Wilde Schafsjagd
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
HARUKI MURAKAMI, 1949 in Kyoto geboren, lebte längere Zeit in den USA und in Europa und ist der gefeierte und mit höchsten Literaturpreisen ausgezeichnete Autor zahlreicher Romane und Erzählungen. Sein Werk erscheint in deutscher Übersetzung bei DuMont. Zuletzt erschienen die Romane ›Die Ermordung des Commendatore‹ in zwei Bänden (2018), in einer Neuübersetzung ›Die Chroniken des Aufziehvogels‹ (2020), der Erzählband ›Erste Person Singular‹ (2021), ›Murakami T‹ (2022) und ›Honigkuchen‹ (2023).
Beiträge
Ich mag Murakami, aber hier hatte ich manchmal Schwierigkeiten den Faden nicht zu verlieren.
Das Buch hat seine Längen, aber am Ende sieht man wo Murakami hin wollte und ist mit der Geschichte versöhnt.
Haruki Murakamis „Wilde Schafsjagd“ ist ein Roman, der sich jeder festen Kategorie entzieht: teils surrealistisches Abenteuer, teils existentialistische Spurensuche, irgendwo zwischen Detektivgeschichte, Roadmovie und innerer Reise. Der namenlose Protagonist – ein Werbetexter mit einer Vorliebe für Bier, Musik und gepflegte Einsamkeit – gerät durch ein harmlos wirkendes Foto eines Schafs in eine mysteriöse Geschichte, die ihn weit in den Norden Japans und tief in seine eigene Vergangenheit führt. Die Figuren des Romans sind ebenso schillernd wie rätselhaft: die geheimnisvolle Frau mit den magischen Ohren, die nicht nur als ästhetische Obsession, sondern auch als Katalysator für das Kommende dient; der „Schafsmann“, eine grotesk-verstörende Figur, die zwischen Realität und Wahn zu schweben scheint; der „Schafsprofessor“, Symbol für unsichtbare Machtstrukturen; und schließlich „die Ratte“ – ein alter Freund des Erzählers, der sich aus der Welt zurückgezogen hat und zu einer Schlüsselfigur wird, obwohl er meist nur über Briefe oder Erinnerungen präsent ist. Was auf den ersten Blick wie eine schräge Jagd nach einem Tier erscheint, entpuppt sich als existenzielle Suche. Das Schaf wird zur Chiffre für etwas Fremdes, das Menschen beherrschen oder verändern kann – eine Metapher für Ideologie, Besessenheit, vielleicht sogar für das, was man Seele nennen könnte. Die eigentliche Jagd ist dabei nicht die nach dem Schaf, sondern die nach Identität, nach Sinn, nach einem Platz in der Welt. Zentrale Themen wie Einsamkeit, Entfremdung und die Fragilität der eigenen Existenz durchziehen den Roman. Murakami formuliert diese Gedanken nicht explizit, sondern lässt sie durch Stimmungen, Szenen und Sätze aufscheinen. Besonders deutlich wird dies in zwei Schlüsselpassen: „Existenz ist nicht qua Individuum, sondern qua Chaos. Die eigene Existenz ist keine für sich. Mein Chaos ist auch das Ihre, und Ihr Chaos ist meines. Existenz ist Kommunikation und Kommunikation ist Existenz.“ Diese Passage verdeutlicht Murakamis Vorstellung von Identität nicht als in sich geschlossene Einheit, sondern als offenes System, das immer in Beziehung steht – zu anderen, zur Welt, zum Chaos. „Mit gleichem Recht lässt sich behaupten, dass so etwas wie Zufall gar nicht existiert... Wir leben mit anderen Worten, im Augenblick, mit dem ‚Alles‘ im Rücken und vor uns dem ‚Nichts‘...“ Auch hier schimmert eine existentielle Perspektive durch: Zeit ist nicht linear, sondern ein schmaler Spalt zwischen Erinnerungen und Möglichkeiten. Vergangenheit und Zukunft erscheinen entwertet, nur der gegenwärtige Moment ist wirklich – ein Motiv, das sich besonders in den eindrücklichen Szenen im schneebedeckten Hokkaido verdichtet. Diese Kapitel lesen sich beinahe wie ein stiller Abenteuerroman, mit einer fast sakralen Stimmung, getragen von Kälte, Stille und innerer Leere. Murakami gibt keine Antworten, und auch die Auflösung des Romans lässt vieles offen. Gerade das macht seine Faszination aus – und erklärt zugleich, warum „Wilde Schafsjagd“ nicht alle Leser vollständig überzeugt. Es ist ein Buch, das sich gegen das Verstehen wehrt und stattdessen zum Nachsinnen einlädt. Unterm Strich bleibt ein atmosphärisch dichter, oft entrückter Roman, der seine Stärke weniger in der Handlung als in der Stimmung entfaltet. Wer sich darauf einlässt, entdeckt zwischen den Zeilen eine melancholische Meditation über Identität, Macht und die Einsamkeit des modernen Menschen. Ein vieldeutiges Werk – faszinierend, aber nicht leicht zugänglich. Eine Bewertung von 3,5 von 5 erscheint da fast wie ein Echo dessen, was der Roman selbst ist: widersprüchlich, faszinierend, verwirrend – aber lange nachhallend.
Achja, ich weiß, Murakami wird von vielen geliebt, aber vielleicht bin ich auch einfach nur mit dem falschen Buch eingestiegen. Die Gesellschaftskritik, die sich äußern sollte, habe ich zwar verstanden, aber ich mag es dann doch lieber, wenn Gesellschaftskritik klar ausgesprochen wird und belletristische Romane unterhaltsam sind. Mir war es zu abstrus und weltfremd und nicht so richtig rund. Allerdings musste ich bei einigen Gedankengängen im Buch wirklich lachen, wodurch es wenigstens 2 Sterne gab. Ein bis zwei Bücher werde ich von ihm aber auf jeden Fall noch lesen und dann schau ich mal weiter.
Verwirrend schön. Ein Buch welches anregt, nochmals gelesen zu werden.
Ich weiß jetzt wieder, warum ich 1Q84 damals abgebrochen habe. Ich mag eigentlich skurrile Geschichten, aber das hier ist mir zu überladen. "Naokos Lächeln" fand ich dagegen so schön. Aber dieser Zauber fehlt der irren Schafsjagd leider total.
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Autorenbeschreibung
HARUKI MURAKAMI, 1949 in Kyoto geboren, lebte längere Zeit in den USA und in Europa und ist der gefeierte und mit höchsten Literaturpreisen ausgezeichnete Autor zahlreicher Romane und Erzählungen. Sein Werk erscheint in deutscher Übersetzung bei DuMont. Zuletzt erschienen die Romane ›Die Ermordung des Commendatore‹ in zwei Bänden (2018), in einer Neuübersetzung ›Die Chroniken des Aufziehvogels‹ (2020), der Erzählband ›Erste Person Singular‹ (2021), ›Murakami T‹ (2022) und ›Honigkuchen‹ (2023).
Beiträge
Ich mag Murakami, aber hier hatte ich manchmal Schwierigkeiten den Faden nicht zu verlieren.
Das Buch hat seine Längen, aber am Ende sieht man wo Murakami hin wollte und ist mit der Geschichte versöhnt.
Haruki Murakamis „Wilde Schafsjagd“ ist ein Roman, der sich jeder festen Kategorie entzieht: teils surrealistisches Abenteuer, teils existentialistische Spurensuche, irgendwo zwischen Detektivgeschichte, Roadmovie und innerer Reise. Der namenlose Protagonist – ein Werbetexter mit einer Vorliebe für Bier, Musik und gepflegte Einsamkeit – gerät durch ein harmlos wirkendes Foto eines Schafs in eine mysteriöse Geschichte, die ihn weit in den Norden Japans und tief in seine eigene Vergangenheit führt. Die Figuren des Romans sind ebenso schillernd wie rätselhaft: die geheimnisvolle Frau mit den magischen Ohren, die nicht nur als ästhetische Obsession, sondern auch als Katalysator für das Kommende dient; der „Schafsmann“, eine grotesk-verstörende Figur, die zwischen Realität und Wahn zu schweben scheint; der „Schafsprofessor“, Symbol für unsichtbare Machtstrukturen; und schließlich „die Ratte“ – ein alter Freund des Erzählers, der sich aus der Welt zurückgezogen hat und zu einer Schlüsselfigur wird, obwohl er meist nur über Briefe oder Erinnerungen präsent ist. Was auf den ersten Blick wie eine schräge Jagd nach einem Tier erscheint, entpuppt sich als existenzielle Suche. Das Schaf wird zur Chiffre für etwas Fremdes, das Menschen beherrschen oder verändern kann – eine Metapher für Ideologie, Besessenheit, vielleicht sogar für das, was man Seele nennen könnte. Die eigentliche Jagd ist dabei nicht die nach dem Schaf, sondern die nach Identität, nach Sinn, nach einem Platz in der Welt. Zentrale Themen wie Einsamkeit, Entfremdung und die Fragilität der eigenen Existenz durchziehen den Roman. Murakami formuliert diese Gedanken nicht explizit, sondern lässt sie durch Stimmungen, Szenen und Sätze aufscheinen. Besonders deutlich wird dies in zwei Schlüsselpassen: „Existenz ist nicht qua Individuum, sondern qua Chaos. Die eigene Existenz ist keine für sich. Mein Chaos ist auch das Ihre, und Ihr Chaos ist meines. Existenz ist Kommunikation und Kommunikation ist Existenz.“ Diese Passage verdeutlicht Murakamis Vorstellung von Identität nicht als in sich geschlossene Einheit, sondern als offenes System, das immer in Beziehung steht – zu anderen, zur Welt, zum Chaos. „Mit gleichem Recht lässt sich behaupten, dass so etwas wie Zufall gar nicht existiert... Wir leben mit anderen Worten, im Augenblick, mit dem ‚Alles‘ im Rücken und vor uns dem ‚Nichts‘...“ Auch hier schimmert eine existentielle Perspektive durch: Zeit ist nicht linear, sondern ein schmaler Spalt zwischen Erinnerungen und Möglichkeiten. Vergangenheit und Zukunft erscheinen entwertet, nur der gegenwärtige Moment ist wirklich – ein Motiv, das sich besonders in den eindrücklichen Szenen im schneebedeckten Hokkaido verdichtet. Diese Kapitel lesen sich beinahe wie ein stiller Abenteuerroman, mit einer fast sakralen Stimmung, getragen von Kälte, Stille und innerer Leere. Murakami gibt keine Antworten, und auch die Auflösung des Romans lässt vieles offen. Gerade das macht seine Faszination aus – und erklärt zugleich, warum „Wilde Schafsjagd“ nicht alle Leser vollständig überzeugt. Es ist ein Buch, das sich gegen das Verstehen wehrt und stattdessen zum Nachsinnen einlädt. Unterm Strich bleibt ein atmosphärisch dichter, oft entrückter Roman, der seine Stärke weniger in der Handlung als in der Stimmung entfaltet. Wer sich darauf einlässt, entdeckt zwischen den Zeilen eine melancholische Meditation über Identität, Macht und die Einsamkeit des modernen Menschen. Ein vieldeutiges Werk – faszinierend, aber nicht leicht zugänglich. Eine Bewertung von 3,5 von 5 erscheint da fast wie ein Echo dessen, was der Roman selbst ist: widersprüchlich, faszinierend, verwirrend – aber lange nachhallend.
Achja, ich weiß, Murakami wird von vielen geliebt, aber vielleicht bin ich auch einfach nur mit dem falschen Buch eingestiegen. Die Gesellschaftskritik, die sich äußern sollte, habe ich zwar verstanden, aber ich mag es dann doch lieber, wenn Gesellschaftskritik klar ausgesprochen wird und belletristische Romane unterhaltsam sind. Mir war es zu abstrus und weltfremd und nicht so richtig rund. Allerdings musste ich bei einigen Gedankengängen im Buch wirklich lachen, wodurch es wenigstens 2 Sterne gab. Ein bis zwei Bücher werde ich von ihm aber auf jeden Fall noch lesen und dann schau ich mal weiter.
Verwirrend schön. Ein Buch welches anregt, nochmals gelesen zu werden.
Ich weiß jetzt wieder, warum ich 1Q84 damals abgebrochen habe. Ich mag eigentlich skurrile Geschichten, aber das hier ist mir zu überladen. "Naokos Lächeln" fand ich dagegen so schön. Aber dieser Zauber fehlt der irren Schafsjagd leider total.