Weitlings Sommerfrische

Weitlings Sommerfrische

Hardcover
3.83
Das Glück Des ZauberersBestsellerliste SpiegelNadolniGedächtnis

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Beschreibung

In einem Sommergewitter kentert das Segelboot des angesehenen Berliner Richters Wilhelm Weitling. Er kommt nur knapp mit dem Leben davon, muss aber feststellen, dass ihn sein Unfall fünfzig Jahre in die Vergangenheit zurückgeworfen hat. Neugierig, aber auch mit sanfter Kritik begleitet er den Jungen, der er einmal war, durch die Tage nach dem Sturm. Wer ist er damals gewesen? Und wie konnte aus diesem Menschen der werden, der er heute ist? Muss er die Erinnerung an seine Eltern, seine erste Liebe, seine Berufswahl, sein ganzes Leben revidieren? Und wird er zu seiner Frau und in sein altes Leben zurückkehren dürfen?Sten Nadolny entführt uns auf eine philosophische Zeitreise, die seinen scharf beobachtenden Helden zu unverhofften Erkenntnissen führt.
Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
Zeitgenössische Romane
Format
Hardcover
Seitenzahl
224
Preis
17.50 €

Autorenbeschreibung

Sten Nadolny, geboren 1942 in Zehdenick an der Havel, lebt in Berlin und am Chiemsee. Für sein Werk wurde er unter anderen mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis 1980, dem Hans-Fallada-Preis 1985, dem Premio Vallombrosa 1986, dem Ernst-Hoferichter-Preis 1995 und dem Weilheimer Literaturpreis 2010 ausgezeichnet. Nach seinem literarischen Debüt »Netzkarte« erschien 1983 der Roman »Die Entdeckung der Langsamkeit«, der in alle Weltsprachen übersetzt wurde, und inzwischen zum modernen Klassiker der deutschsprachigen Literatur geworden ist. Danach veröffentlichte Sten Nadolny die Romane »Selim oder Die Gabe der Rede«, »Ein Gott der Frechheit«, »Er oder ich«, den »Ullsteinroman« und zuletzt der gemeinsam mit Jens Sparschuh verfasste Gesprächsband »Putz- und Flickstunde«. Für seinen Familienroman »Weitlings Sommerfrische« bekam er 2012 den Buchpreis der Stiftung Ravensburger Verlag.

Beiträge

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Ja, jetzt es ist offiziell: Ich liebe Sten Nadolny. Heinrich Steinfest und er müssen literarische Brüder im Geiste sein!

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Wilhelm Weitling, achtundsechzigjähriger Pensionär und Richter a.D., zurückgekehrt an den Ort seiner Kindheit am Chiemsee, kentert mit seinem Boot während eines plötzlich aufziehenden Sturmes. Das Unglück katapultiert ihn Jahre zurück in seine Jugend, und er erlebt die Tage und Wochen nach einem vergangenen Segelunglück als sechzehnjähriger Junge erneut. Doch kleine, scheinbar unbedeutende Ereignisse sind anders als in seiner Erinnerung. Kritisch, aber auch verständnisvoll entdeckt er sich selbst als Jugendlichen und beginnt zu hinterfragen, was im Leben vorgezeichnet ist und welche Einflüsse ein Leben formen können. Wird er in sein altes Leben zu seiner geliebten Frau zurückkehren können? „Sicher ist, dass ich im Leben ein paar grundlegende Dinge nie begriffen habe, und ich weiß nicht einmal, welche.“ Mit diesem Satz beginnt „Weitlings Sommerfrische“ und Wilhelm Weitling legt den Zettel, auf den er diese Erkenntnis geschrieben hat, unter eine Bodenfliese – zur Wiedervorlage. Denn noch ist ihm nicht ganz klar, was dieser Gedanke eigentlich von ihm will. Genauso erging es mir zunächst mit dem Buch. Sten Nadolny erzählt in ruhiger, geradezu malerischer Weise vom Leben am Chiemsee, von bairischen Eigenarten und Redewendungen, vom geruhsamen Leben eines pensionierten Richters, der an seinem eigenen Buch arbeitet und manchmal ein wenig wehmütig an seine Jugend zurückdenkt. Doch mit dem Erkenntnisgewinn Weitlings ändert sich auch der Blick auf die Geschichte, die zwar nie wirklich spannend wird oder an Fahrt aufnimmt, aber dennoch zu fesseln versteht. Das Buch ist zunächst aus der auktorialen Perspektive geschrieben, solange bis Weitling als Geist in seiner Jugend erscheint. Der Wechsel zum Ich-Erzähler kennzeichnet die Zeitreise, auf die Weitling sich begibt. Die Zeitreise, vom Großvater auch als „Sommerfrische“ bezeichnet, wirkt anfangs wie zusammengesuchte Erinnerungen und zeichnet ein Bild der 50er Jahre. Erst später fügen sich Details zu einem Ganzen und finden ihren Platz in der gut konstruierten Geschichte. “Weitlings Sommerfrische” ist ein autobiographisch gefärbter Roman, der den Einfluss von Familie und die Frage nach der eigenen Identität betrachtet. Besonders interessant fand ich die Parallelen bzw. Umkehrungen im Leben Nadolnys, mit denen der Autor in seinem Roman spielt. So sehr mich das Buch beim Lesen manchmal verwirrt, manchmal sogar angesichts der ausschweifenden Erinnerungen an die Schulzeit und Lehrer mitsamt ihrer Spitznamen gelangweilt hat, umso interessanter lässt es sich mit zeitlicher Entfernung betrachten. Ein Buch, das zum Nachdenken anregt und dem “Was wäre gewesen, wenn…”-Spiel neues Gedankenfutter bietet. © Tintenelfe www.tintenhain.de

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