bereits auf der ersten Seite und besonders im weiteren Verlauf wird über Zustände und Überforderung in der Pflege gesprochen, jedoch nie mit dem Holzhammer, sondern ausgesprochen sensibel. Moses muss sich um viel zu viele Bewohner gleichzeitig kümmern und Meta muss sehr schnell feststellen, dass sie selbst vor eine Entscheidung gestellt wird. Als sie nämlich herausfindet, dass Herr T. in der Vergangenheit wohl kein guter Mensch gewesen ist, muss sie für sich entscheiden, ob sie dem Bewohner und dem Heim den Rücken kehrt, oder ob sie weiter am Bett von Herr T. Sitzt, um für ihn da zu sein. Dabei stellt das Buch eine wichtige Frage: Muss man einem Menschen die Hand halten, wenn sich alles dem Ende zuneigt – einem Menschen, der es nicht verdient? Wo fangen Selbstschutz und Professionalität an, wo hören sie auf? Ich als Pflegekraft habe schon manches Mal gedacht: Puuuuh, was tue ich hier eigentlich. Patienten aus dem Gefängnis nach Hirnblutung, Patienten die in ihrer Demenz nationalsozialistische Lieder singen, die KollegInnen rassistisch gegenüber sind, die eindeutige Tattoos auf ihren Körpern haben. Aber in der Pflege und Medizin gibt es die Pflicht, jeden Menschen zu behandeln und ihn in einer schweren Lage, manchmal auch bis in den Tod zu begleiten. Aber kann man das einfach so und immer ausblenden? Das Buch erzählt durch Moses und den Hausarzt aber auch über die Zustände in solchen Einrichtungen, über Menschen, sie sich in der Pflicht sehen, alles für die Bewohner zu tun... und sich selbst dabei zu vergessen. Ich war früher auch so, ich bin eingesprungen, habe Überstunden gemacht, ich bilde neue Azubis aus... und wofür? Für keinen einzigen Cent mehr auf dem Konto oder ein Danke von ganz oben. Klar, wir sind dafür da, uns um Menschen zu kümmern, das ist unser Job. Aber bei all der Fürsorge anderen Menschen gegenüber darf man sich selbst nicht vergessen, denn man hat selbst auch nur ein Leben und am Ende dankt dir niemand, wenn du selbst krank wirst. David Fuchs hat einen eindringlichen Roman auf wenigen Seiten geschrieben und trotz des recht distanzierten Schreibstils hatte ich nicht nur bei einer Szene eine Gänsehaut. Auch wenn Meta etwas abgedreht ist, ich nicht weiß, wieso sie als Freiwillige in dem Heim arbeitet oder wieso sie mit einer verstorbenen Bewohnerin spricht, habe ich ihren Charakter verstanden und mit ihr gelitten, genau so wie mit Moses, der sich um zwei Etagen voller Patienten allein kümmern muss. Ein Buch, welches vor Intensität und der bitteren Wahrheit nur strotzt und wichtige Fragen aufwirft. Ein Buch, welches zwar düster ist, aber versöhnlich, welches packt und berührt, welches sauer macht, aber dennoch ein Lächeln aufs Gesicht zaubert, wenn man einige Situationen kennt. Ein Buch, welches zum nachdenken anregt!

Berührend und zum Nachdenken anregend
Großartig, so gefühlvoll mit Blick für die kleinen aber wesentlichen Dinge.
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Beiträge
Moses ist schon seit über 15 Jahren Pfleger in einem Pflegeheim, doch Sparmaßnahmen und das ständige Streben nach Profit haben dazu geführt, dass das Heim kurz vor dem Abriss steht. Nachts ist er alleine für die noch verbliebenen 52 Bewohner*innen zuständig, und das trotz Bandscheibenvorfall und mehreren Demenzkranken, die eigentlich eine intensivere Betreuung benötigen würden. Umso erfreuter ist er, als die Ehrenamtliche Margareta, kurz Meta, die nächtliche Sitzwache bei Herrn T. übernimmt, einem besonders schwierigen Bewohner, der jede Nacht durchschreit, wenn er alleine ist. Doch dann erfährt sie etwas über Herrn T.'s Vergangenheit, dass für sie alles auf den Kopf stellt. In diesem Roman steht Menschlichkeit deutlich im Vordergrund. Der Pfleger Moses ist für mich der tragische Held der Geschichte, der auf Kosten der eigenen Gesundheit das Wohl der Bewohner*innen priorisiert und versucht, ihnen bestmögliche letzte Wochen oder bloß Tage zu verschaffen. Zu Meta konnte ich leider keine Beziehung aufbauen, auf mich wirkte sie verschroben, etwas naiv und kindlich. Dann wäre da noch der Heim-Arzt, der versucht, seine Emotionen über die lieblose Schließung des Heims und das Sterben der Bewohnenden nicht zu sehr an sich ranzulassen, u.a. indem er Zuflucht im Alkohol sucht. David Fuchs ist selbst Palliativmediziner, das merkt man seinem Buch an der Authentizität an. Ich mag zudem seinen Schreibstil, man fliegt so durch die Seiten und bekommt einige sehr plastische Beschreibungen der Einrichtung, aber beispielsweise auch von Gerüchen. Er vermag es gut, die Stimmung zu übertragen: die Tristesse, das Abgestorbene, das Verlassene, die Schwere. CN: T0d, Alkoh0lkonsum, Krebs, häusliche G3walt, Panikattacke
Wichtiges Buch welches zum nachdenken anregt!
Story: Muss man einem Menschen die Hand halten, wenn sich alles dem Ende zuneigt – einem Menschen, der es nicht verdient? Die junge Bankangestellte Meta ist auf der Suche nach Sinn. Durch ihre ehrenamtliche Arbeit verschlägt es sie in ein Pflegeheim, das seine besten Tage hinter sich hat. Als Sitzwache soll sie dort ihre Nächte neben dem Patienten Herrn T. verbringen. Denn: Herr T. schreit, sobald es dunkel wird. Er schreit, wenn er allein ist. Meta ist bereit, sich Herrn T. zuzuwenden. Ein paar Nächte vergehen, bis Moses, der überforderte Nachtdienst, dem sein Job aber dennoch wichtig ist, Meta mehr über Herrn T. verrät. Mehr, als sie jemals über den Mann, neben dem sie Nacht für Nacht ausharrt, wissen wollte. Und plötzlich verschwindet die Selbstverständlichkeit, mit der sich Meta um ihn kümmert. Plötzlich ist es nicht mehr so leicht, an seiner Seite im Stuhl zu sitzen. Sich zu wünschen, dass er nicht leidet. Meinung: Wow, was für ein Buch. Auch wenn ich mir vorstellen kann, dass es sicherlich nicht für jeden ist, fand ich den Blick Richtung Alten- und Krankenpflege unglaublich spannend und wichtig, weil das Buch Themen anspricht, die unter die Haut gehen. Meta, ungelernt, kommt zum ersten Mal mit pflegebedürftigen Menschen in Kontakt. Sie ist überfordert, gibt sich aber Mühe, um Herr T. eine angenehme Zeit zu verschaffen, da er schreit, sobald es dunkel wird. Bereits auf der ersten Seite und besonders im weiteren Verlauf wird über Zustände und Überforderung in der Pflege gesprochen, jedoch nie mit dem Holzhammer, sondern ausgesprochen sensibel. Moses muss sich um viel zu viele Bewohner gleichzeitig kümmern und Meta muss sehr schnell feststellen, dass sie selbst vor eine Entscheidung gestellt wird. Als sie nämlich herausfindet, dass Herr T. in der Vergangenheit wohl kein guter Mensch gewesen ist, muss sie für sich entscheiden, ob sie dem Bewohner und dem Heim den Rücken kehrt, oder ob sie weiter am Bett von Herr T. Sitzt, um für ihn da zu sein. Dabei stellt das Buch eine wichtige Frage: Muss man einem Menschen die Hand halten, wenn sich alles dem Ende zuneigt – einem Menschen, der es nicht verdient? Wo fangen Selbstschutz und Professionalität an, wo hören sie auf? Ich als Pflegekraft habe schon manches Mal gedacht: Puuuuh, was tue ich hier eigentlich. Patienten aus dem Gefängnis nach Hirnblutung, Patienten die in ihrer Demenz nationalsozialistische Lieder singen, die KollegInnen rassistisch gegenüber sind, die eindeutige Tattoos auf ihren Körpern haben. Aber in der Pflege und Medizin gibt es die Pflicht, jeden Menschen zu behandeln und ihn in einer schweren Lage, manchmal auch bis in den Tod zu begleiten. Aber kann man das einfach so und immer ausblenden? Das Buch erzählt durch Moses und den Hausarzt aber auch über die Zustände in solchen Einrichtungen, über Menschen, sie sich in der Pflicht sehen, alles für die Bewohner zu tun... und sich selbst dabei zu vergessen. Ich war früher auch so, ich bin eingesprungen, habe Überstunden gemacht, ich bilde neue Azubis aus... und wofür? Für keinen einzigen Cent mehr auf dem Konto oder ein Danke von ganz oben. Klar, wir sind dafür da, uns um Menschen zu kümmern, das ist unser Job. Aber bei all der Fürsorge anderen Menschen gegenüber darf man sich selbst nicht vergessen, denn man hat selbst auch nur ein Leben und am Ende dankt dir niemand, wenn du selbst krank wirst. David Fuchs hat einen eindringlichen Roman auf wenigen Seiten geschrieben und trotz des recht distanzierten Schreibstils hatte ich nicht nur bei einer Szene eine Gänsehaut. Auch wenn Meta etwas abgedreht ist, ich nicht weiß, wieso sie als Freiwillige in dem Heim arbeitet oder wieso sie mit einer verstorbenen Bewohnerin spricht, habe ich ihren Charakter verstanden und mit ihr gelitten, genau so wie mit Moses, der sich um zwei Etagen voller Patienten allein kümmern muss. Ein Buch, welches vor Intensität und der bitteren Wahrheit nur strotzt und wichtige Fragen aufwirft. Ein Buch, welches zwar düster ist, aber versöhnlich, welches packt und berührt, welches sauer macht, aber dennoch ein Lächeln aufs Gesicht zaubert, wenn man einige Situationen kennt. Ein Buch, welches zum nachdenken anregt!
