Winterfritze

„Wie lange konnte ich hier noch frei atmen, ohne meine Selbstachtung zu verlieren? Zu oft hatte ich mit den Wölfen geheult, mich im Rudel treiben lassen, weil das Überleben auf diese Weise angenehmer war. Schon bald würde dieser Sumpf zum Sarg meiner Träume, meiner Hoffnung, meiner Seele werden. Aber dazu war ich zu jung und mit fast vierzig noch nicht bereit, auf Raten zu verfaulen.” Nach Jahren unter russischen Partisanen wagt ein Deutscher unter falschem Namen die Rückkehr in seine Heimat. Im neuen SED-Staat kann er sich als Grenzschützer ein angenehmes Überleben sichern – für wie lange? Vor dem Hintergrund packender realer politischer Ereignisse entfaltet der Roman ein schillerndes Bild der ehemaligen DDR. Presseinfo: „Man kann aus seiner Geschichte nicht einfach aussteigen wie aus der Straßenbahn.” Fundierte Geschichtskenntnis und ein spannender Schreibstil vereinen sich zu einem packenden Leseerlebnis. Königssee im Mai 1952. In der Menschenschlange, die vor dem „Konsum” ansteht, befindet sich auch Fritz Lipzec. Er hat Glück und kann zwei Zitronen ergattern, ein Luxus! Immer war das Glück auf seiner Seite, selbst in aussichtslos scheinenden Situationen. Fritz Lipzec, das Sonntagskind. Für seine Freunde, die russischen Partisanen, war er der „Winterfritze”. Winterfritze – so nannten die Russen jene deutschen Soldaten, die in viel zu dünnen Uniformen in den mörderischen Winterfeldzug vor Moskau geschickt worden waren. Das war 1941/42. Da hieß Fritz Lipzec noch Hans Lomm und war Sanitäter der deutschen Armee. Erst in einem Straflager am Rande der Pripjetsümpfe legt er seine alte Identität ab. Als „Doktor Winterfritze” rettet er einigen Gefangenen das Leben. Die wiederum helfen später ihm zu überleben, indem sie ihn in ihren Partisanenreihen unterschlüpfen lassen. Erst 1952 kehrt er nach Deutschland zurück. Wird Bürger der noch jungen DDR und ist als Planungstechniker für die Grenzanlagen im Süden Thüringens „am Draht”, als Deutschland von Deutschland getrennt wird. In Königssee mit seinen damals knapp 5200 Einwohnern findet er sein erstes Heim auf deutschem Boden. Zehn Jahre wohnt er hier. Ein Mann mit nüchternem Blick für die Realitäten. Aber auch ein Grenzinspektor, der Grenzen überschreitet, indem er über alle politischen, ideologischen und nationalen Zäune hinweg Freundschaft und Liebe erlebt. Und dem das Glück hold bleibt – auf dem Weg zur Freiheit und auf den verschlungenen Pfaden des Herzens.