Warten auf Goebbels
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Bernd Schroeder, 1944 geboren, ist Autor und Regisseur zahlreicher Hör- und Fernsehspiele und wurde mit dem Adolf-Grimme-Preis und dem Bundesfilmpreis ausgezeichnet. Er veröffentlichte die Romane »Versunkenes Land«, »Unter Brüdern«, »Die Madonnina«, »Mutter & Sohn«, »Hau«, »Auf Amerika«, »Wir sind doch alle da« sowie zuletzt »Warten auf Goebbels«. Elke Heidenreich und Bernd Schroeder schrieben gemeinsam die Geschichten »Rudernde Hunde« und den Roman »Alte Liebe«. Bernd Schroeder lebte in Ahrenshoop und starb im Juni 2023.
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"'So wird es sein', sagt Itzak später zu Ruth, sie werden zu Kreuze kriechen, sich in den Staub werfen, ihre eigene Schuld ganz kleinrechnen, bis sie sich der Absolution der Sieger sicher sind. Danach aber werden sie sich wieder auf das besinnen, was sie einst so stark und unfehlbar gemacht hat, und sie werden wieder die Alten sein.'" Der Regisseur Konrad Eisleben wird Mitte 1944 damit beauftragt, in Altenburg an der Heide einen Ufa-Film zu drehen, der pünktlich zum Endsieg in den deutschen Kinos laufen soll. Der Propagandaminister höchstpersönlich macht Angaben dazu, welch glorreiche Szenen zu sehen sein sollen, inklusive eines Auftritts von Goebbels selbst. Die Dreharbeiten schreiten fort, und so tut es auch der Krieg, der immer mehr Opfer fordert. Den Beteiligten des Drehs wird immer klarer, dass der Endsieg für die Deutschen nicht kommen wird und der Film niemals fertig sein wird. Doch um nicht an die Front zu müssen, tun alle so, als gäbe es noch etwas zu retten. In kurzen Abschnitten springt der Autor zwischen den einzelnen Personen hin und her, um die 20 Leute, die ihre eigenen Interessen und Ansichten zum Krieg haben. Dazwischen werden immer wieder Tagebucheinträge von Goebbels sowie tagesaktuelle Kriegsmeldungen gestreut. Aufgrund der Vielzahl an Personen war es für mich leider sehr unübersichtlich und blieb es auch bis zum Schluss. Auch werden die Figuren dadurch meist nur oberflächlich porträtiert, was allerdings viel zum satirischen Ton beiträgt. Der grenzenlose Opportunismus der Leute sowie die gegenseitige Abneigung bringt schon Schmunzel-Potential. Es bleibt natürlich dennoch ein Buch, das wütend macht (nicht nur, weil der Autor unnötigerweise das N-Wort benutzt 🥴) - denn der geschilderte Opportunismus ist nur ein Spiegelbild der Realität, ebenso wie das Verschließen der Augen vor dem angerichteten und zugelassenen Leid. Einzig die Perspektive der Kuckelkorns, des geretteten jüdischen Schauspiel-Paars, thematisiert die Schwere des Unverzeihlichen. Einige Figuren des Romans sollen reale Vorbilder haben, auch das Vorhaben des letzten Films soll auf historischen Gegebenheiten beruhen. CN: Verg3waltigung, Ant1semitismus, B0dyshaming, H0mofeindlichkeit, N-Wort, Able1smus

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Bernd Schroeder, 1944 geboren, ist Autor und Regisseur zahlreicher Hör- und Fernsehspiele und wurde mit dem Adolf-Grimme-Preis und dem Bundesfilmpreis ausgezeichnet. Er veröffentlichte die Romane »Versunkenes Land«, »Unter Brüdern«, »Die Madonnina«, »Mutter & Sohn«, »Hau«, »Auf Amerika«, »Wir sind doch alle da« sowie zuletzt »Warten auf Goebbels«. Elke Heidenreich und Bernd Schroeder schrieben gemeinsam die Geschichten »Rudernde Hunde« und den Roman »Alte Liebe«. Bernd Schroeder lebte in Ahrenshoop und starb im Juni 2023.
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"'So wird es sein', sagt Itzak später zu Ruth, sie werden zu Kreuze kriechen, sich in den Staub werfen, ihre eigene Schuld ganz kleinrechnen, bis sie sich der Absolution der Sieger sicher sind. Danach aber werden sie sich wieder auf das besinnen, was sie einst so stark und unfehlbar gemacht hat, und sie werden wieder die Alten sein.'" Der Regisseur Konrad Eisleben wird Mitte 1944 damit beauftragt, in Altenburg an der Heide einen Ufa-Film zu drehen, der pünktlich zum Endsieg in den deutschen Kinos laufen soll. Der Propagandaminister höchstpersönlich macht Angaben dazu, welch glorreiche Szenen zu sehen sein sollen, inklusive eines Auftritts von Goebbels selbst. Die Dreharbeiten schreiten fort, und so tut es auch der Krieg, der immer mehr Opfer fordert. Den Beteiligten des Drehs wird immer klarer, dass der Endsieg für die Deutschen nicht kommen wird und der Film niemals fertig sein wird. Doch um nicht an die Front zu müssen, tun alle so, als gäbe es noch etwas zu retten. In kurzen Abschnitten springt der Autor zwischen den einzelnen Personen hin und her, um die 20 Leute, die ihre eigenen Interessen und Ansichten zum Krieg haben. Dazwischen werden immer wieder Tagebucheinträge von Goebbels sowie tagesaktuelle Kriegsmeldungen gestreut. Aufgrund der Vielzahl an Personen war es für mich leider sehr unübersichtlich und blieb es auch bis zum Schluss. Auch werden die Figuren dadurch meist nur oberflächlich porträtiert, was allerdings viel zum satirischen Ton beiträgt. Der grenzenlose Opportunismus der Leute sowie die gegenseitige Abneigung bringt schon Schmunzel-Potential. Es bleibt natürlich dennoch ein Buch, das wütend macht (nicht nur, weil der Autor unnötigerweise das N-Wort benutzt 🥴) - denn der geschilderte Opportunismus ist nur ein Spiegelbild der Realität, ebenso wie das Verschließen der Augen vor dem angerichteten und zugelassenen Leid. Einzig die Perspektive der Kuckelkorns, des geretteten jüdischen Schauspiel-Paars, thematisiert die Schwere des Unverzeihlichen. Einige Figuren des Romans sollen reale Vorbilder haben, auch das Vorhaben des letzten Films soll auf historischen Gegebenheiten beruhen. CN: Verg3waltigung, Ant1semitismus, B0dyshaming, H0mofeindlichkeit, N-Wort, Able1smus
