Wie bitte?
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Beschreibung
Beiträge
Wie bitte?
von David Lodge
Der Protagonist Desmond ist ein frühpensionierter Linguistikprofessor, der fatalerweise an zunehmender Schwerhörigkeit leidet. Seine jüngere (durch Schönheitsoperationen optimierte) Gattin Fred ist erfolgreiche Geschäftsfrau, was ihn (in seiner Selbstwahrnehmung) umso nutzloser erscheinen lässt. Dass Fred oft wenig Verständnis für seine Defizite zeigt, ist natürlich dem Selbstwertgefühl nur abträglich. Die Kinder sind erwachsen und haben eigene Familien gegründet, sein Vater leidet ebenfalls unter Schwerhörigkeit. Der wöchentliche Besuch bei ihm aus Pflichtbewusstsein konfrontiert ihn verstärkt mit dem Alter und seiner möglichen eigenen Zukunft. Das sind verständlicherweise nicht die Aufgaben, die ihn ausfüllen könnten. Er hadert ob seiner -vergangenen- erfolgreichen Hochschulkarriere nebst entsprechender Reputation und kann nicht die Energie resp. Kraft aufbringen, weiterhin noch wissenschaftlich zu arbeiten. Die attraktive, junge Studentin Alex würde ihn gerne als Doktorvater für sich gewinnen und entpuppt sich als unangenehm aufdringlich – tendenziell gefährlich. In seinem grauen Hausmannsalltag ist sie aber zunächst eine willkommene Abwechslung, zumal sie ihn über seine fachliche Eitelkeit zu ködern versucht. Ihr vermag er sich kaum zu erwehren. Auch dies wird glücklicherweise nicht plump dargestellt (derlei Situationen wurden schon unzählige Male in anderen Geschichten dargestellt und fast immer hätte man den alternden Mann wachrütteln wollen um ihn vor seiner eigenen Trotteligkeit zu retten - hier dankenswerter Weise nicht). Das Buch ist wunderbar leichtfüssig geschrieben, ohne jemals auch nur ansatzweise zu leicht zu sein. Dem Schmerz der schwindenden Hörfähigkeit werden herrlich witzige Momente abgewonnen, ohne ins Boulevardeske abzudriften. “Taubheit ist komisch, Blindheit tragisch.“ Alltagsnöte wie Batteriemangel für die Hörgeräte sind sehr lebensnah erzählt und manchmal kann man sogar fast neidisch werden ob folgender Möglichkeit: “Die Hörhilfen im Zug herauszunehmen ist wie ein wundersames Upgrade von der zweiten in die erste Klasse.“ Zum Schluss wird der Roman traurig, melancholisch und ernst – wohldosiert und ohne spürbaren Übergang. Es gibt viele schöne Formulierungen und der Leser erhält eine zu keiner Zeit mühselige Nachhilfe in Linguistik und einen klitzekleinen sehr unterhaltsamen Exkurs über die katholische Kirche. Ein rundum gutes, schönes Buch (unverzichtbar für Hörgeschädigte und ihre Umgebung).
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Wie bitte?
von David Lodge
Der Protagonist Desmond ist ein frühpensionierter Linguistikprofessor, der fatalerweise an zunehmender Schwerhörigkeit leidet. Seine jüngere (durch Schönheitsoperationen optimierte) Gattin Fred ist erfolgreiche Geschäftsfrau, was ihn (in seiner Selbstwahrnehmung) umso nutzloser erscheinen lässt. Dass Fred oft wenig Verständnis für seine Defizite zeigt, ist natürlich dem Selbstwertgefühl nur abträglich. Die Kinder sind erwachsen und haben eigene Familien gegründet, sein Vater leidet ebenfalls unter Schwerhörigkeit. Der wöchentliche Besuch bei ihm aus Pflichtbewusstsein konfrontiert ihn verstärkt mit dem Alter und seiner möglichen eigenen Zukunft. Das sind verständlicherweise nicht die Aufgaben, die ihn ausfüllen könnten. Er hadert ob seiner -vergangenen- erfolgreichen Hochschulkarriere nebst entsprechender Reputation und kann nicht die Energie resp. Kraft aufbringen, weiterhin noch wissenschaftlich zu arbeiten. Die attraktive, junge Studentin Alex würde ihn gerne als Doktorvater für sich gewinnen und entpuppt sich als unangenehm aufdringlich – tendenziell gefährlich. In seinem grauen Hausmannsalltag ist sie aber zunächst eine willkommene Abwechslung, zumal sie ihn über seine fachliche Eitelkeit zu ködern versucht. Ihr vermag er sich kaum zu erwehren. Auch dies wird glücklicherweise nicht plump dargestellt (derlei Situationen wurden schon unzählige Male in anderen Geschichten dargestellt und fast immer hätte man den alternden Mann wachrütteln wollen um ihn vor seiner eigenen Trotteligkeit zu retten - hier dankenswerter Weise nicht). Das Buch ist wunderbar leichtfüssig geschrieben, ohne jemals auch nur ansatzweise zu leicht zu sein. Dem Schmerz der schwindenden Hörfähigkeit werden herrlich witzige Momente abgewonnen, ohne ins Boulevardeske abzudriften. “Taubheit ist komisch, Blindheit tragisch.“ Alltagsnöte wie Batteriemangel für die Hörgeräte sind sehr lebensnah erzählt und manchmal kann man sogar fast neidisch werden ob folgender Möglichkeit: “Die Hörhilfen im Zug herauszunehmen ist wie ein wundersames Upgrade von der zweiten in die erste Klasse.“ Zum Schluss wird der Roman traurig, melancholisch und ernst – wohldosiert und ohne spürbaren Übergang. Es gibt viele schöne Formulierungen und der Leser erhält eine zu keiner Zeit mühselige Nachhilfe in Linguistik und einen klitzekleinen sehr unterhaltsamen Exkurs über die katholische Kirche. Ein rundum gutes, schönes Buch (unverzichtbar für Hörgeschädigte und ihre Umgebung).