Wendekreis des Krebses
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Wendekreis des Krebses ist ein grandioses Buch, das in meinem Kopf kleben bleibt. Warum tut es das? Zunächst ist es die intensive Atmosphäre des menschlichen Lebens am Rande der Pariser Gesellschaft, die Miller in einer Mischung aus intelligenter Beobachtung, Selbstbeobachtung und in einer seltenen Obszönität beschreibt. Dahinter offenbart er aber seine Hingabe an das vulgäre Leben, ob der Sinnlosigkeit von allem. Aus der Ich-Perspektive heraus treibt er mit dem sozialen Bodensatz, frei von Moral, gängiger Ästhetik und automatisierter Lebensweisen. Das ist das Wesentliche. Er legt die grundlegenden Gefühle und Gedanken hinter menschlichen Handlungen offen. Und er zeigt die Freiheit darin. Dabei übergeht Miller literarische Konventionen in der Sprache und der Form. Statt eines Plots finden wir Themen und Gedanken, einen Wechsel aus Erlebtem, Gesellschaftskommentaren und Gefühlsausbrüchen. Manchmal vulgär, manchmal surreal, mal tiefgründig, mal ironisch. Wie der Inhalt schwankt auch die Sprache zwischen Extremen und Genügsamkeit. Sein Ausdruck ist lebendig, weil er so wahrhaftig, so frei ist, als würde er selbst zu Worten explodieren, während er sich treiben lässt. Ich fühle seine Eindrücke in dem Moment wenn ich es lese. Miller brach mit Sitte und Abstand in der Literatur, weil er alles das aufzeichnen wollte, was in Büchern weggelassen wird. Und ein gutes, obszönes Buch zu schreiben ist nicht so einfach wie es Manchen spontan erscheinen mag. In all seiner Obszönität zeigt das Buch nämlich vor allem eins: was es bedeutet zu Leben. Was Anais Nin 1934 im Vorwort des Buches sagt, hätte sie heute noch so sagen können: „Wenn sich hier eine Fähigkeit offenbart, zu schockieren und die Leblosen aus ihrem tiefen Schlaf zu schrecken, so wollen wir uns dazu beglückwünschen: denn die Tragödie unserer Welt besteht gerade darin, daß nichts mehr imstande ist, sie aus ihrer Lethargie aufzuscheuchen. Es gibt keine heftigen Träume mehr, keine Erquickung, kein Erwachen. In der Betäubung, die die Selbsterkenntnis erzeugt hat, gehen Leben und Kunst dahin und entgleiten uns. Wir treiben mit der Zeit und kämpfen gegen Schatten.“

2/3 des Buches passiert rein gar nichts am Ende findet er noch ein Anstellung und so tut sich dann doch noch was ich hoffe im zweiten Teil wird es interessanter
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Wendekreis des Krebses ist ein grandioses Buch, das in meinem Kopf kleben bleibt. Warum tut es das? Zunächst ist es die intensive Atmosphäre des menschlichen Lebens am Rande der Pariser Gesellschaft, die Miller in einer Mischung aus intelligenter Beobachtung, Selbstbeobachtung und in einer seltenen Obszönität beschreibt. Dahinter offenbart er aber seine Hingabe an das vulgäre Leben, ob der Sinnlosigkeit von allem. Aus der Ich-Perspektive heraus treibt er mit dem sozialen Bodensatz, frei von Moral, gängiger Ästhetik und automatisierter Lebensweisen. Das ist das Wesentliche. Er legt die grundlegenden Gefühle und Gedanken hinter menschlichen Handlungen offen. Und er zeigt die Freiheit darin. Dabei übergeht Miller literarische Konventionen in der Sprache und der Form. Statt eines Plots finden wir Themen und Gedanken, einen Wechsel aus Erlebtem, Gesellschaftskommentaren und Gefühlsausbrüchen. Manchmal vulgär, manchmal surreal, mal tiefgründig, mal ironisch. Wie der Inhalt schwankt auch die Sprache zwischen Extremen und Genügsamkeit. Sein Ausdruck ist lebendig, weil er so wahrhaftig, so frei ist, als würde er selbst zu Worten explodieren, während er sich treiben lässt. Ich fühle seine Eindrücke in dem Moment wenn ich es lese. Miller brach mit Sitte und Abstand in der Literatur, weil er alles das aufzeichnen wollte, was in Büchern weggelassen wird. Und ein gutes, obszönes Buch zu schreiben ist nicht so einfach wie es Manchen spontan erscheinen mag. In all seiner Obszönität zeigt das Buch nämlich vor allem eins: was es bedeutet zu Leben. Was Anais Nin 1934 im Vorwort des Buches sagt, hätte sie heute noch so sagen können: „Wenn sich hier eine Fähigkeit offenbart, zu schockieren und die Leblosen aus ihrem tiefen Schlaf zu schrecken, so wollen wir uns dazu beglückwünschen: denn die Tragödie unserer Welt besteht gerade darin, daß nichts mehr imstande ist, sie aus ihrer Lethargie aufzuscheuchen. Es gibt keine heftigen Träume mehr, keine Erquickung, kein Erwachen. In der Betäubung, die die Selbsterkenntnis erzeugt hat, gehen Leben und Kunst dahin und entgleiten uns. Wir treiben mit der Zeit und kämpfen gegen Schatten.“

2/3 des Buches passiert rein gar nichts am Ende findet er noch ein Anstellung und so tut sich dann doch noch was ich hoffe im zweiten Teil wird es interessanter