Wo der Name wohnt

Wo der Name wohnt

Hardcover
3.926

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Beschreibung

»Lange dachte ich,Früherheißt das Land, aus dem sie kamen.«

Hausnummer 36 und 37, hier in Berlin haben sie jahrelang in direkter Nachbarschaft gelebt. Als Kind spielte die Enkeltochter Tischtennis auf dem Glastisch im Wohnzimmer der Großeltern. Als Erwachsene löst sie deren Wohnung schließlich auf, bringt Besteck, Töpfe und Musikkassetten nach nebenan zu sich. Und sie will noch etwas bewahren: Levitanus, den Familiennamen. Der Wunsch, den Namen wieder anzunehmen, begleitet sie nicht nur im Alltag, sondern führt sie auch nach Riga. Sie folgt den Worten ihres Urgroßvaters Salomon und findet ein Fenster im ehemaligen Rigaer Ghetto, das eng mit ihrer Familiengeschichte verknüpft ist – und sie zeichnet die Bewegungen von vier Generationen nach, vom sowjetischen Lettland der siebziger Jahre bis nach Deutschland.

Ricarda Messner erzählt in ihrem Debütroman vom Ort ihrer Erinnerungen, kehrt immer wieder zurück zum Leben in zwei Wohnungen, nähert sich Verlusten und Lücken, verbindet Heute und Gestern.Wo der Name wohntlässt so zärtlich wie klar eine Familie aufleben und bewahrt ihre Geschichten.

Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
Generationenromane
Format
Hardcover
Seitenzahl
170
Preis
23.70 €

Autorenbeschreibung

Ricarda Messner, geboren 1989, ist Mitbegründerin und Herausgeberin des Flaneur Magazins, das sich pro Ausgabe einer Straße in einer anderen Stadt widmet und mehrfach ausgezeichnet wurde. Wo der Name wohnt ist ihr Debütroman, für den sie das Alfred-Döblin-Stipendium erhielt. Sie lebt und arbeitet in Berlin.

Beiträge

4
Alle
3.5

Zarte und liebevolle Familiengeschichte, die mich leider nicht so richtig packen konnte

Die Geschichte spielt in verschiedenen Zeitebenen in Berlin und Riga. Die Ich-Erzählerin zieht in die unmittelbare Nachbarschaft ihrer Großeltern und beschreibt die Eigenheiten der Verwandten und vor allen ihre Geschichten, die von Flucht und Vertreibung zunächst aus dem Rigaer-Ghetto und später der Auswanderung aus der UdSSR geprägt sind. Durch den Wechsel in den Zeitebenen hatte ich etwas Schwierigkeiten, der Geschichte zu folgen. Auch die Personen blieben mir etwas zu vage in der Beschreibung. Ich konnte mich ihnen nicht annähern. Die Erzählstimme war jedoch sehr wertschätzend der Familie gegenüber. Das zeigt sich insbesondere auch an ihren Bemühungen den alten Familiennamen wieder anzunehmen. Außerdem wurden ab und an russische Sätze in kyrillischen Buchstaben eingefügt. Da konnte ich die Gehirnzellen etwas trainieren 😉 Also keine unbedingte Leseempfehlung, aber wer etwas zur Situation der Juden/ Jüdinnen Anfang der 1940er Jahre in Riga lesen will, kann hier ein paar Hinweise erhalten. Aufgrund der Kürze des Buches wird das Thema aber auch nur angerissen.

5

Wow - berührendes Familienporträt, das mich emotional total abgeholt hat! 👏 🤩

„Und irgendwo zwischen den beiden Häusern, ich zählte während der Wohnungsauflösung zum ersten Mal die Schritte, überkam mich die Sehnsucht. Ich wollte den Nachnamen wieder tragen, sehnte mich nach ihm, wie nach Großmutters Gesicht, das ich nicht mehr sehen würde. Es waren ungefähr vierzig Schritte von Tür zu Tür.“ Ricarda Messner hat ein autobiografisches Werk über die Beziehung von Vergangenheit und Gegenwart geschrieben, das vom sowjetischen Lettland bis in unser Deutschland der Gegenwart reicht. Dabei zeichnet sie ein berührendes Familienportrait, das zurück zu ihren Wurzeln führt, sie geht dabei auf Spurensuche und versucht so ihren Erinnerungen Raum zu geben. Von Riga nach Berlin führte der Weg der Großeltern und damit auch der von Ricardas Wurzeln. 1971 gelingt ihnen die Ausreise aus der Lettischen Sozialistischen Sowjetrepublik. Mit „Wo der Name wohnt“ nimmt uns Ricarda mit in die Welt ihrer ganz eigenen Erinnerungen, in denen neben Gegenständen, Geschehnissen, gemeinsamen Erlebnissen, auch der Name „Levitanus“ eine wichtige Rolle spielt - denn den möchte sie bewahren, indem sie ihn wieder tragen möchte und ihn so vor dem Aussterben retten. Doch ist das so einfach in Deutschland möglich?! Ihr könnt die Antwort wahrscheinlich erahnen. Zu ihrer Großmutter hat sie eine besondere Bindung, die nochmal stärker wurde, als sie ins Haus direkt neben ihr zog in Berlin - Hausnummer 36 und 37, fortan trennten sie nur 40 Schritte voneinander. Sie entwickelten gemeinsame Rituale, wie zusammen einzukaufen oder ihre Mahlzeiten miteinander einzunehmen. Wir erleben eine absolut rührende Großmutter-Enkelin-Beziehung, die in Ricarda nur den Wunsch verstärkt, den Familiennamen mit Stolz tragen zu wollen. Was mich besonders berührt hat, ist die schonungslose Ehrlichkeit mit der die Autorin von ihren eigenen Unsicherheiten bezüglich ihres eigenen Verhaltens an Gräbern berichtet. „Ich habe versucht, dort zu sitzen, habe den Stein flüstern hören. Auch er hat mich aufgefordert, erzähl mir was, aber ich wusste wieder nicht, was ich sagen sollte. Ich fürchte, ich weiß nicht, wie ich mich vor den Gräbern geliebter Menschen verhalten, in welcher Haltung ich den Steinen begegnen soll.“ Das war für mich persönlich der emotionalste Part des Buches, da es mir ganz genauso geht (daher vermeide ich Friedhöfe konsequent, was sicherlich nicht die richtige Lösung ist). Nicht nur mich hat Ricarda Messner überzeugt mit ihrem Debütroman „Wo der Name wohnt“ - sondern ihr wird auch der Literaturpreis Fulda 2025 verliehen, absolut verdient, herzlichen Glückwunsch! Einen Teil des Buches habe ich sogar in einer Zahnarztpraxis gelesen - zu Ehren Ricardas Großmutter, die Zahnärztin war (daher das Foto). Ich kann Euch nur wärmstens empfehlen dieses Buch auf Eure Leseliste zu setzen, sofern Ihr es nicht bereits getan habt - lasst Euch dieses besondere Familienporträt nicht entgehen!

3

„Ich sage mir immer wieder ihre Namen auf, die Namen der Augen, die Worte für diese Taten gefunden haben, empfinde ein seltsames Gefühl der Dankbarkeit für diese genauen Bilder, verzweifle an diesen genauen Bildern.“

Die Ich Erzählerin berichtet von ihrer Mutter und ihren Großeltern, die vor vielen Jahren aus Lettland nach Berlin gekommen sind. Als Leser erfährt man Bruchstücke aus dem Leben der Großeltern und des Urgroßvaters und die Gedanken und Empfindungen der Enkeltochter. Ich empfand das Lesen als anstrengend, mir fehlte ein roter Faden. Es kam mir eher vor wie eine Aneinanderreihung von Erinnerungen, welche mich stellenweise berührten. Jedoch fand ich insgesamt wenig Zugang zum Roman.

4

Intensives Eintauchen in von Umbrüchen gezeichnete Familiengeschichte

"Wo der Name wohnt" ist das behutsame Bild einer von Umbrüchen gezeichneten Familie, eingeflochten in die historischen Krisen des letzten Jahrhunderts. In ihrem Debütroman nimmt Messner einen mit auf eine intime Reise in zwei Wohnungen, die alles gesehen haben: Gemeinschaft und Freude, aber auch Verlust. Ich gebe zu, dass es mir zunächst einiges abverlangt hat, mich in die zeitlichen Sprünge hereinzulesen, die Messner verwendet, wenngleich dies doch auch verdeutlicht, dass die Rekonstruktion einer Familiengeschichte immer auch ein chaotisches und diskontinuierliches Unterfangen ist. Aber davon sollte sich jede*r lieber ein eigenes Bild machen: "Wo der Name wohnt" ist ein kurzweiliges, aber intensives Eintauchen, das ich gerne weiterempfehle.

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