Windzüge

Windzüge

Softcover
5.01

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Description

In der kompakten Form acht- und zwölfzeiliger Gedichte hatte Christian Lehnert seine »Pneumatologie« einer spirituellen Naturerfahrung zuletzt verdichtet (Aufkommender Atem, 2011), und mit derselben Form setzt er in seinem neuen, sechsten Gedichtband wieder an. Konsequent aber wächst die Form diesmal gegen die minimalistische Verdichtung auf, über Sonette hin zu dynamischen Zeilen und Strophen voll hexametrischer Rhythmen. Die Weitung der Form bedeutet zugleich eine Annäherung an größere Formationen der Wirklichkeit. Das Gedicht bewegt sich über die Erfahrung von Landschaft und Kulturnatur zielstrebig hinaus, arbeitet sich auf Schotter und Gleisen voran, passiert Transportmittel, Maschinenparks, Depots und Halden, durchquert Brachen und steuert durch Kanäle und Schleusen in Richtung eines vorerst imaginär bleibenden Stadtkerns. Wie die Mitte selbst aber erreichen? In einer Coda reißt Lehnert diese Frage mit drei Langgedichten zu Worten Martin Luthers als Sprachproblem auf: Dichtung als ein unablässiges Ringen um den Zugang zur Mitte – ein unabschließbarer Versuch, doch ermutigt durch den festgegründeten Satz: »Solange ich Atem hole, ist Zeit.«
»Christian Lehnert ist einfach ein großerLyriker mit einem seltenen Sinn für dasSchöne.«(Hans Werner Henze)

Main Genre
Poetry & Drama
Sub Genre
Modern Poetry (post 1900)
Format
Softcover
Pages
108
Price
12.40 €

Author Description

Christian Lehnert, geboren 1969 in Dresden, ist Dichter und Theologe. Er leitet das Liturgiewissenschaftliche Institut an der Universität Leipzig. Seit mehr als 25 Jahren erscheinen im Suhrkamp Verlag Gedichtbücher und Prosabände, für die er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde, zuletzt mit dem Deutschen Preis für Nature Writing (2018).

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Wer von einem Theologieprofessor religiöse Erbauungsgedichte erwartet, ist mit diesem Gedichtband schlecht beraten, wer aber die Schönheit der Natur, die Wunder einzelner Augenblicke und die Begegnungen mit dem Leben gar selbst sucht, wird sie in diesem wunderbaren neuen Gedichtband von Christian Lehnert finden. Ich bin relativ spontan an einem Mittwochabend (18. März 2015) auf eine Lesung des Dichters gegangen und befürchtete, was wohl jeder agnostische Gedichteliebhaber befürchten könnte bei der auch hier publizierten Vita des Autors. Jedoch wurde ich an diesem Abend überwältigt von einer Sprache, die einer menschlichen Seele entsprach, der ich mich nach zwei Stunden der Vorstellung und Lesung viel näher fühlte. Spätestens am Ende des Abends kam ich zu dem Schluss, dass Theologie und Lyrik Themen sind, die sich definitiv nicht ausschließen, die im Verbund sehr gut existieren können und die aber auch in diesem Gedichtband nicht immer vereint sein müssen. Der vorliegende Gedichtband "Windzüge" unterteilt sich thematisch in 4 'Kapitel', in denen das zweite und dritte "Brennender Dornbusch" und "Wegwarten" die großen Säulen des Bandes bilden und in dem sich das erste und vierte Kapitel "Aus der Frühe" und "Aus dem Bergwerk" rahmend darum schließen. Der Titel des Gedichtbandes sollte ursprünglich selbst "Wegwarten" lauten, wurde dann aber aufgrund möglicher Verwechslungsgefahren mit einer Zeitschrift Rilkes wieder verworfen. "Windzüge" - ein bescheidener Titel für einen Autor, der sich nun wahrlich nicht verstecken muss. So wie auch Bilder einen Rahmen brauchen, gelingt es Lehnert in seinen Gedichten immer wieder die passende Form zu finden, egal ob im Hexameter oder im Sonett, der Autor kennt das Handwerk, passt seine Worte darin ein, ohne dass der künstlerische Aspekt, das freie Atmen in seinen Werken verloren geht. Um einige Impressionen des Bandes zu geben, zitiere ich hier mir liebgewordene Verse: „Nur dein Lichtschein wurzelt Im Wind. Die Zeichnung deiner Glut wird trüber.“ („Du, Dorngesträuch im Feuer, Wüstenholz“, S. 23) „Funkelndes Irrlicht, zu führen durchs Dunkel, schleicht eine Katze mir voran, umkreist mich schnurrend, sie läßt sich nicht streicheln, sucht mich, weist mir Pfade… Wohin? Sie weiß von dem Dickicht anderes …“ („Die Freifläche“, S. 83) „Ein Regenschauer dringt in den erstickten Aufschrei, Röhren- heiserkeit eines Lautes, der nichts bedeutet.“ („Meine Mutter stäupte mich wegen einer einzigen Nuß bis aufs Blut“, S. 96) Einige Poeme enthalten Widmungen an bedeutende Männer wie Volker Braun, Wulf Kirsten oder Hans Werner Henze. Ein ehrenwertes Tribut. Für Lyrikfreunde ein echter Geheimtipp, ein Herzstück , ein greifbarer Augenblick des Lebens.

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